<36631979830016 <36631979830016 Bayer. Staatsbibliothek Digitized by Google Digitized by Google 33ud> tor fdjonltcn C3cfd)td)tm unt Sagen. & ü r 91 ft unti 3ung reieter f r $ ä t? 1 1 »on © u ft a t> <2> cb u* a b . Sroeitc '•Hiiflinu. dErfier $ a n b. ©lit .Rupfern $ur (Ptnovefa. Stuttgart, Sertag »ott ©., ®. giefefring. 1 8 4 3. Digitized by Google Digitized by Google //.' J/eru el fcts. MmALücA V. Er'njtRaufJtlJmrnutaJt. Digitized by Google JleutfdK» tJolholnidjii'. 8ör I 3ntif) u n fr Ult xoitbtr ergäbt t von <@uftat) §> d) u> ci b. .■> Sweitt ffluflagr. » • « «ßrfler Uanb. 9J1 i t jtBti Äu^fetn jtir c n o t> < f a . Ätuttgart, S3 e r l a g von änben eine« großen fDieifierö in Iprifcpen, epifchen, bramatifcben Uingefialtungen »erbmiicbt unb »erffart. 3«ne Bearbeitungen benehmen jeboth ber früheren, an* fpruddfofen gorm biefet Soldgefcbicpten ton ihrem eigentümlichen SGBerthe nicht«, unb ber unterbotene ©efcpmacf wirb ton ben Digitized by Google VI Ueberbichtungen betfelben eben fo gerne ju bet fchlichten 2)arftellung bet alten 3ett jurücffehren , als et ficb »on ben gentalften Satia= tionen in bet SKuftf immer wiebet mit gleichem Vergnügen einer einfachfchönen Urmelobie juwenbet. Sefonbcrö werben jüngere ?efer, welche, gleich bem Solle, gefteigerter ^uitfibilbung noch nicht ju* gänglich finb, »on ber ^Joefie biefer ©agen in ihrer einfachen ©eftalt ergriffen unb gerührt werben, währen» ^ugfetth ber ©runb-- ton »on grömmigfeit unb reiner ©itte, ber burib bie heften biefer ^Jocften in ihrer alteften gotm am hotbarfien burchftingt, fte oor= jugSwcife ju einem Sefebuche ber 3ugenb maiht, baö, ohne »on auögefprochen bibaftifcher Stenbenj ju fc»n, fte bod) gegen Uit* glauben unb Unfttte ju befeftigen unb barüber ju belehren geeignet ifl, baf bie fchönfte ©ichtung mit Seligton unb £ugenb in ewigem Sunbe fleht. 3Rit Sücfficht auf bie 3ugenb finb benn auch nicht nur bie wenigen phantaftifchen unb humoriftifchen grjählungen, i welche jut Abwechslung jwifchen ben Seihen ber ernfteren ©agen flehen, »on bem ^Bearbeiter behanbett unb hier unb ba befchranft worben, fonbern er hat auch in ben übrigen ©erlebten Alles ent» fernen ju müffen geglaubt, was, wenn auch an fich rein, boch eine unreife ^Jhantafte ungebührlich erregen unb ihr ungefunbe Sahtung juführen fonnte. 3m fiebrigen hat fiep ber Herausgeber, mit ein» jfger AuSfcpeibung beS Ueberflüfjigen unb ©törenben, nach Sorm unb 3«halt fiteng an bie alten SolfSbücper gehalten, unb wie ber $itel fagt, getreu wieberetjcihl t. Digitized by Google VII ©erre« ift fein gügrer gn tiefen alten ©tgä£en gewefen. Sritifcgcr ©iegtung bc« Jette« beburfte eT ja feinem 3mde nicht; Do* fev ermähnt, tag con ben Searbeitungen biefe« etftcn S3anbe« ©iegfrieb, £irlanba, ©enoeefa, 2J?agelone, ta« ©cgfog in tet £egle la I a, ©tifelti« nach ten im Um* laufe befinblicgen fliegenben Slättem mit »erfcgicbcncm ©ruderte, tie Lefctere mit 3«jieh«ng te« gragment« einet Slug«burgcr 2u«* gäbe ton 1628, tie ©ebi 1t bürget nach einem alten Drude, ohne ©rudert unt 3abtjagl (»ogl aber au« bem Anfänge te« l7ten 3abrbuntert«), 3?obert ber Jeufel nach einem franjöft* fegen 2?eft«bucge een Limoge« (ohne 3abrjab0, mit SSerglcicgung eon ©pajiet« Ueberfefcung au« bem 2llt*englifai Buch erfcheint biefimal in j»ei gleichförmigeren Ableitungen, beren Sn* orbnung et»aö »eränbert »orben tft ; überbtef» wirb ei oermebrt burch eine Bearbeitung ber Bolföfage con Dr. gaufl, »eiche bem j»eiten Banbe einoerleibt »erben, unb ju ber ein Bor»ort biefe* Banbeö ba* ÜRötbige bemerfen »irb. ®er f>crt Berlegcr bat, »te ber Sugetifchein lebrt, für bie jierliche Suöflattung beö Buche*, / fo»ie in Begebung auf eine grmäfjigung be* greife*, jurn Bebufe erleichterter Berbrcitung, baö Mögliche getban. Stuttgart btn 8. ®«t>t. 1842. Digitized by Google Per geljornte £ie|jfrie&# ©«»ab, ®tföi<$ten u. ©. 21« Hufl. L 1 Digitized by Google Digitized by Google StaaibL-jiicÜisk MÜ^lJEEN cB-SJi jener alten £elbengeit, ba Jtönig 3lrtu« in SBrittannien mit feinen eblen Otittern Xafelrunbe tyttt, »ohnte in ben hiebet: lanben ein .König mit Flamen Siegbatb , beffen @cmat;lin einen einzigen Sohn, Siegfrieb, hatte. 2Ba« biefet gethan unb au«: geflanben, mit! bie nad)folgenbe ©efchichte erjagen. $et J?nabe Siegfrieb »arb grof? unb flarf , gab nicht« auf 33ater unb SWutter, fonbem badjte nur batauf, »ie er ein freier SJlann »erben möchte. (Ir macfjte bamit feinen (Sltern grofje Sorge, unb bet .König hflog mit feinen SSertrauten 9tath, »ie man ben .Knaben in bie Srrembe gieren taffen fönnte, »o er et»a$ gu erflehen batte; ob nicht vielleicht noch ein tapferer <§etb au« ihm »erben fönnte. 3lbet Siegfrieb tonnte bie 3«* nicht et= »arten, bi« ihn bet SSater auSgefiattet hätte, fonbem er gieng ohne Urlaub baöon, feine Abenteuer gu verfugen. Snbent er nun burch ©eljölg unb SBilbnif gog , unb bet junger ihn all: mähltg gu quälen anfieng, faf> er vor einem bluten 2Balbe ein ®orf liegen, unb richtete feine Schritte nach bemfetben. 3«1 nachjt vor bem SDorfe »ohnte ein Schmib ; ihn farach Siegfrieb an, ob er einen jungen ober .Knecht nothig habe; benn er hatte g»ei Sage nicht« gegejfett, unb »ar gu §uf eine grofie Strecfe gegangen; nach >§aufe gurücfgufehren fchamte er (Id), unb ber 2Öeg »ar auch feht »eit. 311« ber Schmib fah , bafi Siegfrieb ein »acferc« unb gefunbe« 3lu«fehen hatte, lief er fleh« gefallen, 1 * Digitized by Google 4 ®er gehörnte Siegfrieb. unb gab bcm Jtnaben ju effen unb ju trinfen, beffcn Siegfrieb mohl beburfte. SBeit eS nun fpüt am Sage mar, lief? er ü)n ju Sette meifen, unb am anbern SKorgen flettte er ihn als feinen Sungen an , unb führte ihn jut 2lrbeit, benn er molfte fefyen , ob er fl«h auch junt etrn ; fo bafj ber Sleifler nur auf Siittel unb SBege fann, mie er ben ungefügen jungen mieber log merben mochte. Sefjmegen berief et am nächften Siotgen ben Siegfrieb ju fleh unb fptach ju ihm : „Sa iraradjenfett feinen gan- gen Sfeib, mit 2luSnabme gmeier glede an ber Schulter, mobln er nicht gelangen fonnte. Unb biej? ift bie Urfadje, marum er f^ater ber gehörnte ©iegfrieb genannt marb. 2Sie nun ©iegfrieb allenthalben fld? mit *j?orn gemaffnet füllte, fo badjte er: „3e&t bifi $u gefingert, jefct fatmji ©u mie ein anberer JRitter bingeben, mohin bid? gelüftet." So begab er ftcb benn an ben <§of eines meitberühmten JfSnigeS, ber b*«fj ©itbalb, unb hielt <&of gu SormS am 9th*me. ©iefer Jtönig batte brei @öb*m unb eine überaus fd?öne Sbdjter, mit Flamen glotigunbe. 9tun begab eS fid? einmal an einem heif?en Stit; tage, bafj bie Jungfrau fitb an ein genjter fteUte, um frife ©tunbe fang auf ben Sergen feben fonnte. 35er Sater unb bie Stutter ber 3ungfrau vergiengen in 2lengfien ; bie SDtutter meinte $ag unb atadjt, bis ihre iHugen blöbe mürben, ©ermeil h°tte Ungeheuer bie 3«ngfrau auf ben ©radjenftein Digiiized by Google 6 ©et gezürnte Sicgfcteb. getraut, unb ba er »on bem glug uiübe mar, fo legte er fein <§aupt in ihren Schooj? , unb entfchlief. (Sr fing an gu fd)nar= djen, unb über feinem 2ltbemholen erbitterte ber Stachenflein. 35a fönnet ihr benfen, mie ber Jungfrau gu STOuthe fetyn rnufite, bie nichts anberS not fiie übel ^a6t an mir, meinem Skater , meiner herglieben SKutter unb allen ben alleinigen ge; than! So niete Sage flnb eS, ba^ 3^c mi<^ hergeführt habt, unb ich mit SBurgeln unb Kräutern mein geben friften muffte. ^Solltet 3h* mir nun vergönnen, mit meinen dttern unb ©e- fchwiflern gu fpre^en unb mich 5U 3h«en führen, fo tritt ich (Such hier unoerbrüchlich angeloben, bafj ich triebet auf biefen Stein unb an biefe Stelle gu Such fomrnen null, auch (Sud) gerne folgen, mohin 3hl mitaraiefje nach bem 5hiere Digitized by Google 8 ®er flcljörttte Siegfrieb. , Siegfrieb ater fam ihm guoor unb fdjlug bern Qtber mit feinem «Scherte ben «Kobf oon einanber, baß et tobt gur 6rbe fiel. 35er Äönig munberte fldj nic^t menig über feine fettene (Starte, unb mürbe Ujrn immer mehr gemogen, auch oerbreitete firaur, bie gu bem Orte führte, mo bet Drache mit ber 3ungfrau ftch aufhielt. Si8 in ben »ierten Sag »erfolgte er mit feinem 4?unbe biefe ©für, ohne an (Sffen unb Srinfen gu benfen, benn flet8 fcbmebte ihm bie fchone glotigunbe »or Slugen. 2öie er nun merfte, baf? fein iPferb matt mürbe, lief? er e8 ein menig grafen, meil nid^td SeffereS gur ©teile mar; er fetbji fühlte fleh auch erntübet unb mollte ein menig ruhen; ba tief au8 bem SEBalbe ein großer Söme auf ihn gu. <§iet ifl nicht lange ßeit gu fragen, badjte ©iegfrieb; er griff, mie einfl ©irnfon bem milben Shiere behergt in- ben Olafen, unb tif? ihn »on einanber, fo baf? ber üiöme tobt »or ihm balag. Dann nahm er ben (Srlegten, hüngte ihn an einem Saume auf, fattelte fein Sf«& unb eilte feinem «§unbe nach , ber ein getreuer SBegmeifer mar. (Sr mar noch nicht kveit geritten, als ihm ein gemahbneter SSitter begegnete, ber ihn gang barfch anrebete: „3unger Slann, mer Du auch fehft, ich fage Dir, Du fommfi ohne ©chmertffreich nicht »on hi«, Du gebeff Dich tnir benn gefangen. 2Bo nicht, fo muf?t Du »on meinen «Oanben flerben! " 9J?it biefen SBorten gog er fein ©chmert. 3Cber ©iegfrieb bebaute fleh ni<^t lange, auch er griff gu feinem guten ©djmerte unb fbrad) : „Du »iel fühnet fftitter, mer Du auch fetyeff, mehre Dich männlich, benn bief? nftrb noth fetjn, ba ich Dich halb gu lehren gebenfe, baf? man einen behergten ffütter nicht ungeflraft auf freier ©träfe anfällt." Digitized by Google 10 Ser geh&rute ©iegfrieb. Somit fdjlugen j!e ft&ftig gufammen, bafjj bie gunfen flohen. Sa f»raeib geben, wenn id) nur noch Jfraft genug Befäfje; fo aber fage mir, Wer Su Biff.“ ,,©ie h«fien mich kfn gehörnten ©iegfrieb," erwieberte ©iegfrieb. 9118 ber Stifter biefe8 hörte, richtete er fierg war, fo froh warb ©iegfrieb über feine KBorte. „@g genügt mir," fbrad) er, „unb nun bebarf e8 weiter nid)t8, alS baf? id; bie fdjöne Jungfrau »on bem Dramen errette." 2118 ber .König »etnabm, bafi ©iegfrieb »on feinem Korbaben nicht laffen wolle, entfefcte er fleh, unb bat ihn bringenb, nid)t ba8 furchtbare Sßagjlücf gu unternehmen, fonbern ungefäbrbet »on hinnen gu fcheiben. Da ftiefj ©iegfrieb fein ©chwert in bie Digitized by Google Der gehörnte Siegfrieb. 13 ©rbe unb fchtour einen breifachen (Sib : ec wolle nicht bon bannen Weichen , ec habe benn bie fchöne 3ungftau erlöfet. „Unb Wenn ©u noch bcei Sibe fchwöreff," fagte ber 3mct& «fo ift bod? Sttte« yergebenS; ©ein geben ift »erloren, wenn ©u ©iwgtein fürstete fid; feht »or bem Abenteuer, unb b achte barauf, wie eS entfliehen möchte, ©a ergriff Siegfrieb ben Älei= nen bei ben paaren, unb fchmifj ihn an eine Sflömanb, baff ihm feine fchöne Jtrone in Stücfen brach. 3efct fprach ber 3Wft8 mit Stehen : „Sieber (Ritter Siegfrieb, fiille ©einen 3»rn unb fchone jneineö Sehens ; ich miff ©ir rathen unb helfen, fo gut ich fann!" ,,©aS banfe ©ir ber Satan, baf ©u jefct erfl fo fhtithff," erwie= berte Siegfrieb. 2lber ber 3mergenfönig fagte: „<&iet gan§ in unfret (Rahe wohnt ber (Riefe äßotfgrambar, bem gehört bie ganje ©egenb, ber hat taufenb (Wann unter fleh, bie ihm alle ju ©ebote flehen, ©er hat ben Schlöffet jurn ©rachenffein!" 2US Siegfrieb biefeS ^örte, freute er jt«h über bie (Waffen unb ftprach: „(Run, 3»»erg, fo jetge mir alSbalb ben 3öeg §u ihm, bamit ich ber Sungfrau ju >&ülfe fomrne unb fie errette! äßo nicht, fo mufft ©u fierben!" ©er 3merg gitterte »or Slngft, unb WieS ben (Ritter »orWärtS nach einem (Berge bei einer fteiner; nen SBanb, wo ber (Riefe feine SEBohnung hatte. (Räubern Sieg* frieb bahin gelangt, jochte et an bie £hnre beS SetfenhaufeS, rief bem (Riefen mit Wanten unb hieff ih« ffth herauSfommett. Sobatb ber (Riefe baS »ernahnt, fyrang er mit 3orn unb ©rirnm heraus, mit einer eifernen Stange in ber «§anb, unb als er Sieg= friebS anftchtig würbe, fprach ft: „Speicher Teufel hat ©ich hierher gebracht? ©ebenfe nur nicht, baff bich beine Suffe wieber hinwegtragen werben!11 Siegfrieb fprach: „©S ifl nun fdjon Digitized by Google 14 5>er gedornte Siegfrieb. »iet 3ahre, baff ®u bie fehöne Jungfrau ftlorigunbe auf bem ©tachenflein in fo gtofjer ©rüBfal »erfchloffen haltft; barum begehre ich »on ©it, baf} ®u mir bie Jungfrau ^erauögeBefl ! " 3(1$ ber (Riefe biefe Sßorte hörte, mürbe er noefc grimmiger, fdjmang bie eiferne Stange unb führte einen fo ungeheuren Streich nach Siegfrieb, bah hie 3lefle »on ben Säumen umher* flogen, unb bie Stange tief in bie @rbe fuhr. 3lBer ber Schlag hatte gefehlt, fo baff er bem gelben nicht fehabete; benn Siegfrieb mar ihm au$ bem SBege gedrungen, ©er (Riefe aber , al$ er fah, ba§ et ben (Rittet »erfehlt hatte, mürbe immer milber unb fd)lug fo märeifel $u Soben gefchtagen hätte, menn ihm nicht feine Sehenbigfeit abermals §u ^ülfe gefommen märe. ®a$ »erbroh bett (Riefen über bie (Waffen, unb er entfloh in feine fieinetne 2Banb. ©ort »erfianb er feine SBunben, fo gut er Jonnte. ®a flattb nun Siegfrieb allein unb Befann ftdj, mie er bie Jungfrau erretten fönnte. ©emnach Mochte er auf$ neue an be$ (Riefen <§au$. ©iefer gaB ihm jur dlntmort: „SEBetbe nur nicht ungebulbig ! Balb miU ich lieber Bei ®ir fetyn unb ©ir ben ©arau$ machen!" ©ajmifchen hatte fleh ber (Riefe mit einem »ergolbeten iit: fürwahr, wofern SJDu mir nicht bie Jungfrau »om ©vadjenftein gewinnen hilft* , fo Will ich ©ir ©ein Seben nehmen, unb wenn ©u ber Teufel felber warft, ©ott ift bod? ftärfer al$ 2Du ; ber wirb mid? nid?t in ©eine 4?aube geben." — „3ee gehörnte Siegfrieb. benn alä ob er noetglein BetmlicB latßen, ritBtete ©iegfrieben auf, unb fefcte ißn neben ßcB- 2tlö biefet »iebet ju ßcB gefommen toar , banfte er bem 3*»etg von ganjem *&er$en: „®ott," fvrad) er, „tvirb Dit’ö vergelten, baß®u fo treu; lia&, @tf(t)i(^icn u. <8. 2te Stuft. I. 2 Digitized by Google 18 ©er geljörnte ©iegfricb. habe." „3a," fagte t>aa Swergtein, „wobt Jjaft ©u Urfa^e ©ott ju banfen, eblet Kitter, benn »renn itfy ®ir nicht ju <§ütfe gefommen Ware, fo wareft ©u »erloren gewefen. 3«&t aber bitte idj ©id), ©u wolteft ©idj um bie Jungfrau nicht meb» befümmem nod? bemühen , bamit ®it nicht nodj ©cblimmereS Wiberfabre. ©enn je|o fannft ©u noch ohne alte ©efabr unter biefer meiner Kebetfabjje »on Rinnen fommen." ©a ftradj ©legfrieb: rf3twerg , ©eine Sitten ftnb »ergebend ! SEBie follt ich Arbeit unb 2Kübe umfon jl aufgewenbet l;aben? ®a8 fe» ferne; unb l?atte ich taufenb geben, ich wollte fte gerne alle batan tragen, unb foltte mir auch fein einjigeä übrig bleiben! " Unb mit biefen SSorten rijj er bie Kebelfabbe »on fld?, bafj et wieber fiebtbar mürbe, nahm fein Schwert in bie beiben -§änbe, lief »oll ®timm ben Kiefen männlich an , unb ^ieb tfynt nod? adjt weitere tiefe SBun: ben. ©a fc^rie ber Kiefe laut auf: ,,©u bift ein fo fleiner SKann, unb fdjlägft fo fraftiglich auf mich! 2Ba8 nü§et ©ich benit mein ©ob, ba ja itad? mir bod) fein OÄenfch auf ber SCßelt »otbanben ijt, ber ®ir fann bie Jungfrau gewinnen Reifen!" 3e|t gebaute ©iegfrieb an bie grofje Siebe, bie er gu ber Jungfrau trug; er lieft bafjer ben Kiefen beim geben unb fyrad?: „So bebe ®idj »on bannen unb gebe immerhin »oran, mir ben 2Bcg gut 3ung= frau ju geigen. ©buft ®u biejj nicht, fo fdjlage ich ®ir ©ein «§aubt ab, unb füllte jugleicb bie gange SBelt untergeben." ®a nun ber Otiefe ben Srnfl an bent Kitter fab, fo nabnt er feinen ©chlüjfel in bie -©anb, ging »oran, biö jle ju einer ©büre farnen, bie acht Jffafter tief unter ber Srbe »erborgen unb »etfdjloffen war. ©iefe fcblofj ber Kiefe auf, unb wie ffe aufge= fperrt war, tijj ©iegfrieb ben ©djiüjfet an jlcb unb fyracb : „3ei}t bebe ©icb fort, ®u nicbtöwürbiger, treulofer Söfewicbt, unb geige mir ben 2Beg gu ber 3ungfrau, ober ie bi« ungeheure ©iefe beö ©efteineS ^inaB= fliegen, würben fle fehr mübe, jurnal ber Sliefe, bet Ware gern niebergefeffett , weil er feine SBunben wohl empfanb; aber Sieg= frieb trieb ihn mit ©ewalt fort. Unb jefct enblid) würbe bet ebte fRitter bie Jungfrau gewahr, unb beffen freute fleh fein <§erj. 2tud? grlorigunbe brach öor grreuben in 5!^ränen aus, als fle ben tapfern Siegfrieb fah, unb fprath : „liefen Stitter habe ich öfters Bei meinem SSater gefehen!" (Sie ^ie§ ihn witlfommen, unb wollte wijfen, wie eS ihrem 93ater, ihrer Sßutter unb ihren brei Stübern ju SßormS ginge. Siegfrieb Berichtete ihr mit wenigen SSorten, bafj er jie Bei feiner 9l6reife oor »ier ©agen alle in guter ©efunbheit »erlaffen habe. ©ann fprach er: „SSiel tugenbreiche 3ungftau ! Sajjt »on Sutern trauern ab , unb f^icfet Such jur Steife an, benn unfereS SBleiBenS wirb hier nicht lange fepn." — „Äch mein ebler Stitter," fprach bie Smtgfrau, „hb habe große (Sorge um Such : 3b* werbet mich nicht ohne Streit »on hinnen Bringen; unb ich furchte fehr, 3h* möchtet, fo tapfer 3h* fab, bem ungeheuren ©rächen nicht SÖiberjlanb leiflen fßnnen, benn er ifl ber leibhaftige Satan." — „Unb wenn er auch ber Satan Ware," fprach Siegfrieb, „tugenbfame 3ungfrau, follte ich barunt meine Slrbeit unb 2Jlüf)e utnfonfl aufgewenbet haben? Sieht, entweber ntujj ich ®uu eine überaus fchöne tflinge finben, bie ber berühmtere 9Reifiet in ber SBett mitÄünfien gugerichtet ^at; aufjer Ufr ijt feine gu finben, mit meiner ber 2>radje übethjunben metben fßnnte." Siegftieb, feht begierig, griff gleich nad) bem Schmerle, ot)ne ein Hebet gu be^ forgen. £>a fdjlägt ber treutofe 33ube, ber nicht merth ift, baff man ihn nenne, bem ebetn Siegfrieb eine tiefe SBunbe, fo bap er faum auf (Sinem $uj?e in bem 3)radjenftein gu flehen »er? mochte. S)och ermannte er fidf , unb fehrte fld; bem Ungetreuen mit Jngrimm unb (Sntrüfiung gu. 0tun fing oon neuem ein fotcheS SUngeit an, bafj bet $>rachenflein baoon gitterte. 3)ie 3ungftau rang ihre <§änbe unb raufte it;r golbeneS Jpaar auS bent <§auf)t; fle fdjtie ftehenttid; gu ©ott, bafj er bodj bem ©e= regten beiftehen motte! $ent »Ritter aber rief fie gu: „Ü)u oiet füljnet 4?elb! ftreite männlich für ein geben unb rette mich armes ÜRagbtein ! ©ebenfe ber gropen Slrbeit, bie 2>u bereits um meinetmitten auSgeftanben fiafi!" 2llS Siegftieb fte fo Hagen hörte, fprad; er: „Sei; getrofi, meine Sdjöne, eS h«t W» tRott)!" ®er tRiefe aber badjte: „3efct mup eS gemonncit ober »ertöten fewtt ! " ü)od; Siegfrieb fapte beit JRiefen in feine 2Bun= ben unb tifj fte ihm »on einanber, bap baS 23tut »om Steine hinabflofj. 3)a fanf ber tRiefe gut (Srbe, unb bat flehentlich mit bebenber Stimme, ber tRitter motte ihn bodj feines (SbelmuttjeS geniepen taffen, unb ihm baS geben fchenfett. (St befannte babei, bafj er nun gu breienmaten treulos an ihm gemorben fei;. „SBeit 3hf beim fehet," fagte er, „bap ich f° frafttoS ba liege, fo merbet 3ht ®uch bejto meniger »or mir gu fürchten hoben!" Siegftieb Digitized by Google ©er gehörnte ©tegfrieb. 21 aber, bet nunmehr bie Jungfrau in feiner ©ewatt fab, unb ben ©cbtüffel gu bern ©vachenflein Bei {leb hatte, achtete feiner Sitten nicht, fonbern er ^aefte ben ungeheuren Kiefen unb ftürgte ihn som ©rachenftein hinab , baf? fein ©ebein in ber §e(fenfluft jers fchmettert warb. 9U8 ftlorigunbe biefeS fab, brach jle in ein tauteä greubens gefdjtei au$, unb banfte ©ott, baf er bern Witter fo grobe ©tarfe gegeben; ©tegfrieb aber nabte flc^ bet Sungfrau, umfing flc göebtigticb unb fhrach gu ihr: „Kur guten SWutheS, meine ©es liebte! (Euer Seib foll batb in ftreube tierwanbelt »erben.'1 ©ie Jungfrau banfte bern Kitter oon <§ergen mit bieten beweglichen SBorten; fte erinnerte ihn jeboch, baf bief 2MeS noch nicht genug fety, benn fte backte an ben ©rachen, unb fürchtete, bab i^m biefet noch gröberem Ungemach antbun möchte, als ber Kiefe. ,,©ief tft mein geringer Kummer , " fagte ber Kitter lächelnb, „ je^t befümmert mich nur (SineS : nämlich, bab ich feit oier ©agen unb Kachten Weber gegejfen noch getrunfen, »iel Weniger ber Kühe gehflogen habe.“ ©aS hotte baS Bwerglein dgwatb, baS bem Kitter gefolgt war, unb erfchracf mit bet 3ungfrau nicht wenig ; forgte auch alSbalb bafür, bab feine Safallen , bie 3nerge, bem gelben gtt effen brachten, unb erbot fleh, ihn unb feine ©etiebte gum Wenigs ften gwei 2ßo mein lieber «§etr," erwiebecte bie Sungfrau, „wenn ©ueb auch bie gange 2Belt beiftanbe, fo wäre eS je|t bocr gehörnte ©icgftieö. 23 batte er geraubt in ber 2lbfl ba3 ihm ber 9tiefe auf bem ©radjenftein gegeigt hatte, unb ging bamit ben getfen hinan. 2U3 ber ©rache ©iegfrieb gemäht mürbe, griff er ihn mit folget ©emalt an, baf ber (Stein ba»on erbitterte, al$ ob er verfallen mollte. Siegfried mehrte fleh , fo gut er immer mochte, hoch fonnte er e$ nicht »erbinbern, baf ihnt ber ®raerge auf, tief in bie SBalber ju fliehen , benn fle fürchteten , ber gel8 mpchte einfallen unb fle 2lUe gerf^mettem. 9lun hatten ficb in bem ©ebitge aud? gmei Srübet beö 3n>ergenfönig3 ©gmalb aufgehalten, metche ben gtof en ©ebaf} ibrf8 ffiaterö bafetbfl hüteten. 211$ nun bie 3t®«tge alle bauen flohen, »erfteeften fle ben ©djab in ein bobltö ©eftein, y Digitized by Google 24 ©er gehörnte ©iegfrieb. bidft an ber fieinernen SBanb, unter bem ©radjenflein. ©et 3t»ergenfönig (Sgtcatb aber teufte ebenfotoenig , baf ba$ 3tmt: gen»otf geflogen toar, als baf feine ©rüber ben ©djafc »etfleeft Ratten; benn er batte ftd> fdjon früher »erborgen, um abgutoat: ten, t»ie ber erfdjte&i|e, bie »on bem ©racben auSging, nidjt tanger auSfteben fonnte, teeit ibm fein Vornüber: gug am Seibe treidj gu teerben anfing, ba ftob er gu ber Jung= frau in bie SSliefc be$ ©eftüfteS, bis fein <§orn teieber erwartet tear, unb fld) bie grofe ©luttj auf bem ©tein etteaö »erminbert batte. Jtt ber 3*it nun entbeeft er ben überaus reifen ©dja|, ben bie 3tt>«3* ba »erfieeft Ratten. ®r tear aber ber Meinung, ber Sinbteurnt ober ©radje teerbe benfetben t)ier »erborgen haben, um ifn gu flttgenfönigS (Igtratb (Sigentf um fetjett , baS fam ibm nie^t in ben Sinn. Jngtrifet ßönig (fgmalb »eranfiattete auch fine fcfjöne 3mergenmufif, bie recht luftig anguhören mar. Unb al3 bie SDlahlgeit rollenbet trat, ba trug man allerlei Sacfmerf in »ergotbeten Schöffeln auf, unb bie ©efunbheit be8 eblen 9tit; terö Siegfrieb unb feiner ©eliebten mürbe tton ben 3>®^>rgen meiblich h^umgetrunfen. 3)ie fleinen Kreaturen maren recht fröhlich/ tangten unb prangen nach 4?ergenfiluft. 21 6er Siegfrieb mar »on «fpergen ntübe, bentt er h®H* in riet Stagen unb brei Spachten nicht geruhet, barum bat er, baff man fomohl ber 3ung; frau alö ihm ihre 9tuhe gubereiten möchte. 2Bie baö ber Jtönig Sgmalb hörte, forgte er bafur, bajj bie föftlichften Setten guge; rietet mürben. 2)littlermeile nahm Siegftieb bie fdjöne gtorigunbe bei ber ©ich, ©u hJoUeji mir fagen , »ie eS mir benn auch fünftig int geben ergehen »irb." ©a moUte ber B^erg lange nicht ant horten, aber «Siegfrieb brang fo lange in ihn, bis er in fein Be; gehren »iUigte. „3cp fürchte fehr, eS »irb ©ir nicht jum Bejlen gefallen, n>aS ich iu fagen P“be," fptaep @g»alb. ^SBiffe, baf ©u baS fepöne UBeib, tt?etuff§ocbgelt ein; benn er mufte trobb baf er feine ©oebter bem tttitter Siegfrieb , treMjer fte mit ©efabr feine« J&elbentebenS fr tbeuer ermorben batte, nicht ab: fdjlagen burfte. ttlacbbem fie nun mit ffreuben eingebolt unb mit Subet empfangen morben, ba mürbe mit ber SSetmäblung nicht lange gezögert, Siegbarb, Siegfrieb’S alter 93ater, fam getaben gu feines lieben SobneS ^oebjeit. Jfaifer, .Könige unb fünfzehn dürften, bagu iRitterfcbaft unb 9t bet ohne 3®b^ fanben fitb gu fam men. Sitte mürben mobl empfangen unb berrlicb ge: batten unb bemirtbet, mie biefj an KönigSböfen Sitte ifi. Sieg: frieb unb bie fdjöne Slorigunbe mürben in baS SWftnjier geführt, unb mit öietem ©erränge, itj ©egenmart aller dürften unb . ^ ©rofjen getraut. l ty f *v v. J%\a Unter ber mannigfaltigen Kurgmetl , bie auf biefer -^ochjeit getrieben mürbe, fam auch ein gar feines Stücfcben »or , melcbeS mobl mertb ifi, ermähnt gu merben. @8 mobnte namticb gu: näcbfl an beS .Königes tpatafi ein Sauer mit Slamen 3otcu8; biefer batte einfi bem .Könige ©itbalb, als er auf einer 3agb irre gegangen mar, ben rechten SBeg gegeigt unb mar ron bem Könige bafür gurn Vermalter über feine S3iebbeerben gefefct morben. ©iefer 3orcu8 mar fo »ergagt unb fo blöber 9latur, baf er mobl »or einem blofen ©egen, menn ermöglich gemefen, in bie (Srbe gefroeben mare. 9iun lebte an beS Königs <§ofe ein ©betmann, ein »erfcblagener, lifiiger Schaff, ber manchen Sdjetg gu ©d&roab, ©tf<$i<$tcn u. ©. 2te 9lufl. I. 3 Digitized by Google 34 £e* ßeljörnte Siegfried »eranfialten teufte; btefer rebete mit bem Sauer, unb machte ihn glauben, baf jefct eine fo gute Gelegenheit »othanben fety, fleh Bei bem .Könige Beliebt jü machen, als er feine Sebtage eine wünfdjen möchte. „Sß ift/1 fagte er ju ihm, „unter ben freut; beti Surften einer, ber hat einen Solbfnedjt, Samens 3i»iHefl, bei flhtn Shren Bei bem König." ©er Sauer lief fleh Bethören unb fagte bem Sbelmann ju, baf er ben Solbfnedjt fiorbern taffen toolle. 2llß ber Sbetmann fah, baf Soreuß ln bie Salle gegangen fiep , melbete er bem Könige 2Uleß unb Bat feine SOJajeftät, bocb ja biefe Kurjtoeil ju geftatten ; er fetbfi teolle fr er= freut barüber mar, benn er fd)lof batauS, baf ber ,KriegSfnem jeboc^ allgentadj näherte, batte ber Sauer ftd; triebet auf bie Seine gemacht: BIS aber 3i»iH*8 ju if?nt farn , ffraudjelte fein Sfftb, beut er mit ber fianje, treibe er alte 3«t fe$t niebrig ^iett, jmifdjeit bie Son berbeine gefontnten mar, unb fiel unter if>m nieber. Da badjte 3orcu3 : „3e|t iff eä 3tit, ein Witter an bern geinbe $u tverben, unb Ijieb fo grimmig ©on gerne auf iljn ein, at$ ob er il;n in ©türfe bauen moHte. 2lber ba$ ^Jferb ga^pelte fo graufam mit beit güfjen , bafj er i^m nic^t beijufontmen rer; mochte; unb mie e8 ftdj enblid? emporarbeitete unb auf feine giifje ju flehen fant, ba fdutaubte eö, unb fd?lug fo jornig um fl mich ©ir ergeben!'1 (St bitbete fleh nämlich ein, f ganj teor f#in#m Sfrinbe ft (bet ftetten tönnte, unb meinte, bafj bieb nicht möglich fräre, toenn er ihn am Seben liebe. „Otber frie fottft ®u ihm beifommen," fpradj er ju fleh fetber. „©ehft ©u mit bem ©dffrert auf ihn toS, fo möchte er ftd) aufrichten unb eS ©ir auS ber <$anb reiben!" ©o Digitized by Google £>er gefjprtttc Stegfrieb. SB Bcfd^Co# er ohne ba3 Scbtrert auf ihn to« ju geben, fudjte «in großes SDieffer , mit bem er feine JSfiibe abjufiecben gewohnt »rar, unter ber Stiftung bet»Jor, unb fdjicfte ftd) an, ihm bamit bie ©urgel abjufcbneibeit. Sllö bie jRicbter bief fein beginnen inne »rurben, traten fte inö Slittel unb biefen ben 3orcu8 einbalten unb ficb mit feinem (Siege begnügen. 3)entt fo mit einem über^ »runbenen geinbe $u »erfahren, »rare ber äßaffenorbnung fdjnur; flratfä ju»riber. SorcuS lief feinen fteinb, »vcit er ibn über: trunben batte, ungern au8 ben «fjanben. 3)of?aufe batten inbeffen bie bret Srüber ber frönen StorU gunbe, bie .Könige (Sbrenbert, #agenwatb unb SBaltber einen §elb auf eine fchünbtiche unb meuchelmorberifche SBeife fein junges geben taffen. 211$ ©iegfriebö ©entahlin ben Dob ihres «#errn, bcö fönig; liehen gelben, erfuhr, fiel fle vor stummer in eine fernere Jtrant; heit, fo baf bie 2letjte an ihrem 2luffommen »er$meifelten, ber Äönig (Silbalb aber ftarb vor Sammet unb auch bie Jtöuigin unterlag fir oergotten,“ fyradj er, „maS ®u meines gnäbigen Könige« ©obn ©iegfrieb gettyan , unb ®ir ift mit bem üJtafje gemeffen, mit meldjent ©u gemeffen bafl." Digitized by Google 42 ©er gchptrntc Siegfried. Sie anbern jteei Stüber ffihrenbert unb SBalther jogeit tit’8 (Slenb. ©er »erjagte 3Mtte$ marb feinerfeits erfchtagen; 3orcu8, ber Sauer, fiel auch in biefem .Kriege. 3«t«Öt mufte auch bie fcböne ftforigunbe fierben. 2tber ihr unb «Siegfriebß Sohn £öt»$arb blieb am «$ofe feines ©rojjraterS in ben 9Ueber= tanben , mürbe bort in ©ottrifurcht unb ritterlichen Jugenben erjogen unb gebieh ju einem herrlichen gelben. Digitized by Google |Di e (d)önc a $ c l a n e. Digitized by Google Digitized by Google JlK bet 3ett, ba bie $to»ence mit anbern Sanben fttanf; rei ©bien beS SanbeS ein furnier, in metchem Keter »or allen 9lnbern beit Kreis erlangte, miemohl »iel ftembe unb geübte Kitter aud) babei maren. ©ein ©erficht erfcholl meit umher, als ob eS feineSgleichen nimmer gäbe. Kach bem furniere mut; ben bie Kitter fefttidi ton bem ©rafen bemirthet, unb rebeten mancherlei unter einanber. Snfonberheit liefi fleh ©inet »on ber frönen SKagelona »ernehmen, ber Tochter beS JlonigS »on Kea; holiS, beten ©leidjen an ©chünheit unb £ugenb nicht gefunbeit merben foltte, unb ber ju gefallen fleh toiete Süngltnge in Kitter; fpielen übten. Unb ein anberet Kitter fagte gu Keter : „junger «£etr ©raf, 3hr fülltet manbern unb bie SCßelt fuchen, unb ©udj S Digitized by Google 46 £U frf»ö»c Sölagclone. in ritterlichen ©Rieten üben. ©e»ifj, 3b* würbet »fit unb breit befannt »erjten, unb am ©nbe eine fdjöne 58ubte ^eimfü^ren !,J 2)em ©rafen Rietet gefiel biefj »obl, jumat ba et fobiel bon bet frönen 2Jlagetone gebort batte; et fefcte fidf im «§etjen bor, Urlaub bon feinen ©Item ju begebten unb in bie SCBett bhtauSjureiten. 9llS babet ba0 Seftfriel botüber »at unb et Jßater unb SKutter eines $ag8 allein bei einanber fl^enb fanb, lieb er flanf, »ic 3bt rat »a$ begebrft ®u benn anbereS ®ut $u et»etben? SBelcbe Ur fache Digitized by Googl Sie fdfrötie ©lagelone 47 fannjl Su §aben, un8 §u »erCaffen ? Sief?’ bod? Seines ffiaterS Sllter, ja felbji ba« meine an; bebenfe, bajj $u,Äm ein= jige greube biji; flety’, id) bitte Stdj, mir eine *Ättter iljt Äinb, baj? Su nid?t ferner be8 3Begfd?eiben8 ermafyn'efk'1 ©eter etföracf über biefe dinwenbungen nid?t menig, bod? fiertQ er nodj immer auf ben Jtnieen liegenb unb mit niebergefdjlagenen 2iugen »on 9ieuem an unb farad) : „Siebe dltem, icb mill dud? in alten Singen geljorfam fetyn. Stber bebenfet bo<§, baj? ein junger SDSenfct) nidjtö ©effereS tljun fann, als fld? im Seben »erfudjen unb bie 3Bett bebauen ! Sarurn miebetljole icb? mein fte^ent; Ud?eS ©ege^ren unb bitte ducb, e8 nidjt übel aufgunefymen unb mir nidjt abjufdjlagen! u Ser ©raf unb bie ©tüjtn fafyen t»ol?l, bajj ber ©ot|[i§ in ber Seele iljreS Sotjneö fefle ©Bürget gefaxt tyatte; jle mufjten nid?t, n?aS jle t$un follten, benn ©eter lag nod? immer auf ben Jtnieen , i$re 2lntt»ort gu »ernennten. Sa jle nun fo lange jliH fdjmiegen, fieng ernod? einmal fo bringenb an gu bitten, bajj ©ater unb ©lütter enblid? iljre dinnnlligung gaben. „9lut benfe barauf, " fcblofj ber ©ater feine ©ebe, „bajj Su nichts tljufi, maö Seinem Qtbel entgegen fei?; unb »or allen Singen t?abe ©ott ben gitlmadjtigen lieb unb biene iljm. dnblitty m adj’ aud?, bajj Su geitlid? mieber gurüdfontmejl. ©imm Sir ©fetbe, .§amifdj, ©olb unb Silber »on bem ©leinen, fo »iel Sir »on nötigen ijt." ©eter banfte feinen dltern aufs gerityrteflc. Sann naljrn ifm feine ©Intter bei Seite, unb gab ifjm brei föfilic^e ©inge, meiere »out Jjöcfyflen ©Berthe loaren. „Sud?e gute ©efeUfdjaft," fbtad? jle meinenb, „fließe bie böfe; gebenfe unfer." So bereitete fld) ©eter auf bie Saljrt, beurlaubte fldj nnb na^m iHbelige unb Digitized by Google 48 $>ie fcbbne SRagelotte. llnabelige mit, ihm gu bienen. Seinen Bug richtete er fo ^eim= tiie frfjpne ©tagelone 49 Jungfrauen unb grauen mitten eine Sange gu 6 retten, bet fülle auf bie ©ahn gieben. ®a trat guerfi «§err 4?einticb »on ßwrrpona in bie ©djranfen, unb gegen if)n gog ein Wiener be3 JtßnigS; biefen traf J&err -fpeinricb fo gut, bajj et bügelloS im «Sattel fyieng, unb »or ©Freden unb ton bet (Srfdjütterung ben (Spief? »on fldj marf. liefet fam gufaHig bent Stoffe beä Jpetrn Heinrich tot bie güfje, bafj e3 ftraucpelte unb mit fammt feinem «§errn gu ©oben fiel. ®a buben bie greunbe beä <§ofbienet$ gu fagen an, bafi >§ert «fjeinridj rebtirf? gefallen märe, unb fo mürbe bem föniglicben Stitter bet @ieg gugefprodjen. ©iefj terbtof ben 4?ertn «§einri(b ton (Sarpona, bafj et nidjt mebt rennen mollte, unb mat auch bem ©rafen ©eter leib , bet mobt fab , meid) ein tapferer Stitter «&etr Heinrich mat. 2113 nun ber «&etolb gum gmeitenmal auf ©efebl be3 JtönigS rief: SBenn ein 2lnbrer bare, ber eine Sange gu treten Sufi hätte, bet füllte auf bie ©ahn gieben, ba trat ©eter in bie ©cbranfen gegen ben Jlöniglicben, unb traf ibn halb fo , bafj ©tann unb Stob ju ©oben fielen unb alle 3uf(bauet ftaunten. 2lu Sßeffe getfean, unb $eter erhielt ben Sßreie. Unter feen Jungfrauen unfe grauen gieng ein glüjtern über feen Stitter mit feen fUfeernen Sdjlüffetn, unfe feie fd)öne DiWagelone, bie $eter in feer großen gerne nidjt recfet ge= fefeen featte, fomtte feine Saaten unfe feine ©eftalt nicht »ergeffen. <§etr Heinrich »on Sarpona, feer tapfere Stüter, begleitete feen Sieger mit einigen anfeerit in feie Verberge, um ihn recfet ju et)ren. SSatb fearauf lag bie fdiöne SDtagetone ihrem 93ater gar fefir an, mieber ein furnier ju halten. Sie that bief? aber, ohne eg fetbft ju miffen, auS verborgener Siebe ju feem 9titter mit ben fUfeernen Schiuffeln. Senn fie freute ftcfe, bis fie ihn mieber an= ftcfetig metfeen möchte, unb als $eter in feiner fenntlicfeen 2Baffen= rüffung in feie Schranfen trat, feie trompeten fdjmetterten unb feie Spiefje an feen Schiiben trachten , mürbe fie ganj roth- Un= »ermanbt felictte ffe auf $eter, obgleich fie fein 2lngefl^t noch nicht erfennen tonnte , fo mte er felbjt auch bie fcfjöne SKagelone nur auS feer gerne fah unb »on ihren grauen noch nicht ju unter= fchciben vermochte. 2lucfe feem Jtönig , fo oft er feen gtitter mit ben fUfeernen Scfelüffetn erfetictte, gefiel er in jefeer SSejiehung »ohl , feefonberS »on Setten feiner Jugenfe unfe feines efelen unb höflichen ©ettehmenö. 3umeiten fpracfe er ju fleh felfeft : „Siefer gftitter tann »on feinem niebern ©efchlcdjte fepn; all fein SBefen fpricht »om ©egentheit , er iff auch toütfeig , feaf mir ihm mehr (§h« erjeigen, als ihm bisher »on uns mifeerfahren iji." So mie nun feie geierlicfefeit ju ©nfee mar, lieh «hn &*r Äönig an feine £afel laben; morüber Sßeter fehr erfreut mar, feenn nun feurfte er bod) h°ffen, feie fcfjöne üflagelone einmal in bet ttiahe ju fehen. Ser 'Jtitter erfchien jur feeftimmten Stunfee, unfe als feer Jlönig, feine ©emahlin unfe feine Tochter fleh ju Digitized by Google Die fcbone SJtagelonc. 51 Difdje festen, würbe er bet ©ringeffin gegenübergefeht. Die ©lahlgeit war mit fremben ©«rieten auf baö ©efle befieUt, aber ber (Ritter artete beä Sjfeng wenig. Die unübertrefflich« Schön; heit ber Jungfrau befdjaftigte ihn fo gang, baf? er nidjtg thun fonnte, alg f!e anfdjaueti. Da fattigte er beim feinen ©eiff mit ©liefen unb mufjte fldf) gefielen, baf? eg auf (Erben fein fdjöneteg SBeib gebe, alg bie fdjone ©lagelone. Diefe aber bticfte immer freunblidj nach ihm hin , unb fo mürbe er in Siebe entgünbet unb fotadj gu ftd) fet&fl : „Der ifl gfücffetig, ber ihrer Siebe tfseit; haftig merben möchte." Doch badjte er babei nicht an ffc^ felbff; er hielt eS für unmöglich, baf? ihm ein foldjeg ©lücf begegnen fönnte. Sluch gmang er fld) , munter unb flug mit bern Könige gu reben, mag biefern wohl gefiel? mie benn fein ebler unb traf; tiger Slnflanb bag gange <§ofgefinbe in (Staunen fefcte. 5llg f!e gegejfen Ratten , marb aXTerfei Spiel in bem fönigtidjen Saale angeffeUt, unb alg ber Äönig bie ©efeUfdjaft »erlief?, gab er feiner Dodjter bie (Erlaubnif?, noch länger mit bem Dritter in bem Saale gu reben. Die fcfyöne ÜRagelone rief bem (Ritter mit ben ftlbemen Schlüffeln gar freunblidj, unb er eilte auf ben füfjen Saut ihrer Stimme fcf?neXt ihr entgegen, „(übler (Ritter," fpradj fle gu ihm, „mein ©ater unb mir Slnbern alle, bie hiev ffnb, haben an (Eurem befchetbenen SBefen, (Euren ritterlichen Dl;aten unb (Eurem rcb= liehen ©eniüth großen ©efatfen ? i(h foll Such barum bitten, baf? 3hv, fo oft 3h* wöget, g« ung fommet, unb (Such im £aufe meineg ©aterg Jlurgmeil fcljaffet." ©eter banfte ihr in ehrer; bietigen ©Sorten, unb fein <§erg mar »oll $reuben. 3nbem rief bie Königin ihre Dotter, mit ihr ben Saal gu »erlaffen, unb SRagelone nahm, wiewohl ungern, »on bem (Ritter Slbfchieb; bodj fagte fle noch **iw ©theiben: „Äommet ja oft, (Euch gu furgmeilen, ebler (Ritter! 3«h hätte nodj gar 8U 9etne 5on 4 * Digitized by Google 52 Die fdfjöne SJtagclone Kitterfpielen unb Slnberem, maä in (guter «fpeimatf »otgeljen mag, mit (Sud? geff>roc$en. ©8 befdjmert mid), bafj idj biefjmal nidjt 3eit Ijabe, mit Sud? gu reben." eit ber Jungfrau ©lagetone, unb fein <§erg mieberbolte alle fteunblidjen Keben unb feben l;ulb»ollen ©lief ber ©eliebten. Unb fobatb bie fdjöne ©tagelone in ihre Kammer getommen mar, bad)te fie an Kiemanb anberS mehr, als an ben Kitter, unb mübete jfdj in Ü) rem Jnnent ab , motyet er moh l flammte unb mie er tjtef e ; benn fle tonnte ntdj t glauben , bafj er fo ge= ringen ©ef^tedftä fety, at8 er »orgab. ©nbtich nahm fle fliefrtt>e heimlich in ifyt ©ernach unb fagte gu it;r : „Siebe QCntme, ©u haff mir in meinem gangen geben fo(d}e Sreue bewiefen , baß i§erg, unb ich famt baror nicht effen, trinfen unb ffhlafen. 3a, erführe ich, baß er ron hohem ©efchlechte ijl, fo wollte ich aUe meine <§off= nung auf ihn fefcen unb ihn gu meinem ©emahl machen. Siun rathe mir, liebe Qlrnrne, unb wenn ©u fannjt, fo erfahre mir, Woher er flammt unb wer er ijl." ©ie Qlmme erfchracf nicht wenig, als ffe biefe Siebe re r= nommen hatte; fle wußte nicht, was fle antworten follte; boch erwieberte fle enblidj: „Siebes Jtinb, was fagefl ©u? SRit ifl ©ein hoher ©tanb wohl bewußt. Unb wenn ber ma^tigfte «§err ber SBelt ©ich befüme, fo müßte er fleh freuen! ©ennodj fefcefl ©u ©eine Hoffnung auf einen jungen, fremben Stitter, ber ©ir mit flammt ben ©einen unbefannt ijl; -bet, Wenn et nach ©ir begehrt, r Ulleicht nur ©einen ©hott unb ©eine ©chanbe begehrt! Siebe Sodjter, fdjlage ©ir bo«h foli< fdjöne SRagelone. iß baä bic Siete, tote ©u ju mir getragen ^ajl? SBiflß ©u, baß icß etenbiglidf ßerbe? Unb ma8 »erlange idj benn »on ©tr! 3ß benn bie Slrjenei, bie ©u mit boten foßß, fo ferne? Steide idj ©id? benn meit fort »on mir? Sraudjt ©it benn über bem, ma8 ix Säger unb at8 ße enbtidj mieber ju ßd) fam, fuhr fle fort: „Siebe 2lmme, miße nur, baf er »on hohem ©efcbtedße ijl ; mie märe e8 and; anberS möglich bei fotzen ©ugenben? Unb eben barunt miß er feinen ßtamen nicht nennen. 3f?erj. ber 3ung= ' frau Ufte Sitte abjufc^iagen; fle trößete ße, unb »etjprad) Ufr erfahren ju moßen, ma$ ße §u münfdjen begehre. ©o mte ber ßRorgen fam, gieng bie Slmrne in bie Jtircbe, ben SRitter ju fudjen. ©enn fein frommer JRitter »erfäumte ba= rnafö fein ßRorgengebet. @ie fanb ihn aud) bort aßein unb betenb, fniete neben ihm nieber, unb »errichtete auch ihr ®ebet. 2Ü6 beibe fertig mären, begrüßte ße ber Ölitter j er ffatte ße f&err Ölitter , id? muß mich muitbern, baß 3b r Suern ©tanb unb (Suer 4?erfotnmen fo ^eimlic^ battet; idj meiß gemiß, baß ber Jlönig unb bie Äönigin, befonberS aber bie fdjöne ÜRagetone eine große Srteube Ratten , menn ße erfahren fönnten, »on mannen unb mer 3bt feöb. 3«, märet 3b* geneigt, ber ßJrinjefßn biefeä ju befennen, itb »erßcbere (Sud), 3b* tratet Digitized by Google Sie fchöne üJtagetone. 55 ihr einen großen ©efatten." 2U3 ber {Ritter bie $rau fo reben hßrte, »erlor er fleh in ©ebanfen, boch bäumte ihm, fold^e {Reben toerrietfjen mitflich ben SBunfch ÜRageionenS, unb ba8 -§erj fcblug ihm höbet, meil er barauS fie SRagelone fagt, hohen ©efdjlechteS fehn," fyracb fle ju fleh felbfl, „benn er ifi aller 3«f?abe ich Sir nicht »orlangfl getagt, er müfjte hohen ©efdjlechteä fehn? Stöeinft Su, ein fo foflbarer {Ring fßnne einem Ernten unb {Riebrigen gehören? 3a, biefe Siebe trieb mein ©tücf fehn ! 3§er$; unb ich erlernte irobl, bah er mir §u ©efatten hiebet gefommett ifi. 3en fönnte, unb ba auch fle alle Sufi tyatte, ihm gu begegnen, fo jianb e« ni d)t lange an, bafj Selbe einanber in ber Jtirdje trafen. Sort machte ihr 9ßeter ein 3«i(^fn, bafj er etwa« heimlich mit ihr reben wolle. Sie 9lmme, bie biefj gleidj »erftanb, gieng hin gu ihm unb erjä^lte ihm teife, metc^e Qrreube {Dfagelone an bem {Ringe gehabt, ben ber {Ritter ber 2lmme gefebenft, unb ben fle iljr abtreten muffen. „Siebe grau,“ antwortete ba ber {Ritter, „idf h°bc ben {Ring (Such ge= geben, nicht ber frönen SWagelone; benn iie Slrnme »et: fpracß iße, feine SDiübe gu fpaven, baß i^r Verlangen erfüllt , »erbe, llnb nun »ar IDlagetone ben gangen £ag fröhlich, tote ein Äinb j fab ben einen (Ring an unb bann »ieber ben anbern, fpielte mit ihnen, ßecfte fie je|t an biefen Singer, jefct an jenen, lüfjte fie unb banfte im bergen ihrem greunbe »iel bunbertmal für biefe ®aben feiner Siebe. 2lm anbern £age fanb bie Stmme ben Dritter in einer 6a: fjelle, in »eiche er ju geben pßegte; fo »ie er fie erfab, eilte er auf fie ju, unb fragte, »aS bie fdjöne SDiagelone beginne, unb ob et in ihrer ©nabe ßanbe. 3)ie Stmrne ant»ortete ihm : „Sbler <§ert, glaubet mir, baß fein SÄitter jefct in berSBeltiß, ber ben 4?arnifa gab ihm baS 2Beib bie >§anb, erbub ißn unb fpraeß : „So feßiefet Sud) an unb fommt morgen StacßmittagS bureß baS Digitized by Google 60 £U fchöne SSRagelonc. Reine (pförtchen unferS ©artend gu meinet fcfyönen Rettin in ihre .Rammet, melche mit mir allein barin fetyn rnitb. ®ann toill auch idj bie .Rammet »ertaffen, baf 3Jjt 33eibe allein mit eins anber fehb ; ba mögt 3hr reben unb einanber ©uer Anliegen nach .fcergenS 2Bunfa fafjte ihn (Kagelone bei ber c&anb, unb fagte mit leifer Stimme gu ihm: „@e^b mir millfommen, ebler (Ritter!" fefcte fleh unb hiefi ihn neben ihr feinen ©tfc nehmen. Unb nun gieng bie dlmme in bie (Rebentamnier. JDarauf fieng bie fchöne dRagelone alfo gu reben an : „SBohl giemte eS fieö um Sud? tterbient hotte. 3a eö ifi billig, bafj 3hr «fahret, wer ich fett, unb warum ich bi*het Qt- fommen; bodj war mein93orfa|, e$ Stiemanb gu offenbaren, unb bitte id) ©ud? baljer , e8 »or 3*bermann geheim gu galten. SBiffet , ebte gürftin , id? bin ber eingige ©ohn be6 ©rafen »on Sßrottence, ber ein Dh«m be$ Äönigö »on granfteid) ift. 3tc f cf> b it c W a fl e l o n c. 63 merben, ma8 3br gemif? nic^t haben mollt." üRagelotte »er= fyrad) ber 5lmme in allem treulich §u folgen. „Siebft ©u an mir etma8, ba8 mir ju tbun nicht gegiemt," fagte fle, „fo fage mir’8 ober mach mir ein 3ei einS^ mal8 »or , (Ritterffnel in ber (Stabt (ReafmliS gu treiben; er »er; traute babei auf feine (Stärfe, bie ihm ben (Preis unb bamit »iel= leidet bie >§ulb ber frönen (Dfagelone geminnen fönnte. ©aber tbat er bie (Bitte an ben .Röntg »on granfreid), in Dfeapel Digitized by Google 64 £)te fdböne SMagelone. turnieren ju bürfen. Unb nun würbe in granfteich unb alten Sanben auSgerufen : SBelche Olitter Sanjen ju Bremen SEBillenS waren, auS Siebe ju Jungfrauen ober grauen, fie füllten am Sage »on SRarienö ©eburt in ber «Stabt Neapel etfcheinen; ba würbe man feljen, wen fie lieb hätten. Diej? bewog viele gürften unb Herren ju etfcheinen , au3 «Saootyen, auö ©nglanb, auö Söhnten unb Otufilanb. Studj Jafob, ber Srubet beö ©rafen »on $ro»ence, bet Oheim &e$ fRitterS mit ben fUbernen «Schtüffeln , fam , wiewohl er biefjmal feinen Steffen nicht erfannte. «f?etr gtiebrich von ber .Krone, «£ert Heinrich oon (Sathona unb anbre ©bte Ratten ftd) auch eingefunben, unb ber Dtitter mit ben fllbemen «Schlüjfeln war ohnehin auf bem ißtafce. «Sechs Sage tagen bie jufammengefommenen gütfien unb Herren in ber «Stabt jUHe, bis ber anberaumte Sag erf(hien. Da ftanben fie frühe auf unb hörten alte bie SDteffe, bann rüfteten fie fleh, ein Jeglichet fo herrlich er mochte, unb jogen auf ben 9titter$>tafc, wo ber .König unb bie .Königin mit ihrer Softer, ber fct)önen SDtagetone , unb anbetn Jungfrauen unb grauen auf einer «Schaubühne fafjen , bem «Stechen jugufehen. ©S war ein gar luftiger .Kranj ; aber unter foviel frönen grauen leuchtete SOtagetone wie ber SRotgenflem im Stufgang beS SageS heroor. Die Stitter alle warteten auf ben fönigtichen Sefehl- Der erfle, ber fich mit aller Skaty fehen lie§ , war <§err griebrich non ber .Krone, unb nach ihm »Ule Qlnbcre, jeber in feiner Orbnung; aber bie fdjöne üJiagelone wanbte ihr Sluge nur nach $eter, ber ju allerieht fam. Dann befahl ber .König feinem c&erolb , auS= jurufen, bafj baS Surniet gefchehen folle freunblich unb mit Siebe, aber auch ohne «Scheu beS Slnbern. Darauf rief «§err gtiebrich »on ber .Krone laut: „Stuf ben heutigen Sag Will ich »eine «Stätte unb SDiannheit beweifen, ber ebeln unb Digitized by Googl Sit fchönt Sötagelone, 65 aHerfdjönfien Siagelone gu @hten." Unb nun gog et als ber (Irfte auf bie Sahn. SBiber ihn trat -§ert J&eintich auf, beS JtönigS ton Sngtanb ©otjn, ein frönet bittet; unb fie trafen fld) fo gut, bajj Seiber ©ßiefje Braten. Sach ihm fam ber Sitter Sancelot »on SaloiS , ber ftadj gleich im etfien 3ufam= mentreffen -§errn griebtid) auS bem ©attel. Sun ritt Seiet »on Stooence in bie ©djranfen »ibet 2an= cetot, benn fein muthigeS <£erg fonnte nicht länger »ergießen. Siefe trafen fo heftig auf einanber, baß bie Sferbe mit ihnen Seiben fielen, unb fie auf Sefehl beä ÄönigS mit ben Sferben »edjfeln unb noch einmal rennen mußten. Sie fdjöne Slagelone »atfchon gang traurig getootben, als fle baS Soß il)teS (geliebten fallen fa1j. Sun aber gogen fie abermals auf bie Sahn, unb Seiet rannte mit folget ©etoalt toiber feinen ©egner, baff er ihm einen 2lrm entgtoei brach unb Sancelot toie tobt auf bie (Srbe fiel unb »on ben ©einen »on ber Sahn weg in feine Verberge getra; gen »erben mußte. Sarauf trat -§err 3afob »on Stooence gegen Seiet het= »or; biefer erfannte ihn fogleid), tourbe aber »on jenem nicht et= fannt. SBie nun bet ebte Seiet feineä SatetS Stüber fid} gum ©treite gegen ihn rüjlen fah, fanbte er ben «fjerolb gu ihm unb fßtadj: „©aget jenem Sitter, bafj er nicht »iber mich auftrete, benn er habe mir einSmalS einen Sienjl in ber Sitterfchaft er; miefen, bal;er fei? i, ®cfi#tcn u. ofe gehalten mur; ben, fo mürbe bodfj »on nichts als »on bem (Ritter mit ben fllber= nen (Sdjtüffeln gefprodjen. Unb fo oft eS bie fdfjone ÜRagelone Ijörte, mar jte f)ot^ erfreut, bodj lief fte fldj nicfyt baß Jtleinfte merfen. ©ie anbem dürften unb (Sblen jogen enblid) §eim, miemoljl giemlidj argerli^, meniger, meil fle bejlegt morben maren, alä meil fle burd^auS nidjt erfahren tonnten , mer ber flegreidje (Rit; ter fe(9 , ber bei bem Hurnier unter fo vielen Hafcfern baß ©efle 5* Digitized by Google 68 ©ie fcftöne 9Äagctone. getban batte. 9118 9lße8 borfiber mar, !am ber JRitter auch mieber mit feiner fdjönen üftagelone gufantmen; unb als fle ge- nug mit einanbet gerebet Ratten, moßte 93eter fle betfuchen unb fttracb gu ihr: „(Sbelße, fünfte, liebfte Sagelone ! 3b* mißt, mie lange id) (Suretmegen bon (Sltern unb «fceimaflj ferne bin; barum, aßerliebjte Siebe, meil 3b* bic einige Urfac^e febb, fo bitte idj Such, erlaubet mir, nad? <£aufe gu reiten; benn id) bin gemiß, baß Jßater unb ÜRutter große (Sorge um mich tragen, unb ba8 befcbmert mein ©emiffen." 9118 bieß SWagetone tjörte, ftan= ben ihr fogleicb bie 9lugen roll Söaffer, unb halb rannen beißt X^ranen über ihr fcböneS 9lngefldjt, unb fle fc^toieg lange gang fdjmermütbig. @nbli ja gute unb fiarfe ©fetbe mit* jubtingen, bamit fle auf 8 ©efchminbefie auS bem Sanbe famen. „Denn menn mein ©ater unS einholte," fhtacb fle, „fo mürbe er uns Beibe tobten." 93 on biefem Sntfc^luffe fagte bie fc^öne ©lagetone fogar ihrer 9tmme nichts; fle fürdjtete bod?, baf? fle biefen Schritt »erhinbetn ober gar anjeigen mochte. So fyarctc fle allein mit ihrem ®e= heimnifj, als ©eter fle »erlaffen hatte, ben Hag unb ben Anfang ber ©acht btnbutch. ©ad? bem erften Sd)fafe fam ©eter »or baS ©artenbförtdjen mit brei mohlbefchlagenen ©fetben, mo»on eines mit ©rob unb anberer Speife auf jmei Hage Betaben mar, bamit fle nicht (Sffen unb Hrinfen in ber Verberge fud?en bürften. Die fc^one ©lagetone hatte injmifdjen ©olb, Silber unb maS ihr fonfl »onnötljen mar, ju fid) genommen unb fefcte fleh auf einen fdjmucfen engtifcben 3«lter, bet fe^r fanft gieng; ©eter fafj auch auf einem herrlichen ©of?, unb fo ritten fle bie gange fUHc ©acht über, Bis ber Hag anbradj. ©eter fudjte bie bidjteflen «fjöljer auS, gegen baS ©leer $u, bamit fle »on ©iemanb gefehen mürben. 9118 fle tief genug in ben Salb hinein gefontmen maren, hu& « bie fdjöne ©lagetone »om ©ferb , mieS ben ©offen eine Stelle an unb tief? fle grafen. Sie fetbft fafjen in’S grüne ©raS unter ben Schatten eines ©aumeS, rebeten »on ihrer Siebe unb Baten ©ott, fle ju Befdjirmen. 9118 fle fo SBeibe lange mit einanbet jürttidj gerebet, übetfam ©tübigfeit unb Sd)laf bie fi< ftf) Öitc 3» agel one< gute 2Beile ba; bettn f!e meinte, ihre er Jlönig glaubte ihr, gieng in fein 3i»uncr , afj unb Digitized by Google Die fdjortc ÜRagclotic. 71 tranf nichts ben gangen Dag »or Trauer. Die Königin , alte 3ungfrauen be8 4?of«3, bie Stabt Neapel felbfl , alles mar#ein Slnbticf beö 3amnter$. Die 93emaffneten, bie auögefanbt mären, famen, bte einen nach fed;3, bie anbern nach mehreren, einige erft nad) fünfgehn Dagen mieber; alle Ratten, nidjtä gefunben unb nichts erfahren, fo baff bet .König »on illeuem ergrimmt mürbe, bis er mit ber .Königin unb Sitten in bie »orige flumme Trauer »erfanf. * ' t- ~ rz • -■'***! W ß Die (cbötte SDlagelone fdjüef im tiefen SBalb im Schoofe Cetera, ber feine größere Sufi fannte, als feine ©eliebte angui flauen, unb am Stnblicf i^reö rotten SÄunbeS unb rofenfarbigen 2lngefiotfchauenb, „icf habe recht gut gefdftafen, aber 3h* fdjmeiget; ich glaube, ich habe (Sud? »erbrieflich gemalt!" Unb nun fah fie um fldj unb gemährte Wiemanb ; fie erfdjracf unb fprang auf. «Kit tauter ©timme fieng jle an butch ben 2Balb ju rufen: „Weter, «Peter!" aber Wiemanb mollte ihr an!» orten. @3 mare fein SEBunbet gemejen, menn fie »on ©innen gefommen mare, als jle fo gar Wiemanb $örte unb fah- Qcnblich fieng fie an ju meinen, unb gieng rufenb unb jammernb burcb ben SBalb, biö ihr ber ©djnterj unb baS SEBeh in baS .£au$>t flieg unb fie ohnmächtig nieberfanf. 2113 jle nach tanger 3eit mieber ju fleh fam unb fleh erhoben hotte, fieng jle flügtich ju jammern an unb rief: j,$eter, ach geliebter Weter, ©u meine Siebe unb Hoffnung, hab’ ich ®iit nur ju »iel entbeeft; aber menn eS auch fo ifl, fo habe ich eS ja nur auS alljugrof er Siebe getfan. ©enn nie ijl mir ein SKenfd) fo tief in'S «§erj gefommen, mie ©u. £) Weier, mo ijl ©eine ©reue unb ©ein SBort? gürmafr, ©u bijl ber elenbefie «Kann auf (Srben , ber je »on einer «Kutter ge; hören morben ifl — unb bodj meif unb »ermag mein £erj nichts WöjeS »on ©ir ju fagen! ©emif, ©u bifi nicht mit ©einem «EBiHen »on mir gefchieben ; ©u bijl ber ©etreue, unb ich t>in untreu, baf ich ©ich fo gefchntaht höbe. &ch, barüber ijl mein c&erj in ben ©ob betrübt! 2Bel &tt e SOTagetone. 2)ir tobt? 2terr oertoren ift, unb mich in ber SBelt fucbt, fo mßget auch Ihr belaufen, »obin ihr »öltet/1 SJlit biefem 2Bort gog fle ihnen bie 3äume aB unb lief fle taufen, »ofin fle »oUten. 3)ann gieng ile fefBfl gu gufj e lang im 9Balbe fort, unb fanb enblicb bie Sanbjtrape, bie nach 9tom führte; in ber Stabe »ar eine {leite 2tnböbe, bie beflieg fle, um gu feben, ob fle ni$t au« ber gerne einen Söanberer ge»ahr »erben fßnnte. (Snbticb nach tanger 3a erjahlte ihr bie grau tiel ©uteS ton bem alten ©rafen ton iProtence, wie mächtig er fety, wie er fein Sanb int griebett halte, Wie nie ein 9Renfch gehört habe, baß 3emanb ein Seib wiberfahren fety. aller <§ojfnung beraubt." Stuf i^r 3 am= mem fam ber ©taf herbei, erfannte bie Otinge auch, legte fein Jgaupt in ben Sßfühl unb »einte. Dann befahl er feinen Dte; nern, bie fbfttidjen DeWi^e feine« SpalaPeS hinweg ju nehmen, unb baS ganje >§auS mit fdj»ar$en Dükern ju bedangen, ©eine Untertanen, bie biep fahen, trauerten mit i£>m , benn jle Ratten iljn feljr lieb. Die ©räpn aber fuchte Drop bei ber frommen ©Igerin. ©ie fam auf bU3nfel,unb nadjbemPe i^r ©ebet inberÄir^eooUbrat^t, gieng Pe in ben ©vital, nahm bie fdjöne SDtagelone bei ber <§anb, führte Pe in einen ffletPu^l, unb erjaljtte ihr mit gropen ©dimer; $en , »ie eS ihr ergangen unb Pe jefet gar feine Hoffnung mehr habe, ihren ©ohn ju feljen. üKagelone, bie über Meters 33er; fdjtoinben ihre Otinge »ergeffen, unb nicht mehr an pe gebaut hatte, peng inniglich mit ü)r $u »einen an, unb bat pe, »enn Pe bie Otinge mit pf?ofe gemefen, habe Such bie michtigfien ©achen rortragen bürfen, haäe riefet anbern Seute Slngelegenheiten Betrieben; für mich> felBfl aber noch nie etmaS Begehrt ober erbeten. 3efct mag’ ich son (Such etmaS ju erbitten, traS 3hr ntit nicht aBfdjlagen mollet!" 5llS bet ©ultan ihn fo bemüthig Bitten fah, fpradj er freunblich : „Siebet iPeter, h“äe ich ®it gemährt, maS ®u ron mir für Slnbere gebeten h«fi, n?ie riet mehr metbe ich ®it mit fröhlichem -fjerjen gemähren , maS ®u für ©ich begehvfi ! " 3Bie ihm aber tPeter fein ©efuch rortrug, SSater unb UJZutter in granfreich Befuchen gu bürfen, ba mürbe ber ©ultan unmillig unb fagte : „©uter ftreunb, an ©ein «$inmegsiehen benfe nicht mehr; mo ®u auch hinfommen magfi, fo gut Befommjl ©u eS nirgenbS mehr, unb einen Sreunb, ber ®ir fo riel ©uteS ermeife, mie idf, @<$»t>a6, ®tid)id)tcn u. 2te Stuft. I. 6 Digitized by Google 82 Die fcBötte OTagclonc ftnbefl Du nidjtj benn ittal. 9C18 Bieter biefen 92amen hörte, fuhr et wie auS bem Schlafe auf unb fragte tierwunbert: „2Bo in ber SBett eine Äir^e wäre, bie biefen Siarnen hätte." 55a fagten ihm bie Schiffer: „3n bem J&eibenbort, bahin wir fahren, auf ber 3nfel, ba liegt eine fdjöne Äitche unb ein ©bital, gar lofflid? gebaut; bie führen biefen Ulamen , unb ©ott tljut bort »iel 3«§aar fcbön in 2otfen gelegt. (So gieng fle gu ipeter unb fbrad?: „Sbter fÄitter, fetyb fröhlich! Sure Srreunbin fleht »or Such, eure treue SWagelone , um meldet milten 3b* f° »ieleS ge; litten habt! 2tber iie f^öitc Sütagetonc. Baten fle, Baß grüBftüd mit iBnen gu genießen; aBer Ujt lieBen= Beßrer* »ermocBte nie^t iiBer fii c fdjönc SOtagelone. (Sinmal aber matzte ißeter mit feiner ftrau eine meite Steife nacf) Saigon ju bem Sultan, ber fdjalt ihn freunblich unb »erjielj ihm, unb lief i£m tjeimjietyen mit reichlichen ©efchenfen. IJJeter unb SDtagetone föhnen ein langes unb glücflicfjeS Seien mit einanber. Sie jeugten einen frönen Sohn, ber mürbe Äonig »on SteaioliS unb ©raf »on ^rooence. Sie feit er liegen in St. Sßeter auf ber Snfel Begraben , unb bie ftföne Jtirche unb baS Sbital, bie SDiagelone gegrünbet, fdjauen noch> ^eute ^ont ^eibenfwt toeit in baS 3Jteer hinaus. Digitized by Google er arme J}einrid>. -:-0 > Digitized by Google Digitized by Google! ©cbmaben mar ein «§ert anf&fjig , bern feine Xugenb fehlte, bie ein junger Witter , ber nach roHetn Sobe jirebet, haben foH; fo ba§ im gangen Jfanbe ron 9liemanb fo öiel @ute8 gejagt marb. (Sr mar reich unb »on ebier ©eburt, aber noch siel größer mar feine ©f»re unb fein 5D?uth. ©ein <§erj hatte ftatfd)= heit unb @d)anbe rerfchmoren, unb er tyielt auch feinen (Sib treu= lid) bis an fein (Snbe, benn fein Seben ftanb ohne Sffecfen ba, unb er mujjte meltliche ©hre gum rechten «§eil angumenben, fo bafj fle jl§erg fanf, fein <§onig marb gu ©alle, eine fchmarge SBolfe fieberte ben ©lang feiner Sonne, unb ein harter ©onnerfdjlag gerfdjtug ihm feinen hellen Fimmel. (Sr trauerte, baß er fo riet ©tfief hinter ßd) laffen mußte, ja oft »ermünfehte unb »erßudijte er ben Zag, an meinem er gur SBelt geboren mar. ©odj emßfanb er mieber ein menig greube, al8 ihm gum ©roß* gefagt mürbe, baß biefe Jfranfheit gar »erfchieben fe», unb gumeilen ^cUbar. ©a backte er hi« unb her , mie « moht ges nefen fönnte, gog gen üftontyeltier unb fragte bie Qlergte um 5Rath; aber e8 mürbe ihm geantmortet, er fei? nicht gu heilen, unb merbe nimmer »om Sluäfafce rein, traurig hörte er bieß an, unb gog meiter gen Salerno, bie meifen 2lergte auch bort gu befragen. 9tun fagte ihm ber beße 9Jieißer, ber bort mar, eine munberbare Sache, nämlich: baß er gmar heilbar mare, aber boch nimmermehr merbe geheilt merben. „SBie mag baä gu= gehen/1 fbradj Heinrich, „©u rebeß gar un»erßänbtidj ! bin ich heilbar, fo merbe ich auch geheilt; benn ma8 an ©elb ober 3n= rüßung »erlangt mirb, ba8 getraueich mir beigufchaffen!" — „Saffet ba8 ©ingen," antmortete ber ÜKeißer. „(Sure Jtranf= heit iß nun einmal ber 2lrt! 2Ba8 frommtS, baß id)8 (Such fage? (Sä giebt mohl eine 2trgnei bafür, bie (Such heilt: aber fein SKenfd? iß fo mächtig ober flug, baß er ße gemimten fönnte ; barum merbet 3h* nimmer geheilt, ©ott moUe benn (Suer Slrgt fehn." — ©a fpradj ber arme «heinrid; : „SB aä nehmet 3hr ntir meinen ©roß hinmeg? 3 i i*jiU u.rjji, / \ ' «. 1 i iTr- I Digitized by Google 98 ©et atme £>ciurirf). befdjieben, benn er ^atte einen gefunben, frifdjen Selb, eine fleißige fUtfame grau, bagu fcfyöne Jtinber, treckt, mie fle bei 3Jlannel greube finb. ^Darunter mar ein URägblein oon gmölf gapren, »on gar freunbticf>en ©Uten, bal mollte oon bent ^errn nidjt gufjbreit meinen , um feine *§ulb unb feinen ©ruf» gu »erbienen. Sie mar fo lieblich, baf? fle nad> ifjrer frönen ©efialt bent Slllerebelflen im (Reiche all Jlinb mol;l angeftanben hätte. $ie anbern 4>aulgenoffen mareit folgen ©innel, baf? fle ben Jbranfen h?of)l gu 3eiteit, mie el fleh fc^iefte, ntieben; fle aber eilte in feber ©tunbe gu ihm, unb mollte nirgenb anberlmohin; mit reiner Äinbelgüte hatte fle ihm ihr «fjerg fo gang gugemenbet, bafi man bal fi'tfe üRäbchen allegeit gu feinen gaffen fifjenb fanb. dagegen liebte auch er fle miebernut »or Sillen, unb mal ihr greube madfte, mal Jtinbern bei ihren Spielen gefällt unb ihr <§erg fo leidjt geminnt, bal fdjenfte er ihr oft; halb einen fleineit Spiegel, halb ein J&aarbanb, ober mal fonft gu laufen mar. ®urf?err, bal munbert mich!" ®a ^olte ber arme <§eintid) mit bitterlichem ©chrnerg einen ©eufger aul bem •fjergenlgrunb unb antmortete fo traurig, baff bal ©eufjeit ihm Digitized by Google ©oeffmutff mürbe ber ffoffe^int; meföffförtner gornig, er fefffoff mir bie Pforten beS feibtieffen «^eiteß unb mein tfförieffter ©inn ffat (8 oermirft, baff ieff nun teiber nimmermeffr bureff ffe eingeffe. ©ott ffat eine Äranfffeit auf mieff gefegt, »on ber mieff fJiiemanb befreien fann. ®ie ©Uten ffieffen mieff, bie fBöfen oerfeffmaffen mieff} ja feiner iff fo fefffeefft, ber mir niefft feine SSeracfftung geigt unb bie Sfugen »on mir abmenbet. 9iun (euefftet ©eine ©reue erff reefft an mir, baff ®u mieff ©ieeffen bei ®ir bufbeft unb niefft ffieffeff. . Unb bennoeff, fo menig ©u mieff feffeueff — fo mie bie ©aeffen mit mir ffeffen, ertrageff ©u boeff mofff teiefft meinen ©ob! 9iun fage, mejfen Unmertff, treffen Sfotff mar je gröffet in ber Seit? 23otffer mar ieff ©ein <§err, nun bin ieff ©ein bebürftig, lieber greunb; unb ®u, ©ein SBeib unb meine grau ffier, 3ffr brei »erbient baö emige Seben, baff iffr mieff Äranfen affo ffffeget. — Saö ®u mitff aber gefragt ffaff, batauf miff ieff ®ir antmorten : itff gieng naeff ©aferno unb fonnte bort feinen SDfciffer ffnben, ber ffeff meiner <ö|ifung unterminben burfte ober mottte, benn ieff follte ein Sittef ff erbeifeff affen , mie eö 9lif= manb auf ber ©rbe mit irgenb etmaä geminnen fann. 3Kir marb niefftö 5fnbre8 gefagt, al$ baff ieff eine mannbare 3ung= frau ffaben muffte, bie entfefffojfen märe, für mieff ben ©ob gu leiben. Sürbe iffr inö -§erg gefeffnitten unb iffr J&ergbtut ge= monnen, baS alfein fönnte mir ffeffen. Sfber baä ijl gang 7* Digitized by Google 100 Der arme $einrtcb* unmöglitb, baf für mich 3emanb gerne ben £ob leibe; baruui mufj i§olbfetige batte i^reß >§errn 8rüfje in ihrem ©djoofje fielen, ©ie adjtete auf feine äöorte unb merfte fie rnobl, unb f!e Hieben in ihrem ^erjen bis §ur Hadjt eingefenn fl* ben morgenben $ag erlebte, fo mollte fie ibr Digitized by Google 101 ®et atme Heinrich. Seien für if>ren J&ettn tafm geben. lieber biefern . 103 mer triefen IRaucd gern in fleh faf t ! Uebet fauleö ©trob iff ein flimmernder Xe^>l>i<^ gebreitet; men fein ®lan§ »erlodft, der bat beibeö fjingegeten, Seid und ©eele. Und bebenfet noch toeiter: jürbt mein <§ett, fo fommet 3br ‘n flrojje Strbeit und Slotb; lebt er aber in feiner Äranfl;eit noch fo lange fort, bis man mied «nem rretc^en unb ebtentoertben SJlattn gebe, fo benft 3br freilieb, mir fes? «§eil mibetfabten und tä ifl gefdjeden, maö 3br nur immer duffen fönnet. Slbet ganj anberö fagt eö mir mein jQtxy. wird mir mein SDiann lieb, baö ifl eine 0iotd ; benn ich dabe meinen teidenben «§ertn »ot Slugen ; mitb er mir »erdafit, fo ifl eä gar der ©ob. ©efcet mied lieber in baö »olle ©üef , baä nimmer »ergebt! ÜJlein begedret ein freier, dem ied mied toodl gönne. 3dm gebt fein glug teiedt und toodl, fein «§au3 ifl alter «§abe »oll, da flirbt niedt 9tofj noed 9tinb, da quälen niedt toei; nenbe Äind, da ifl niedt gu beifi niedt ju falt, ba toird Uiientanb an 3adren alt, der Sitte toirb ein 3unger, da ifl fein ©urjt no. @nbe bauten fie boefc , eß wate baß SBefle, ffe gönnten iht’ß, meil fie boen fie ju ihr, eß möge gefächen , maß fle erbeten hätte. 9lun freute ffch baß reine 9Kagblein unb faum alß ber ©ag angebrochen mar, gieng fle in baß ©chlafgemach i^reö «öetrn unb rief ihn an : „£err, fdjlafet 3hr?“ — „-Kein, liebe grau, aber fage , marum bift ©u heute fo früh auf?" — „Sich , >£>etr, baju jmingt mich ber Jammer über Sure Äranfheit!“ Sr ant= mortete: „Siebe Stau, bamit jeigfi ®u ein guteß ©ernüth gegen mich, ©ott »ergelte bir’ß ! 9tber Otath für biefeß Hebel giebt eß nicht!“ — „Si gemifi, liebet hin überjeugt, bafj ®u mir gerne hälfefl. 3cb erfenne ©einen guten unb reinen SOßilien ; baß genügt mir. ©eine ©reue molle ®ir ©ott »ergelten; aber alle, bie baron höreten, mürben flotten, bah ich , nachbent meine Jtranfheit fo meit gefommett unb alle SZittel nichtß halfen , noch S“ einem neuen greife. Siebe grau, . ®u thuft mie Jtinber thun, bie ein ©elüfle haben, unb hernach reut eß fie mieber. Sebenfe hoch, SSater unb 9J?utter fönnen ©ich nicht entbehren 5 auch ich fann nicht beffen UngtücE »erlangen, ber mir allezeit Siebe erjeigt hat; maß bie beiben ®it rathen merben, liebe grau, baß thue!“ @o rebete er $u ber ©Uten, lacbelte unb »erfah fleh helfen menig, maß hernach gefchal). ©enn S3ater unb 2Jlutter fyrachen: „<§err, 3hr habt unß geliebt unb geehret, eß märe nicht recht »on unß gehanbelt, menn mir eß Such Digitized by Google 105 ©er arme jj?eittrtd>. nicht mit ©utem »ei'getten motlten. ttnfere Sottet ift beö SBitlenS, beit Stob für ©uh ju leiben, unb mir gönnend ihr mobt. -heute ift ber brüte Stag , baff fle uns um ©emäbrmtg ihrer SJitte antag , unb nun ^at fle eS »on unS ermatten, ©ott taffe ©ua; binfheiben. ©o fuhr benn bie 3ungfrau mit ihrem -herrn fröbfih unb jufrieben nah Snlerno. SÖaS fonnte fle nun noh betrüben, als baf ber 2Beg fo meit mar unb fle nicht eher ihn erlöste? ©obatb fle bort angetangt maren, gieng -§err «§einriu fle Digitized by Google 106 ©et atme Jpetnrief). »erlangt hafl!" 2Jtit biefen SOBorten geigte er fle ihm. ©emSDleifler bäumte baS unglaublich unb er ftrad;: „Jtinb, hafl ©u folgen Sntfdjlufj felbfl gefafjt, ober haben Sitten unb Drohungen ©ei= neS <§errn bewirft, bafj ©u fo fpriefft?" — „Olein," antwortete fle, „biefer Sntfchluf iji aus meinem eigenen bergen gefommen." ©arüber »erwunberte fld? ber Strgt, führte fle bei ©eite unb be= fdjwur fle, ihm gu fagen, ob etwa ihr *§err fold^e SBorte »on iht mit ©rohen erzwungen habe, „ßinb," fpradj er, „©ir ifl Ototlj, bafj ©u ©ich helfet berathfl; ich Will ©ir recht fagen, wie eS ifl: wenn ©u ben ©ob nid)t gang freiwillig leibefl, unb waS ©u tljufl, nicht gerne tl)uft, fo ift ©ein junges Sehen bahin unb hilft un3 nicht fo »iel als ein JBrofamen. Sfuch tviU ich ©ir fagen, wie ©ir gefchehen wirb; ich entfleibe ©ich, bafj ©u ©ich öor mir fchämen rnufjt, binbe ©ir <§ünbe unb &üfie, unb bann — bebenfe ben grofjen 0«hmer§, td) fchneibe ©ir gerabe nad) bent bergen unb breche eS noch lebenb heraus. SWagbletn, nun fage mir, Wie fleht ©ir ©ein UJluth? @3 gefdjah nie einem Jtinbe fo Weh, mie ®i* 0*fd)ehen Wirb ; nur bafj ich eS tljun unb anfehen foll, macht mir fdjon grofje Slngfl. Unb bebenfe weiter, gereuet eS ©ich eines §afen ©efeHe; Sure Slngjl ifl etwas gu grofj unb 3h* fletlet Sud) fehlest an gu Surer gewaltigen SDteiflerfchaft! 3» 107 gu leiben ! Sie 9lngft unb 9ioth , »on bet 3h* mit ba »orge* ft>ro&anb, ba$ für folche Singe bereit lag unb lang unb breit mar, ba$ »erfudjte er, aber e$ fchnitt nicht fo gut , als ihm lieb gemefen mare. Unb ba fle nun boch einmal nicht leben follte, fo erbarmte ihn ihre Dtoth, unb er mollte ihr ben Sob fanft anthun. Sähet fafjte er einen guten 2Be§fiein, bet babei lag, unb fteng an, ba$ 3Wejfer lang; fam auf unb ab §u ftreichen, ju fdjarfen unb ju mefcen. Sa$ Digitized by Google 108 ©er arme J&cintid) horte träufelt ter, für ten fle jterben foHte , ter arme <§eitm<$, uttb eg jammerte itm unfaglich , baf? er fle nimmermehr lebenbig mit ten Slugen erblicfen fottte.' 3Da fuchte er, ob er nie^t eine Deffnung in ter SGBanb feinbe, unt fat) butch einen 9ti|, mie fle getunten taiag , unt tl;re ©eflalt fo gar fchön unt lieblich mar. (Sr fchaute fle an unt miebet fleh; &a tuanbte fleh feinSinn; ihm taufte nicht mehr gut, mag er gebacht hatte, unt ter alte, ftnflere (Sntfdjluf? machte milter ©üte ©lafs. „®u Xfyov/1 fprach er gu fleh fetfeer, „begehrft tu gu leben, ohne tag SBohlgefatten ©effen, gegen ©en Oliemanb etmag oerntag? Sfurmaht, tu meifjt nicht, ma6 tu thuft, menn tu biefeS fchmahli«he heben, tag (Sott über tidj hat fommeit taffen, nicht miHig unt tem«tl;ig erträgfi. Unt meift tu tenn, ob bidj tiefeg Jtinteg £ob flehet t?eltt? 3Bag btr ©ott befchieteit hat, tag tajj tir miberfat;ren! Olein, ich tritt tiefeg Jtinteg $ob nicht fehen !" ®a hielt er nicht langer gurücf , Hoffte an tie SBanb unt) rief: „2a£ mich hinein!" ®er ©leifier antmortete : „3chhabe jefct nic^t Beit, (Such eingulaffen ! " — „Olein, SDleifler, retet mit mir!" — „-§err, jej)t fann ich nicht, märtet big ich fertig bin!" — „Olein, OJleijter, retet guoot mit mir!" — „So fagt mir’S butch tie ühöre!" — „6g lafjt fleh f° nicht fagen!" — S5a lief ihn ter SDteifter ein, unt Heinrich gieng gu tem ©lagblein, mo eg gebunben tag, unt fyrach : „Diefj Jtinb ifh fo monniglich, taf ich mahrhaftig feinen £ob nicht gu fehen oermag. (Sg gefchehe ©otteg OBitte an mir! SBir motten fle mietet aufflehen taffen. 2Bie ich mit (Such gebingt habe, Silber unt ©olt gebe id) 6uch; aber tie Jungfrau fottt 3h* leben lajfen ! " ©a tag SDlagttein nun erjl recht fah , bajj eg nicht flerben unt it;n erlöfen fottte, ta mar ihr tag $erg fchmer; fle brach Bucht unt Sitte, raufte gotnig ihre $aare unt gebettete fld? gum (Erbarmen. ©itterlich meinte fle unb rief: „SCßehe mir Olrmen , mehe ! mie fott eg mir Digitized by Google » * ©tet atme $eittvi gefehenft »orben märe, »erlieren ? 3«fet bin ich erji tobt! 9t un entbehrt mein ■£einriiefeS «©eil, baS fßm miberfaljren mar, lief? er 2llfen anfagen, ton benen er mußte, b ajj fte Siebe unb ®üte gegen ißn im J&erjen trugen. £>a mußten IHUe billig froß fetytt über bie ©nabe, bie ©ott an ißnt erjeigt ßatte. 2118 nun feine Beflen greunbe ton feiner 2lnfunft gärten , ritten unb giengen fle tßrn brei Jagreifen entgegen, ißn moßt $u empfangen. Sie moll= ten feiner Sage, nur ißren eigenen 2lugen glauben, bis fle fetbfl bie SBunber @otte8 an feinem Seibe gefeßen Ratten. 35er ÜWeiet unb fein 2Beib blieben au<ß ni<ßt fliU ju -fpaufe flßen. 3)ie greube, bie fle entjjfanben, ift unbefcßteiblicß; ißre Beriten maren fo be; megt, baß ben lacßenben SKunb ber Slugen Dtegen begoß, ißr ©ruß mar feltfam gemifcßt, ißr SDlunb mollte nicßt mehr to8 toerben tom ÜKunb ißrer Jotßter. 2lu<ß mer bie Scßmaben je in ißrent Sanbe faß, ber muß fagen, baß ton ißnen nie größere Siebe erjeigt mürbe, als ba fle #errn <£einti«ß bei feiner ^eimfaßrt empßengen. 35iefer marb reifer, als er torßet mar, an ®ut unb (Sßten. 9lun aber menbete er flcß fletS an ©ott unb ßielt feine ©ebote flrenger als jutorj unb beßmegett mar feine (Sßre untergänglicß. ©em ÜJteier unb feinem SBeib, benen er fo großen JDanf ffßulbig mar, gab er baS 9leubrucßlanb , mo er franf ge= legen ßatte, jum ©igentßum. «Seiner lieben grau aber, beS SJtägbleinS, pflegte et mit fanftem Seben in allen gingen, als märe fle feine rerßeiratßete grau. 2118 nun feine gtemtbe in ißn brangen, flcß ju tereßelicßen, ba fptacß er: „3$ bin entfcßloffen , unb mitl itacß meinen 23er; manbten fenben, bamit icß ißrent 9latße folge." 2118- bieß ge= fcßeßen unb alle beifammen maren, IDtännet unb grauen, fo fagten alle auS einem UJhtnbe, eS märe recßt, unb Beit, baß er flcß termäßle. 9htn aber erßob flcß ein großer Streit im Otatße Digitized by Google ©er arme $cittri$. 111 feiner 23ermanbten , men er Pt trauten fottte: ber eine riet bin, ber anbere ^er; mie Seute pflegen, menn fle €tatb geben fotten. 2113 fle Pt nun ni d)t bereinigen fonnten, fyrat ber arme «öein; rit: »3b* Herren unb grauen, eS ift eut Sillen mobl befannt, bap it bor furjer 3eit in fdjmaljlidjer Äranf^eit lag unb allen ttJlenften mibermartig mar; je§t fteut mit tttiemanb mehr, unb burt ©otteS ©nabe habe it mieber einen gefunben Seib. 3e|t ratzet mir 2lHe, mie fott it eä bem bergelten, burt ben it mie= - ber gefunb morben bin?" iefer <§erjog »erbradjte mit feiner jungen ©emahlin «§irlanba in bem drblanbe berfelben bie erfien fünf QJionate feiner dhe in großer Siebe unb dinigfeit. 35« würbe er genötigt, »on ihr gu fdjeiben, um in ben S5ienflen feine« Jtönige« einen iRitterjug in ba« gelb gu wagen. 9Bie bitter biefe unverhoffte Trennung ben jungen dheleuten votfommen muhte, mögen biejenigen erwägen, bie burth gartet Siebe fflanbe ftarf unb innig »erfnübft ffnb. 3^** tröjiete ber <$ergog feine geliebte ©emahlin beim Slbfchieb auf« bergltdjffe, aber je freunb= tiefer ffdj i^r ©hebert gegen fie ergeigte, befto fdjmerglidjer er; freien ihr felbff biefe ungeitige ©Reibung, 9laet <§ergog hatte feine 9tuf>e, bis et einen Wiener nach .fjaufe abgefdjicft unb Durch biefen über baS Söo^lbefinben feinet §tau günflige Ula^tic^ten eingegogen hatte. SBa^tenb nun bet cgergog gu gelbe lag, ereignete eS jid), baf IRi^arb, bet Jtönig in ßnglanb, »on einet abf^eulic^en Äranfheit heimgefucht mürbe, bie gu einem höflichen StuSfafc matb, unb »on bet fein 3trjt int gangen Jtönigreidj ihn feilen fonnte. ©nblidj lief bet elenbe Äönig einen 3«ben rufen, beffen Jlunfl unb 9lame im gangen Sanbe feljr berühmt mar. liefern entbedte er fein Anliegen unb bat ihn freunblidj, allen feinen gleif angumettben, baf er »on bet entfestigen $lage befreit mürbe. ®et 3ube that bem Jtönige gu Siebe fein 33efleS; bennodj mürbe bie Jtranfheit je langer, je ärger. 2lnt ©nbe fant ber Hebräer auf einen gräflichen ©e= battfen, ben ber Satan fetbfl nicht teufllfitlattba fid) eine 2Beite befomten hatte, brach er bie SCBorte : „Voth bricht ©ifen; warum follte fle ntc^t aud) rechtfertigen fßnnen, was nicht gientlich ift! “ Äaum war ber Schlup beS JtönigeS gefajjt, fo entgünbete ber böfe ©eift in betu dürften ©erwarb, bem leiblichen ® ruber beS JpergogS 2lrtuS, ÜJlifSgunfi, Veib unb £afi, auch Segierbe, feines VruberS ©uter einft ungeteilt gu befl|en, fo bafi ber Vor: fap in i^m reifte, an bem glücf liehen Vaate gum Verräter gu Werben. Sobalb er nämlich Son beut fhelmlfhen Vorfrage beS 3«ben 9iachrid}t erhielt, oerfügte er fldj in ©eheim ju bem Jtönige unb erflärte: „Weil eS fd?wer wäre, ein fürjilidjeS Äinb gu finben, baS ohne ©eräufch unb SBiberftreben ber ©Item hin? Weggenommen werben tonnte, fo fety er bereit, falls ber Äonig ihm bic (Sadje anhetmfiellen wollte, allen gleifj anguwenben, ihm baS Jtinb feines VruberS, baS bie 4?ergogin unter bem -§ergen trage, ohne alles Stuffehen in bie *§anbe gu bieten." Ueber biefeS 9t net bieten war ber Jtonig hocherfreut, unb gelobte bem giirjien eine fontgliche Vergeltung, wenn er fein Verbrechen in’S SBerf fefcen tonnte. ©otteS Saugmuth täpt ben ©ottlofen guweilett eine 3eitlang ben 3«gel ihrer VoSheit fließen, unb bie Vrüfung ber Unfdjul: bigett auf (Erben Watten, 9tufgemuntert burch baS Verbrechen beS JtönigS, beurlaubte fleh ber &ürfi ©evharb ohne Säumen oom englifhen J&ofe, unb fuhr über 9Heer nach her Vretagne, Wo bie «öergogin währenb ber 9lbwefenheit ihres ©emahlS <§of hielt unb ihrer Vieberfunft harrte. -§irlanba würbe burch bie 9lnfunft ihres fürfitichen Schlagers aufrichtig erbeut, unb er: geigte ihm alle Siebe unb 5reunbti§er- gogin fep mährenb ber ©eburtSmehen geftorbeu. 25ie 2lmuie follte fld) bann mit bem Jlinb in benjenigen Ort begeben, mo er eS gu erziehen gefoitnen müre, unb bief? um gang befonberS toiie boshaften SBeiber, bie ber meineibige ©erharb beftodjen hatte, befamen alfo 3»it genug , mit bem Jlinb auS bem «Schlöffe gu fliehen unb ber «See gugueiten. S5ort martete ihrer ein fegelfertigeS Dtennfchijf. Jlaum aber maren fle mit gutem ©eleite eingefchifft , als eine 3Kenge bemaffneter Jlnecpe bahetfam, bie »on bem gürflen ©erharb beflettt maren, unb ben neugebornen ^ringen nach ®«glanb Digitized by Google 120 ^trlanba. hinübertragen unb, tote fie toorgaben, s>or ben Seeräubern be= fchüfcen follten. SBührenb nun biefe glücftidj baoon fegelten, etf^ien ber (Sngel beS <$errn einem frommen Slbte beS JtlofierS (Sanft SKalo, mit Flamen ©ertranb, unb brachte ihm ben Sefehl ©otteS, atS; halb einige SRannfchaft gufammen gu bringen unb nach bent •fjafett Slleth gu fc^itfen ; bort follten fle am Ufer einige Ölüdjt: finge anhalten, bie ein fürjtlicheS Jtinb , baS noch nicht getauft feö, bei jld? Ratten, ©iefeS Jfinb fottte er taufen unb ergießen faffen, bie Saugantme aber fo fange im ©efangniffe haften, bis ©ott ihm neue befehle gufenben würbe. ©er Slbt beeilte fld), 33cfeh>te ©otteS gu gehörten ; er fchicfte üKannfchaft nach bem #afen, welche bie gfüchtlinge bei ihrer Saitbung überrafchte, unb bie JtriegSfnedjte theilS niebet: maf?immet in feinem 3orne mit Such oor ! 2Bie mottet 3h* ber grofjen ©efahr, in bet 3hr f$mebet, entfliehen?" £>ie gürjiin * mürbe bei biefen SBorten fo niebergef$tagen, bafj fle ni$t muffte, maS fle fagen follte. ®o$ trieb fle bie große Stngfi gu fragen, maS biefe SÖorte bebeuten foltten. 3)aS tofe graulein hott« einen tiefen ©eufger, unb fpra$ : „Ungtücffeligfte grau, lagt Su$ an= oertrauen, maS i$ mit gijl auS bem gürften, Surern fatf$en ©$mager, h«rauSgetodt habe. äOßiffet, bafj biefer Su$ fatf$= ti$ angeltagt hat, Suer Jlinb fep bie gtudjt eines unauSfpre$= liehen ©teuelS. Unb bejjmegen hat er ben befttmmten Sefeht oon bem 4?ergog erhalten, Sud? h«tntidj htnri$ten gu tagen, beoor er felbfi roieber guröeffame." Stuf biefe (Hebe fam bie >f?ers gogin eine töbtti$e Stngfl an unb ge marb oon ihren ©innen Digitized by Google $irlanba. 123 serlaffen. 3118 fle totebet $u fleh fetfeft gefommen toar, f»racb (Te fe; batutn ratzet mit auch in bi.fer fürchterlichen 9?oth, too ich mit felbfi »ot Schrecfen nicht $u ratzen toeifj." — „Siebe grau," antwor; iete bie galfche, „ich toeifi dudj feinen beffern Dtatb, al8 baf? 3^r du§ofmeiffer baS gange «fjauSmefen, unb oerfügte ffd) herföntich in’S Selbtager beS JtönigS gu feinem Bruber, um münblichen Beriet über ben gangen Berlauf ber Sache ab= guffatten. 9118 er nun nach langer SReife bei bem >§er$og angefommen mar, ffellte er ff«h fo traurig, als fönnte er alle $age feines ge= benS nicht mehr fröhlich merben. ©ein Bruber erffhraef über biefe »erffelfte £raurigfeit fehr unb fragte ihn eifrig barüber auS , maS bo&erjog: „3jt bodj nicgt meine «öirtanba gejtorben?" — „SBollte ©ott, fle mare geftorben," ermieberte ©erwarb mit gefenftem -fjaupte; „bann märe baä Seib nodj gu »erfdfmergen. 9tun aber fottft ©u mijfen, baß fle in ißrern testen 2Bo§ofe3 , ma3 flc^, fo lange er »on ber .freimatg ferne gemefen, mit *£irlanba gugetragen gäbe. SSJeil aber Stile ton bent Surften ©ergarb mit ©etb beftotgett maren, fo fümmten fle nteifierlid} in feine Sügen ein. ©aburcg mürbe ber «fpergog in feinem falfcgen SÖagne befraftigt, unb »er; fcgmur fltg godf unb tgeuer, mo er ^irtanba auSfunbfcgaftete, mollte er igrer ni»*ifft gegen bie (§brtiirlanba. 127 an baS gewünfhte ©d?(of , baß in einer tiefen SÖBilbnif lag. J&ier fanb er auf einer Xrift eine Wirtin bei ben Jlfi^en, bie et anfangs nidjt erfannte. ©ie falj wohl feiner auS, als fonfl SBauernWeiber, aber ihre Schönheit war gang »erblidjen. 9118 fie jeboch auf feine 93itte ihre beerbe tief, ihn, ber irre gegangen war, auf ben redeten 9ßfab geleitete unb unterwegs mit ihm in ein ©efatäch geriet^, ba erfannte er fie an ber ©brache, unb arg: Wohnte at8batb, eS möchte bie flüchtige «§erjogin J&irtanba »on (Bretagne 9U8 er nun »on feiner Sßerwanbtin auf betn Schlöffe freunblichfi empfangen unb gu 9t6enb herrlich bewirket worben war, erbticfte er gufattig unter ben JDienfimägben aber: malS jene <§irtin, welche in beut ©beifegimmer irgenb etwas gu »errieten batte. (Sr faftc fie aufmerffam in8 9tuge, erinnerte flj?irlanba, bie nid)t erfannt fei)n Wollte, erjagte barauf: „Sie fei) eines Säuern !£od)ter, unb »egen Strmutt) »on ihrem $>orfe binweggetaufen, um einen ®ienfl gu fuchen." ©er Sretagner aber fprad): „Srau, Sure ©eflatt unb ©ebarbe geigt etwas gang SlnbereS an, unb wenn id) irgenb meinen Stugen trauen barf, fo fage id), baß 3br «Öergogin »oit «Bretagne gang übnti^ febet!" 5US «fjirlanba biefen tarnen nennen hörte, würbe fle gang fdjamrotb unb wußte fein eingigrö SBort gu erwiebern. Um fo ernjUid)er brang ber ©beimann in fle; er Wollte eS ergwingen, baß fle bie aufrichtige SBabrbeit be= fennen follte. ©nblid) farn er fo Weit, baß ^irlanba nad) »ielen SluSreben in ihren eigenen «Reben gefangen würbe, unb nicht umhin fonnte, fleh ihm gu erfennen gu geben. 2fufbiefeS 23e= Fenntniß wollten fowobl bie ©belfrau als ber tRitter ihr gu gußen fallen, unb ihr bie tieffle ®f>rcr6ietung beWeifen. ©ie <§ergogin geflattete eS aber nicht, fonbern bat inflanbig, fle boeb ja nid)t gu »erraten. ©amt ergäblte fle ben beiben ihre gange ©efdjidjte, unb übergeugte fle »on ihrer Unfdjutb. 2llS ber fRitter b’Olioe biefeS »ernomnten, erbot er fleh auf ber Stelle, fle nach ißrem (Schloß in ^Bretagne guruefgubringen unb mit ihrem bergoglitßen ©emal)l gu »erföbnen. ©ie beniüthige gürflin bat ihn jebod) inflanbig, ihr ©efdjicf nicht gu offenbaren, fonbern fle in ihrem niebrigen (Stanbe bis attS ©nbe »erharren gu taffen. (So machte er fleh «Min auf Steife, bod) mit bem fejlen ©ntfdjluß, feinem *§errn, bem >§ergog, fobatb er fonnte, bie frohe Sotfchaft mitgutbeiten. ©agu geigte fld; aud) halb günflige ©elegenheit auf einer 3agb, bie ber -fjergog »eranflattet hatte, ©a flellte ber ©beimann, ber neben ißm ritt, bem «öergoge üor, wie gtücffelig er fei); benn er bejl^e 3lUeS, waS er auf ©rben nur wünfd)en möge. ©er *§ergog bagegen fagte: StidjtS »oit 9Wem, Digitized by Google £ itlanba 129 wa3 et bepfce, fety retmögenb t^n ju »ergnügen, ba er in bet ©b« fo unglücflicb gewefen fety unb feinen ©rben feines ©ute8 ^intet; taffen würbe. „2Bie aber," fiet ba bet [Ritter ein , „trenn (Sure heimlich ron ©ud? betrauerte, unb feljnUdj rermifte •hürlanba noch am Seben träte? SEBolltet iftr, SDurdjfaudjtiger <§ergog, ©ueb auch alSbann nicht mehr glftcflicb greifen?" — ,,3a freilich," frrach ber gürP, „bann wüfte idj> nicht, wa8 mir auf ©rben gu wünfdjen übrig bliebe. Unb trenn mir fle einer lebenbig in bie 9trme führen trollte, ich weif nicht, trie id) mtd? ihm banfbat genug jeigen fönnte!" 3118 ber ©betmann biefe Sßorte hörte, trollte er nicht länger öerjieben, fonbern frettg an, bem <§erjog 3ltleS, tra8 pd) jwifeben ihm unb ^irtanba jugetrageit, $u er= jaulen : trie er fie in gemeiner äkuerntradjt, ba8 23ieb b^tenb, angetroffen, unb an nichts al8 an ihrer ©brache erfannt habe, unb trie er fo lange in fle gebrungen, bi8 fle ihm enblicb befennen rnufte, baf fle bie unglücflicbe .§irlanba fei?. Ueber biefe unerwartete SBotfc^aft würbe ba8 f?er$ beä <§er; jog8 mit SJeib unb Sreube fo ganj angefüllt, baf ihm füfe unb bittere 35b*en «u8 ben Slugen berrotbrangen. @r befdjenfte ben ©betmann fürftlicb, unb btef ihn P«b auf8 Se- fdjwinbepe aufntacben unb feine vielgeliebte ^»irlanba abbolett. Sßferb unb SSagen, Wiener unb ©elb würben §u feiner Verfügung gepellt; nirgenbä auf bem SBege foUte er pd) aufbalten, fonbern fobatb als möglich bie ©rfebnte ibrent ©ernabl in bie 3trme füb= ren. ©ilenbS machte P , ®e|'cfyi$tcn u. ©. 2te SltifC. I. 9 Digitized by Google £irtanba 130 entfdjtojj, naurdj bicfe (Ermahnung iljreS auSgefianbenen (S£ent»e3 bemegte ffe iljren ©fjegemaljl gu fo magrem ÜRitleiben, bafj er ffc^ antieji, als menn et nimmer gu tröften mare. SllS f!e in bie Hofburg unb «öaubtfiabt beS SanbeS famen, gog itynen bet gange IRatfj unb alle SBürgerfdjaft entgegen , unb emjjfteng bic geliebte Sriirfhn, als menn fie »on ben lobten er= fianben mare. SBaS gur greubebegeugung gefllidjcS angejieltt merben fonnte, mürbe nidjt gefyart, unb ber Sag ber glücflidjen 2Bieber»ereinigung fehlen »iel frotylidjer gu fet;n, als ber erfte Sag beS Ijergoglidjen SeilagerS gemefen mar. II. SBenn bie ©onne am IjeUßen fdjeint, pflegen erfahrene @ee= leute am erflen einen ©türm gu befurdjten. ©o flnb alle menfdj= ticken JDinge ber JBeranberlidjfeit unterworfen, unb oft, menn man meint, bent ©lücf im ©djoofje gu fijjen, fommt unoermutpet mieber ein neues Ungemitter, baS unS in ben »origen Slbgrunb, ja in einen nod) meit größeren gutücfmirft. «fcirlanba l;at bieft erfahren. S>emt ma^renb nodj alles in Sufi unb greuben fdjmebte, unb megen SBieberfunft ber »erlorenen SanbeSmutter jubelte; fle^e, ba fdjmtebete ber gottlofe ©erwarb neue Slnfdjlage, bie Unfdjutb gu fiürgenj benn eS mar i§m, als müfjte er »or 3ovn unb ©rimm mütpenb metben, als er Ijorte, bafj feine ©djmagetin mieber peintgefommen fep. 6r mar bantalS, als •jjitlanba in ber ^Bretagne antangte, nid?t im Sanbe. SDarnit nun niemanb feinen SBibermillen merfen fottte, fdjicfte er fdjleunig einen »on feinen «©ofjunfern ab, melier feiner ©djmägerin »erfidjent follte, menn er nidjt bettlägerig mare, fo mürbe er felbft gefommen fepn, 9* Digitized by Google 132 £irlanba. Ufr megen ihrer SCBieberfunft ©lud $u münfdjen. SDet >§erjog unb feine ©emahlin embßengeit ben Slbgefanbten aufs fteunb= lichße, unb ließen mit feinem 3Borte ihren Sßibermllten gegen ben tücfif^en ©erwarb merfen. 5)ieß »eranlaßte ben galfdjeit, baß er hetnachmalS einen gan§ freunblidjen Srief an bie >$et$o= gin fdjtieb, in meinem er bei >§immel unb (frbe befeuerte, baß ihre SBieberfeht niemattben mehr ju <&erjen gehen fönne, als ihm. (Sr f^njur auch ffeben fchrcere (Sibe, baß er an ihrem früheren Unzeit feine ©djutb habe: öietwe^r feij bie ©augamnie, bie gleich nach bet ©eburt ^eimtid? mit bent Jtinbe baoon geßo= f;en mar, bie erße Slnßifterin jenes Unglücfä geroefen. Jturj, er mußte fo natürlich ju lügen, fo freunblicß $u fchmeicheln, baß ber £er$og unb bie -§erjogin feinen SBorten glaubten, unb ihn mie= bet an ben <§of beriefen. (So fani ber falfdje 3ubaS miebet heim unb mürbe mit befonberS großen Sreubcn empfangen. (Sr ßellte ßch auch äußerlich an, als menn er ein mahreS, BrüberlidjeS .§er$ hätte; innerlich gieng er mit feinem anbem ©ebanfen unt, als mie er neues Unzeit anßiften fönnte. Unterbeffen lebten bie beiben neuen (Seeleute in folget «£erjlichfeit jufammen, baß eS freien, ihr ©lücf fönne hinfort burch fein Seib mefjr unterbrochen merben. SBaS ber <§erjog feiner geliebten J&itlanba grreunblicheS ermeifen fotmte, that et um fo beßijfenet, jemehr er bie ^fließt erfannte, ihr baS ßebens fahrige (Slenb burd) SBemeife feinet innigen Siebe $u oergüten. 'Sluch mar ba nichts, maS bie fromme Sriitßin ferner betrübte, als allein, baß ihr in ben erßen Saßren beS neuen 3ufammen= feijnS fein (Srbe gefchenft mürbe; unb baS erße Äinb, baS fie fo ju (Schnterjen geboren , fonnte ße nicht oergeffeit. 3m Uebrigen ßanb alles am <§ofe mohl, unb 3ebermann bemühte ßd), ber lieben ©ebieterin nach ©djulbigfeit bienßbar ju fehlt. Stuch ber ftürß ©erharb ließ eS feinerfeitS an nichts fehlen, maS Digitized by Google #trlatiba 133 ihm ben {Ruhm eines befdjeibenen SBruberS unb ben 9iamen eines getreuen greunbeS oerfchaffen fonnte, fo bafi jene beiben burdj feine 2ijl Untergängen, nichts als ®uteS oon ihm glaubten , unb feines begangenen Unrechts gang oergajjen. ©ieben Saljre hatte bie erneute, gtütflidje (Ehe gebauert; ju a§er am ©age ber IRieberfunft feiner ©emahliit ber «§ergog in beut ©chlofgarten fi«h ergieng unb mit einiger @§ergogin guerff auf ber normannifcben Siebtrift entbecft habe, unb eine fcbanbUdje Steigung gu ber Srürffin trage, »on biefer e^ebrec^erifc^er SCBeife begünffigt motben fetj. SMefer Sor; ftbtag gefiel bem fc^tec^ten Sföann außerorbentlidj mobt; fobatb eS baber ©etegenbeit gab, »erfügte er ffdj gu bem >f?ergog unb rebete Ujn atfo an: „©nabigffer gürff unb -§etr! ©tetS toar id) »on einem befonbern (Eifer befeett, für baS f)ofy 5lnfc^cn ©uer ®urtbtau(bt, meines SanbeSfürffen , mi(b gu mehren; fo metbe ich auch je^t »on meinem ©emiffen getrieben, meinem .fjerrn eine ©adje, bie feine Ißerfon betrifft, öertraulidj gu offen: baren. Unb menn ©uer ©urcblaudjt baS, mooon icb fiebere Jfenntniß habe, ffd) angubören entfdjließen fonnen, fo »erbe icb nichts »orbtingen, mofür icb nidjt mein eigenes 2eben »erbfan: ben fonnte. 3cb fann mir freilich fattnt benfen, baß nicht auenn biefer ©beimann iff unabläfffg bemüht, fle in Unebre gu ffürgen. ©cbon fo lange mein <§ett abmefenb mar, iff et nicht »on ihrer ©eite gefommen, unb menn er ffd) nic^t füglich gu ihr 136 $itlanba. begeben fomtte, fo §at er fle burd) eine feiner ftreunbinnen in fein eigenes ■fjauS gelocft. 3jl eS ein äöunber, menn Seberntawt bie neugeborne* Tochter ber Öürjiin mit »erbadjtigem Sluge be= trautet? ©laubet mir, gnäbigfter £err, td) mürbe »on allem. JDiefem nicht frechen, wenn idj nicht mit Stugen gefehen hätte, maS für »erbotene «öanbel jene 23eiben miteinanber getriebett haben!" Heber biefe 5D2ittheilung mürbe ber 4?ergog fo entrüjiet, baj? er fleh »or 3orn faum gu fajfen muf te. Sr glaubte feßiglidj, alles biefeS ntüffe mahr fetyn, meil ber ru^tofe Sbelmann erftärt hatte, er molle ®ut unb ©tut an bie Jßerttjeibigung feiner 2ßabr= heit fefcen. So befahl er benn »oll 3ngrimnt, matt follte ber <$ergpgin U)r Jtinb nehmen unb an einem entlegenen Ort einer ftemben Saugamme geben. ®ie tugenbbafte gürfiin mar auf ihrem 3iotmer , unb hielt ihr liebes 5£i>$ofe auSgeßoßen, mußte fie tote ein e^rtofeS ©efdjöfcf fic^> in einen ßnßetn Äetfet ein; fperren taffen. 3l)re geinbe fyrengten inbeffen untet altem 33otfe auä, als menn fie eine gemeine JBerbredjerin märe, beren jahrelang getriebene Sdjanbe jefjt enb(ic§ aufgebecft motben fety. Snjmifdjen Bcrati;fct> tagte bet »erbtenbete «§erjog mit ben Sei; nigen, melden StobeS er fie fietben taffen füllte, beim et natyrn fie für übermiefen unb überführt an. Unb enblidj mürbe befdjlof; fett, baß fie lebenbig auf offenem 9J?atftj)ta|je »erbrannt merben follte; e8 fetj benn, baß ßd; ein Dritter ißrer amteljmen, unb mit bem Sbelmann, ityrem Stnftager, in efjtlicijem Äarnfjf um ße ßreiten mottte. JDiefeS mürbe nacfj bem 23vaud>e jener alten 3«i in bem ganjen 8anbe oerfünbigt, unb ein $ag anberaumt, an meinem auf bem Jlam$>ft>lafce erfdjeinen follte, mer 8uß ^atte, ßd> ber ferner »erflagten 4?erjogin anjuneljmen. 2lber ba mar JJliemanb im ganjen Sanbe, ber ßd) gegen ben boshaften ert unb feine unfdjutbige aJiutter erretten. @obaCb e8 Sag gemorben, erja^Ue ber Sßratat feinem 5ßa= t^en bie (Srfcheinung, »orüber beibe neben gtofjer greube bitteres <§erjeieib empfanben. @te mußten jefct, baf? ber Junge 58ertranb ein geborener -fperjog fe^, aber e8 machte ihnen auch grofjett 3ammer, bafj feine 3Äutter fo unoerfdjuibete ©djanbe unb 9tot^ ju bulben ^abe. Um fo eifriger rüfteten fte ft ©ott," rief fte, „»omit habe tirlanba 139 3ft eS ©ir nicht genug gewefen, bafi id) fteben Sabre im (Stent unb in Änechtfchaft leben follte, muf id? auch noch §ur «Spante meines UtamenS unb ©efcblechtS als (SbeBrecherin teBenbig in ben glammentob geben? ©ieb mein (Stenb an, milbeteicbet 33ater! ©u weifjejt ja, bafi eS mir unmöglich ift, foldje Qualen auöjujteben, unb wenn ©u mich nicht auf »unberBare SBeife flärfefl , fo werbe td) in bet ferneren Sßein »erjagen muffen." ©arauf fragte fle bie 3Wagb, oB beim Feine ©nabe für fle ju hoffen wate? ©aS 2BeiB antwortete: „Ulein, eS ift Bis biefe ©tunbe fein Jtamhfer für (Such erfchtenen." ®a gebaute <&ir= lanba beS DtitterS b’Dltoe. „©iefer ift längft aufjer SanbeS," erwieberte bie alte Stau, „unb (Suet Qtnflager gieBt »or, er habe ficb auS bem ©taube gemacht, weil er mit Utecht fürchte, eS werbe ihm ergeben, wie (Such." ©a warf fleh bie -herjogin weinenb auf bie Jtnie unb Betete fo lang unb fo inBrünftig , Bis fle ©roft »om Fimmel in ihrem jerfchlagenen -herjen empfanb. ©ann erbat fle fleh als lefcte ©unft einen Sßtiefier, bem fle Beichtete. Unb als bie SBeidjt »orüBer war, fptach fle mit fiarfer Stimme : „Siebe, -herr! -hier ift mein fchwacher SeiB, ber morgen »er= Brannt werben foll. Sdj opfere ihn in ©eine göttlichen , Barm; berjigen -hanbe. 93erteib mir ©tanbhaftigfeit in meinem Selben, unb nimm meinen entfliebenben ©eift aus ©nabe jur @elig= feit an !" Äaum war ber ©ag angebrochen, fo Bereitete man fld) »on allen ©eiten ju bem traurigen @cb aufbiet, baS ber -herjog ben Sretagnern geben Wollte, ®ie ©tabt UtenneS War ju biefem 3ammer auSerfeben, unb eine unjabüge 2)tenge IBolfeS ftrömte babin. 33or ber ©tabt auf einem ebenen tpiafje war eine grofie erhöhte Schaubühne errichtet, auf welcher ber Betbörte -herjog unb fein ganjer -f?of jufdjauen wollte. Glicht ferne ba»on war Digitized by Google 140 $itlanba. »in @<$eiterl?aufen aufgefdjidjtet, unb über tyn einige ©rettet fefigelegt unb mit fd?mar$em Slrauertudje bebetft. Stuf biefett ©rettern ftanb ein fd?mat$er, fammtener ©effet für bie arme -f?i*= tanba unb redjt« unb linf8 nod) gmei anbere, ber eine für beit ©eidjtoater , ber anbere für ben ©djarfridjter. ©or <&irlanba’8 ©effet befanb fldj ein fdjmarggebecfter £ifdj an 2tltare8 @tatt> unb auf biefern ein Ärugiftr mit fdjmargem ®for überzogen. äßet nur öon ferne biefeb Xobtengerüfte erblicfte, mürbe im tiefften bergen erfctjüttert. 2llteS mar fertig j ber Verjag, feine 0Wt§e unb oBern 5>ienet fajjen auf ber J)ot)en ©üijne unb tyarreten ber t>erurtl)eilten «&er= gogin. ®a fam ein ürulty ÄriegSfnedjte mit Stommeln unb •Öeerpaufen Jjerangegogen, meld^e bie unglücftidje £irlanba gum Olidjtytafce führten. Sie fetbft gieng in einem langen, f^margeit 5talar, ba$ 2lngefld)t mit einem ©dreier bebetft, ber auf Beibeit ©eiten »om <§aubt bi$ auf bie Qfufe ^erabmallte. 3$re «§&nbe $atte fle freujmeife über bie ©ruft gufammengelegt; i$r 2lntli& fdjamljaft gegen bie ©rbe gefenft. ßur rechten ©eite gieng bet ©eidjtoater, ein Jtreug in ber >f?anb tragenb, gur anbern feilt ©efyütfe, auö einem ©ud) ®ebete für baö -§eil ber ©terbenben lefenb. hinter it)r gieng ber ©djarfridjter in fiolgem ®emanb, unb um iljn l)er eine ©djaar ron <§enfer8fned?ten. (Sine enblofe SWenge Don 3ufcbauern folgte nadj. 2 Me rührte bie fläglidje ©eftalt ber «öerjogin, unb mer bie 3«b*en burcb ifyten ©Fleier flimmern fatj , beffen 2lugen blieben ni^t trorfen. ©o mürbe benn ba8 unfdjulbig» Samm gur ©djladjtbanf geführt, »on bem ©eij?amifcbe bebecft. 9luf feinem ©turmbut trug er einen fdjwargen Sehen bufcb, einen grofjen @£eer in ber regten, einen flarfen ©cbilb in ber tinfen >&anb. 2luf biefem ©cbilbe führte er im 9Baf>pen einen golbenen Drad?en auf pbwargeni Selbe, ber ein plberneS ©cfjaf im Dladjen hielt, barunter war ber Denffprud) gefebrieben : „Ohne ©nabe!" Diefer (Sbelntann ritt gang bodjmütbig in bem Greife auf unb ab unb rief mit lauter Stimme: „28er ip’S, ber biefe (Sl;ebrecberin wiber mich oertbeibigen will? (Sr trete betoor unb geige feine ©tärfe!" Da war unter ber grofsen ÜJtenge 9iie= ntanb , ber eS wagte. Se^t gab bie erfebroefene Sürpin ihr geben »erloren unb peng an allen ©liebem ihres geibeS gu gittern an. @ie Panb toon ihrem ©effel auf, pel »or bem Ävugipr, baS auf bent Difcbe Panb, nieber unb befahl Weinenb ihre ©eele ©ott. Dann erbub Pe pcb wicber, wanbte Pcb gu bem umPebenben 23olf unb fprad? »on bem Scheiterhaufen herab: „giebe geute! ich begeuge »or ©ott, bafj ich beS Verbrechens, baS man mir aufbürbet, nicht S Digitized by Google 142 $itlanba fdjutbig Bin. 3f?alS bred)en ! " ©iefe ©cffmachrebe erbitterte ben 3lnflager, er fffrengte fffroor unb rief: ,,©u aRilcffbart, mie barfff ©u fo füffn feffn, biefe (Shebre«herin gu rechtfertigen? ©u follff ©eine 23ermeffenbeit tffeuer begafften; eS mirb mir menig * Digitized by Google 144 $ivtanba* ©tübe machen, 3>i§änbe gen <§immet. $18 ber alte Sünber ben töbtlicben Streich empfangen, taflerte er ©ott unb ben jungen Stifter, unb oerfluchte <§irtanba fammt c^ertn b’Olioe in ben 9lbgrunb ber -©ölle. 3)er tapfere Digitized by Google £itlanba. 145 •&elb aber fianb i6m auf ben 8eib unb breite ihn in Stüde gu genauen, menn et bie SB ab r beit ni»abl «»bet fle aufgubejjen. ©t miberrief 2Ule« feierüdj, ma8 er je gegen bie gürfiin unb gegen ben Stüter b’Dlioe auSgefagtj unb mit biefen SBorten »erfdjieb er. 2)et gürjt ©erbarb , als er baS 3te§irlanben bünfen, ber Hermelin beS gelben fet^ eine Jtunftarbeit ihrer c&anbe, ja feinen gangen 2ßaj>l>engeug »er: glich fle mit ben SBinbeln, bie fle für bie ©eburt ibreö erflen Jtinbeö gemalt batte. @be fl* ffort beflanb in lauter Srreubentljränen, fo baß fle burd) ihren Sahrenfdjleier ben faum mehr fah, ben fle in ihren 2lrmen hielt, ©nblich brach fle in bie Sorte au8: „D hergliebfler Sohn, o gol= beneS Äinb! 23ijl ©u e8, ben icfj mit Schmergen geboren, ben ich mit fo bitterem hergeleib betrauert habe? O ich gliicffelige SKutter! nun mill id) gerne jlerben, »eil meine 2lugen $)en ge= feljen haben, nach bem meine «Seele »erlangt hat!" $5er hergog 2lrtu8 unb ber gange hof fah biefem Schau; fyiel mit hbchffer Sermunberung gu unb fonnte bie Urfadje biefer öffentlichen Siebfofungen nid)t begreifen, bi8 «hirlanba ihrem ©emahl ben jungen Olitter geigte unb nur bie Wenigen Sorte gurief: „hert! fehet ba (Buren Sohn! " Sei tiefen Sorten er= flarrte 2trtu8. 2118 er aber feine 2tugen fefi auf ba8 ©efldjt beS Stifters heftete r fo mußte er befennen, baß fein 2tntlifc bem ber hergogin fo ähnlich mar, al8 ob e8 ihr eigenes märei 5)a fonnte er nicht mehr gmeifeln, obgleich er e8 nicht begriff. Sngmifchen brang auch ber 2lbt »on Sanft Salo burd) bie Solf8haufen auf ben $lafc »or, rebete ben <§«$»9 an unb erzählte ihm, t»a8 ffh mit feinem Sohne gugetragen; er flellte ihm feine Schiffer als ©rgieherin be8 JtnabenS »or, unb ließ ißm bie gebunbene Saug= amnte gum 3eugniß unb Sefenntniß herbeiführen. $>a8 arm= felige Seih marf fleh ber hergogin gu Süßen, befannte 2llle8 unb Digitized by Googli $itlanba. 147 flehte um ©nabe, inbem ffe als ^au^tf^utbigen ben durften ©erwarb angab. biefera 3eugniffe fonnte ber ^ergog nicht mehr an ber SEBahrheit gmeifeln; er flieg mit reumütigem «Sergen »on bet ©ehaubüljne herab, h*ef feine ©emahlin »ott bent Scheiterhaufen herunterfommen, gieng il)r entgegen unb fyrach gu ihr bemüthig : „durchlauchtige ^ärflin , ich wage eS faum, bie klugen gegen Sud) aufgufdjlagen, oiefmeniger Such meine ©entahliu gu nennen. 3f?anb unb fprach : „3a , um ©otteS unb unferS lieben ©ohneS mitten »er= geihe ich Such altes llebel, baS 3hr mir gugefügt habt, ©ebenfe ber geregte ©ott beffelben fo trenig , als ich baran benfen miH!" der «Sergog banfte ihr mit erleichtertem bergen, manbte fleh barauf gu feinem @ol)n, fiel ihm um ben «§atS unb h>ef »hn miöfommen. Sluch bie UJintter neigte fleh auf baS «Sauft i^reS JtinbeS unb meinte fo füfe Bahren, baf f!e ihm fein meines «Saar burch unb buref? befeuchtete. 9We Umflehenben, bie gu einem gang anbern ©chauff iele gefomnten maren, meibeten fleh an biefem 9(nblicfe. hierauf bemiHfommte ber Sergog auch ben 2lbt, banfte ihm taufenbfach für bie 23emal)rung feines ©ohneS, unb lief feine ©chmefter unb ihren ©alten, ba ber 2lbt fetbfi fleh jebe 23ergel= tung oerbat, feine fitrflliche ©nabe geniefett. 2luch ber ©aug; amme mürbe auf b'eS 2(bteS Sürbitte oergiehen, meil fie »iergehen 3ahre in 3lngfl unb 93ufe gugebracht hatte. Snblie unb ein allgemeines Qreft frurbe gefeiert. Der «jperjog unb «hitlanba, bet junge Srurft ©ertranb unb ber ganje ©bei jogen in oollet ©rad)t unb «§err; li^feit in bie «hauptflabt beö SanbeS ein. ©ber ber «föerjog frarb fiitt im ©entüthe, jog {ich toom ©eginiente beS fianbeS jurücf unb führte, nachbent er feinem jungen ©ofjn ©ertranb bie ©raffdjaft übergeben, mit feiner ©entahlin ein einfameö, boch glücflicheS Seben. 3m ganjen Sanbe trauerte ©ientanb alö ber boshafte ©er= harb, freier ber allgemeinen gfreube beraubt, in bittern ©chnter: * jett in feinem ©efangniffe tag unb ,3fit h“tte, feine fcbfrere ©?iffe= thaten einjufehen unb ju bereuen. Doch frährte feine peinliche ©efangenfdjaft nicht lange mehr. Seibli^e Dualen, junger unb Jtummer jehrten an ihm unb in furjem gerieth er in ©terbenS= gefahr. ©Sie ihm nun fein ©nbe beoorftanb, lieft er bie fromme Digitized by Google Jpirlanba 149 «fcergogin flehentlich erfudjen, fle mochte ihm um beS gefreugigten 3efu willen fein« große üJlißhanblung »ergeihen. 9tuf tiefe Sitte "begab fleh bie fromme gürftin felbfi in ben Jterfer, begrüßte ihren fletbenben (Schwager freunblidj unb bemühte fir eigenes, jefct »ergangenes dtenb ernftfunben habe. Sie blieb beftänbig bei ihm, erquicfte ihn mit geifilidjem £roft in feinen XobeSängflen unb fdjieb nicht eher »on ihm, als bis fle ihm mit eigenen ^änben bie 2lugen gugefdjtoffen unb über bem lobten fchmergtiche frönen geweint batte. ®iefe benfwürbige ©efdjichte ifi für arme grauen gefter beö J&ergogö Bon Srabant, einem febr retten unb tugenbbaften graufein, Bermablt mar. 3Mefe8 junge ©bri^«* lebte in lauter Siebe unb Sfreunbticbfeit beifammen, al$ ber SDlobrenfontg 9tberofam mit großer ÜJlacbt in Spanien einfiei, unb na^bem er baä Sanb Berbeert hatte, auch in granfreid? etnbrecben moHte. 2ÜS nun ÜJlartelluS, ber Jtönig in ftranf reich, bie grofe ©efabr Bor 2lugen fab, befahl er allen ibm untergebenen dürften unb ©rafen, bafj j!e ibm <$ülfe leiffen unb gegen ben SWobrenfönig ftreiten füllten. SBeit aber ba$ ©ebiet Bon Girier bantalö gum ffranfentei^e gebürte, fo muffte auch ber ©raf ©tegfrieb mit gu ffelbe gieben. 2118 er fleh nun, mit ben ©einigen gum ffelbgug aufmadjte unb Bon feiner ©e= mablinÄbfcbieb nehmen moHte, ba toar e8 recht betriebt angu= feben, Bon meinem ©$merge bie ©rSftn ergriffen mürbe, fo baf? fle mit ihren bittern 3«hrf” alle ©egenmärtigen gum ©titleib betoegte. 3a, al3 ihr ber ©raf bie «fcanb gab unb bie lefcte (gute ÜRacbt fagte, mürbe fle Bon folchem «öergeleib überfallen, bafj fle y* Digitized by Google 154 ©eito# efa. »or O^nma^t h»lb tobt barnieber fanf. Wer ©raf fudjte flc ju tröflen, aber aff« feine Söorte maren traurig, ©nblich befahl er fle ber Zeitigen 3ungfrau «Watia , fle in feiner Stbmefenheit gu befchüfjen. „(Kudj hintertaffe id) Such," fügte er tyinju, „meinen getreueren Wiener, ben ©oto, biefer mirb (Such in meinem tarnen auf baö eifrigste bienen unb für alle (Iure ©ebürfniffe beforgt fetjn." ©enooefa tonnte »or grünen fein SBort reben, fonbern fiel miebet in ben iHrm ihrer Wienerinnen. Weswegen manbte fifo$len $atte, ber taglidj um f!e war, unb itjr auffrartete; fietye ba entgünbete bet 58öfe baß «fjerg biefeß jungen S5ienerß mit einer unlautern Siebe gegen feine ©ebieterin, unb erfüllte fein «§erg mit folget äBegierlidjfeit, baß er enblidj nidjt länger an flcf? galten fonnte, fonbern auf allerlei SBeife anfieng ber ©rafin feinen bßfen SBillen merfen gu taffen. @o= halb bie unföulbige grau bieß bemerfte , fptadj f!e mit gornigen SBorten gu i$m: „©djümjl SDu SDidj nidjt, lei^tfertiger Wiener, 3>ir foldje ©ebanfen fommen gu lajfen, unb ijl bieß bie Streue, bie £>u ^Deinem J&etrn »erfbroc^en $ajl, baß ber 2>anf, ben S)u iljm für feine Siebe erfreifejl ? SBenn 35idj $>eine SElfor^eit nictjt gereuen foll, fo frage ni<$t me^r »on folgen SDingen gu mit gu reben!" ©er gottlofe ©olo erfdjracf über biefe Slnttoort, unb fragte lange fein Sßort meljr. ©ie fromme ©enooefa aber glaubte, feine böfen ©ebanfen fetjen oerfdjfr unben , unb fieng frtebet an, freunblit^er mit il)m umguge^en; ba teurbe feine »erfetjrte 9teU gung burd? ben täglichen Umgang immer meljr entflammt; atß fle nun einft üjr eigene« ©ilb, baß fie fürgtidj für ben ©rafen $atte malen lajfen, bebaute, unb ©olo »on ungefähr bagu fara, fragte i^n bie ©rafin, ob er meine, baß biefem fdjönen ©emalbe no<$ etrnaß fe$fe? ©a fprad? er mit frilber ©ier: „©raftn, biefem 33ilbe fommt nicfytß an f?off= nung habe, ba« Biel feiner unlautem 2Bünfarum ijl eg mahl ratl;fam, baff man ben Jtoch ing ©efängnifi merfe, bie ©räfin aber in fo meit beaufflc^te, bah ihr ber 3ugang gu bem Sföenfdjen «erfperrt fep." ®ie greunbe ermieberten bem J&ofmeifter, meil ihm ber ©raf bie ©orge für bie ©räfin aufgetragen habe, fo folle er tbun, mag ihm am rathfamjien gu fepn bünfe. hierauf lieh ®olo ben £oerrn, bem ©rafeu gu öerfüitbigen: er marb in Vanbe unb Jterfer gemorfen, unb gieng nicht eher mietet baraug heroor, alg big man ihn tobt heraugtrug. Digitized by Google 158 © eit 0» efa. 33?it biefet ©raufamfelt war bet ruchtofe ©olo noch nicht jufrieben, fonbern et fiürmte mit einigen feiner Helfershelfer in baß 3‘ntmet bet ©raftn , unb tief ihr §u, baß et ihrer tetbädjtü gen ©emeinfdjaft mit bem Jtoche Drago nun genug gugefehen habe, unb, wenn et »or feinem *§etrn beließen wollte, biefeS Stergerniß nicht tanger bulben fönne. Darum fotite auch fle, bie ben SBunb bet @he gebroden , inS ©efangitiß gelegt unb »or weitetet Verfügung beS ©rafett nicht auS bemfetben enttajfen werben. ©o würbe bie h<>ht ®tafln , bie im achten 3Ronate fdjwanger gieng, ohne ein Verbrechen begangen $u haben, »iel= mehr wegen Vertheibigung ihrer Unfchutb, »on ihrem eigenen Diener, ber ihr jum ©d}u|e beigegeben War, gefangen geführt unb in einen feften £hum »erriegelt. \ ©enooefa erzählte ben einfamen JterfetWanben ihre lln= fdjutb, unb bie he‘tigen ©ngel trugen it;re Jttage »or ©otteS Dhron, Stiemanb befugte fle in bem ftnflern Dhurm, als bie ©augamme beS bßfen HofmeifterS, Welche ber gefangenen ®räfin täglich eine geringe Nahrung braute. (Snblich erfdjien auch * ®oio fetbfi §u wieberhotten QRaten unb wanbte alle ©littet an, baS reine Her$ feiner untautern Siebe geneigter $u machen. @r brang mit guten unb bßfen SBorten in fie; er tocfte mit Ver= heifjuttgen unb f{$ betrogen flnbefl 5 benn iu gang Zeitig mateff!" 3« fotzen Sorten machte fleh fein Born 8uft, unb nadjbem er fld) lange befonnen, auf melche Seife et ben Begangenen (SfjeBrudj abffrafen mollte , fchicfte er ben SDiener mit bent auSbtücf liehen befehle gurücf : ©olo fotte bie ©rüffn fo eng einfchliefjen, bafj Uiiemanb mit il)t reben nod) gu ihr fom= men fönne. 2>en ehebrecherifchen Jtodj aber follte er mit bet Satter tyinridjten laffen, bie feine Siffethat öerbient habe. Sit biefem ungerechten SBefe^t eilte ber Slbgefanbte nach E<*ufe, unb ®oto mufte il;nt grofen 2)anf, baff er feinen 2tuf= trag fo treulich auSgerichtet habe. !Damit nun bie Einrichtung Drago’ö fein Sluffehen »erurfachte, lief er bem armen unfie ©räftn aber brauchte nicht enger eingefdjtoffen gu merben, als fte guoor toar, meil ja oon Stnfang an 9tiemanb als ©olo unb feine fatfche 9tmme gu ihr gefomnten mar. Unb bodj mar ber Söfemicht mit biefer graufamert Sehanblung noch nicht gufrieben, benn er fürchtete immer, feine Sift unb gatfChheit möchten burf?err, fotttet 3ht etwa gegen meine SCBorte ein üliifj; trauen hegen, fo ift in biefer ©tabt eine ebrtriirbige ff rau, bie tregeit ihrer ©abe, verborgene !Dinge $u offenbaren, berühmt iff ; trolltet 3br biefetbe untffänblicb befragen, fo trürbet 3br burd? fle gewiß rollffänbig ootn Verlauf ber ©aebe unterrichtet werben." ©iegftieb liefj fltb ben 93orfcblag gefallen, unb gieng mit ein; 11 * Digitized by Google 164 @eno»efaare gen JBerg ju ffeben anffengen. tttacff biefem buffte ffe fftff breimal »or bem ©efdffrre um, flauste breimat barein, rührte e3 mit ben J&anben um, unb fptadj einen munberlicffen , jauberifdjen ©egen barüber. 9luf iffr ©effeiff Blicfte jefct ber ©raf in ba8 SBaffer. ©a glaubte er in bem ©piegel Bie ©effalten jmeier $ers fonen §u entbecfen, bie jartlicff mit etnanber fpracffen, unb je länger er ffineinblidte, beffo mebr mar iffm, alö glicffe bie ®rau, bie einen 9J?amt mit läcffelnbem Slngeffdjt liebfofe, feiner ®e- ntablin ©enooefa, unb alö mare ber ÜWann fein Jtocff ©ragp. ©ocff fagte ber ©raf nocff mit freunblicffen SBorten : „3cff feffe nidjtä Unreifes." — „@ut," feffte bie 3auüetin ^in§u, „mir motten nun melier feffen, 06 eä ©ott oietteidjt gefalle, un8 ein SJteffrereö $u jeigen." @ie mieberffolte bann bie Porigen ©eres ntonten unb ffieff ben ©rafen abermals inä SBaffer feffen. ©a muffte er mit eigenen Slugen flauen , mie bie ©räffn mit fofen; ben 4>änben bem Jtocff über bie SBangen glitt, unb mieberffolt iffm einen jartlicffen Jtuff auf bie Sippen brücfte. ©aritber mürbe Digitized by Googl <*} enouefa. 165 feer ©raf febr fcbamrotb, unt> martete mit Qlngff, mag sunt brittenmal in bem ©biege! erfcheinen mürbe. 9US er nun nad) ben a!ten Zeremonien jum lefctenmal in ben ©bieget fab , marb er §u feinem Zntfefjen gewahr, bafj ber Stoä) mit feiner ©emabtin fcbänblidjer SBeife fünbigte. JDa formte baS -§erj beö ®rafen oon Stachgier. Zr rief feinem -fmfmeiffer ju: „®olo! reite »oran, unb laf? bie Zbe= brecherin fammt bem SBaftarb eines fd^imbfti^en £obeS fferben ! 3*t »on unferm «§erm SSefebl, Zud? bl«!“1 richten." $>ie ©räfin backte nicht an fleh, fonbern nur an ihren Säugling: „Unb mie mirb eS meinem Jtinbe geben?" fragte fle. „Sticht beffer als Zudj !" ermieberte baS SDtäbcben ffbluch jenb. Digitized by Google 166 @ettPi»ef§etr, l;erjgeliebter ©emahl! ®a mir gu Dl?tfn gefommen ifl, baß id? auf Suern ©efel?l fierben foll, fo trollte id? Sud? mit biefen noch gute 9lad?t fagen unb einen freunblid?en 2lbfd?ieb von Sud? nehmen. 3d? trill gerne fierben, trenn 3b* e8 befehlt, obgleich e8 mich Bitter franft, baß 3hr niic^, bie Unfdjutbige, gunt ©obe rerurtl?eitet. ®ie Urfad?e, trarum id? flerbe, ifl bie, baß ich meine Such gelobte ©reue nicht brechen unb bem id?änblid?en ©olo, Surent *&ofmeiflet, nid?t trillfal?reti trollte. ©och meffe ich ®ud?, meinem «fjerrtt, feine anbere ©djulb gu, alä baß 3br meinen 2tnflagern gu leichten ©lauben gefchenft unb mir gur ©eranttrortung feine ©etegenheit gegönnt h°Bt. ©o fann ich nur «or ©ott begeugen, rot beffen fl r engem ©ericht id? morgen fd?on erfd?einen trerbe, baß ich mein Sfben lang an feinen ©fann gebaut l?aBe, al8 an Such- ©lein ©roft bleibt, baß bereinft ein ©ag aufgehen trirb, an bem meine Unfchutb berror= fontnien unb meiner 2lnfläger galfd?l?eit offenbar toerben trirb. ©ute 9lad?t, gnäbiger <§err! liebfler greunb! 3d? »erjei^c Such ron bergen; ja noch nach meinem ©obe trill ich ©ott bitten, baß mein unfd?utbige8 ©lut feine 9lad?e über Such, noch über meine 2lttfläger fd?reie. ©ieß fchreibe id? mit gitternben «§änben, unb ßießenben Qlugett, benn in meinem bergen troljnt ber ©ob unb Digitized by Googh; ©ctt »»cf«. 167 erfüllt mich mit ©chrecfen. (Sure b iä in ben Dob getreue unb um ber Dreue mitlen jum Dobe »erbammte ©enooefa." Dief} »rieften gab fle bem ÜHagblein, bajj e« baffelbe heim- li» ©rafin fammt bem Äinb.in einen Sßalb hütauäführen, bafelbff umbringen unb jum 2Bahrjeichen »ollbrachten S8efe^>lS ihre au«geflo niemal« eine ©djulb begangen hoff!" Die Diener hörten biefe leifen 2Borte unb ihr <§erj mürbe weich, fo bafj fle ein wahre« fDlitteiben mit Digitized by Google 168 (Seitottefa. ©eiben hatten, unb eö ihnen fehr feiner fiel, ben ©efeht ihteö .fperrn ju oollftrecfen. Dlachbem fie nun bcn 2Batb unb einen gelegenen Ort in bent= felbeit evreidjt Ratten, ba fagten fie bet ©räfin, ihr «fperr habe oerorbnet, fie »regen oollbrachten S'hebrucbö ^injuri^ten, unb ber •fjofmeifter ©olo h«be ihnen anbefohlen, biefeS ©ebot §u ootl= bringen. Darum follte fie biefcö graufame (Schicffal nicht ihnen, ben Dienern, jufrfjreiben unb ftch ju einem fetigen Dobe bereiten, ©enooefa, betn ©efehl i^reß £errn gehorfam, fnieete bemiitljig nieber unb betete ju ©ott auö bem Snnerften ihres «fperjenS. 3«= mittclfl ergriffen bie Diener baS unfc^utbige Jtinb, jogen ihre ©teffer Terror, unb »rollten ihm ben £al8 abfdjneiben. 2118 bie etfdjrocfene ©iutter biefj fal), fprang fie ron ihrem ©ebet auf, fiel ben Dienern in bie 2lrme unb rief mit gebrochener (Stimme: „galtet ein, haltet ein, o lieben geute, fchonet bodj be6 unfofmeifler oerflagt trorben bin, ireil ich feinen böfen SöiQen nicht thun »rollte, ©taubet mir auch: »renn 3h* mich ft übriges Sehen in ber <§öhle gugubringen. (Sie machte flc^ ein Sett auS Saumgmei; gen unb Saub, unb fudjte pd) »on £ag gu Xage frife^e SBurgeln gur i)Ial)rung. SBeil Pe aber ein fo gar fümmerlic^eS geben führen ntufte, fo gieng ihr halb bie Siuttermilch auS, unb ihr armeS Jtinb tranf an ber teeren Srup fo lange, bis enblich Slut Patt ber Slilch pop; unb toeil eS feine Stählung mehr befant, fo pfjttg eS an gu oevphmachten. (Sein fläglid;eS Sümmern gieng ber SJlutter fo tief inS >£?erg, bap auch Pe oor Seib^Perben gu müpen meinte. (Sie legte eS »ergtoeifelnb unter einen Sannt, unb gieng toeit baoon, tro Pe eS nicht hören unb fetyen fonnte. ©ort fniete Pe mit aufgehobenen «§anben niebet, unb rief ben gütigen ©ott fo inbriinpig an, bap er Pe erhören mupte. „Stein ©ott unb Srlöfer," fyrach Pe, „fönnen ©eine gnabigen Slugen ohne Stitleiben anfehen, ioie biefeS unfdjulbige Jtinb oerf^machten utup? (Siehe bod) an, barmhergiger ©ott, toie baS amte Santnt »ot ©einen Slugen liegt, unb mit feinem milben Söeinen ©ich P> innig um bie nöthige Stahrung anruft! 2ldj, erbarme ©ich über bie SCBaife , ber il;r Sater fo hart tp, unb bie Stutter nid)t helfen fann. 3$ habe ja feinen ©roP ntel;r auf ©rben, als biep mein eingigeS (Söhnlein. Oiintmp ©u eS mir, fo mup ich gar toer; trauten in biefer öben SÖilbnip. ©arunt gieb eS mit mieber, barmhergiger ©ott, getoip, ich will eS ©ir gut ©hre unb gu ©eu mm ©ienPe aufgiehen." Jbaum hatte bie toeinenbe ÜWutter biefeS ©ebet geeitbigt, ba lief eine «§irfchfuh auf Pe gu , bie Pch ‘.nie ein gahnteS ©hier an; Pellte, unb fteunblich um Pe herPric^, gleich als tuollte pe fagen: zed by Godgle Hin @en ovcfa 171 „(Siebf, mich bat ®ott gefenbet, bein Jtinbtein gu ernähren." ©enooefa erfannte mit freubigcm (Staunen bie ftürfebung ®ot; te3, fie eilte gurücf gu ihrem Jtinbe, unb ba bie 4?itfcbfub ihr nachlief, fo legte fte baö Jfinb an bie 3ij*n beö 2öilbe$ unb lieft eä fo lange faugen, biö e8 gefättigt mar. $urcb biefe bintntlifcbe SBofyltljat mürbe bie gute ®räfin fo erfreut, bafi fle fleh auf bie Jtnie niebermatf, unb mit oielen fiifjen Kranen bem gütigen ©ott $anf fagte, unb in SDemutfy um ftortfefjung feiner «fpülfe flehte. 3b* ®ebet tourbe erhört; bie fjitfcbfub tarn täglich, fo lange fceibe in bet SBüfte maren, gmeimal, baö Äinb gu fdugen. ©iefj mar bie einzige >§ülfe, melche baö fdjulbtofe Jtinb fteben ganger Sabre lang oon ben Jtreaturen embßeng, mäbrenb feine SDlutter oon SSurgeln unb Krautern leben mufite. 3brf ®raffn= moljnung l;atte fie mit ber milben (Sittöbe »erlaufet ,. i^r fcboneö 3immet mit einer finftern Jlluft, ihre reichbelabene 'lafet mit milben Kräutern, ihre Jfammetjungfrauen maren bie unoers nünftigen 5£^icre ; fiatt auf il)r meicheö Dtubebett legte fle fleh beö Stadjtö in Saub unb l;arte Oteifer; anflatt ihrer f oftbaren perlen batte fle bittere 3abteni unb f“r un& «Jturgmeil niu 35idj feefdfyauen unb ffeiegeln; »or ihm 35eln ©ebet »errieten. $röfle 35tch mit bie= fern Äreuj, menn 35u betrübt feifl: fließe ju ihm, menn Du an= gefönten feifl; menn S5ich Ungebulb überfällt, fo erinnere JDidj an bie ©ebulb beffen, ber an biefem Äreuje hangt." 9118 ber ©ngel biefj gefyro^en , fletlte er ba8 Äreuj »or ihr nieber unb »erfdjmanb »or ihren 9lugen. 3>a8 Äreuj aber blieb leibhaftig flehen; ©enooefa nahm e8 unb entbecfte halb in ihrer «Sohle einen natürlichen 9l(tar, au8 Reifen geformt. 35ort fletlte fle e8 Digitized by Google @cn oücfa, 173 auf unb marf ftd? mit anbachttger ©emuth ba»or nieber, betrag tetc ihren geFreugigten (Srlßfer »om c§aubt bis gu ben güßen, »ergaß fo ihr eigenes Seib unb mürbe »on fo großem Ü)iitleib »ermunbet, baß ißt baS >§erg im Seibe gerfyringen mollte. Qln bem Jtreuge hatte fte ihren ^öc^flen Sroft, bem jtreuge Flagte fle ihr Seib. 3m (Sommer gierte fie e$ mit grünen 9Jlaien unb feinen SSalbblümlein, im SBinter umfdjiang fie e8 mit Sannenreifern unb immergrünen SÖacbtyoiberjiauben. 3ngmifcben erftarfte if?r lieber Sohn S^ntergenreicb unb lernte allgemach gehen unb reben. ©enooefa unterrichtete ihn, fo gut fte in ber ©infamFeit formte , unb hatte mancherlei Jturg= ireit mit ihm unb beglichen Sroft burch baö JCinb. ©ott unb bie Dlatur hatten ben Jtnaben mit befonberem Skrftanb au$ge= triftet, baß er »or ber 3«it Flug gu merben anßeng unb QlUeä leicht begriff, maß Die üDiutter ihm fagte. 9iur mar eö jantmet: »oll angufehett, mie baß arme Jtinb guletjt gang naeft unb baar: fuß giettg, Denn bie schlechten Sücher, in melche bie 9)?utter eS »on Äinbheit an eingemicfelt, maren halb gerriffen, unb auch bie Stiicfe Such, melche bie 3)lutter »on ihren eigenen Äleibern ab: fchnitt, mürben halb gu gehen. 9lnt ©nbe fam e$ fo meit, baß 2D?utter unb Jtinb ihre tölöße mit ÜJlooö unb Smeigen beefen mußten, ©a erbarmte fiit fe^en nur allein in ber Seit." ©enooefa antwortete: „Obwohl ®u in ©einem Seben nie auS biefeni Salbe hiuauSgefommcn bifl, fo follft ©u bo: „©lütter, warum gehen wir nicht ju ben anbern Seuten; was t^un Wir benn in biefem SBalbe allein V — ,r2Bir tljun eS," erwieberte ®eno»efa, „Damit wir unferent tjimmlifdjen ©ater bejlo Beffer bienen unb um fo geWiffer in ben Fimmel fornmen mögen." «Dergleichen ©eben führte baS fluge ßinb gar oiele mit feiner ©lütter unb lernte burd) feine »orwifcigen fragen mancherlei. 3m flebenten 3at;re ihres ©infleblertebenS würbe bie fromme ©raftn tobtlich franf unb glaubte nid)t anberS, als bajj fle fter; ben rnüjfe; benn bie 9loth unb ber ©langet an allen gingen hatten ihren 2eib fo abgejeljrt, bajj fle nicht mehr fich felbjl gleich fatj, fonbern ein ©«hatten beS ©obeS ju fe»n freien. (Sin h«ftigeö lieber entjünbete baS ©lut in ihren 9lbern, an allen ©liebem Würbe fle fraftloS unb »oller ©chnterjen. 511S nun ber arme, »erlajfene ©djmerjenteich feine ©lütter aUmahlig bahin fietben fah, ba Warf er fleh über ihren franfen 2eib unb rief in ©ers jweiflung auS : „2BaS fange ich an > gelieBte ©lütter, wo foll ich hin, wenn IDu flirbfl ? 3n biefer SBilbnijj bin ich allein unb in ber SBelt fenne id? feinen ©lenfdjen. ©lütter, bitte Doch ben lieben ©ott, bajj et ©id) langer leben taffe, benn ohne ©ich muf ©ein ©ohn »erf Ammern ! " ©ie jterbenbe ©enooefa fudjte nach einem ©rojle für ihr Jtinb. ©arum fagte fle ihm, was fle bisher »etfdjwiegen hatte unb farad): „©etrübe ©id) nicht Wegen meines ©obeS unb flage nicht fo fel)t über ©eine ©erlaffenheit. 2Öiffe, bafj «Du neben Dem himmtifdjen ©ater auch nod) einen ©ater auf ©rben haft; biefer Wohnt nicht ferne »on biefem wilben SCBalbe , in ber ©tabt ©tier. 3u bem geh’ nach meinem ©obe unb fag’ ihm, bafj ®u fein Jtinb feheft. (St Wirb ®idj leifh* erfennen, benn ©u fiehefi ihm ganj ähnlich; ja alle 2eute bort Digitized by Google 176 @enoi»efa. »erben Dich erfennen." Unb bann erjagte fle ihm ihr ganjeS Unglücf, fo »eit eS ber Jtnabe erfahren buvfte unb faffen fonnte. Dennoch lief? fle fld? non it)ni »erfprechen , ihre Unbilbe nicht rächen ju »oüeit. ‘ÄlSbann legte bie ntiibe ©eitooefa il)r «fpaupt jum Schlummer auf bie ©eite unb er»artcte ben Dob. Da »ar ihr, alö träten j»ei glänjenbe CSngel in bie «fpöble, unb einer beugte ftd) über ihre Sagerftatt, rührte i()r bie *&aub an unb fprad): „Du folljl leben, ©enooefa, unb jefjt nicht fterben; benn baS ift ber SBitle Deines ©otteS." SD?it biefent SCBort nerfd)»an; ben bie Engel, unb bie Jtranfe er»acbte geflärft unb mit neuer Sebenöfraft. Der Keine ©chnierjenreich fab biefj, er fuhr fort, feine ÜJiutter ju pflegen, unb fab mit feliger ftreube, »ie fle non ©tunbe ju ©tutibe neue Jträfte ge»ann unb enbliib oöllig gefunbete. Sinn febren »ir jum ©rafen ©iegfrieb jurücf. 511S biefer »on ©trafjburg »ieber in feinem ©djloffe ju Drier angefommen »ar, erjäblte ibnx fein >§ofmeifler ©olo, bafj er bie Ehebrecherin fammt bem JBaflarb in einem 2Balbe ^eitnlit^ habe umbringen taffen. Der ©raf »ar bamit »obl jufrieben, lobte bie 23orflreiBen , fle f«t> unfchulbig unb habe nimmermehr fo arge Sttjat Begangen. (Si, eine fd)öne 33er; antmortung! Senn ba8 gaugnen genug ifi, nun bann ftnb alle SDieBe unb (Ehebrecher unfchulbig." So miegte er baö ©emiffen be8 ©rafen in ben Schlaf unb braute {ich fel6jt mieber in ©na; ben. Slber bie innerliche 9tuhe beö ©rafen bauerte nicht lange) bie alten 3»»eifel farnen Balb mieber unb nagten je länger je mehr an feinem fdjulbigen ©emiffen. (SS mar ihm immer, als raunte ihm eine Stimme in bie £>h»en: „®u haft bein SeiB ©enoöefa umBringen taffen) bu bafl baS unfdjulbige Jttnb taffen töbten ) bu haft ben frommen Äod) berichten !" tief et herum, mie einer, bet feine Otulje hat. ©oto merfte bief 2ltlr8 moht) er fah, baf ber ©emüthä; guflanb beä ©rafen immer Bebenflicher mürbe unb glaubte fidj Balb nicht mehr ftcher. 3« all« Stille »erlief er ben 4?of unb baö ganb; benn er fürchtete, ber ©raf möchte ihn jutefct ergreifen taffen. (Einige 3«it barauf ereignete e8 ficif€t ü6et ben unoerfdjulbeten Stob beö Jfocheä ju. 9faöf>le §er»or, bie unerfd?roiefe wenigen Sßorte burchjucften ben ©rafen mächtiger, als wenn ihn ein Donnerfchlag getroffen hätte, dr bäumte ft§err Sieg; frieb! ja, ich bi» bie arme ©enooefa!" ®em ©rafen rollten bie 3ähr*tt »ber baS ©eficht, er fiel wieber in drflarrung unb fonnte lange fein einiges SBort oorbringen. ÜJiach Pielem heißen SBeinen fprad? er enblid), noch immer fnieenb: „O baß ©ott im Fimmel erbarme! 3n folchem dlenb muß ich duch antreffen! 3e8 ©efreujigten »rillen, ber bort auf Surem Reifen fleht! 3«h flehe nicht auf »or Suren Rüfjen, bis bap id? ©nabe erlangt habe!" ®ie ©räfin hielt ben (Strom ihrer grünen ein, unb fptach mit halbgebrochenen SCßorten: „©etrübet Such nicht, mein «§err ©iegfrieb, betrübet Sud? nicht fo fehr! 02id?t burch Sure (Schulb, fonberit nach ©otteä 2lnorbnung ifl eS gefchehen , bap ich in tiefe «ffiüjle »erfef>t morben bin. 3d? »erjeihe Such »on J&erjen unb habe Such fchon »on Anfang »erjiehen. ©et barmherjige ©ott trolle unS beiben unfere (Siinben »erjeihen unb unS feiner ©nabe »rürbig machen." darauf reichte fte bem ©rafen bie «fjanb, unb hob ihn »on ber Srbe auf. <§ier flanb nun bet betrübte ©raf, in baS abgejehrte Slngefic^t feiner ©einahlin fdjauenb ; er meinte, baS «§erj im fieibe müfjte ihm »or «Kitleiben jetfpringen, als er baS holbfefige 2tntlifc, baS einfl ben Sngeln glich, iefcl f» 3«r graufam entflellt fah- St fühlte eine folche Shrerbietung gegen ©enoöefa, als ob er »or einer ^eiligen auS bem «fpimmel flänbe, unb »rie»roht fle ih»n alle Rreunbli^feit erjeigte, fo »ragte et bo§ inbin gef^icft unb baS treue ©hier hat wein Jtinb jtreimal beS ©ageS gefäugt!" (Sie rebete noch, als ber fleine errlic^e ©rfcheinung. ©ine «Schaar heU liger grauen unb 3ungftauen nahte Pch ihr, unb mitten unter itynen gieng bie üDZutter ©otteS glortoütbig einher. 3ebe »on biefen heiligen reichte ber ©rcipn eine ^immlifd|e Slumej bie *£intmelSfönigin aber hielt eine mit föftlicfyen ©betfteinen befefcte Ärone in ber £anb unb fprad): „©eliebte ©ochter, betraute biefe Jtrone; ©u fyafi fie ermorben burdj bie ©ornenftotte, bie ©u in ber SBilbnip getragen haP. ©ntpfange fle »on meinen -§änben, benn eS ift 3f*t, bap Pch bei ©it bie ©migfeit ©einer greuben anbebe !" 2)Zit biefen SCBorten fefcte Pe i^r bie Grotte auf baS •§aubt unb fuhr mit ihrer ^Begleitung triebet gen Fimmel. Ueber biefe ©rfcbeinung mar ©enorefa fehr froh , benn Pe mar baburch »erp^ert, bap ihr ©tenb nun halb ein ©nbe neh= men mcrbe. ©od? fagte pe ihrem ©emahl nichts baron, bantit er Pcb nicht »or bet 3eit betrüben mochte. Slber bie ©rfüllung gögerte nicht lange, ©enn halb barauf manbelte bie fromme ©räpn ein gieber an, baS Pe gütest aufs Äranfenbette marf Unb gegen biefe Äranfheit fruchtete fein 2JZittel, fo bap «Siegfrieb unb fein «Sohn «Schmergenreich halb in tropiofeS Seib »erfanfen. „Sich, geliebte ©enorefa," rief ber ©raf an ihrem Säger auS, „mollt 3ht benn, faum gefunben, fo halb »on mir fcheiben, unb mein gangeS «§erg miebet betrüben? 4?abt ü)2itleib mit meinem 3antmer, unb bittet ben lieben ©ott, bap et ©udj. noch fine üBeile bei mit laPen motle!" ©enorefa fptach freunblich barauf: Digitized by Googl @cnot»effl 187 „Setrübet (Sudj nidjt fo feljr megen meines £obe8 , lieb« ®e = mal;l; 3^r rietet bamit SlnbreS auä, als bafj 3$r midj mit (Su$ betrübet. 3b* fe$t ja moljl, bafj e$ nt^t anberö fetjn fann; barum gebet (Sudj »on freien (Stücfen in ben gSttlidjen SBillen. 2ßa8 midj in meinem $ob am meiflen befümmert, ift, bafj idj ©udb unb meinen lieben enn ityr ffleibe getrofl märet, fo moUte td) freubig jlerben unb biefj elenbe Beben mit einem bejfern »er= tauften." S3on ba an brachte bie ©räfin i^re gange 3e»t in lauter 5Snbac^t gu; fie lief Sltleö, maö im ©djloffe mar, gu jidf rufen unb gab Sillen i^ren SWutterfegen , befonberö fegnete unb tröftete fle i^ren geliebten ©cbmerjenreidtj , bejfen S3er(affenbeit iljt am meiflen gu bergen gieng. Unb fo »erlief enblidf ifr feliger ©eifl ben fdfmadjen fieib unb gieng ein in ba$ emige Beben, ©iegfrieb mit feinem ©öfnlein marf fid; jantmernb über ben Seidjnam feiner geliebten ©enooefa. Sille Wiener unb grauen im «Schöffe metjflagten ; ber ©raf lag Jag unb Stacht auf ben Jtnieen »or ber Beit^e , unb meinte mit gufammengefdjlojfenen *f?anben fo bemegltdj, baf man meinte, er muffe bie ©eflorbene mit feinen Reifen 3äbren mieber lebenbig ma^eh. 35ie arme J&irfdjfub, bie ber ©rafin au3 ber SBilbnif in ba8 ©dblof gefolgt mar, unb $ier ga^m ^erumgieng , fieng an gu trauern, fobalb i1j>re J&errin geflorben mar; unb als man enblidj ben Seidjnam bejlattete, gieng fle mit gefenftem Jtopfe ber Seiche nad> unb f^rie fo bemegtidj, baf eS bie 3Renf Xrier gurücf, unb begehrte unb erhielt vom ÜBifcfjof .jjibulf bie (Srlaubnijj, eine Jtavelle an bem Ort ju erbauen. 9118 nun eine fdjöne Jtirche in ber 2Bilbnifj fertig war, mit jwei ober brei Sinflebeleien für Solche, bie bafelbjt 29ufje thun wollten , würbe ber üeichnam ber frommen ©enovefa borthin ge= bracht, bamit jle ba ruhen möchte, wo jie fo lange ein jtrengeS unb ruhelofeö lieben geführt hatte. ®a mochte man SBunber fehen. JDenn obgleich ber üeichnam in einem marmornen Sarge lag, ben faum fedj8 Stiere hatten fortbewegen fönnen, fo jogen ihn hoch jwei Sferbe fo leicht, al8 wenn fle gar feine Saft hatten. Unb wo ber Urauerwagen vorübergeführt würbe, ba neigten fleh bie *§ecfen be8 2Dalbe8, al8 fdjwanften jle vomSBinbe bewegt; ja felbjt bie höh«i 2Utar gejtellt. 2>er ©raf beftellte nun feine Sachen im Sdjtojfe unb orb= ©cnorcfa 189 «eie Sille® an, tote et «3 »or feinem Crnbe ^&tie retorbnen müffen. $ann Berief er feinen ©ruber unb f»tach in ©egentrart feine® @ofm®: „ lieber ©ruber, 3hr ^afet fdjon feit geraumer 3«t an mir Beraetfen fonnen, bafi iu e®, mein BerjlieBfie® Jtinb , bafi idf bie Sßelt §u rerlajfen Be= geBre unb JDir meine ganje ©raffdjaft üBergeBe? 35ein ^err ©etter foll hinfort iOein ©ater fe^n." Oa frr ach S«hmerjen= reich: «di, lieber ©ater, meinet 3h* au bod? ffebcn 3ahre lang bie ©robe au®geflanben!" So übertiefj Schmerjenreich bie ©raffdjaft feinem Ohme, unb biefer unb ber ©ater umfiengen ©eibe ba® Äinb mit h«*3= liehet BieBe. ©ater unb Sobn legten ©ilgerfletber an, nahmen Digitized by Google 190 © cnoüefa \ mit »Uten Kranen StBfc^ieb sott ber 93ertoanbtfd>aft unb jogen in bie raufye SBilbnijj, bafelbfi ©ott Biö an Ujr @nbe $u bienen, ©obalb ber f leine ©djmerjenreicfy Jjier anfam, erfannten iljn feine alten ®eft>ieleit, bie toilben Spiere, »Uber, famen in großer SPienge tyerbei tinb freuten fidj feiner 2lnfunft. 2>a bezogen S3ater unb ©o^n bie dinflebeteien, brauten barin i^r Seben im Slnbenfen an bie fromme ©enooefa Zeitig ju, unb flnb aud) ba= fetbji gottfelig im <§errn entfcfylafen. Digitized by Google J>aa jätyloß in luv Jfn £a. Digitized by Google Digitized by Google leite einjl in (Europa ein jübifdjet 3aubeter, 9lamen8 SKattetai, bet c8 in feinet Jlunft fo weit gebraut §atte, baß et alte »etbotgenen (Sdjdfce ergrunben unb jte nadj ^Belieben gebrau: djen fonnte. ©odj Ijatte er batan nod) nidjt genug, fonbetn ba et in einem alten 93ud)e getefen Ijatte, baß in bet afrifanifdjen «§6t?lc30a 30a ein ©djlüffetfdjdoß oerjtecft liege, meines bie (Eigen: fc^aft Ijabe, baß fein Sßefl&er bet glütffeligjk iNenfd) werben unb 2llle8 erlangen fönne, weil bie (Etbgeijier baran gebunben waren unb bentjenigen $u SBillen fettn müßten, bet baö ©djloß in feinet ©ewalt ^atte : fo wäfferte ifym bet 2J2unb fdjon lange audj nadj biefent feltenen @d?a§. ©a aber, um biefeö ©djloß aijufjolen, alletlei 0rörmlid;feiten beobachtet werben mußten, bie ÜJiattetai nodj nicfyt fannte, fo wollte er barübet erft ben testen Seridjt einjietjen. SEBeil er nun unter anbetn ©ingen audj einen IRing befaß, an Weldjen bie Suftgeifler gefeffelt waren, fo berief er biefe, inbem er ben Bling um feinen ginger breßte. Slifobalb fatnen brel Suftgeifler ßetangeflogen unb fragten ü)Jattetai, wa8 fein 39e: gelten Wate. ©iefer antwortete: „3dj möchte gerne baä uiu fdjafcbate ©djloß in ber *§ö^ile 30a 30a l;aben, unb berufe (Eud? ju bem (Enbe, baß 3ßr mir $u <§ülfe fornmen follt." ©ie Suft: geifter antworteten: „HJfit ©ewalt, %txx, fönnen wir (Eudj in biefer l bebient »erben, unb »eit eS in unferer 9lahe ifi, fann auch mein ©oljn um fo beffet gu Suren SDienflen fe^n." UJlattetai bebanfte fleh für ben guten ötatlj, fünfte bem Saglöhnet einen SJufaten, befiimmte beö Änaben Sohn unb er= Karte fid) noch übetbief bereit, für feinen Unterhalt forgen ju »ollen, »enn er ihm getreu bienen »ürbe. Stcbim, atö er »on fo viel ®elb fyörte, baö er butcb feine batte Slrbeit in 5D?onat$= frtft nitbt ju »etbienen »ufte, unb baä ber Änabe aWc Sage für fo geringe üJJübe befommen fottte, banfte bem ®ott SDiabometS in feinem hterjen, unb »ünfdjte nur, baf SOiattetai recht taug in Sonfiantinobel »er»eilen möchte. Sr übergab ihm feinen ufaten Sohn, obgleich er ihm noch »enig gebient, unb nur etliche (Stunben bei ihm geblieben »ar. Sr febüfte ihn bamit bei Beiten fort, »eil er öorgab, reifemiibe $u feijn, unb nicht mehr auögeben möge, fonbent ruhen »otle. Santetb überbraebte feinem 93ater SllleS mit gteuben, unb biefer fant gaitj auf er ficht , alö er auf einmal fo viel ®elb vor ficb fab; fr befahl feinem (Sohn, bem *§errn ju thun, »aö er ihm an ben Slugen anfehen fönnte, unb febiefte ihn am borgen in aller grübe $u bent gtemben. 9)iattetai tief nun fogleich einen JHeiberhanbler rufen, ber ein faubereä Äleib für ben Jtnaben 13 * Digitized by Google 196 ©«« edjlo# iit bet Xa Xa. bringen mufte; batauf befahl ft ihm jwei gute Sßfetbe $u mieten. 5Cuf biefe festen fit fld) , unb tüten fo in (Sonfiantinopel h«unt, alle Seltenheiten ju beferen. 3)e3 2lbenb$ febrten fle miebet heim, freisten $u 0lac^t, unb Sameth erhielt mieber ben »erfrrod)enen Jagtoljn unb mürbe mit ben übtiggebliebeiten Steifen beloben gum SOater heimgefanbt. So hatte auch 2lchim rechte <§errentage, backte fafi an fein Arbeiten mehr, unb münfehte nur, baf SJlattetai fein Sebenlang babieiben möchte. 58ierjehn ganzer Jage mährte eS fo, unb 23ater unb «Sohn hätten bem gremben gerne bie >§anbe unter bie güfe gebreitet ; allein SDlattetai mufte fleh ganj toiber feinen SBilten fo lang in Sonftantinopet aufhalten, um ben rehle Xa Xa.“ 3m Qlugenblicf »würben beibe won ben ©eiflern ergriffen, buror einem großen «hügel nieberfefcten. ÜJlattetai werabfehiebete hi« feine 2uftgeifler, jog fein SBuch mie; ber heraus unb (aS barin. ©ann holte er einen geuerjeug, ben Digitized by Google 198 ©a« Schloff in bet S$ öhle Xa Xa. er mit fleh trug, ^enoor, jünbete ein geuer an unb betrieb einen (Sitfet Darum. «fternach ffreute et Söeityrautfy inS geuer, unb murmelte einige unretffanbUche 2Borte. SBahrenb er bieff tl)at, entffanb in bem *§ügel ein groffeS ©etöfe, mte trenn eS bonnerte; alöbann gefdjal) ein entfefcücher «Knall, mit bem ffd) ber «fjügel öffnete, unb riet feurige glommen auS ber «&o(j>le ^erauSfubren. 2tlS bieff gefdjefyen mar, gieng SWattetai auS bem Streife unb auf gametl) ju, ber »or gurdjt unb ScJjrecfen ntd?t muffte, ob er nod) lebe ober gefforbett fei?. HKattetai aber ergriff ihn beim 2trm, richtete ben 3ufammengefunfenen empor unb fagte $u ihm: „Sie: ber gametl), jefct iff bie Stunbe gefouttnen, mo ©u mic^ uttb ®id) auf unfer ganjeS geben glücflich machen fannff. ü)lerfe beff; rnegen genau auf $UeS, traS id) ©ir fagett mill: ®u ffehff ^iet bie Deffnung biefeS «fjugelS; in ihn hinein mufft ®u ®id) bege= bett; fürste ©id) nicfet , eS mitb ©ir, trenn ®u mir in 2Wem folgff, nichts SBibrigeS begegnen. Srfflid) nimm h<« biefen ffling (mit biefen SBorten ffecfte er ihm einen Oting an ben ginger) unb gieb 2td)t, fo lieb ©ir ©ein geben iff, baff ®u il)n nid?t rerliereff, nod) ihn ©ir ron 3emanb nehmen laffeff; benn fo lang ©u ihn am ginger tragff, toitb ©it 9iiemanb ettoaS anhaben fönnen. ©arauf geh nun freubig in bie «§ol)le, tranbere ben langen, ffnffern ©ang getabe burch ; fehte ©id? meber §ur rechten noch gur linfen <§anb; unb trinn man ©ir ruft, fo fiel) nicht einmal hinter ©ich- SBenn ®u aus bem ffnffern ©ang hfrauSgetreten biff, tritff ©u burch Drei Bimmer fommen, bie alle roH »on ©olb, Silber, ©belgeffein unb anbern f off liehen Sachen ffnb. JRuhte bei geibe nid)tS baron an, fonbern gehe getaben 2BegeS fort, bann fonimff ®u in einen fdjönen ©arten, ber roH Saume mit füffen grüchten iff; »on beiten fannff ®u, trenn eS ©ich nad) etmaS lüffet, pffiicfen fo riet ®u trillff; boch (mite $>id) nicht $u lange auf, benn fonff mürbe bie 3«t »ergeben, mal)renb bie «Kluft Digitized by Google ©a« in bet §ö^Ic 3Ea la. 199 offen Bleibt; eile befüh«lb nur »weitet »ormartS; bann mirft ©u enblich an einet marmornen @aule ein grofjeS Sehlofj mit einem ©djlüjfel an einet H3ertenfchnur angehängt flnben. ©djneibe bie «Schnur entgmei, fliehe fle mit (Schloff unb ü(fe ba$, maS er filmte, nicht mehr erlangen. ®r mürbe baher gornig, ergriff gameth beim Jtragen, marf ihn gu 58oben unb fagte: „3te 3 Za 3 Za geraben SSegeö fort, ©a mürbe eö benn blo|litoffen merben mochte. le X a Xa. 201 hatte. ®a Befann ft ffd; nicht lange, nahm feinen !£urBan a6, rolfte il)n auf uttb rerBarg baS Sdjfoh famrnt «Perlenfchnut fotg-= faltig barin, bann tranb er ihn mieber feft um feinen Jtobf, unb rannte fchnelfet als er Ijineingegangen mar, ben geraben SGBeg triebet jurürf. ®a umtönte ihn in bem ©arten unb ben 3immetn, treffe er ju burchtanfen hatte, ein fofcheS ©eheuf, ©e^olter unb ©erraffet, ba§ ihm atie «fpaate gen 93erg ftanben unb er meinte, bie >§öf;tf mürbe jufammenftürjen unb baö girmament barüBer. ©r trat befjmegen froh, atS er ben engen ©ang triebet erreichte; aBer biefer, ber rorfjin ftocffxnfier getrefen trat, gaB jefct einen gan$ feurigen Söieberfchcin ron filc X« £a. 203 an, „in meinem JDbeile ber 2Belt i£ßBte jurftef, benn er ^offte mieber in bie frönen 3tomer unb in ben ©arten ju gelangen, unb bort oielteicBt einen anbem SluSmeg ju finben; allein er Betrog flm jum Äobffiffen biente, legte ft§ßBlf ganj tyVL unb jmei Suftgeifler, bie notier in beS 3«nBererS ©ienfie gemefen maren, {tanben Oor SametB’# (Äugen. ©iefet erfdjtatf jmar ein menig; bodj meit er früBet ftBon bie UnfcBabliöhlc Xa Xa. 205 wüte idj gerne unb bei meinem 93 ater ! “ — „Sameth, Sameth," antwortete ba einer ber ©eijier , „wenn Du ba8 ©lücf fenntefl, ba« in Deinen ^anben ijl, Du fchafcetefi Dich höher, al8 ber tfirfiföe Äaifer! aber fety gufrieben; ba Du jefct bie Srbgeijlet gebunben fjaft, fo fönnen wir Dir gu Dienften fetyn unb Dein SCBiUc foH erfüllt werben. Darauf öffnete flier faß ber alte achim feßt traurig über ben 93erluft feu ne8 ©ohneS. 9118 biefer nun »or ihm fianb, ba war feine ftreube unbefchreibtich, er fiel ihm um ben £al0 unb rief ba8 einemal um ba8 anbere: „Sameth, ach lieber Sameth, wo bijt Du fo lange geblieben? unb wo ijt Dein guter £err hinge; fommen?" — „Sieber 93ater," fprach ber ©ofm, „fagt mir oon bem ©Reimen unb Baubeter SDJattetai nichts mehr, fonbern fehafft mir etwa8 gu ejfen, benn mieh hungert feßr. ©eit ich bon (Such gefominen bin, habe ich nicbt« al« ein paar Bucferjlengel über meine Bunge genommen!“ 9tchim, bet noch ©elb non SDtattetai’8 Sohn im 93orrathe hatte, lief in bie SCßirthSfüche unb brachte gu effen unb gu trinfen. 0tale 3Ea Xa ♦ feinem ©otyne nidjt geträumt fyabe, fonbern ba§ it)m 9ll(eS fo . ttieberfatjren fes? , mie er eS ergabtt ^atte. 3nbeffett orteten f!c bie frönen grüdjtc nid)t Ijofjer als Bunte ©läfer, fnma^t gu Q3oben fiel. Sametb aber b«tte gu feinem ©liicf baS unfdjäbbare ©djlofj gur «§anb genommen, unb meil er ©eifler gu feben fdjon »orbft gemahnt mar, erfdjracf er nidjt fo febr, fonbern fagte gu bent Otiefengeiji: „2)tia« ®dj!o# in ber £ohU X« Xa 55urchgang, lief ftch bie Schale »orgeigen unb fragte, »ie h«>&aut fiede, als er oon ber großen ©umme hörte, unb alö ber ©olbfchmieb fagte, er follte ben J?effel noch einen anbern ©olbfdjmieb fel)en laffen) wenn ber ihm mehr bafür geben wollte, fo feg er eS auch bereit; ba mochte Sameth feinem ©c^ritt weiter tf?un, fonbern übergab ihm ben Jteffel, ftogfte bie fiinfhunbert Söwenthaler in einen ©ad, trug baä ©elb in aller ©ile auf bem Jtogf nach «§aufe unb jagte baoon, wie ein 2öinb; fgiet. 9113 et ju feinem 23ater fam , tonnte er oor Slt^nten faunt reben. (Sr warf ben ©elbfad auf ben SÜfdj, baf er entjwei borft unb bie Scaler im 3‘ntmer herum rollten. „93ater, fehet nur, waä ich für einen gang get^an habe," rief er; „ber fdjetmifcfje 3ube hat und redjt betrogen; wäre ich nur gleich §u bem ehr; licken ÜJJanne, bem ©olbfdjmieb, gegangen, ba hatte iu be8 JDienfteö ber ©rbgeiffer ffcher; biefe fönnen 2>ir bagu bebülflidj fet?n, wenn ®u bie ©acbe recht angugreifen weiht." Sei biefeit SBorten be8 ®eiffe8 erwachte üarnetf? Wie au8 einem Xraum; erff je^t begriffet, wa8 für einen herrlichen ©cbafc er an bem @a geftanb 2ametb, bah fr in Sellaffra, bie Softer beö ©ultanS, »erliebt fety, unb nun barüber nacbbenfe, wie er 14 ■ Digitized by Google 212 in ber #ohte Xa Xa. biefetbe erlangen fönnte. 9tc^im meinte, fein Sot)n feh ^inu munb gemurmen, unb rebete ihm $u, fltf? fofche Starrheiten auS bem Sinne $u fragen unb auf etmuS anbereS ju benfen; aber Sameth lief» {1$ nicht abmenbig mähen unb »erlangte »on feinem S3ater, er follte fudjen, bei bem ©rofjfultan eine Slubienj ju er= galten, unb für ihn um bie Sßrinjeffin mctben. „3)u JEhor," ant= mottete ihm fein S3ater ganj aufgebracht, „mie follte ich »or feiner «Roheit erfcheinen unb ein fo lächerliches Segehren »or= bringen! Subern meifjejl £u, baj» man »or bem Sultan nicht ohne ein ©efdjenf erscheinen barf; unb menn mir auch all unfet ©elb barauf »ermenben moUten, fo mürbe eS boch für nichts geachtet metben. 2Ba8 hätten mir bann ba»on?" — „SSater," ermieberte Sametb , „fümmert @urum, lieber 93ater, menn 3hr nicht moUt, baf» ich fierben folt, fo thut mit ben ©efalfen unb bringt meine Sitte für mich an, unb lafjt mich für baS SBeitere forgen! " Qlchim, ber feinen Sohn lieb hatte, gab ihm enblich nach, »ermahrte fleh aber jum »orauö , baf» Sarneth ihm feine Sdjulb geben bürfe, menn bie Sache, mie er »orauSjufehen glaubte, ein unglücflicheö (Snbe nähme. 5)od) Sameth mar »oll guten SJlutheS unb trieb nur immer an feinem S3ater. tiefer mähte fleh and? mirflih am folgenben SDlorgen auf, gu bem Sultan ju gehen, unb fein Sohn übergab ihm §u bent ©nbe jmotf »on ben mitt= lern Sorten feiner Steine »on allerlei färben. @r legte fle in fhöner Orbnung in ein Jlörbhen, beefte ein faubereS $uh barauf SDa« in her Xa Xa. 213 uni) übergab fl? feinem ©ater. Stäbei unterrichtete er ihn , ma$ er reben unb auf beö ©uttanö muthmafjliche fragen antmorten foüte. SKuperbem gab ft ihm noch einen fdjönen rotten ©tein mit, ben fotltc er bent in bie £anbe brücfen, ber bie Seute bei bem ©rojjfuttan gur 3t«bienj gu führen hätte. Ster alte ©ater gieng »oft ©efümmemifi ^in; er bitbete e$ fleh jum »orauS recht lebhaft ein, mie übet er empfangen merben mürbe, trenn er nun Santet^S thörichteS ©orbringen an ben Stag gu tegen hätte; aber bie Siebe 51t feinem ©ofjn übermanb QltteS. ©0 gelangte er in ben Stubiengfaal ; hier ftanb er tange unb fal) , mie anbere in bie Stubieng geführt mürben; bei ihm aber gieng man vorüber, gerabe at§ ob er nicht ba märe. (Snbtid) ermifctjte er einen ber ^ofbebienten, welche bie Seute »or ben ©uftan riefen, beim Slermel unb brücfte ihm gefchminb ben ©tein in bie 4?anb, unb bat um Slubieng. Ster Stiener betrachtete ben ©tein in feiner holten -§anb ^cimtie^ unb erfannte batb, bajj eS ein Dtubin »on grof em SBerthe mar. ©leich faf) er ben alten SHchim riet freunb= lieber an, lieft alte anbere ©ornehme flehen unb braute ben Stag: töhner »or ben ©rofjfultan. Stiefer marf fleh rot beffen güfjen nieber unb fagte: „©rofjmächtigfter ©uttan, hier überbringe idj (Surer Roheit ein fleineS ©efchenf »on meinem ©ohn, ber fleh in feineä Herren >§ulb empfehlen möchte." Ster ©rofjfultan liep fleh baö Jtörbdjen geigen , unb a£S baS Stuch hmtoeggenomnten mar, funfetten ihm jwölf h>errtirf>c Jbleinobiett entgegen, (Sr mufjte »or ©ermunberuitg nicht, maö er fagen feilte, benn ob; gleich er ben größten @cha§ in ber Seit hatte, fo befafj er boch folche bt)lc Xa Xa. bie ®abe überliefert batte, unb enbüdj fagte er gu bem «Sudan leife : „<&ert , icb fann midj niaffen, t»ie fid? ü)n 3bre Roheit nur »nun; fdten fann." Sie anwefenben ^ofleute fomtten fid? be! Sachen! bei biefer Srreiwerbung nicht enthalten, unb ber ©ropoegier, bejfen Sobn fdjon lange bie getoijfe Hoffnung hegte, bie «§anb bet Srin; geffln gu erbalten, flujterte feinem J&errn in’!C>br: (/©ropmadj; tigfler «Monarch, ba! ifi bod) eine fcböne 3untutbung, bap (Sure J&obeit ihre erjlgeborne Softer bent nadjjlen bejten Sanblüufet gur (Sbf geben foll!" 2lber ber Sultan Warf einen Slicf auf ba! Äfirbcbett unb antwortete: „Slcbim, fage Seinem Sobn, bap er fllo£ in Ber £ohle Xa £a. 215 gametl) Begnügte ftaS ^örte Slchim unb würbe feht Betrübt, bod? 2ameth blieb unbefümmert unb flöpte feinem 33ater 2Ruth ein. 3nbejfen riicfte ber $ag heran, an welkem 23ellajlra mit bem ©ohne beS ©ropoejierS nach turfifc^er SBeife getraut werben follte. Sameth erfuhr biefeö auch; er Blieb aber fo forgloS, bap fein 93ater nicht anberS bachte, als fein Sof;n fety öon ber narrifdjen CSittBilbung, bie Ißrinjeffln ^eirat^en ju wollen, genefen, unb habe *8 fleh gänjlidj auS bem (Sinne ge; fchlagen. Sameth aber hatte ganj anbere ©ebanfen. 6t Wartete Bis jum Slbenbe; ba »etfdjlop er ftd? in feine Jtammer, Berief mit «Öiilfe feines UtingeS einen Suftgeifl unb fpradj ju bem äugen; Blicfä erfdjienenen : „3er ©ropfultan war hierüber hödjjt aufgebracht, Befchicfte ben Digitized by Google 216 ® ©cßloff in ber #6Ble Xa 3Pö- ®roß»egier unb rcbete i^n gornig an: „2Bie, aüjUt ©uer ©oBn, ber ©flaöe, meine Sodjter fo unmertB, baß er fle in ber erften ©tunbe »erlaßt?" 35er ©ro§r>e§ier Begriff nidjtä »on biefen SSor; mürfen; er zerflederte , baß fein ©oBn iBn »erlaffen B«Be, um gu feiner »ermatten 23raut gu gefjen, unb baß er Ißn , feit er 2TB: fedieb genommen, mit feinem 2luge mieber gefeßen ßaBe. $rau= rig zerließ ber Regier ben ©uttan, unb erfunbigte flcß aller Orten n aeß feinem ©oßne; aBer er fonnte feine ©Bur »on iBm entbeefeu; unb fo gieng ber Xag naeß ber doeßgeit in allgemein nem Sföißfcergnügen unb großer ©tille ßin, unb 93eUaffra’8 93er= löBniß mürbe für nichtig erftart. (Sin 33ierteljaßr mar »ergangen, oßne baß man etmaö »on beS ®roß»egier8 ©oßne Bütte erfaBren fönnen ; ba erfüßnte fl<ß beS ©roßabmiratS ©oBn, um fflellaflta gu merBen, unb erBielt ba8 Saroort beS ©ultanS, unb neue Stnffatten gunt 33eilager mürben getroffen. Sametß, ber »on allem fledere Ulacßricßten Batte, mar mieber gang unBefümmert, unb ließ bie Trauung »orüBergeBen. StBenbS Berief er aBermatS einen Suftgeiff, unb al8 biefer erfedien , Befadt er id*« / »renn ber SBräutigam flcd gu feiner 93raut »erfügen mollte, fo foUte er iBn ergreifen, iBn gen ©gßßten naeß Jtairo füßren, in einem bortigen Drangenmalbe nieberfeßen , unb gteieß bent ©odne beö ©roß»egier8 bort taffen, BiS er iBm anbern SBefeßl geBen mürbe. SDer ©eiff mar geßor= fam, faßte ben 23rautigam unb trug iBn ba»on. 23el(affra aBer martete mieber »ergeBenö, unb ßürmte flcd aB. 2lm anbern SUlorgen fanb fle ber ©roßfultan gang in Sutanen fcBmimmenb auf iBrem JKußeBette liegen, unb auf feine grage, mie eS idr er= gede, antmortete fle mit ©eufgen: „3cß Unglütffelige muß moBl »on Sebermann »erfpottet feßn, ba rnicB nun feßon ber gmeite Srautigam mie ber erfie »erBößnt Bat unb allein laßt." 35er ©roßfultan Rüttelte ben Jtoßf unb fpradj: „SieBe 5£ocßter, ßiet= Digitized by Google ® n$ ©tlof* in ber $ öfjlc 3Pa 3Fa. 217 unter ntufi etmaS »erborgen liegen; benn eben jefct ijt ber ©rof; abmiraf Bei mir gemefen unb fyat mir Berietet, baf er aus ©on f!tt einige Bet»al)rte Wiener feinem ©ofyne ju 2tuffeljern Beließt unb »on weitem hinter iljm $er geftitft tjaBe. ®iefe Ratten t*n ^interbratt, wie ber Bräutigam glücflit 6iS sot (Sure Jtammertüre gefommen fety, bort aber fety er »or trer aller &ugen »erftwunben; unb not wijfe er nichts »on feinem ©ol)n, inbern er iljit Bis auf biefe ©tunbe aller Orten »ergeBenS IjaBe fuc^en laffen." ®iefe SSorte gaben ber ©tinjejfin wenig $rojl, unb eS wagte aut fortan ©ientanb met)r, fit um fie ju Bewerben. ©atbem aber bie fetß ©lonate »erflric^en Waren, fagte Samet $u feinem ©ater: „3efct ijl eS 3e‘G ba§ ben fultan an fein 2Bort erinnert, um $u »ernennten, ju WaS er fit meinetwegen entftloffen $at." ltnb nun legte tyrn Sautet wie; ber in ein JtörBc^en jwßlf anbere Steine, bie fünften unb grßfj; ten, bie er Ijatte; jugleit fügte er bie ©erlenftnur, an ber ba$ ©ttof gegangen, l)in$u, biefe fanbte er ber frönen ©ettaftra jum ©eftenf. „Unb nun geltet," fprat er, „lieber ©ater, unb erfreuet mit Balb mit einer »ergnügliten Antwort. " 35er Qtltc gieng getroff fort; unb, fo Wie üjtt ber ©ultan im 2lubien§faat erblicfte, gebaute er fogleit feines früher getanen ©erfprec^enS, Befahl allen aufiet 9ltini abjutreten , tief tn »or fit fontmen unb fragte ityn, was fein 2lnBringen wäre. Slc^im warf fit »or bem ©rof fultan nieber unb fagte: „©rofjer ©fonart, mein ©ol)n Sautet empfiehlt fiel) ©urer «Roheit Befonberer ©nabe, unb ba bie fedjS ©lonate »orbei flnb, nat melden unfet £err »erfproten, eine Beliebige Antwort auf fein untertäniges 2tn; fu^en ju erteilen, fo fenbet er mit befjwegen Bieter unb über- ftirft ©urer «fpoljeit baS ©Utfolgenbe als geringes ©eften!; jtts gleit wagt er eS, ber ©rinjeffin ©ellafha biefe ©erlenftnur ju Süfen $u legen." Digitized by Google 218 Schlup in ber Jpöhle Xa 3Pa. $>er Sultan lieh fleh baä Jtorbehen übergeben, unb al« et bie föjllichcn Steine fah, fuhr er auf unb rief: „Selchet jtönig fann mir fotche 2>inge fenben?" ^Darauf berief er feine Plathe unb beratfyfdjiagte mit ihnen, ma8 in ber Sache gu tljun fety. (Sr flellte ihnen »ot, obgleich er ben ÜJtenfchen nicht fenne, ton' meinem bie herrlichen ©efdjenfe herrühtten, fo erfehe er bot^ auä ihnen, baf? betfelbe ber Pteichfle in feinem ganzen 2anbe fetyn muffe. 2)er ©rofmegier aber , ber noch immer ungufrieben mar, bah iPringefjln fflellaflta feinem Sohne nicht gu $heil gemor= ben mar, fagte: „©rofjmachtigfier SDiönard), e8 fleht in (Surer Sillführ, in biefer Sache nach belieben gu »erfahren ; boch, meil ber «Dienfchen ^hun f® 8at betriiglich ift, fo mare ich her SWeU nung, (Sure «Roheit tljate nicht übet, menn Sie benjenigen, bem Sie ihre üodjter gu geben entfchtoffen ifl , »orher recht auf bie «grobe jlettte; gumal ba er fleh erboten hat, alle! üftßgfiche, maß gu einem aSrautfhah gehöre, herbeigufchaffen. So merbet 3hr halb erfahren, maß l;inter ihm ifl!" $em Sultan gefiel biefer SBorfchtag; er f ehrte in ben Ütubiengfaal gurücf, manbte ficb gu Stchim unb fagte gu ihm: „©ehe hin unb fage deinem Sohne, ba§ ith mir feine ©efchenfe in ©naben gefallen taffe; unb menn et mir gum Srautfdjafce für meine Tochter fehle Xa 2£a. 219 fc^uft er mir biefe Sßerlenfchnur, was bünft ©it baoon ?" Sella: ftra nahm bie perlen unb betrachtete fle; bie Sd?nur fanb fleh fo grofj, bafj flc ihr fechömal um ben 4?al3 gieng unb noch bagu fech«mal unt beibe J&änbe ; jebc $erte war fchön, grofj, runb unb ohne ©abel. ©a fagte bie ^ringeffin gu ihrem 23ater: „3dj mochte ben OMenfchen wotjl fennen, ber folche ßleinobien hat; ich glaube, eö giebt eine gleiche $erlenfchnur auf ber 2Belt nicht." ©er Sultan bejahte biefj unb fagte gugleidj : „(Sö reut mich, baj» ich ihm eine Slntwort ertheilt habe, bie ihn im ©runbe abweißt; benn id? habe ihm ®*nge gum fflrautfhafce gugemuthet, bie et unmöglich herbeifchajfen fann." iälö bie 5J3ringeffin ^orte, wa« geforbert worben war, würbe fle gang traurig, unb fagte: „9lun werbe ich wohl ntein Stben lang unoermahlt bleiben muffen !" 2ameth Wartete ingwifchen mit Verlangen auf feine« 33ater« Burücffunft , unb al« er il;n erblicfte, fragte er mit großer ©e: gierbe: „93ater, habt 3ht ©ute« au8geri barum nur auf, überliefert bem ©ultan ba8 ©erlangte, unb fagt ifjrn, bafj id) atteö ba8 oiet geringer fcba|e, al8 ba8 ©tücf, bie fc^öne ©etta; ftra ju beflfcen!" 3ft^im meinte immer, e8 träume if)m. 5118 et aber auf bie ©trafje Ijinabgieng unb 5ttte8 nod) »orljanben traf, fo madjte er fidj eilig auf bie ©eine unb lief ben 3«g nacbfotgen. 5ltte8 ©olf erftaunte über biefen Slnblicf , unb jagte ben belabe= nen Spieren unb ©flasen nach- 5118 fie baber nabe an bem ©attafle be8 ©uttanS maren, unb bie 2ßabm unBefannt, unb alle »on uu= Begrängtent SBertbe mären, unb fpracb enblidj gu feiner £oIe Xa Xa. 223 f trompeten ; enblid? fab er aud? ben 3ng fleh nahen , fonnte jebocb beu atteit Saglöhner (Mcpim in feinet Dermanbelten Jtleibung nicht etfennen, bis berfelbe »ent HJferbe flieg, oot bent ®to§fu(tan fid? niebermarf unb feineö Sot)ne3 Ulnfunft oerfünbigte. 3ef*t bub bet «Sudan if?n auf, unb f)iep ihn freunblirfj millfommen fepn. Santetb näherte fiep inbeffen bern Schloff unb mollte »or bent S!I;ore abfleigen; aber ,5tvei ^efbebiente, bie fid) ihm e^rfurc^tö- »oU naf;ten, bulbetcn bieft nidjt, fonbern führten ihn $u HJferbe in bett Schlopbof unb Ralfen ihm l;ier »ent 'Jteffe. 9118 et bie (treppe binaufgeftiegen mar, empfieng ihn bet ®rof?futtan mit einer Umarmung, unb führte il;n in ein 3itnmer, too er bie Den Schönheit ftraf;(enbe (fkitijeffln Sellaflra fanb. Sametb marf fiep ihr 5U ftüpen unb fprad) : „9luf (SureS gropmacbtigflen 93ater8 (Srlaubnip unterflebt fiep ein Sflaoe, fiep oor (Sure &iijje 5U mer= fen, anbetungSmürbige Sdionpeit, (Sud) bie bemütpigen (Dienfte feiner Siebe anjubieten unb um (Sure ©egenliebe $u flehen!'1 93ellafira reichte ipni Derfcpämt if)re <§anb unb fpraep: „9Ba3 mein 9Sater jugefagt bat, bin icb ju erfüllen fcbulbig. (Docp Der; fiebere id), ba£ e8 ohne 3^>ang gef£ofe3 bebienten fte. Sametp patte unter feiner (Bebienung allerlei IDlufifanten , bie halb afrifanifepe, halb inbifdjt, halb europaifepe SBeifen auffpielen mußten, morüber fleh ber Sultan unb Sellaftra fo ergöfeten , baf? fle CSffen unb (trinfen barüber vergaben. Sametp felbfl betrug fleh gegen feine ®eliebte unb gegen ben Sultan auf8 geinfte unb muhte auf alle Digitized by Google 224 <2d)to# in ber #pI)Ic Xa Xa. Stagen beS Sefetern fo flug gu antworten , baß bitfet ißm red)t gezogen würbe. SBellajtra aber feufgte öfters in ihrem bergen; „SDlöge eS bod) meinem Sräutigam nic^t fo ergeben, wie meinen beiben Vorigen!" SBährenb ber Jafet befprad) fld) ber (Sultan aud) mit Sametlj über ben Jag ber Sßermäfjtung; ba erbat ffdj Sameth guoor bie drlaubniß einen anjlänbigen SBohnflfc für fldj unb feine ©etnahlin erbauen gu biivfen, unb bie ffkingefftn tv= röthete über unb über, atS fle fotc^e 93erhanbtungen hörte. $er «Sultan bot feinem dibam eine SBoßnung in feinem eigenen 5J3ak tafle an, bis biefem gegenüber ein gleicher für fiameth gebaut fet)n würbe. 35iefet banfte für em fo gütiges Qlnerbieten unb erflärte: „dr Werbe mit feinem S8au nid)t oiel 3e«t »erlieren, benn alte UWaterialien fet?cn fdjon beifantmen; er bitte bef wegen, fo lange mit bet 33ertnählung gu warten." 35er «Sultan fiellte ÖltteS feinem SBilten anheim unb Jüanteth rerabfdjiebete flc^ mit feiner gangen ^Begleitung, als eS 2lbenb geworben war. $>er 3^9 fefcte fld) mit äöinblidjtcrn »erfehen in ^Bewegung unb oertljeilte fld; halb in ber 9Iadjbarfd)aft, wo ihnen allen »out «Sultan (Quartiere angewiefen waren, dhe fiameth gu SBette gieng, ^ielt er fraft feines «Sd)toffeS unb SKingeS eine S3er= fammlung »on drb; unb fiuftgeifiern bei fld), unb fagte gu ihnen; ,,3d) befehle dud) hiermit, baß 3hr alles ©eräufd), gang in ber «Stille, heute 9ladjt, bent $attajle beS «SultanS gegenüber mir einen neuen tpaUaft erbauet, ber an -fperrlidjfeit feines ©leiden nicht haben foU. dr muß mit »ier Jhorfn unb inwen* big mit einem geräumigen <§ofe »erfeljen feön; bie 3inuntt unb «Säle follen alle regelmäßig unb wohlauSgefiattet, bie «Stätte mit fd)önen unb guten SPforbett, Jtüdje unb JleUer mit allem er= forberlichen ©eräthe, mit Steifen unb SBeinen, bie enn er morgen! in ber ffrübe ermaeßte, ßdj fogleitf? an ba! Jenßer gu begeben, um bie füble Morgenluft unb bie fdjbne Stulßdjt gu genießen, benn er fonnte üon feinem ©(bloß au! gang ©onßan* tinoßel überfeben. ©o erhob et flcb aud) an biefem Morgen, al! e! noch halb ®unfet mar, unb fab gum genßet binau!. 25a et* bliefte er in ber Dämmerung etmal, ba! ibm gegenüber ßanb unb bie gemobnte gernßcbt benabm. ©t mifebte ßdj bie Ülugen unb meinte, bet Dladjtnebel fdjmimme ibm noch üor benfelben. 2lt! er aber »oieber flarr nach jener ©teile fab, fo bünfte ibm, all ob ein große! «§aul ober ein ©ebloß üot feinen Slugen ßebe. 25a nun am üortgen 2tbenbe noch nicht! bafelbfl getuefen mar, fo rief et ber unten ftebenben ©d)ilbmaolirtert (Steinen gtänje, alle 0lat)= men unb ftenflereinfaffungen tton ©itBer, alle genftergläfer öon «JtrnftaU fetten. Der «Sultan ftaunte batüBer, juntat ba, mie eö attniä^tig fetter mürbe, bie ?J3ra<^t beö ^atlafteS itjm in bie 2tugen brang. (Sr tief befmegen feine Xodjter SJettaftra rufen unb fagte ju iljt: „Du mitfi gemif nid;t fange me§r auf Deine 23ermätjtung märten bürfenj benn ftetje, tyier fielet baS «&auS fcfjon, ba$ für Did? unb Deinen ©emaljt in biefer (Sinen tftadjt erBaut morben ift." Snbent marf bie aufgegangene (Sonne i$re erften (Straffen auf ben 5$ aU taft, unb man fonnte if?n oor ©tan$ faum anfetjen. SJeltajtra ftaunte nidjt mentger üBet biefen 2tnBticf, bodj mar ffe audj »on «§erjen frot) barüBer, baf ffe nun fo Balb mit üjrern ©etieBten »ereinigt merben fotfte. Snbejfen fant aud? Sametl? mit feiner prädjtigen ^Begleitung angesogen, quartirte fld? in feinem neu; erbauten $altafte ein, unb fanb barin 2llte$ fo mofytgeorbnet, als er e$ nur irgenb miinfdjen fonnte. Defmegen mar er aud) mit Sittern »ergnügt unb (oBte feine bienftBaren ©eifter. Dann fd?iofe gemann er für fif burf fein gütiges ©ejeigen, Sinnen unb 9iof leibetiben fyalf er, unb Uiiemanb tljat bei f nt je eine bitte, baljet bentt auf Santef S ©allaft nur ff lef tmeg bie ©urg ber <£ülfe genannt murbc^ Slber mit allem bem mar Samef in feinem ©lücfe nof nif t fo befeftigt, baf) f m baffelbe nif t nof einen garten Streif oen fefct Ijätte. (SS lebte nämlif ber böfe 3«utwft ©tattetai nof immer in (Suropa naf «^erjenSlufi, unb übte täglif viele S3oS= feiten aus. Slnt (Snbe brafte er eS fo meit in feiner Äunfi, 15 * .s Digitized by Google 228 Schloß in bet j&öfjtc 3E<* 3E«» baß ft, mie ißm früher 2uft; unb (Srbgeifter untertänig gemefen »raren, unb bie Sßaffergeifter ihm noch bienten, fo nun bieSeuer= geifler ju feinem Dienjte jmingen fonnte. 3113 ihm nun einmal auch triebet fein »erlorener fyertlidjet IRing in ben (Sinn fant, unb er aud) miffen mollte, trie e8 mit bem Schloß in ber örte , flaunte er nicht mettig. (Sr hatte fchon lange nicht mehr an Sametf) gebacht unb gemeint, biefer merbe längfl ju Staub unb 3lfche »ermobert fehtt. Deßmegen rief er: „2Bie? Sfameth lebt noch? Unb er befifet bie jmei größten Sdjä|e ber Söelt? 2Ba8 muß ich h^ren ! 3n- ©a fie ficb millig jeigten, fanbte er fie auf Jtunbfcbaft in baS Schloß unb halb brachten fie bie gelegene 93otfcbaft, bah Sameth nicht ju J&aufe, fonbern auf einet 3agb abmefenb fety unb toor mehreren Sagen nicht heimtommen merbe. 9(uUfi in ber £öhle I« Xa. einem ©ammetfiffen liege. ÜRattetai fdjatt feine ©eifier, baf fle ihm baS Jbleinob nicht fogleidj mftgebracht Ratten. ©ie ©eijter antworteten, baS fei? nicht in ihrer 9Racht geflanben, benn fle bürften f!dj' bent ©Stoffe nicht nähern. ©a legte er ben Jfobf tn Beibe <§anbe unb fann lange nad); enblidj fprach erhüben ©eiftern: „-fpöret, morgen früh oerfefjaffet mir eine fd^nuufe Ses gteitung uon ©ienern, nnb für mich felBfi ein herrliches ^>erflfc^eS Jtteib mit einem guten Steityferbe ; bann will iue, baf ihr ©emahl aBwes fenb fety unb baS ©lücf nicht haben folle, feinen JBefudj anjune^s men ; wenn fid? aber ber ©efanbte ein haar ©age gebulben wollte, fo werbe fle ihrem ©emafyte SBoten fenben, bamit er einem alten greunbe feine Ergebenheit Bejeigen fönnte. ©er aBgeorbnete ©iener, ein wohlunterrichteter gfeuergeift, erwieberte: „@o unlieb biefe SSotfchaft feinem >§etrn $u »etnehmen fetm werbe, fo h«&e berfelbe, auf ber ©urchreife Begriffen, bodj ju fehr Eile, um fleh länger als Bis jum SIBenbe »erweilen ju fonnen ; jeboch Bäte ec fldj bie Ehre auS, ben ^errlt^en *patlafl feines grteunbeS, beffen Stuf BiS nach Verfielt erfchollen feh, Betrauten $u bürfen; eS habe ihm nämlich brr Äßnig, fein «§err, aufgetragen, Slugenfchein bauen ju nehmen, unb eine genaue SJefchreibung unb 3«d?nung bauon mitjubringen. X Digitized by Google Da« Schtp# in ber fcoble Xa Xa. 231 Sellajlra glaubte nicht« Unrechte« ju t$un, trenn fle bem grentben biefe« Slnfuchen bemiUigte, fanbte ihm alfo ihren «§au«; bofmeifter entgegen unb tiep ifyn abholen unb int ganjen ißatlajie herumiühren. 211« 9)lattetai in baä 3‘mmer farn, in meinem 23ellajha mar, bezeigte er berfetben alte mögliche (Shrerbietung, füfjte ben (Saum ihre« Jbleibe« unb entfdjulbigte ftch, bap er fo »ieie Unruhe »erurfadje. Sellajlra begegnete ihm hinmieberum freuttblich, unb ba fich ü)lattetai al« ein rechter ^»ofntann ju be= tragen mupte, fo lief? fle iljn alte ßimmet nad) feinem SBunföe feben; al« fte aber sor Sameth« Sd>lafgema^ famen, fcbeuten ftch bie Diener beö ^allafte«, i^m auch biefe« ju eröffnen, unb entf£>anb hatte, unD bei jebent 3intmer feine Slnmerfungeit barein jeitbnete. (Sr lrürbe, fpracb er, menig (Sbre einlegen, trenn er ba« 2öerf un= sollenbet überlieferte. (So trurbe ibnt enblidj autb biefe« Sa- nier aufgefchloffen, auf treidle« er freilich trenig Slufmerffamfeit richtete, benn feine Qlugett f^treiften nur umber, ba« (Schloff ju entbeefen. (Sobatb er e« anflc^tig trurbe, gab er mit einem flar= fen duften feinen ©eifiern ba« serabrebete 3£>öbe flacfern, benn obgleich ber 5J3allaji son tautet (Steinen erbaut trat, fo fdjienen bod? biefetben über unb übet $u brennen, al« menn e« >§0(5 ober anbere feuerfangenbe OJiaterie mare. 3eber= mann lief hinab, ba« geuer ju löfc^en : in biefet allgemeinen 93ermirrung ergriff SWattetai ba« treffliche ©chlofj au« ber «§öble 3t’a 3£a unb flecfte e« gefchminb in bie Stafc^e ; bann lief er mit Digitized by Google 232 ©o« 3iefcr unmiHigen 8tebe fafjte ein (Srbgeift ben 3auberer am ©hnmaZt ff*l- SWan braZte Zn burZ attertei SDiittet mieber gur JBeffnnung, unb nun braZ er in Jtlagen um ben 93erluff feiner geliebten JBettaffra aus, baj? eS einen ©tein hätte erbarmen mögen. 9lbet ber ©rofifultan blieb ungerührt unb war fo erbittert, bah er ihm nur brei Dage griff »ergönr.te, in melZet er feine DoZter mieber fZaffen ober be8 DobeS fferben fottte. Sameth mar burZ fein llnglütf »on ©innen gefontmen; er münfZte ffZ felbff reZt halb bie ©tunbe, in melZer er baS »erbriejjliZ« ?eben enben fonnte. 3nbeffen famen beö ©ropoegierS unb ©rojjabmiralS ©ohne un»ermuthet mieber guni SJorfZtin. @ie beriZteten, mie ffe »on unffZtbaren (Kreaturen hinmeggeführt unb bis auf biefe ©tunbe gleiZfam in Verhaft gehalten morben, unb übrigens mohl »erforgt, ber eine in einem Olioenmatb, ber anbere in einem ffJomerangenhain bleiben mußten, bis ffe ffZ beibe mieber gugleiZ h^h« gebraZt fahen. 3Beit nämliZ bie Srbgeiffer niZt mehr unter SJamethS ©emalt maren, fo h«*t* auZ f«tt Digitized by Google 236 ©«« 3d)(o6 in ber Ha Ha» SBefehl ein ©nbe, unb bie ©eiflet mußten bem bienen, ber ba$ SOBunberfchlofi in feinen «fjanben hatte. Die ehrlichen ©elfter aber glaubten Sameth fetbft ju bienen, menn fle jene beiben nicht in ber (Sinfamfeit jurücfliefjen, fonbern lieber an ben Ort bradj= ten, mo fle biefefben genommen Ratten. SRun fdjrieen aber ber SSejier unb ber Qlbmiral über Sameth unb fagten, baf fein 5t n^ berer eS fe^ , ber ihre «Söhne be$aubert habe. Sie liefen bähet bem (Sultan feine iRuhe, biö biefer , als nun ber britte Dag erft^ien unb Sfameth unter Seufjern unb Dhranen fchmeigenb »ot ihm fianb, befahl, bafj man benfetben im £ofe beS ©^lojfeS aufhängen falle. Qtber bie (Sotbaten , bie bem ?amett) fehr gemogen maren, toiberfe^ten fleh biefem graufamen SBefehl. (Einige rannten hinaus auS ber Hofburg unb machten eS bem $öbel fuub. Da entflanb ein gemaltiger Üluflauf, bie Schlofithote mürben eingefdjlagen, bie SDlaffe brang mit SGButh herein unb fdjrie: menn SJameth fter= ben füllte, fo mollten fle mitflerben, ober aber IHllen bie «fjälfe treten, bie an feinem Dobe fchulb mären, Da befannen fld) bet «Sultan unb bie ©ro§en beS <§ofeS anberS ; ber Sultan tief in ben #of hinab, baS S3olf follte ftrath Sameth ju ihm/ »Dir mirb befannt fe^n, baj) mit ein Digitized by Google ©djloff in ber 3Ea 3E«. 237 JBöfewicht baß unOergleidjlitbe ©djlofi geraubt unb baburdj be= wirft hat, bafj mein neugebauter Vallaft nebff meinet geliebten JBellaffra hinweggefiibtt worben t|l. ©ewifj Weif eff S)u, wo beibe fid) berjtti Sepnben. 3ch bitte ®ieine ©emablin einge; fchloffeit l)a(t, bann muft 2>u ihn wieber mit £iff hintergeben, Wie er 3)idi Untergängen ^iat!" Sametl; war wieber lebenbiger geworben, weil et nun wufjte, Wo feine Vellaftra anjutreffen feo. (Er bat ben ©cip, ihn auf ber ©teile nach Slmetifa ju bringen; biefet ergriff ihn, führte thn ba^in unb fe|te ihn in bem fftatmenhaine nieber, non wo auß er feinen wohlbefannten herrlichen fftaHaff erbtiefen fonnte. 9lun befahl Sameth feinem Suftgeiji, ihm SSettlerfleiber $u bringen ltnb ihn fo ju entftellen, bafj ihn SVemanb erfennen möchte. ®er ' ©eip geborgte unb halb war Sameth in einen armen, abgelebt2 ten, hinfenben SSettler oerwanbelt, fo bafj fein leiblicher Sßater ihn nicht wieber erfannt haben würbe. 3n biefer Sammergepaft Wanfte er auß bem Hßalbe berauß unb bem $atlape $u. ©ein Jßtxi hätte ihm brechen mögen, alß er SöeUaffta erblitfte, wie fle ganj traurig $um genfler hinaußfah , ben Äohf in beibe «§ünbe geffftfct, in tiefe ©ebanfen oerfunfen; fo bafj fle ben SBettler nicht Digitized by Google 238 ®djlo0 i« bet #&hlc 3Ea X«. eher gewahr würbe, al« bi« et öor ihr flanb unb fle um ein Sllmofen artete. SeHaftra warf if)m eine (Silbermünje ^inun= ter unb fagte babei: „Seiet für mich, Stlter, baf? ich au« meinem (Slenb enblich erlö«t werben möge!" ©er öerftellte gametb er= Wieherte: „3a, fchöne ftrau, ba« will id) thun; id) »etfichere (Sud?, e« foll nicht fange anfiehen, fo wirb @uer SBunfd) in <§t= füflung get)en !" Setlajira fa^ ben Sitten »oin Kobfe bi« §u ben ffüfjen an, feufjte unb fnrach : „91 ch, wenn ©u Stecht fjattep, ich Wollte für ®i d) forgen, bajj ®u nimmermehr betteln fottteft!" — „3a," antwortete ber »erwanbelte gameth, „wenn 3h* mit et; tauben wollt, ein haar DJttnuten mit dud) allein $u fprechen, fo fünnte ich ®u(h gewifi bienen, benn iCh Weijj duet ganje« ®e= heimnijj." Setlaftra betrachtete ben alten Settler immer aufs nterffamer, unb ba ihr feine Dieben fo bebeutfam öorfamen, fo fagte fie ihm: „Komm heute Slbenb, wenn e« bunfef ifi, meine Kammerfrau foll ©id) ju mir geleiten ! “ gameth machte eine hinfenbe Serbeugung unb fagte: „3«, ja, eS foll ©ich nicht gereuen; bie ©hat foH meine SBorte er; füllen!" dt hinfte feinen 2ßeg in ben SalmenWatb jutücf unb Wartete, bi« e« recht ftnfier Würbe. Unterbeffen berief er feinen Suftgeift unb »evabrebete mit ihm ba« Dtöthige. ©iefer entbecfte ihm, bajj DKattetai ba« uberer in bie 8faHe ju locfen. hocherfreut über beö bienenben ©eifieS guten SHat^ gieng Sameth, fobalb Sener fee^S &lafd?en calabrifchen SBeineS unb ba8 mirffame ©egenmittet herbeigefdjafft hatte, in ber Dunfet? heit, beibcö in einem Korbe oerborgen, nach ©ellajira’8 *pallafle ju, bie auf ein »erabrebeteS Seiten bie Kammerfrau ^inab= fdjicfte, ihn herauf §u geleiten. 2Die§ fonnte um fo leidster ge= fdjehen, als ber jübifdje ©öfemicht auf einige Sage »erreiSt mar. 2118 ber geheuchelte ©ettler in ©eltajlra’8 3‘nintet trat/ fanb er fle traurig auf ihrem Dluheboljter fffcen. (Sie rebete ihn alfo an : „SBie ifl'8, guter 2llter, fommt 3hr, ©uer 2Bort $u erfüllen unb mtr ein ©littet an bie J&anb ju geben, mie ich ton meinem ©tenbe loSfommen möge?" — ma8 ich@uch fage," er= mieberte Sarneth ; „toenn morgen ©tattetai jurücffehrt, fo trachtet bahin, baji er fleh in biefent SBeine beraufche, »selchen ich h‘*r mitbringe. be hinauf unb mürbe »on ber Jtammerfrau in baS ©emadj geführt, mo ber böfe ©tattetai mie ein ©teilt auf bem ©oben tag. 8ameth ließ nun feine ©ematffin unb ihre Jtamnterfrau abtreten, fiel über ben 3auberer her, Tip ihm baS Oberfieib ab unb fudffe baS ©dffoß, baS er auch fogteich an feinem ©ufen fanb. (Sr jog ihm baffelbe fammt ber J?ette ab unb brehte ben ©dffüffel fcf)nell um; bie (Srbgeiffer erfchienen unb fragten tanjenb unb fpringenb »ot Srreuben: „SBürbiger ©efl^cr beS unfchahbaren ©dffoffeS, maS befehlet 3hr?" Santeth fagte: „Nehmet hier bent boshaften 3auberer baS Seben!" JteU nen angenehmeren ©efeht hatte Santeth feinen bienffbaren ©eu ftern geben föttnen. 3wei ergriffen ihn bei ben J&änben, $mei bet ben Süßen unb jerriffen ihn in »ier ©tiicfe. ©chnetl brehte 8a: meth feinen ffting um; bie Suftgeiffer fameit unb trugen auf feinen ©efeht bie jerriffenen ©lieber beS 3aubererS hinaus in alte vier (Sheile ber SBett. (Die guftgeiffer mußten ihm auch baS 3immer reinigen, ihm feine »orige ©eftalt mieber geben unb bie früher getragenen Sürffeitfleibet mieber antegen; bann mußten fle ben ©allaff mit 2ttlem , maS barinnen mar, auf ber ©teile mieber nadj Gonffantinopel »etfefcen, unb feine »on ©tattetai »erbannte (Dienerfdjaft mieber herbeifchaffen. ÜTtachbeni 2We8 gefchehen unb bie Wiener mieber jur ©teile maren, berief er feine geliebte ©ellaftra. 21(8 biefe in baS 3im= nter trat, ermartete fle ben hinfenbett ©ettler mieber ju ftnben, ba erblicfte ffe ihren frönen ©etnahl unb marf ffch ihm in bie 2lrme. Sameth erjähtte ihr, baß er ben ©ettler »orgeffellt, unb mie 2llleS ergangen fety. (Die (Diener ffürjten herbei, ihren -fterrn Digitized by Googl £>a$ er erfle SDtarfgraf, bem biefe 8anb= fdjaft eigentbümlidj juge^orte , biefi SBaltber. (St trat ein 2Rann ft^Srt oon ©eftalt, ehrbar »on Sitten, jung »on 3abren, reich Begabt mit ißerflanb. 2lbet alle feine Steigung mar fo febt ber 3agb unb bem Vogelfänge gugefebrt, bafi et baS 2lnbete batübet »ergajj unb ftta^en , fo pflegte er mobl gu ertoiebern: „3ie Vornebmften ber ©raffdjaft beratbfdjlagten fletct>e 3ungfrau bie SJraut fepn fotlte, unb ber ©raf mottte e8 auch Olientanb offenbaren, fo oft er barunt befragt mürbe. 3ngmifcbett marb 5tüe8 auf fiirfflicbe Söeife oorbereitet unb »iete b»b* ©äflc mürben getaben. $er bo^jeitlic^e $ag nabte heran, ohne baff 3«nanb tourte, oon mannen bie SBraut fommen fotlte. ®er ©raf rüffete golbene Otinge unb Ohrgehänge, bie er einem anbern QJiäbcben, meiere feiner ‘Braut an SBucbfe gleich mar, ^atte anmeffen taffen. 3Bie nun ber beffinintte Üag Ijtxltu gefomnten unb bie getabenen ©äffe in groffer SDlenge gegenmärtig maren, fo fehlte Siiemanb niebr als bie martgräfticbe Braut. 5)a entffanb eine groffe Bermunberuug unter alten Slnmefenben, ja e8 ermucb8 fogar ber 3tveifel , ob cd nicht mit ber gangen 4?otb: geit nur auf einen mutwilligen ©cberg abgefeben fetj. 2>ie (Stunbe be8 9)2ittag8mable8 mar gegenmärtig ; 3intmet unb £ifcbe maren gegiert, bie feffticben ©Reifen bereit; bennoeb mürbe fein SCBort oernommen, meines gräutein für bie Braut be8 ©rafen erftärt fei;. 3ulefct faben ffcb bie ©äffe genötbigt, ben ©rafen gu fragen, marum ffe benn eigentlich gur «^oebgeit getaben fepen. ©r aber gab ihnen gut Slntmort, ffe follten ohne (Sorgen feon; bie Braut fei; febon auf bem SBege; alle möchten ffcb fertig machen, ihr entgegen gu geben unb ffe mit gebübrenben ©br gu empfangen. So fammetten ffcb beim alte getabenen Herren unb grauen unb begaben ffcb inögefammt gunt Schlöffe b*nau8. Bot ihnen b*r ritt ber ÜJiarfgraf mit hoheitlichen .Kleibern angetban, neben ihm fuhren in feffticben SBagen einige ©bel= frauen, metebe bie Brautfleiber nebff atlem meiblicben 3i^^rath oerfcbloffen mit ffcb führten. $et boebgeittiebe geffgug mar auf biefe SBeife in ba8 näcbffe 3)orf gefonunen, unb Bieuianb muffte, mobin er meiter geben fotlte. ©leicbmobl »erbreitete ff§err." „2 afi ihn gu mir hwauSfommen," fagte ber ©raf. 21(8 bieh gesehen mar, nahm ber ÜWarfgraf ben ©auern bei ber <$anb, führte ihn ein menig bei ©eite unb fpradj mit hei#, mein liebet 3«nicuta, baf Du ein frommer unb aufrichtiger ÜRttttn uttb baf Du mir alg deinem £errn ttt allen Dingen geborfam fet?n mirft: belegen frage id) Dicht UBillft Du mit Deine Dodjter ©rifelbig gut (Sb* geben, unb mid) Deinen «§errn, gu einem (Sqbam haben?" Der gute, alte £D?amt erflarrte über biefer (Rebe unb tvufite nid^t, mag er barübet benfen ober fagen foUte. (Srft alg ihn ber ©raf gu einer 9lntmort nötbigte, ft>tad) er mit Bitten: „©nabiget 4?err, id? finbe Dot ©djrecfen feine Slnttrort; aber tneil 3b* mein «§err fetyb, fo barf Id) nid)tg Slnbereg trollen, alg mag (Sud) gefällig ifl. Unb fo e# benn (Suer (Srnfl ijl, meine arme Dotter gur ©be gu nehmen, fo bin Id) riel gu gering, (Sud) l)imn gu triberfbtedjen." Der ©raf ertrieberte: „®ut! fo lafi ung gtrei allein in (Suet «§aug geben. 3d) ntu§ ben 2Öiöen deiner Xod)teT erfennen , unb fU über einige Dinge befragen." @o blieben alle h)ocbgeitggcifte braufjen in böd)fter 93ertruns berung flehen ; ber ©raf aber gieng mit bent Steter in bag >f?aug, nahm bie Dotter bei ber «fjanb unb : „SBeil eg fotrobl Deinem Sätet alg mit gefallt , bajj Du mein SBeib fetjn foHeft, ©rifelbig, fo hoffe i Uttb trenn Du barein triUigefl, fo trerbe i*£eil ju biefer unverhofften ©hte münfehte. $ie Jrauung mürbe noch an bcmfelSeit Jage mit grof?er Seierlichfeit auf bent Schlöffe oolljogen unb bie ^ochjeit in allen Sreuben abgehalten, unb ba mar ÜRientanb, ber fleh nicht übet biefe feltene «öeirath auf’s «fjöcbfie vermunberte, aber auch erfreute. $enn eS fdjien, als hütte ©ott biefe «heirath im *&int= mel felbfl gefchloffen, unb ber frommen ©rifelbiS fo befonbere ©nabengaben herabgefd;icft, baf? man meinte, fle fei? nicht in einem 93auernl)aufe, fonbern an einem abeli^en £of erjegen morben, mit fo jierlichen Sitten, mit fo viel .Klugheit uub 93er= flanb, mit folcher S'teunblichfeit jeigte fte fleh begabt; baher fle beim aueb von allen höchlich mrehrt unb geliebt mürbe. 3a, biejenigen, bie jle von 3»9cnb auf gelaunt hatten, fonnten fich jefct faum mehr vorfletlen, baf? fle beS armen Janicula’S Jochtet mar. 2lucf; lebte baS ©hepaar in folcher Siebe unb ©inigfeit, ba§ feines baS anbere mit bent geringflett SBort erjürnte, unb beibe gaben ihren llnterthanen baS fchönfte ©rernyel ber Jugenb unb ber Srömmigfeit. ©he ein 3abt ju ©nbe gegangen mar, gebar ©rifelbiS $ut höchflen Sreube aller abelignt SDienflmamten beS ©rafen, ihres eigenen 93aterS unb beS gefantmten SanbeS ein gar fchöneS grau= lein. 9iur mit ihrem ©hehewn felbfl fdjien eine 23erünberung vorgegangen ju fevn. ©r bezeigte über biefe ©eburt feine fon= berliche Sreube, vielmehr einen 93erbruf? unb SBibermitlen, fo Digitized by Google ©rifelbi« 255 baß e« festen, al« märe ihm ein junger ©eljn »iel lieber gemefen, als eine Dochter. JJiun merfte gmar bie gute ©raftn , b aß ihr <§err fldß nicht mehr fo gütig gegen fle ermie«, ai« er bi«her gu tljun getrohnt mar; bennoch litt fle biefeS mit großer ©ebutb, unb befleißigte fld? , burd? hoppelte greunblicbfeit fein ©emüth gu gewinnen. Der ®raf aber ließ fld) baburdlj nicht bemegen ; er gebadete rielntehr burdj feine >£anblunggmeife bie Dteue feine« 2ßei6e« auf bie $robe gu flellen. $18 ba8 Jtinb »on ber ÜBut; terbvufl entmöhnt mar, berief er ©rifelbi« allein gu fldj in fein Bimmer. «§ier ftellte er fleh feineömeg« freunblidh gegen fle an, fonbern begann mit ernfifyaften SBorten fo gu fprec^en : „D u meißeji, o ®rifelbi«, in meinem ©tanbe Du ftüljer gelebt £>afl unb auf meldje 2Beife Du in mein .§au8 gefommen bifl. 9lun bijl Du mir gmar lieb unb angenehm; aber meine abeligen Srreunbe haben ein große« 9Bißfatlen an Dir, unb meine Unter; tränen trollen Dir, al« einer armen Süurin, aud; nicht unter: • motfen fetyn, gumal ba Du mir eine Dodjter geboren ßafl, mah= renb bodj alle »ietmehr einen ©ohn »etlangt Ratten. 3a felbft trenn e« ein ©oßn träte, fo mochten fle ihm bennod) nic^t unter; t^ait fetjn, barum baß er ron einer fdjledjten ffiäutin geboren trorben. Unb treil ich gerne mit meinen greunben unb Unter; tl;anen in Trieben leben mochte, fo felje ich mid) genötigt, riet mehr ihrem al« meinem eigenen Urtßeile gu folgen, unb baSjenige gu tßun, mag meiner IBatur gang gutribet ifl. Sebodj mollte iir gefallt. ®it fann nichts gefallen , waS mir mtß= fallen möge, benn cd) habe nichts anbereS gu begehren unb fürste nichts gu »erlieren als eben $) ich; *u eS nehmen foUeft, bamit eS hinweggetragen unb umgebracht werbe. SDabel gieb genau Sichtung, wie fleh M* SWutter benimmt, unb beriete mir fofort grünblich, wie fle fleh angeflellt habe." ®er dienet erfdjracf übet biefen SSefehl heftig, unb fpradj mit bewegs liehen Söorten: „D §errn, mache er bamit, t»a$ ihm gefällig ip; nimm tä fyiti unb trag’ eß ihm $u; ich toill mich feinem Sefefp nicht im ©eringPen t»iberfe|en." hierauf nahm pe ihr lieber 3Jd}terlein auS ber 3Biege, fah eö eine SBeile freunblich an , füpte eö recht beglich , bejeidjnete eS mit bem Beidjen beS ^eiligen Jtreujeö, unb gab eö bann bem SDiener mit freunblidjer ©ebarbe unb ohne eine 3«hre $u oergiepen. 2>et JDiener felbp fonnte Pch beS SBeinenö nicht enthalten unb peng an baS unfchulbige Jtinb fo fchmerjlich $u beflogen, bap enblidj ber panbhaften 3)iutter baS <§er$ felbP meid; tourbe. „ftrage baS liebe ©ngelein nur eilig hinmeg,“ fhrad? pe; „ich befehle e$ mit fieib unb ©eele bem hä^Pen ©ott, ber mag nach feinem SBillen barüber oerfügen." Sllfo »erabfdjiebete pd) bet Wiener unb trug baö Jtinb ju feinem 93ater, bem er genau erjählte, mie bereitmillig ©rifelbiS ihr Äinb hergegeben; baher pch ber ©raf nicht menig »erwunberte unb bei Pch felbp befennen mupte, bap fein SBeib noch öiet tugenbfamer fety, alS er eS felbp oermeint hatte. Dennoch mellte er nicht aufhoren, ihren ©ehorfam auf bie ©<$»ah, ®cf<$iifcteii u. ©. 2te »uff. I. 17 Digitized by Google 258 ©r tfelbiS *Bro6e ju ftetten unb in bem »orgenommenen SÖerfe fortjufahren. (Sr t?atte nämlich feineSWegS im Sinne, bent Äinb ein Setb §uju= fügen, »ielmehr WoKte er baffelbe anberSwo ^eim£i<^ ergeben taffen. (Sr ^atte eine leibliche Sd?wefter ju (Bologna in Italien, welche mit einem bortigen ©rafen »ennühlt unb ihrem (Bruber herglich jugettfan war. 3h* gebaute er baS Jtinb ju fc^icfen, baf jle eS ihm in ber Stille ftanbeSgemäf ergöge: belegen hi«f t* baffelbe fanft einWicfetn, Wol)l in einer Sötege »ernähren, unb burch eben jenen (Dienet, bem er eS ju rauben befohlen hatte, feiner Schiefer gutragen. 3« bent (Snbe fdjrteb er an jle einen (Brief, in welchem bet gange Verlauf ber Sachen ausführlich er= flärt war, unb fie um (Stgiehung beS JtinbeS freunblidj erfudjt Würbe, mit beigefügter (Bitte, baf fie baS eble grüulein nad? feU nem gräflichen Stanbe aufgieljen unb unterrichten , jugleidj aber allen gletf anwenben möchte, baf SUemanb erführe, wel, über feine @täu= ljeit eine befonbere gteube hatte, ba trat ber ©raf, bet baS be= fianbige ©emüt feiner ©emahlin not «eitet auf bie Stöbe fefcen, unb fl* not fcJjärfer in ber ©ebulb prüfen mollte, abetmal ju tr in baS 3immer, unb erjeigte fit jmar biefimal ganj freunb= lit gegen fle; julefct aber fprat er mit betrübten «ZBorten : „«Kein liebes SBeib, it ^«be geglaubt, mir mürben nun mit Sreuben bei einanber leben fönnen, unb unfere Untertanen mürben fit megen beS neugebornen @ol?neS »öHig Vergnügen. Seiber aber flnb fie jefct übler jufrieben als juoor ; fle maten mir grope Un; luji, ergeben fit mieber mit, unb fagen mir runb ^erauS, fle mollen ben (Sitfel beS Säuern 3anicuta nitt junx «g>errn ^aben, unb ihm nat meinem $obe feineSmegS untermorfen fepn. ©o nötigen fle mit ^aSjtentge ju t(jun , maS mir miber mein «§erj 17 * Digitized by Google 260 ©rifelbi«. unb ©emütt; ift. Senn weil ich, fo lange baS Jtinb lebt, feine «Ruhe unb feinen ^rieben mit ihnen haben werbe, fo mup ich baS unfdjulbige 23lut hinweg nehmen, unb eS heimlich um fein Sieben bringen taffen. 3$ wollte e8 Sir aber guoor anfagen, bamit Sich nicht nachher ber (Schmetg allguffatf überfalte.“ 33on biefem harten (Streiche hatte baS «§erg ber ©rafin t5bt= lieh getroffen fepn folten. ©leichwohl äußerte fle nicht bie ge= ringffe Sraurigfeit, fonbern fprach mit unetfehroefenem ©emüthe gu bem ©rafen aifo: „Stein -fjerr! ich habf eS (Such gefagt unb Wieberljole eS, bap ich nichts SlnbeteS wollen ober nicht wollen fann, als waS 3hG mein §inbernip frei »ollbringen, benn ich Werbe ©uergen8 fein Weiteres 2öort gu ihr gu reben, fonbern gteng gang bewegt oon ihr hinaus unb »ergop, als er allein war, ntilbiglich »iel bittere ßahren. Somit gleichwohl bie hohe SEugeitb feineS ©hegemahlS allen grauen guni ©rempel an ben Sag fommen möchte, fuhr er fort, fein Sßorhaben ins SBerf gu richten. Ser Sienet warb gerufen unb wieber gut ©raffn gefchicft, um abermals ihr baS Äinb abgunehmen. Siepmal aber richtete biefet ben SSefeht mit oiel feisterem bergen auS, benn er wupte ja, bap bem Jtinbe fein Selb wiberfahren werbe, ©r gieng hinein gur ©räpn unb fprad): „©näbige ftrau, ihr werbet ohne ßweifel fchon Wiffen, warum ich iu ®U(h fontme; eS iff unferS Digitized by Google ©ttfelbi«. 261 $errn SBille, bap ba8 junge £ertlein hütgerichtet werbe. Saturn fottt 31jr mir «8 gutwillig geben, bamit ich e8 bemjenigen übet= tiefere, welchem ich sot fech$ 3«hren auch ba8 gräuletn übergeben habe. 3d? Bitte Such aber, 3hr wollet ©uch (jim^er nicht atl= gufehr serfiören, unb mir felbft mein 23egehren nicht setbenfen, benn mein <§err Wirb genot^igt, biefe Unthat gegen feines >§etgen8 Steigung gu »errichten , unb mir liegt ob, ihm in 3tUem treulich gu gehorfamen." Sie fromme <5Jraftn mürbe über biefe SBorte nicht beftürjt, fonbern, ohne ein SBort gu fptedjen, trat fle gu ber Söiege, nahm ba8 tiebe ©ohitlein in ihre 2lrme, fah e8 eine SBeile freunblich an, brücfte e8 innig an ihr <£erg, füjjte e8 wieberholt auf ben rothen QKunb unb begeidjnete e8 mit bem 3«§erg bringen, feine ©emahlin weiter gu betrüben. Sennoch, weit er ihre Sugenb funbbar machen wollte, tljat er feinem bergen ©ewalt an; er füpte fein liebeS ©tünchen soll sätetlicher Siebe, bann befahl er bem Siener, eS wohl serwahrt gu feiner Schwerer nach Bologna gu tragen. Siefer fchrieb er auf 8 Steue einen freunb liehen SBrief, in welchem er ihr bie Digitized by Google 362 ©tifelfci« \ Urfacbe melbete, warum er feiner 8hcau beibe Jtinber abgenommen habe, unb bat fle bringenb, biefelben fo gu ergeben, Wie fld) für ©rafenfinber fcbicfe. ©eine ©cbweffer leifiete ihm auch treulich ftolge; jebocb »erwunberte fle ft cf? oft im ©tillen, waS wohl it?r Sruber mit ben Jlinbern weiter »orgunebnten gebenfe. ©er ©raf aber fptaih fe|t nicht feiten mit feinem SBeibe »on ihren gwei lieben Äinbern, bodf fonnte er nicht foöiel bamit ertoirfen, baff fle einen einjigen ©eufger batte hören Taffen , ober auf ihrem 3tn= gef!ien?ot;t 3ht mid) in biefem gräflichen <£>aufe $u einer gnäbigen grau eingefefct habt, fo bejeuge ich eä bennodj »ot ©ott, bafj ich allezeit eine 2Wagb getoefen bin. ©arum fage ich ®ott unb ®uc*) ®anf füt bie grofje ©tjre, bi« mir allezeit in biefem *§aufe ohne mein eigenes 93erbienft mibet; fahren ift ; ' im Uebrigen bin ich Bereit r mit ruhigem J&erjen in baö arme «&au8 meines 93aterS jurücfjufchren unb ba meine fpaten ©age hinjubringen, n?o ich meine 3ugenb »erlebt habe, ©ieichmohl achte id? mich als eine glücffelige, ehttoütbige SBittme, toeil id? gemürbigt rnorben bin , eines fo hohen ©rafen ©hemeib ju fe^n. ©urer fünftigen ©emahliit tritt ich öon •Öftjen gerne meinen $laf} einräumen, unb toünfche ich, bafi niein #etr mit berfelben in größerer ßufriebenheit tebe, als er mit mir gelebt hat. SBenn 3ht mir aber Befehlet, bafj ich nicht mehr mit mir hinaus nehmen foll, als toaS idf h^r9®Bract>t habe, fo nehme ich barauS leidlich ab, bafj ich nichts mit mir tragen foll, als meine ©reue unb meine 23töfje. 2Benn biejj ©uer gebieterifcher SÖiUe ift, fo bin ich bereit ju folgen unb QttleS , toaS ich habe, ©ud) ju hinterlaffen." »Jtadj biefem SBorte jog fte in ©egentoart aller ber Herren ihre föftlichen Jtleiber, eins um baS anbete, auS, beraubte ftch aller 3ierrathen, unb behielt nur baS lefcte ©etoanb. ©nblich $og fte auch ihten ©tauring »on bent ginger, unb reichte ihn bem ©rafen jugleidj mit allen anbertt Jtoflbarfeiten bar unb fprach: „Olacft bin ich auS meines SSaterS *&aufe gegangen, ich tritt auch naeft mieber bahin juriieffehren. ©aS allein bitte ich, 3bt ioollet mir biefeS leinene ©etoanb $ut 23ebecfung beS SeibeS, ber ©ure Jtinber geboren hat, übertaffen, bamit ich *n ©htbarfeit »on bannen gieren föttne." ©iefer {tägliche 2tnbtier ©raf aber batte fein geliebtes 2öetb binreidjenb geprüft unb fonnte il)re 2lbmefen^eit nic^t langer ertragen. @r fdjicfte batyer alSbalb einen Wiener nac$ SBologna ab mit ber üJielbung an feinen ©djmager, bajj eS ifym gefallen möge, eilenb mit feiner ©cfjmejler gu ü)m nad? Piemont gu fom; inen unb tyrn feine, beS ©rafen, leiblid?e Jtinber juriief gu brin= gen. ÜJngmifdjen lief) er baS ©eriidjt »erbreiten, als menn feine neue 93raut fdjon untermegS mare, unb eS burctylief biefe ©age bie gange ©raffdjaft, baljer benn 2llleS jur neuen ^odjgeit auf 8 $e|1e bereitet mürbe. ®ie -fjorfjgeitgajte maren aud) fdjon geloben unb einen Jag gu»or, ef)e ber ©cbmaget beS ©rafen auS Bologna anfam , auf bem ©djloffe »erfamnielt. 3e|t lief ©raf SBaltljer feine »orige grau, ©rifelbiS, auS il;rem ®orfe bolen, unb als fle bereitmillig erfdjienen, rebete er jte alfo an: „©rifelbiS! SCBiffe, baf meine 23raut morgen fdjon anfonimt unb bafj idj fofort mit ifyt $ocbgeit galten merbe. ÜJliemanb fennt mein J&auS fo gut mte ®u; reinige batyet mein Digitized by Google 268 @r ifelbiß. (Schloff unb fdjntüde eß auß, unb bereite QttteS, maß nüttjig iff, hoffe ®affe gu beherbergen." ©rifelbiß »erneigte flcff »or ihrem früheren ©emafft unb fpracff: „®ar gerne, gnabiger «jjerr, tritt ich biefeS »errichten; ich aner auß unb geberbete ffcff in Sittern alß eine treue unb eifrige ÜOtagb beS 4?aufeß. Slnt anbern Stacffmittage taugte ber ©taf mit feiner 5*®« unb mit ber »ermeintlicffen neuen ©raut auß S3otogna an , unb 9J?arfgraf SBaltffer ritt ihnen mit alten gefabenen ©affen feiers licff entgegen. ©ie empff engen etnanber mit groffen greuben; Sebermann münfcffte ber neuen 93raut ©lüd unb J&eil. ®iefe tpar ein Srraulein »on überauß ffhüner ®effatt unb groffer ©itts famfeit, aber noch gang jung rott 3affren unb gar garteni ©lies berbau; benn ffe mar faum gmSlf 3affre att unb fcffien gum 4?eiratffen noch *>wl gu jung. 3nbeffett, meit ffe bent ©rafen gefiel, fo muffte ffe auch alten ©affen gefallen, unb mürbe ron ihnen alß eine ©rafenbraut gebriefen unb geehrt, mit groffet gefflicfffeit in baß Schloff geleitet unb »on allen ^Betroffnem beffetben bemittfommt. 3«ber Wiener unb jebe SD?agb mufften ffingutreten unb ihrer fünftigen ©cbieterin ©lüd unb <§eil mün* ffhen. SBeil benn ©rifelbiß noch 1« bem Schloff« mar, fo Fam auch ffe ffergu, bi* f*ffte unter Sillen, unb marf fleh in ihren 83auetnffeibem bemüthig auf bie JFnie, Füffte ber tBraut bU ^anb unb münffhte ihr gu ihrer fünftigen ©ffe ©lüd unb ©egen, darauf festen ffcff fümmtlicffe ©affe gu Xifcffe; ©rifelbiß aber Digitized by Google ©tifelbi« 269 trat in bie (Reilje ber ©iägbe §utütf unb mar emflg befc^äfttgt mit (Suftragen unb Slufmarten. Sange »ermunberte fidj ber ©raf über bie unbegreifliche Demutty unb ©ebulb feinet ©emaljlin; ba befdjlojj er, ihrem (Stenb ein @nbe $u madjen unb fle nach ihrer langen ©etrübnifj »öltig ju erfreuen. Sie fie nun gleich einer forglichen ©lartha hin unb ^er lief, rief er fle ^erbei unb fptach §u ihr: „SaS bünfet Did), ©tifelbiö, »on meinet neuen ©raut; ijl fle fc^oxt unb ehrbar genug?" — „3a freilich," ermieberte fle, „iä? meine, eine fdjönere unb flttfamere fönne nicht gefunben merben. Datura münft^e ich (Sud; > »on <§erjen bie gröfte Sohlfahtt, hoffe aud?, bafj eö bem graulein nicht fo übel ergeben foll, ald tä (Suter erften ©raut ergangen ifi. Denn biefe mar gar ju bäurifdj, baä graulein aber ifi gar jart unb »on eblem ©eblüt. Daher mitb fle feine ©efahr laufen, jemals »on (Such »erftofjen $u merben." 3e|t »ermochte ber ©raf fidj nicf^t länger ju galten unb fprach: „(Sieh aber bod? biefe meine ©raut aud? recht an, ©ri; felbiS, unb beflnne Dich, ob Du fte nicht fennefl." ©rifelbiä t^at ij)re Stugen meit auf unb blicfte ba§ gräulein lange an, tterntochte jebodj nidct, ftd) ihrer §u entflnnen. Da fptadj ber ©raf: „©rifelbiä, fennefl Du benn Deine Dodjtet nidjt mehr, meldje Du mir »or jmölf 3ahren geboren ^afi?" lieber biefe Siebe erfiarrte ©rifelbiö unb mufjte nicht, mag fie baju benfen follte. Unb alg fle lange in ©ernmnbetung ba gefianben, fprad) ber ©raf meiter: „©leine ^erjgeliebte ©rifelbiä! Sticht »erftöre Dich biefe meine (Rebe; benn jene »ermeinte ©raut ift Deine unb meine Dodjter, unb biefer junge |>etr i|l Dein unb mein geliebter Sohn; Du a6et bifl meine einjige auöermählte unb geliebtefie ©ema^lin, auf er melier ich feine anbere je gehabt §abe, nod) ju haben begehre." üRit biefen Sorten er^ub er ftd) »om Difdje, fiel juetfl Digitized by Google 270 ©rifctbi«. feiner ©rifelbiö unb bann feinen beiben Jtinbern um ben n ba3 ganje ©rbe »on fiattticben ©ütern unb «herrfhaften. 1 Digitized by Google rifc -kh irr.'* ■ . - i •• f • ••*, > r,: *t*0ß srt • »v 1 rS ;. ■ ,j.H *> ih 'i <*■«» -v t« '|j '"■}„■ r, * Digitized by Google 4 Hflbert 'tf er Teufel. ©<$n:a6, @tf$i<$tcn u. ©. 2tc Sufi. I. Digitized by Google Digitized by Google ^31 alter 3«t teBte in ber JRormatibie ein <£er$og, 3la; menS Hubert, tapfer unb ebel, liebreit unb milbe, ber 3fber; mann fein gutes CRec^t triberfahren lief?. (£r hatte mit 93eirath feiner SBaronen bie ftöne, fromme unb flttfame Slotter beS «§er$ogS ron Jßurgunb geheiratet unb feinen fürfilit?n @i| mit i^t in bet 8tabt JRouen genommen; ^ier meinten beibc »erehrt unb geliebt »on ihren Untertanen, unb nichts hätte $u ihrem ©lüefe gefehlt, trenn ihnen ©ott hätte Jtinber befcheeren toollen. €>ie hatten biefeS Unglücf burt feinen grerel »erftulbet; lieb= ten unb fürchteten ©ott , giengen fleißig jur Jtirche, faenbeten rei^eS iälmofen, irarett fanft unb menftlit gegen Sebermann, unb reich an allerlei SEugenben unb ©aben beS ©elftes. ®en= nod) lebten fle achtgehn 3al)re mit eittanber, ohne baf? ihre ®he mit einem ©rben gefegnet toorben trare. !X>a ritt eines !EageS ber «f?er$og nachbenflich unb in grojjet Jfümmernif auf bie 3agb. „3t fehe bot," fagte er ju fit felbft, „fo riete grauen feine Jlinber haben unb fit an ihnen erfreuen; beftalb erfentte it toohl, baff it non ©ott gehabt trerbe, unb eS ifl ein SBunber, trenn it nitt in 23er$tueiflung gerade!" ^aufe ritt. 9US er nun feiner ©entahlin ben Äummer flagte, ron bent er gequält trar, ba gerieth ber $rau ©entüth in fo heftige 93ertrirrung, bafj 276 Slotert fc er Teufel. fle in ber S^or^eit bei Pf?er$og, ber bie Übeln ©etnotyntyeiten feines SotyneS faty unb erfannte, unb fpracty gu itym: „dRein Jtinb, e8 ifi baf man (Dir einen Setyrnteifier gebe, ber (Dicty gute Sitten letyre unb (Dir Unterrictyt erttyeile; benn (Du bijl nun alt genug baju." (Darein fügte ficty (Robert, unb nun lrarb er einem guten, treifen Sctyulmeifier übergeben, ber ityn lenfen unb letyren füllte. @8 begab ficty aber eines (tageS, baf ber Setyrer ben Jtnaben (Robert um einiger (BoStyeiten trillett befivafen trollte, unb »erlangte, er foltte feine rerfetyrten Streictye laffen. (Da gog (Robert ein dReffer auä ber üafctye unb fiief e8 bem Setyrmeifier in ben Seib, baf baS (Blut gu feinen güfen tyerabrann, unb er Digitized by Google 278 Slot ett ber Xeufet. tobt gur Srbe nieberfiel. Stöbert warf ba3 Such auf beit lobten unb ft^rie : „S)a haff ®u 2)eine 2Bei8h«t! Jtein Sßrieffer unb fein SKöncb fott je mein Setter fe^n!" Unb von ba an fonnte man feinen SOteiffer ftnben, bet fleh unterfangen ^>atte, ihn gu gieren unb gu unterrichten : man War genötigt, ihn fld) felbff gu überfaffen, baj? er feinen eigenen äBeg gienge. Sr aber ergab ffcfj allem Söfrn, trollte von feinem SJtenfchen in ber SEBelt lernen, unb fyottete ©otteä unb feinet ^eiligen .Kirche. 3m 5£enthel, trenn bie ©eijllidjen beim .&o§ergog8 ein (Ritter ; atS biefer fab, baff fein ^err in fo tiefet Draurigfeit befangen mar, fo magte er eS, ibn fotgenbermafjen angureben : „(Dtein hoher ©ebieter, id? mottte (Sud? mobl ratben, nach (Sur em ©ohne (Robert auSgufdjiden , unb U)n mieber an ben 4?of gurüeffommen gu taffen. SBenn 3b* ibm bann ‘n ©egenmart (Surer ©betn unb greunbe beilfaute (Bormürfe über feinen SBanbel gemalt, fo be= febtet ibm, oon feinem »erftu§er$og an ibn auSgefenbet butte. $>iefe nahm Stöbert übel in (Smbfang; er flach ihnen bie 2lugen auS, unb fpracb ba; bei : „3etjt merbet 3br um f» ungeflörter fdjlafen fönnen, meine Herren! ®ebt, unb faget meinem ©ater, baf ich Such, feinem Aufträge gum Srofc, gebienbet habe!" darüber erf^raef jeber: männiglicb. 2Die ©eblenbeten febrten meinenb gum <§ergoge gutütf, unb fagten ibm: „4?err! febet, toie un$ (Euer Sohn Sto: bert gugeri«btet bat!" $er -§ergog aber mürbe febr gornig batüber unb fann barauf, mie et ber ©oSbeit feines SobneS ein 3iti fefcen möchte. (Sr serfammelte baber feinen geheimen Statb , unb auf bie ©orjtellungen eines ber meifeflen (Sbeffeute f^tefte er in <§aft ©oten in alte Stäbte unb gu allen ©aronen, unb befahl in feinem gangen 4?ergogtbume allen Amtleuten unb ganbridjtem, -bie mög= li§er$ogin Wat erfchtocfeit, ihren ©ohn alfo fptethen ju hören. Sie weinte Bitterlich, warf ftch ihl« ju Süßen unb rief: „«Kein ©ohn, ich Will unb flehe, baß Du mir auf ber ©teile ba$ <&aupt abfchlcu gefl!" Da8 fagte bie «&erjogin au8 großem Äummer, ben fle über ihr Äinb empfanb, weil fle fleh ber Urfache feiner SBodljeit Digitized by Google 284 SHobert ber Teufel gar mobl bemufjt mar. Stöbert jebodj ermieberte »oll £raurig= feit: „ 2lcb, meine SJtutter, marunt fott id? (Sucfj auch umbrin- gen ? J&abe id? nid?t genug UebelS gettyan? SBenn id? aber biefeS 311 tl)un im ©tanbe märe, fo märe id? nod? »iet fdjlimmer, als id? bin. SSielmebr bitte id? (Sud? nur, faget mir, maö id? miffen mitt!" 2llö ibn bie<£ergogtn (0 flehen hörte, ba erjäblte fie ihm $unft für $imft, mie 2lfleö gefontmen fei?, unb mie fle ibn bem teufet, noch et?e er gegeuget motbeit, gemeif;t habe, ©ie fagte eS unter grofjer Steue unb »ieter ©elbflanflage, unb fd?tof? ihre Stebe mit ben SBorten: „O mein ©obn, id? bin bie unfe= ligfte öon alten Söeibern, unb menn ®u gottloö unb oerbamntt bifi, fo bin id? allein ©rfjulb baran!" ®a fiel Robert »on grofiem «jpergmeb, fo .lang er mar, auf bie (Srbe, unb »erntod?te fld? lange nicht gu erbeben. (Sr meinte bitterlich, bejammerte fleh felbft unb fprad? : „ ©ie Teufel rütteln an meiner ©eete unb an meinem ßeibe; aber öon ©tunbe an miU ich ihren böHifcbett 2Ber= fen entfagen , unb aufbören , Uebelö gu tl?un. " ©ann fprad? er gu feiner SJtutter, bie febr befümmert unb ferneren .jpergenö mar: „O ©u ebrmürbige «Herrin unb ÜJiutter, ich bitte ©id? bemiitbig, mich bem«§ergoge, meinem SSater, gu empfehlen; benn id? mill nach 9tom bitgern unb meine abfd?eulid?en 23erbred?en beichten. 9tid?t fann ich Sur 9l»he fomnien, ehe benn ich hört gemefen bin." ©0 »erlief? Stöbert feine 3)lutter, beflieg fein 93ferb in grofjer «jjaft unb ritt feinem 2Batbe mieber 311. ©ie <§ergogin blieb ol?ne ©rojt unb Hoffnung in ihrem ©chtoffe; mäbrenb fle fleh unb ihren ©ob?t beflagte, fant ber §eil ©uret Seele!" ©in anberer 5Dieb antmortete: „^err unb ÜReiffer, benfet nicht mehr baran; Digitized by Google 286 Stöbert ber Teufel 3^t fored^t in ben 3Bint> ! SCBeber ich nod) meine Stüber metben und auf (Suer ober eined Slnbern SBort befebren; ber ftriebe febmeeft und nicht; er tyinbert und am Hebet tbun, unb baran flnb mir einmal gemobnt!" ®ie ganje ©efellfchaft lobte feine SBorte, unb 2llle fdjrieen mit (Siner (Stimme; „(Sr hat 9tedjt, unb fottten mir jterben muffen! (Sinb mir bid ^ier^er fdjlimnt gemefen, fo mollen mir in Bufunft nod? oiel fchlintnter fe^n !/J 9ttd Stöbert ihre frönen Sorfafce »ernommen, fprad? er meitcr fein SCBort mit ihnen. (St gieng nach ber «fjaudtfmre, fdjob ben Stiegel oor, ergriff bann einen Jtnotenfl o cf unb fdjlug einen ber ®iebe nach bem anbern auf ben Jtobf, benn itjre ©egenmebv oermoebte nidjtd gegen feine übermenfeblicbe Jtraft. 2lld er fle alte tobt barniebergejlrecft batte, farad) er: „3cb babe (Sud? nach (Surem Serbienfle belohnt, ibr Surfte; mie ber .fperr, fo ber Sobn!" 9lld Robert bief? öotlbracbt, motlte er erft auch bad Sün= benbaud oerbrennen; boeb überlegte er, bafi baritt großed ©ut mSre, bad nod? $u bejferen ®ingeit bienen fflnnte. £efjmegen lief* er ed jteben, fc^lof? nur bie Übürc ttmbl ju unb nahm ben Sd?lüffel mit fid}. Bunt erftenmal in feinem geben machte j-efjt Stöbert bad 3ei§err Slbt," fagte er, „ich meifj, baf? ich ©uch unb ©urent £aufe siel Seib jugeffigt habe. 3iefe 9tad>t blieb Stöbert in ber Slbtei; am anbern üJtorgen früh ®ra(h « auf, nachbent er fein Stofi unb fein ©cbmert, mit melchen er fo siele SJtiffethaten »erübt hatte, ben SJtönchen jurücfgelaffen. Unb jefct gieng er allein unb $u Srufje, in ftieffmn serfunfen, bie ©trape nach Siom. Stoch an bentfelbigen Sage ritt ber 2lbt, gerührt unb froh, junt £er$oge ber Stormanbie, übergab ihm ben ©chlüffel unb melbete Stöbert’« ffluftefahrt. $>a gab bev £er$og allen Leuten ba« geraubte ©ut mieber, ba« fte früher »erloren hatten; ma« übrig blieb, marb unter bie Slrnten auögetheilt. Stöbert manberte injmifchen lang über 33erg unb «fjügel, mit groper ©efchmerbe unb unter lauter ©ntbef)rungen, bi« er enblich am ©harbonnerfiag ju Stont eintraf. ©8 mar bie§ ge: rabe ber rechte Sag $u beidjten unb für ba« Jpeif feiner ©eele ju forgen. 35enn ber heilige 93ater fetbfl flaut? ju biefer ©tunbe mitten in ber S3eter«firche unb hielt ba« Hochamt, al« Stöbert bie Jtirchenthüre öffnete unb unter bie 93erfammlung ber ©laubigen eintrat, ©r brüngte fleh, um ju bem htiligen 93ater hiuburd)$u: Digitized by Google 288 Stöbert bei* Üeufel. fommen, 9118 aber Die ©iener be8 ©apffe8 biefe8 fahtn, fdjtugen fle ihn, unb ^ie^en ihn jutücfweichen. 9lber je mehr ffe ihn fdffugen, je mehr brücfte er ffch »orwärt8; enblich gelangte et in bie (Rahe be8 «Pa^pfle« , fiel ihm ju güffen unb rief mit lauter (Stimme: „D ^eiliger ©ater, ^abt ©litleiben mit mir!" unb biefe SBorte wieberholte er §u mehreren ©laten. ^Diejenigen, welch« junächff am ©apffeffanben, ärgerten ffch über ben Sätm, ben (Robert machte, unb wollten t^n »ertreiben. ©a et aber fo unbe= wegtidj batag, unb ber ©apff fein h«iM ©erlangen inne warb, erbarmte ihn feinet unb er fagte §u bem ©olfe: „gaffet ihn # machen; benn fosiel ich erfennen fann, hat er wahre ©emuth!" hierauf gebot ber ©apff (Stille, unb (Robert fptach ju ihm: „<§ei= liger ©ater, ich bin ber größte (Sünber »on ber ©Bett." ©er ©apff ergriff (Roberts #anb unb fagte: „©lein Srreunb, wa8 be= ge^tff ©u, unb wa8 fdjreifff ©u fo laut?" „D ^eiliger ©ater," erwieberte (Robert, „idj bitte ®udj, laffet mid? beizten, benn wenn 3^r mich »on ben großen «Sünben , bie ich begangen habe, nicht loSfpredjet, fo bin ich auf ewig »erbammt, unb iiilfe ju bringen berufen iff, bie beffen bebürfen: fo bitte ich Such um ©otteSwiHen, höret mich unb reiniget mich »on allen meinen (Sünben!" 9118 ber ©apff biefeS h»rtf/ b« ahnete er im ©eiffe, baff e8 (Robert ber Teufel fep, unb et fragte ihn: „Sohn, biff ©u »ieüeicht ber (Robert, »on bem ich fo »iet ha&e fpredjett hören, unb ben man für ben (Schlimmffen halt, ber auf ber Gerbe wanbeit?" ®a antwortet? (Robert unb fagte: „3a, ich bin8 !" ©er ©apft erwieberte: „®u follff 9lbfolution haben; aber ich beffhwöre ©ich beim allmächtigen ©ott, baff ®u (Rientanben SeibeS jufügeff!" ©enn ber ©apff unb alle Umffehenben waren entfefct, als ffe fo Digitized by Google Stöbert ber Jeufel. 289 unerwartet Dtobert ben Jeufel oor fld? fielen faben. ©iefer aber fiel auf bie Jtnie oor bem 93a$>ft, bejeigte fld? ooll ©emutb unb 9teue über feine ©ünben, unb fagte: „«^eiliger QSater ! ®a fet? ©ott oor, baß id? 3entanben Seibe8 tbue; id? ^abe beffen nur ju »iel getßan. ©o lange id? lebe, will id? fein d?rijtlid?e8 ©efdjopf mel?r berieten!" ®a nahm ber Jla^ft ißn bei ©eite, unb Stöbert beichtete ibnt reueooll unb erjagte, wie ißn, el?e benn er warb, feine Wutter bem Jeufel übergeben Ijabe. 5118 ber *ßaf>ft il?»t fo reben fjörte, erfdjracf er ßeftig, freujte ftd? unb fagte ju Stöbert: . „Wein Sfreunb, gebe t;in nad? Wontalto, brei Weilen oon biefer ©tabt. ©ort wirft ©u einen ©inftebler finben , ber mein eigener S3eid?tiger ift. 3bm folift ®u fagen, baß id? ©id? fd?icfe unb folift i^nt alle ©eine ©ünbcn befennen ; er wirb ©ir bie ©uße aufer= legen, bie ©u oerbient l;aflj ber, ben id? ©ir nenne, ift ein bei1 liger Wann; id) bin gewiß, baß er ©ir Stbfolution erteilen wirb." ®a erwieberte Stöbert: „3a, id? will red?t gerne geben; gebe nur ©ott mir ©nabe, baß e8 jum «föeil meiner ©eetegebeibe!" Unb foniit nal?m er 5lbfd?ieb oom HJapjte. ©iefcn Jag blieb :7to= bert in Stoni; am aubern Worgen frühe oerließ er bie ©tabt, unb gieng über Jl?al unb >f?ügel ntit großer ©egierbe, feiner ©ünben lo8 ju werben, bem Orte ju, wo ber ©reniit wol?nte. 5118 er enblid? oor il?n fant, erjäblte er bem ©inftebler, wie ber S3apft il?n fenbe, bamit er il?m beichten folle. ©er ©reimt fjiefj ihn berji lid? willfommen. 5118 fie eine SBeilc befeinanber gefeffen , begann Stöbert ju beichten unb erjäblte, wie feine Wutter ißn im j$orn bem Jeufel gelobt, unb wie biefeS junt fdjweren llnbn mit Jtotb unb 2lßem, wa8 fie auf ber ©traße auflefen Fonnten. 2lud) bie Söiirger in ber ©tabt fegten ftd? bei biefent ©djaufpiet in bie ftenftcr , fpotteten unb lachten über ihn. 9tl8 er fo einige Sage lang in ber ©tabt 0tom bevuntgelaufen war, gefd;ab e8, baß er an bem 2ßaßaffe be8 römifeben Jtaifer8 Porbeigieng, unb ba er fab, baß bie Sbüre offen ffanb, fo gieng er gerabeäwegö auf bie «&aße $u; babei fprang er Pon ber einen ©eite jur anbern, gieng baib langfam, halb ffbneß, unb blieb nie lang auf bemfelbeit glecfe. 2118 nun bet Jtaifer im ©aale feiner anfiebtig warb, wie er ftd? gebevbete, ba 19 * Digitized by Google 292 «Robert bet Teufel. fpradj er: „©ehe t 3h* bort ben hübfdjen jungen ÜRann, er ftefyt auS wie ein Dlitter; aber, wie eö fc^eint , ijt er närrifdj ! ©3 ijt ©chabe um ihn; t?ei^t ihn ftfcen unb gebt ihm ju effen unb ju trinfen!" ®e3 JfaiferS 3unfer tief Olobert fyerbei, ber aber ant= Wertete fein äöort, unb als man ibn nötigte, ftdj an einen $.ifdj ju fejjen, fo wollte et nichts geniepen, obgleich i(;m SBein, Stob unb Steifdj bargercidjt warb, fo baj? fid? 2llle3 an ber $afel »er; wunberte. SBährenb nun ber Jtaifer fpeiSte, warf er einem auch biefen nahm Dtobcrt weg, brach ihn in jwei 5$lf;eiCe unb gab ber £ogge reblich bie Hälfte. (SS entflanb ein neucS ©eladjter, unb ber Jlaifer fprach ju feinen »euten: „£>a3 ijt bounben ihr Svob, um eS 511 effen} unb wenn er an ber üafel fi|t, fo hungert er} batauS fann man erfennen, bajj eS ein redjt natürlicher Ülarr ijt!" 9tun gaben bie Wiener beS JbaiferS, bie in ber <§alle traten, ben ^unben im Ueberflujj ju freffeu, bamit Dlobert feinen Stagen anfüllen möchte, unb fte iljre gveube an ihm haben fönnten. ©nblid) flanb biefer vom Soben auf, unb fieng an im ©aale hermnjulaufen, feinen ©teefen in ber <£>anb, mit bem er ^uinbe, Slauern, ©tiihle unb Saufe fchtug, ganj als wäre er nicht bei Digitized by Google Robert ber Teufel, 293 ©innen. 2(uf biefent (Sange fanb et eine Pforte offen, bie in einen lieblichen ©arten führte; bort fprubelte ein fchöner Spring: brunnen. (Robert legte ftd) über ben (Ranb, unb, »eil er fehr burfiig war, tranf er fein gutes (Dheil- $arauf, weil bie (Rächt heranfant, gieng er ben erwähnten £unben nach, wohin fit laufen mochten; unb weil biefe gewohnt waren, bie £Radjt über unter einer (Dre^e unb in einem 'Stalle ju liegen, fo folgte ihnen (Robert auch borthin unb (egte jlch $u ihnen nieber. (Der Äaifer erfuhr biefj unb emfjfanb grofieS ÜRitleiben mit (Robert; er befahl baljer, ihm ein (Bett ju bringen, bamit er fterrlichfeit öerlaffen, ajj mit ben -fjunben unter bem (Difche , fchlief bei ben ^unben im ©talle, 9(UeS in williger (Dentuth, um feine ©eele $u retten. 3n folcher (Bujje lebte er flebeit 3ahre; ber «fjmnb, mit bem er gewöhnlich fchlief, hatte halb gemerft, baf? er eö beffer habe, alö bie anbern unb um (Roberts willen mehr §u freffen befontme: bejihalb faßte er all; mühlig eine foldje Siebe ju (Robert, bafi er fldj eher hätte tobten, als oon biefem feinem ©chlafgefellen wegtreiben (affen. 3n ber 3eit, baß (Robert feine (Buße ju (Rom that, wud)S bem Jbaifer eine fd;öne (Dochter heran, bie War jhtntm. (DeS Digitized by Google 294 Stöbert Bet Üenfcl, ÄaifetS ©eneftBali, ei« gewaltiger SDlann, ^atte fie »on feinem t&enn fer Jtaifer freute fiep, als et feinen Starren fap , beim et mocpte ihn mopl leiben. 9llS er aber bie ©cpmarre in feinem ©eficpte maptnapm, munberte er fiep, barste jeboep, bajj einer feiner Wiener ipn »ermunbet haben merbe, maS ihm fepr leib tpat. „(SS giebt bocp neibifc^e Stute an biefem >§of," fagte er; „haben jte nidjt, mährenb mitr in ber ©flacht maren, biefen unfcputbigen SJtenfcpen ba gefcpla; gen! @S ifl mahr, er ijl ein Starr; aber er fügt bocp feinem SJtenfcpen UebelS gu!" Unb nun »erbot ber Jtaifer, bajj hinfort 3eutanb ie üodjter beö Jtaiferö mar gugegen , alö er biefe SEBorte farad}. ©ie näherte ftdj ihrem S3ater unb mollte ihm burd? 3«i er Stufet. würben unb be8 Äaifetö *§&ier begab er fleh ohne einige« 3ögem gum Jtaifer unb fptaep fo gu ihm: „üRein ©ebieter, ich bin berjenige, ber Such breimal fo tapfer beiges jlanben iff, ber au« Siebe gu (Such fo riet geinbe niebergepauen hat. Dreimal mar ich Utfacpe, baf? 3h* über bie oerffuepten ©aracenen ben Sieg baoongetragen hobt !" Der .Jtaifer, ber an feinen (Betrug noch SBerratp baepte, unb feinen alten Dienet unb geinb, ber feine ©effalt mohl gu oerffellen gemußt hatte, nicht mieber erfannte, fprach gnäbig gu ihm: „3h* fe^b fürmahr ein tapferer {Ritter! Doch habe ich 2Rüpe gu glauben, ma« 3pt faget!" Da ermieberte ber ©enefcpaH : „<§err, ianb feiner Dodjter gu bitten, wag ihm ber Jtaifer, nach ber Stöbe, bie er oon ihm erhalten gu haben wähnte, ohne lange lleberlegung bewilligte. 3llg nun beg Jtaifevö Docbter oernabm, baf fte bem ©enefd’all gegeben werben follte, ba gerietb fte , bie ben geinb wohl erfannt hatte unb feinen gangen Setrttg burdjfcbaute, auf er ftch, gerrip ihre «Kleiber unb raufte ftch biefjjaare aug. Ql 6er weil bie©timme Digitized by Google 303 ftoftevt be* Teufel. il)r fehlte, fo war biefi gllleö »ergebene, ©ie warb gejwungen, fid? wie eine Braut ju fdjmüden, unb ber Jtaifer felbjt führte fie an ber hanb in bie Jtirc^e, in faifertidjer Brndjt, begleitet »on ©rafen, Drittem unb (Sbelfrauen. S)ie Softer aber war im 3nner= fien betrübt unb SUemanb »ermod'te ilfr ©emütfc ju befdnftigen. ®er Jtaifer mit feinem ganjen ^offiaate war in ber J?ird)ean= gefenumen unb bie fiumme Socfyter follte bem ©enefdjall angetraut werben. Da gefdjal) ein grofjeö SEBunber »om <$immet, um bert frommen 9tobert ju verherrlichen , weldjer ber Teufel fyiefj unb an ben ÜWiemanb melfr badfte. ®enn alö ber Bnefter baö hodj= amt ju galten anfieng unb bie Stauung nun eben »olljiefyen wollte, ba rifi ber 3ungfrau baö Banb i(;rer 3unge unb fte ljub an, alfo ju ihrem Bater, bem Äaifer, ju frrecfjen: „Bater, fetyb 3tyr »on allen ©innen, bafj 3(;r glaubet, waö biefet l;od?müttyige, th*>rier Ba»ft aber, ber jugegen war, fragte bie Jungfrau, Wer ber 3J?ann wäre, »on welchem fie gefarocfyen hätte. 3>a8 Biägblein aber fprad) fein SBort, foitbern fte nafynt ben Jtaifer, il)rcn Bater, unb ben Bubfl, jeben an einer hanb, unb führte fie nadj bem ©arten unb bem Springbrunnen, wo Robert feine (SngelSWaffen jebeömal genommen unb abgelegt hatte, hier jog fie bie ganjen; fpifce jwifeben ben beiben ©teinen l;er»or, unter benen Olobert fie »erborgen hatte. Unb ber Dlitter, »on bem Robert »erwunbet )igitized by Google 9tpfeert feer Xcufel. 303 morben mar, Batte jle auö ber gerne Begleitet; ber trat jefct auß ^eroor mit feinem abgebroßenen ©peere; ba fügten ftd) Straft unb ©pige aneinanber, al$ menn fte nie entjmei gemefen mären. 2)ann fagte ba3 DRägblein ju bent Zapfte: „Sreimal BaBen mir burcB bie Sapferfeit biefeö ebeln Dtitterö gegen bie Ungläubigen ben @ieg errungen, breimal Babe iß fein qtferb unb feinen 4?ati nifß gefeBen , bie er breintal mieber »on jiß getBan Bat. 2lbet moBin fie gefonunen jlnb, tertnag iß @uß nißt ju fagen. Sa$ aber rceifj icB, baff bet Dritter felbft, nacBbent er biefeS getBan, jebeömal Bingieng, jtß ju ben ßunben ju legen, mo feine ©tätte mar." Unb ju iBrent 23ater fpraß f!e : „(Sr ift eö, ber @uß @B« unb 8anb gerettet Bat; an Suß ifl e8, iBn ju BeloBnen. Sajfet unö ju iBnt geBen unb bie SBaBrBeit auä feinem ÜJtunbe terneBmen." ®a Begaben fte fiß 2llle naeB bem SBinfel, mo Ötobert Bei ben >f?unben lag, ber Jtaifer unb ber 2$apfi, bie Soßter unb alle üRitter unb grauen, unb fiengen an, iBm (S^rerbtetung ju ermeifen. 916er {Robert antmortete ßnett ni(Bt. Sa fpraß enblicB ber Jtaifer ju iBnt: „3ß Bitte Siß, fomm Bmtßer, mein greunb, unb geige mir Seinen ©ßenfel! Senn icB muf? iBn notBmenbig feBen." 3f&t merfte DtoBert moBl, marunt er biefj ju iBnt fagte; er flellte ftß aber, alö menn er iBn nißt terftan= ben Batte, ttaBni einen ©troBBalm unb jerBracB iBn mit ben ^»änben, unb fpielte bamit; auß tiefe anbere alberne ©treibe macBte er, um ben Jfaifer unb ben SJ3apfl lacBen unb glauben ju maßen , fte fpreßen mit einem Dtarren. Sann manbte fiß ber ^apft ju Robert unb fagte ju iBnt : „3ß Befreie Sir im Dtanien (DotteS unb ber (Srlöfttng am Jtreuje, bap Su mit unS fpreßen follft!" 21 bet DtoBert, ber ftß feiner 23ujje ttoß nißt entbunben glaubte, fprang auf mie ein Diatr unb gab, als märe er felbft ber 23apjt, bent Zapfte mit läßerlißen ©eberben ben ©egen. Sann faB er Binter flcB ; fteBe, ba erblicfte er ben (Sremiten, ber Di ^ lOglc d 304 ÜHobcet bet Xeufel. ihm feit 23uße aufgelegt ^atte. Sobalb biefer fein Seichtfinb anftc^tig geworben, ba8 er fo lange gefugt hatte, fo rief et ihm mit lauter Stimme gu, baß e8 3ebermann, ber habet war, hören möchte: „höre, mein greunb, i§err fchicft mich gu Dir unb befiehlt Dir, gu reben unb nicht mehr ben Starren gu ßnelen! Denn Du haß hinlänglich gebüßt, unb alle Deine Sflnben flnb Dir »ergeben!" 9118 Stöbert bieß hörte, fiel er fogleidj auf feine Jtniee nieber, hob iMugen unb <§änbe in bie «§öhe auf unb fpradj : „Äönig im Fimmel, ich baute Dir, baß Du mir meine furchtbaren Sünben »ergeben haß, unb baß meine geringe 93uße Dir gefallen hat!" 9118 ber $abß, ber Jtaifer unb be8 JtaiferS Dotter, unb 9ltfe, bie babei Waren, Stöbert fo lieblich fpre^en harten, ba waren alle bergen großer ftreube »oll. Stöbert aber nahm 9lbfdjieb »on ihnen unb »erließ Stotn , um gefiihnt in feine «§eintatb gu wans bern. Stoch hatte er jeboch bie Stabt nicht lange hinter fleh , ba erfebien ihm ©otteö (Sngel unb befahl ihm, na«h Stom umgu= feßren, wo i(;n ein große8 ©lücf erwarte. 9118 et guriicfgefchrt war, ba führte ihm ber Jtaifer feine eigene Dotter, bie fo fcb»n unb fo lieblich, unb bereit >§erg fchon lange fein eigen war, entgegen unb gab fle ihm gttm ®h§er$ogin, Ko; bert’S SJJutter, fd?on oieleS 2eib angetban ^attc. Jfein (Baron unb Kitter beö SaitbeS magte fid) ihm $u miberfefcen, fo gemaitig mar er. 9llS nun {Robert biep 2ltleS erfahren, erflävte er auf ber Stelle bent Kitter ben Jtrieg, rufbete (Bemaffttete aus, befugte unb peng ifm, unb liep ben Uebeltfjäter btarid)ten. (Der J&er$og Kobert betrauerte feinen (Batet unb betrübte flcf> fe^t baviiber, bafj er ibm feine (Bufie unb oollenbete SinneS; anberuitg nic^t mef>r bemeifen fonnte. Bugleid) aber erfreute er ffet) beS Umganges mit feiner geiiebten SDfutter unb b°lbfetigen ©entablin, unb etjablte jener bie 9C6enteuev , bie er beftanben, feit er fie auf ihrem (Stoffe oetlaffen butte- fant eines SageS ein 33ote »oit feinem Sdjmiegeroater, beut Jtaifer, bei Ko; bert an, mcicber bent^erjog, nad? ehrerbietigem ©rufje, biefe Kielbung tf;at: „-fperr ^erjog, ber Jtaifer bat mich ju (Sud? b'et' ber gefd)i(ft,' unb bittet (Sud), 511 ibm 511 fomntett, bap 3b1' thm gegen ben alten Siernitber, ben SenefdjaK, beifiebet. (Sr bat fld) aufS Keue gegen ibn empört unb brof?et Koni mit geuer unb Sd)mert $u oermüßen.“ 2US Kobert biefe Jtunbe oernabm, marb er int g?er$en für ben Äaifer febt beforgt, fammefte eilig fo »iel bemaffnete beute, als er im Korntannenlanbe $ufamntenbringen fonnte, ritt mit ihnen allen nach Korn unb machte ben meiten döeg in fürjefiet SBeile. tHbet noch elje er attfommen fonnte, ©<$»»&, ©cfipittittii u. ©. 2te Jlufl. I. 20 Digitized by Google 306 SRobert bet Seufcl. * hatte ber «Berr&ther ben Äaifer, ber ihm entgegengerücft trat, erfdjtagen. JRobert aber brach mit ©emalt unb SDJa^t gegen sRom auf, entfette bie belagerte ©tabt, unb fam im £anbgemenge bem ©enefchall gegenüber *u fielen. ,,@teh’ mir, $u falfdjec «ßerrather, " fc^ric er ihm §u, „jefct foUft ©u meinen -fcänben nic^t entgehen , wenn ©u im Selbe ©taub hültfl ; ©u ftachft ®it einfl eine Sanjenfpifce in ben Seib, um bie IRömer ju betrugen, je|t haft ®u meinen £errn, ben Jtaifer, erfcblagen. 9Behre ©ich ©eines SebenS, baS ©u heute »erlieren fotlfl! " ©et ©reulofe, als er Robert ben Teufel fal;, ermieberte fein SEort, fonbern fuchte fein £eil in ber aber «Robert ritt ihm nach unb Mtfe^te ihm einen ©treiobttt:uer. ao* Digitized by Google ,J Ist bem grojjmachtigen .Königreich Utopien, hinter Jtate; futta, liegt ein ©orf ober 93auernftäbtchen, ©djilba genannt, »on wettern mit allem ftfug ba$ alte ©pridjmort gerühmt mer= ben fonnte: 9Bie bie Slettern geartet jinb, @0 finb gemeiniglich bie Äinb’. ©enn auch bie ©chilbbürger maren in ihrer Voreltern 8mh= flapfen getreten unb barin »erharrt, menn fie nicht bie 9?oth, ber fein ©efefc »orgefchriebeit ijf , ober bie görberung beS liehen 93a; terlanbeS nothigte, einen anbern 2öeg ju treten. ©et erfle ©chilbbürger mar ein hochmeifer unb »erftänbiger SDtann, unb eä i{l mohl $u erachten, ba{? et feine Kinbet nicht mie bie un»ernünftigen Spiere herum taufen lief. Ohne B^eifel mar er ein flrenget 93ater, bet ihnen nichts 9lrge8 nachfahi »iet= mehr untermieö er ffe alö ein getreuer Sehrer, unb fie mürben mit allen Xugenben aufs J&öc^flc gejiert, ja üherf^üttet, fo bah ihnen in ber ganjen, meiten SBelt Sliemanb »orjufefcen ober auch nur ju »etgleichen mar. ©enn ju berfelhen 3eit maren bie meU fen Seute noch gar bünne gefaet, unb mar e8 ein felteneS ©ing, menn einer berfelhen fleh her»ortl)at. ©ie maren gar nicht fo gemöhntich, mie fie jefct unter unö flnb, mo ein jeber Starr für meife gehalten merben miU. ©efimegen »erhreitete fldj ber Sluhm »on ihrem hohen 93erftanb unb ihrer fettenen 2Bei$hfit über aUe 310 Sie ©ehilbbürger Sanbe, unb matb gürfien unb J&erren befannt ; toie fleh benn ein fo ^errtic^eö Sid)t nicht leicht verbergen läfjt, fonbern, »0 e8 fleh finben mag, feine ©tragen non ficf} tuirft. @0 fant eS oft, bajj au§ ferne gelegenen Orten »on Jtaifem nnb Jtönigen ©otfdjaften an fie abgefertigt mürben, um fl§aufe abmefenb maten. Saturn fahen fleh bie SBeiber genötigt, ber SWänner ©teile gu oertreten, unb 2Me8 gu rerfehen, ba3 Sßieh , ben gelb= bau, unb maS fonji einem Spanne gujteht} ieboch behauptet matt, fie hätten biefeä nicht ungertte gethan. SCBie e3 aber noch h*u tu gen Sag§ gu gehen pflegt, bajj äßeiberarbeit unb äBeibergeminn gegen baö, maS 3Jlänner ermerben, fo öiel fie (ich bemühen, bett= noch fehr gering ifi, fo gieng e$ auch gu ©«htlba. Sartutter iji Digitized by Google £> ic Sehilbbürger. 311 freilich nur 3Äannerarbeit §u »erflehen. 3m Uebtigen ijl bte ■ eigentümliche Slrbeit bet üJlannet unb bet SBeiber wohl unter: fliehen ; wie benn alle SDiannet nicht lönnten ein einziges Jtinb= tein, wie flein eS märe, §ur SBelt bringen, fit wollten eS benn auSbrüten, wie jener 9tarr ben «Rafe »oll 9Äilben, auS meinem er halber auShecfen ju Kinnen hoffte. So wie man im ©egen: tbeile »tcl 2Beiber haben rnüfte, Wenn man bie fejle (Stabt SBien, in Defterreich (welche bet ©ott ber (Shrijtenheit lange Seit in feinen S§eimatb bleiben. Ser (Suet be= barf, ber wirb (Sud? tuobl fud?en unb finben, ober eö t^ut ibm nid?t fonberlid? Ittotb. Solches alles, liebe Sanner, »»erbet 3b* »iel beffer ertragen, als »wir fd?reiben Tonnen, ©efiwegen hoffen Wir, baf? 3b* @ud? unoerjüglicb aufmad?en unb umfebren »»er; bet, »wenn 3b* nid?t halb frembe SBogel in (Surem eigenen 0lefle feben wollet, unb böte», baf? fle ju (Sud? fptedjeti : 93ot ber ©bür ifi braufjen! ©aruni fepb »or Sd?aben gewarnt. ®efd?loffen unb gegeben ju Sd?ilba, mit (Surem eigenen Siegel, baS (Surer wartet." Sobalb ben Scannern biefeS Schreiben eingebänbigt wor: ben unb fle ben 3nb«lt eingefeben, »würbe ibr «§erj gerührt, unb fle fanben eS böd?fl notbwenbig, fogleid? beimjufebren. Sie nab= mm babet »>on ihren Herren gnabigen Urlaub unb farnen nach J&aufe. <§ier trafen fle eine fold?e Sßerwirtung in allen Sachen, baf? fle, fo weife fle waten , fld? nid?t gmug werwunbern fonnten, wie in ber furjen 3eit ihrer IHbtwefenbeit fo 93ieteS fleh battc öerfebten lönnen. 9lber freilid? 9iom , baS in fo wielen 3abren mit Sföübe gebauet Worben ifi, fann an (Sinent Jage gebroden unb jerftört werben! ©ie Seiber bet Sd?itbbürger würben Digitized by Google 314 Die ©chUbbütger über bie 3uvücffunft ihrer ÜHänner fehr froh; boch empfteng nicht jebe ihren DRamt gleich , wie fle benn gar »erfclfiebener ßompte= rion waren. Die einen nahmen ihre bannet gang freunblidj unb liebeoolt auf, wie eine ehrliche grau billig tljun fotl, oer= möge ber Dugenben, mit welken baö weibliche ©efc^ledjt abfon; berlich gegiert ifl; anbere aber fuhren bie irrigen mit rauben unb gweigefpifcten SBovten an, unb ^ie^en fle in alleö 23öfen 9lanten Witlfommen; wie biefi benit auch in unfern £agen niete äöeiber, gegen bieDlatur, im brauche haben» fo bafj biefen Scannern beffer gewefen, fle waren mit bem 93ieh hereingefommen unb heimlich in bie Ställe gefchlüpft. 3m übrigen waren fle atlgu= mal fröhlich unb begicngen ein ftreubenfeft ; bann aber festen fle ihren IDlännern auöeinanber, wie notbwenbig cd War, bafj fle wieber heimgefommen, unb baten fle, baö 93erfäumte hereingu= bringen unb fernerhin beö £auSwefenö unb ©ewerbeö beffer wahrjunehnten, welcheö bie 3)länner ihnen auch bei £reu unb (Ehren gufagten. Oluf biefeö traten bie Schilbbürger gufammen , einen Dtath gu faffen, waö gu thun wäre, bafj fle »on auölänbifchen «fjetreu nicht mehr, wie Bisher , geklagt unb abgeforbert würben. Söeil e8 aber fyät am Doge unb ber <§anbel wichtig War, fo liefen fle tß für heute bei einer guten 3Kahlgeit bewenben, bei ber fle fleh mit weifen Dieben, bie fiifjer alö -öonig unb feböner alö ©otb unb «Silber ftnb, aber auch mit Steife unb Dranf nach 9loth= burft, atö »ernünftige Seute, genugfam ergöfct hatten. 9lm folgenben Sage verfügten fleh meine Herren, Dtath gu halten , unter bie fiinbe. Denn bort pflegten fle fldj »on SllterS her gu öerfamnietn, fo lang e« Sommer war. 2Binter8 über war ba$ Dtathhauö ber 93erfammlung$faaf, unb ber Dlidjterfluhl Digitized by Goo< Sie ©djilbb iitger. 315 ftanb hinter bem Ofen. ISIS fle nun juoörberft ben großen ©traben, ber ihrem «öauSwefen ermadtfen mar, ettrogen unb mit bcnt 0lu§en Kecgti^en , ber ihnen auS beut Dienfte bei ben freut- ben getreu erwuchs, fo fanben fte, bap ber0iu§eit ben ©traben bei Weitem nirfjt ei feren fonnte. (§S mürbe bafjer eine Umfrage gethan, wie bed) beit «Sachen ju helfen märe. Da batte einer feilen bie Weifen unb l'edwerfläitbigen ;Katbfd,däge bereit, bie fo gar »er; nünftig »orgebrarbt tmtrben! (Einige meinten, man feilte fidj ber auswärtigen «Herren gar nicht mehr gun eignen; Slnbcre, man feilte fle nicht : ganj abtlntn, fonbern nur ihnen fo falte Dl ai$s fchtäge geben, bat; fle von felbjt abjlanben unb Die ©cfglbbütger unbefiimmert fiepen. 3nlctjt trat ein alter ©djilbbürger auf unb bvadjte fein 93ebenfen eor, biefeS Snhalts: „Da bodt Jbrer 2Uler hebe SeiSlgit unb groper SSerfianb bie einige llrfache fe» , wa= rum fle seit «$aufe abgeforbert unb Da unb bort^in befebidt mürben, fo biinfe ipm, baS Sejle $u feen, menn fle fleh Durch Xhofheit unb Qlbermi§ sot lünftigcr 3ttbrtnglichfeit be[duint= ten. Sic man fte früher ihrer Jtlugheit wegen in frentbe Sanbe berufen batte, fo mürbe man fle fejjt ihrer Dummheit halber J&aufe laffen. Depwegen fe» er ber Seinung, bap fte 'Me ein heilig, Dtiemanb auSgefchtojfen, Seiber unb Äinber, Junge unb Sitte , bie abenteuerlichen unb feltfamjien ©acheit aitfangen feil- ten, bie nur ju erflnnen mären; ja was jebem giärrucfceS in ben Sinn feinte, baS feilte er tluut. Daju brauche man aber gerabe bie Seifefleit unb Öefdncftejien ; benn eS fet; feine geringe Jlunfl, Slavrenamt reiht ju »erwefen. Senn namlid; einer bie rechten ©riffe nicht miffe, unb eS ihm fo titipliitge, bap er gar jurn 2 ho; reit werbe, ber bletbe fein Slebenlaitg ein Diarr; mie ber äbucfuf feinen ©efang, bie ©locfe ihren Jttang, ber ÄrebS feinen ©ang behalt." DiefeS Sebenfen wttrbe »oit allen ©chilbbürgerit mit bem Digitized by Google 316 ©ie ®cpilbbütgcr pötpflen (Srnft ermogen , uttb , meit ber <§anbel gar fdjmer uitb micptig mar, ntancpe Umfrage barüber getpan. 9lm (Snbe be= fiploffett fle, bap eben jene Meinung in allen fünften aufs ©e= nauefte aufjufepen unb bann in’8 2Berf ju rieten fep. «hiermit gieng bie ©emeinbe auSeinanber mit ber Slbrebe, bap jeher fiep befinnen follte, bei melcpem 3ipf*l bie neue tRarrenfappe anjus faffen märe. Sreilidp patte gar üRancper ein peimlidjeS SSebau; ern, bap er, nacpbent er fo riete 3apre »olt SBSeiÖ^eit gemefen, jept erft in feinen alten Sagen ein ÜJlarr metben follte. ©enn bie Starren felbfl fönnen eS am menigflen »ertragen , bap ipnen ipre SS^orl^ett, über ber eS ipnen felbfl efeft, burcp einen Starren »or? geworfen merbe. 3ebocp , um beS gemeinen StupenS mitten , für ben Seber ja felbfl fein geben mit guft aufopfern fott, maren fle attjumaf mit lig , fiep ipret SBeiSpeit ju begeben : unb bamit pat in unferer ©efcpidjte bie SCBeig^eit ber ©cpilbbürget ein Gtnbe. £>a fle nun fortpin ein anbereS {Regiment, anbereS SBefen unb geben anjunepmen unb $u befreiten entfdjtojfen maren, fo follte gu einem recpt glücfpaften Anfänge juerfl ein neues {Ratp= pauS auf gemeinfcpaftlicpe Rofren erbaut merben, ein folcpeS, baS aucp {Raum für ipre IRarrpeit patte , unb biefelbe mopt ertragen unb leiben fbnnte. 3)a fle fr

ocp fcpien ipnen ber 23au eines neuen SRatppaufeS immerptn baS bringlidpfle ju fepn. @ie napnten fiep babei iprett eigenen Pfaffen $um drempel. ©ie-- fer mar fo eifrig, bap er, fo oft er läuten porte, attejeit meinte, Digitized by Google t Die Sdjilbbürget 317 er miifite mit feiner 3}ofiiUe auf bie Äanjel rummeln. Defjme: gen Begehrte er, als er juerff ton ben Sdjilbbürgern angenont: men mürbe, bafi ffe H)m, nodj efye er ^rebigte , eine neue Jbanjel ton guten, ffarfen, eigenen Srettern, mit (Sifen mofylbefcfylagen, madjen taffen füllten , bie feine gemitfytigen SEBorte , fo er jeberjeit torbringen rnolle, audj redft bulben fönne. (Sbenfo nun bacbten bie Sdjilbbürger tor atten Dingen an ein gebulbigeS tRattyljauS. Unb mie nun ^llleS terabrebet mar, ma$ ju einem fo midf: tigen SBerfe notfymenbig erforbert mirb, fanb ftd?8, baß nichts ntetyr mangelte, atS ein Pfeifer ober ©eiger, ber mit feinem lieb: lidjen (Sang unb Jtlang, mie ein DrpljcuS ober Qlmtljion, «f?ot$ unb Steine Ijerbeigetyolt Ijatte , um fle in feiner Orbnung ju bie: fern Sau aufeinanbet ju legen. Da aber ein fold?er nirgenbS ju finben mar, fo tereinigten fte jldj , gemeinfc^aftlic^ ba$ 2Berf an: jugreifen, jeber bem anbern ju Reifen unb niefjt efyet aufjulfören, al8 bis ber ganje Sau aufgefiibrt unb tollenbet mate. Offenbar marett bie Sc^ilbbürger , beren SBeiSfjeit nur alimaljlig, mie ein Sidjt, auSgeljen füllte, noch tiel ju meitfidjtig, ba fle mußten, baff man jutor Sauljolj unb anbere Sadjett nteljr Ijaben muffe, el?e man mit Sauen anfangen fönne. Denn redjte Olarren mürben moljl oline<§olj, Stein unb jlalf ju bauen fldj unterftanben Ijaben. Defimegen jogen fle fammt unb fottberS einmfitbig mit einanber in$ «Oolj , ba$ jenfeitS be$ SergeS in einem Dbale gele= gen mar, unb ftengen an, nad? bem 9tat§e itjreS SaumeiflerS, baS Sauljolj ju fallen. 211$ e$ ton ben 2leffen gefaubert unb orbent: lid? jugeridjtet mar, ba munfe^ten fte nichts anbereS ju ^aben, al$ eine 2lrmbruft, auf ber ffe eS fyeint fließen fönnten; burdj folcf?eS -Diittel, meinten fte, mürben fle unfaglidjer üHiifye unb 2lrbeit übcrfyoben fetjn. So aber mußten fte bie 2lrbeit felbfl tervidjten, unb ft^lepf>tert bie Sau^öljer nicfyt otjne tiel Sdjnau: fen unb 2ltl;em^olen ben Serg hinauf unb jenfeitS mieber mit Digitizco#, Google S18 Sie $§otj, Ba8 oon fetbfl Bie J&atfte Beö ©ergeö Bina6= gerottt mar, jogen fie nicl^t mieBer B*nauf, uw feiner JttugBeit mitten. Stadlern fie ficB fo überfdjafft Batten, unb alte <§öt$er mieBer oben maren , tiefen fie Biefetben attmaBtig , einö itafB Bern anBern, Ben ©erg Binabtaumetn, flanben BroBen unb tiefen fldj Ben Qtnbliff moBt gefatteu. 3a, fie maren gang flotg auf Bie erfle Digitized by Google ©ie ©cbtlbBürgcr. 319 SßroBe ifjrcr 5Karrheit, gogen fröhlich heint unb fafen in’« 9Birth«hau« , wo fle fein Heine« £oier ließen fleh nun über ben »orgefallenen «§anbet gar Wiberfptecbenbe Meinungen oernebmen. Sie SWebrbeit freien ftd? babin gu neigen, baß man ben gangen 23au mieber bis auf ben Soben abbreeben unb auf 8 Oieue auffübten follte: ba trat ©inet bersor, ber, wie er früher unter allen ber allermeifefte gew/fen, fo jefct ftcb als beit allertböricbtflen geigen wollte, unbfpracb: „©rbabe, fo lange feine SBeiSbfit gemäbrt, manchmal »ernommen, baß man bureb Seifpiet 23iele8 flarer machen fönne; folcbent nach wolle auch et ben Scbilbbürgern eine fc^öne ©efcbidjte ergablen : „deiner ©roß: mutter ©roßoaterS SvuberS ©ob«," bl‘b er barauf an, „hörte eine3 £age8 (Einen fagen: @9, wie finb bie Stebbübner fo gut! <§afl Su benn febon welche gegejfen, fragte meiner ©roßmutter ©roßoaterS SBruberS ©obn, baß Su e8 fo gutweißefl? Slein, fagte ber 2tnbere, aber e8 bat mir'S (Einer oor fünfgig 3abren gefagt, beffen ©roßmutter ©roßoater fle in feiner Sugenb oon einem ©beimann batte effen feßen. lieber biefe Siebe befant meinet €<$»at>, @ci<$i<$ten u. ©. 2te Muft. I. 21 Digitized by Google 322 Die © cftilbbürgcr. ©roßmutter ©roßoaterS Cruber8 ©obn ein Jtinbbetterim©elüftef baß et gern etwas ©ute8 effen mödjte, «nb fagte belegen ju feinem Sßcib, fie foUe tyrn Äiidjlein baden, beim 9lebbübner fönne et bocfj nid)t haben. ©ie aber, bie beffet wußte, a(8 er wa8 ber Cutterfjafen »ermoge, entfdntlbigte fic^ , jle fönne i^nt bießmal feine Jbücbleiit bacfen, weil it;r bie Cutter ober ba8 ©djntalj auSgegangen. ©ie bat i(;n beßtyalb, er mochte mit ben Äüdjlein bis auf eine anbere 3«it fid? gebulbett. ©antit ^atte aber meinet ©roßmutter ©roßoaterS CruberS ©of?n feine Jtiid^ teilt gegeffen nnb fein ©eliifie nid?t gebüßt. (Sr wollte fid? mit einem fo trorfenen 33efd>eibe ohne ©alj uitb ©cbmatj nicht a6: weifen taffen, uitb beflanb barauf, bie grau fottte iljm Jtücfjtein bacfen, unb hätte fie nicht Cutter ober ©ctjmatj, fo fottte fie e8 mit SÖaffer oerfudjen. ©8 tbut’8 nidit, fagte bie grau, fonfl wäre ich felbft nicht fo lang ohne Jtüchlein gebtieben, weil ich mich ba8 SBaffet nicht f^ätte bauern taffen. 6r aber fpradj: ©u weißft e8 nicht, weil ©u e8 noch nie frobirt ^ajt. Cerfudj' e3 einmal, unb erft, wenn e8 nid)t gerätsen will, fannft ©u fagen, e8 tt)u’ e6 nidjt. 2Bollte bie grau Stube haben unb jufrieben fetyn, fo mußte fie bem ü)iann willfahren ; fte rührte alfo einen Jtuc^en; teig an, ganj bünn, al8 Wollte fie ©traublein bacfen, fefcte eine Cfanne Söaffer über ba8 geuer, unb nun mit bem Üeig barein. ©er $eig jerfloß im SBaffer unb e8 würbe ein Crei barau8, bar; über bie grau joruig, bet üJiann leibig warb, ©enn jene fab Qtrbeit, holj unb Ciebl »erloren; meiner ©roßmutter ©roß; »aterS (feligen) CruberS ©ol;n aber flanb babei, hielt ben Heller bin, unb wollte bie erftgebaefenen Jtücblein, fo warm fie au8 ber Pfanne famen, effen , warb aber betrogen, ©eine grau «er^ wünfdjte ba8 £ud?enbacfen mit SBaffer; er jeboch fagte lang- niüthig: ?aß ©idfS nicht gereuen, mail »erfudjt ein ©ing auf fo »iel SEBeife, bi8 e8 jule&t getingen muß. 3ft e8 bießuial nicht Digitized by Googi Cie ©d> i Ibbürge r. $23 gerätsen, fo gerätlj’S ein anbemal. ie S $ itbbürger. 325 gerätsen haben!“ ©iefer Jage8fd)immer »on Hoffnung machte feie @d)ilbbürger feljt froh, unb f!e »er^ie^ett ihm oon ©eiten beö ganjen ftletfenö eine nahmljafte ^Belohnung , mentt er ihnen feinen £Hat^> mittheilen mollte. ©ent Sirtlj befaßten f!e , ihm tapfer aufjutragen unb »orjufefcen , fo bajj ber gute ®efelle biefe 5X?ac^t if)r ®afl mar unb reblid? ohne ®elb jed)te; tote baö billig mar, ba er forthin ihr Saumeifter fettn follte. 2lnt folgenbcn Jag, alö bie liebe ©onne ben ©cbilbbürgern ihren ©ä)ein mieber gönnte, führten fte ben fremben JtünjHer jum «Rathhauö, unb befaßen eö mit allem ftleijje ron oben unb unten, oorn unb hinten, innen unb aujjen. ©a htifit fte ber ®efelle, bev inbejfen mit bev ©djalfheit tRatlj gebflogen, baö ©ad) befleigen, unb bie ©achjiegcl Ijinmegneljmen, meld?eö aud) alfogleid? gefc^a^. „9tun habt 3hr/' fprad) er, „ben Jag in (Surent Otat^aufe; 3hr mögt ihn barin taffen, fo lang eö (Sud) gefällig ifl. Senn er ©udj befdjmerlid) trirb, fo fönnet 3hr ihn mo()l trieber hinauös jagen.“ 2lber bie ©d)ilbbürger rerjlanbeit nid)t, ba§ er bamit meinte, fte füllten baö ©ad) nidjt mieber barauf berfen, fonfl trürbe eö mieber fo flnjler merben, mie juror, fonbern fte liefen bie @ad)e gut fet)n, faßen in bem «£aufe jufammen unb gelten ben ganjen ©ontnter über Otatb. ©er ©efelle nahm bie JUerelj; rung, jaulte baö ®elb nicf)t lange, fonbern jog hintreg unb fdjaute oft hinter jtd), ob ihm Dtiemanb natheile, ben Dtaub mieber bon Ihm ju nehmen. (Sr tarn aud) nie mieber unb noch heutiges Jageö meijj Uliemanb, moljer er gemefen unb moljin er gefomntett; nur bie§ fagten bie ©d)ilbbi'irger »ott ihm auö, baß fte ihn ant JRüdeit baö lefctemal gefel)en hatten. 9t un hatten fte mit ihrem «Rathhaufe folcheö ©lücf, bajj eö ben ganjen Sommer über, fo oft fte ju Diathe fafjen, nie regnete. 3njmifchen aber begann ber lieblich* ©ommet fein luftigeö 9tnt= li| ju »erbergeit , unb ber leibige Sinter jlredte feinen rauhen Digitized by Google 326 Die ©ehtlbbürgcr ©chnabel ^er»or. ©a merften bie ©cbilbbürger halb, baß, tote einer unter einem großen 2Betterl;ut, toie bie flnb, toeldje junge Sappen getoSbnlicb auS frentben Sanben mitbringen, fich »ot bem Otegen ficber fieHt, fo auch j!e fich mit bem Dache, toie einem <§ute gegen ©djnee unb Ungetoitter formen müßten, ©ie Ratten baber nichts (Eiligeres gu tbun, als baS Daa3 iß bod; gar ju grob, gumal im Anfänge unferer Xbotljeit; ba follten mir nicht fo auf einmal unb mit @inem Sa$ bineinhlumfeen, fo baß eS aud? ein rechter, geborner STfarr merfen fonnte!" Ueber biefer Diebe erfcfyracfen unb oerfiumniten bie Slnbern Stile. Sie fabett einanber an, unb febamten ßd? einer »or bem Sfnbern megen ber gar gu felumfeen SBabrbeit. Ohne bi* Umfrage abgumarten, fiengen jle barauf mit einanbet an, alter Orten bie ajiauern beS DlatbbaufeS burdjgubredjen, unb ba mar fein Stilbs Bürger unter Sillen, ber nicht fein eigenes genßer hätte haben mollen. 2llfo mürbe baS DtatbbauS »ollfübrt, bis auf ben ©in; bau, »on meinem fogleidj SMelbung getban merben foll. Stadlern ihrem Dlatbbaufe fein großes Saßer abgemöbnt unb eS enbtidj febenb gemorben mar, fiengen bie Scbilbbürger an, auch baS ©ingemeibe beS Kaufes gu rec^t gu machen, unb bie ©entäcber gu »erfragen. Unter anberrn machten fie brei ab; gefonberte Stuben, eine Söifcs (Stube, eine Scbmifcs Stube unb «ine SJabe = Stube; biefe mußten oor allen JDingen fertig gemacht merben, bamit bie Sdjilbbürger, menn ße übet mistige Sachen ratbfcblagen follten , nicht bebinbert mürben. 9iun meinten jle, feb baS gange breieefigte DiatbbauS aufs oortrejflicbße fertig g«s macht, unb meinen eS gu aller Starren ©bre feierlich ein. 3ngmifcben mar ber SGBinter gang beteingebro^en unb eS mar falt gemorben. Slun follten ße an einem DlatbStage ©eriebt batten, unb ber Jtübbirt batte mit feinem <§om ben SJtatbSberren bie Sofung gegeben. 2)a brachte benn 3eber, bamit baS gemeine SBefen nicht befebmert mürbe, fein eigenes Scheit £olg mit, um Digitized by Google 328 Die Schilbbtirgcr, bie «Stube gu märmen. 2lber als fle fifel in ber Stachel umfehren!" Diefer Schilbbürger mürbe megen feines fo meifett SJtatheS hoch gestiefelt , unb ihm mit allen feinen 9tachfommen ber allernachfte Sifc hinter bem Ofen gu= nächft bei ber 2feg)felfachel rergönnt. Digitized by Google Die Schiltbürger. 329 @o fcblofj ber .§anbel; bet Ofen mürbe gemalt, unb Bei einer gmeiten KatbSroabl baS KatbbauS aufs Keue mit Karren Befefct. ©ie neuen KatbSberrn Berieten ficb rornämlidj baruBer, mie man einen 93orrat(; i;interiegen fottnte, beffen ntan fid) 6e= bienen bürfte, trenn einmal eine Steurung einfiele. SefonberS a6er gürten fte »om ©atge, beffen J?auf ihnen, megen ber o6mal= tenben Jtriege, aBgefcfynitten mar, unb an bent fle eben barum großen SDlangel litten; man rietl; ihnen, fie follten eS borf) fo meit Bringen, bafs fie eigenes ©alg Jütten, baS fte in ber £iiü&&ttroer. @3 mährte nicht lange, fo fieng bet «der an, auf 8 aller; fc^önfle $u grünen unb bie freien .Krauter herauf §u ft^iden. Sie ©chilbbürget Ratten eine unfSgtiche ffreube barüber unb meinten, biejjmal märe ihnen bie ©adje mohl gerätsen, ©ie giengen atleftage hinaus, ju feijut, mie ba8 ©alj müchfe; ja, fle betebeten fleh felbjt, fle hörten ba3 ©atj machfen, wie 3ener ba8 ©r a8. Unb je mehr e8 muchS, bejto mehr muchS in ihnen bie 4?ojfnung, unb ba mar .Keiner unter if;nen, ber njcht im ©eifle fdjon ein ganjeS ©intti ©alj gegeffen hätte, Sejjmegen befahlen fle ben SBannmarten, menn etma eine .Kuh, ein fßferb, ein ©thaf ober eine ©aiS auf ben ©aljacfer fld) verirrte, fo foll* ten fie biefe Xhiere auf alle Sffieife unb ohne ©chenung fortjagen. Sejfen ungeachtet fam baS unvernünftige S3ieh auf ben mohlbe; bauten unb befaeten ©aljader, unb fraf? nicht nur bie herrliche «uSfaat von ©alj, fonbern auch ba8, ma8 noch hätte machfen feilen. Ser J&üter, ber biefe8 fah, muffte moht, ma8 ihm aufet; legt fety. «her er verlor ben Jtohf, benn er mar ein ©chilbbürger, unb anflatt ba3 93ieh ^inauöjutreifccn , lief et in bie ©tabt unb melbete ba8 Unheil bem ©chulbheijjen unb 9tath- Siefer fah auch halb ein, ba§ bem Sannmart fein 93ogelrohr gegen bie vier; füfjigen Shiere nichts helfen fonntej fie faxten baher, nachbem fle fich lang bie Köhfe jerbro^cn hotten, ben meifen SBefchlufj: ihrer «Biere be8 ebeln iHatheS, vor beneit bie £hifrt fMj vielleicht mehr al8 vor fchlechten Leuten freuen mürben, foUten ben SBannmart auf eine geflochtene Stuhe fefcen, ihm eine lange 9tuthe in bie «§anb geben, unb il;n fo auf bem @al§acfer heeumtragen, biS er baS lofe fBieh hevauSgetrieben hätte. Sief} gefdjah, bet 9Sann; mart hielt feinen Um§ug, als märe er ber $aj)jl ju 9tom, unb bie vier SRathSherren mußten mit ihren breiten &üfjen f0 fufctil einherjugehen, ba§ burie ScbUbbii rger. Satjfrauteö unterrichtet, woßl üfcerfegt j jebodj eS nic^t gesagt, fld? mit J&anbfdjuhen ju »erfefjen, »eit ber Sommer fo gar heiß mar, unb fle fürchteten, man möchte ihrer fbotten. 9tun mein: ten einige, man follte e8 abmaßen, wie baS ©ra8; anbere, weit e8 fo gar hifcig wäre, fo follte man e8 mit ber 2lrmbrufi nieber: fließen, wie einen tollen J&unb. ©a8 le|te gefiel ihnen am aller: heften. Söeil fle aber feinen Schüßen unter fleh hatten unb befürchteten, wenn fle nach einem fremben fdjicften , fo möchte ihre Jtunft rerrathen Werben , fo ließen fle e8 bleiben. Jturjum, bie Sdjilbbürger mußten ba8 eble Saljfraut auf bem Selbe flehen laffetr, bi« fle einen befferen fRatf) fünben. Unb hatten fle guoor wenig Saig gehabt, fo hatten fle jefet noch weniger: benn n?aö fle nicht »erbraust hatten , baö hatten fle auögefaet. S)eß: wegen litten fle großen SDlangel an Saig, jumal am Salge ber 2ßei8heit, ba8 bet ihnen gang bünn geworben war. JDaßer jer: brachen fle fleh auch ben Äopf barüber unb fannen nach, ob etwa ber 9lefet nicht recht gebaut worben , unb hielten oiele 9iatb8: ftfcungen barüber, Wie man e8 ein anberntal beffer machen fönnte. 9lun weiß Sebermann, baß rot Beiten bie SBeiSheit bet Schilbbfirger Weit unb breit bureh alle 2anbe gerühmt war, fo baß Sebermann etwa8 baoon gu fagen wußte. $>och war bieß fdjon gar lange her. SKber ba8 ©erücht ton ihrer Hhorßeit »et: breitete fleh in furger Beit noch »iel Weiter, fo baß halb 9iiemanb auf ber gangen SCBelt war, ber nicht QltlcS gewußt hatte, wa8 fleh bei ihnen jugetragen hatte. So gefchah eS , baß bem Äaifer be8 großen 9teiche8 Utoßia, al8 er wegen 9teid)8gefchüften in biejenige ©egenb feineö 2anbe$ fam, in welker ber Sieben Schilba lag, »ieleS ton ben abenc teuertießen Schilbbürgern erjählt Würbe, darüber wunbert# Digitized by Google ©ie ©cBilbBatger. 333 fftB bet Jtaifer um fo meBr, »eil er ffd? früher audj in triftigen ©adjen iffter 2Bei«Beit Bebient unb ffdj SlatBe« Bei iBnen erBolt Batte. SBeil er nun boann fann man ffcB mit gutem @e»iffen einen Starren freiten laffen »on Sebermann, .unb »äre biefer aud) gleicB ein geBnmal gröfferer Digitized by Google 334 Sie ® ctHlbbürger. Slarr. 3)ie Sdjilbbürger nun fugten in foldjem Schrecfcn bei ihrer alten, hinterlegten SBeiöheit Otath unb hülfe. Sie orb= neten 2lUeö , waö in Stall unb Jtücfye nothwenbig war, auf 8 fleifjigfte, um ben Jtaifer fo fiattli trinft gtrn guten, fühlen ©ein. (Diefen (Heim fpra*i “n bie — SWau’r. Sotübet benn jebeSmal bie anbern (HUe lachten, jeber, bis baS Steinten an ihn felber fam. (Der ©djmeinehirt jtanb meit hinten, unb megen feines niebrigen ©tanbeS fam bie (Reihe unter ben Sefcten an ihn. (Sr mar in taufenb (Hengften , benn tr fürd}* tete immer, eS möchte ein (Änberer feinen (Heim »orbringen unb baburth ©chulbheif rcerbtn. Unb fo oft ein Slnberer nur ein Digitized by Google Sie ©cftilbbtitgct. 330 einjigeS SBürtdjen fagte, ba8 auu. Benet aber »erbat fiel; biefeS feierlich unb fügte ^irt^u : „HBijfe, ba§ wir nicht mehr jtnb, ber wir juoor waren} wir flnt jefct unfer <#err, ter «Sdjulbheifi ju «SchUba!“ ®a wünfdjte il;m ber Hintere ©lud § u feinem neuen Hlmte bei bem ungezogenen Solf ber «Schilb; Bürger unb lief? ihn ziehen. Htlfo jog unfer «fjerr, ber Se^uft^eipen ifteljen fragen. ®er gute Sdmtbljeifj gelft in aller C?^r6arfeit, mofyin er gemiefen mar, fagt bem Jtübler, er fett ber Stulbljeifi oon Sdftlba unb molle Sd?ulbl?ei{jeni)el$e laufen. 2>er JSübler merft halb , moran er ifi, unb ermiebert: „d?S fett ifym f$t leib, feine SBo^lebeln nidjt fötbern ju fönnen, mie et moDte; aber gefterit fe» ÜJiarfttag gemefen, ba l)abe er alle »or= r&tljigen ftJelje abgegeben." ®amit i^m aber geholfen mürbe, fo meifet er iljn in eine anbere SSorftabt, ju einem Sfßagner; bort merbe er ft>elje fltrben nad; feinem 93egeJ?ren. 9hm braute er fein Anliegen bei bem SBagnet »or. tiefer aber, ber aud? ein Spottoogel mar, meist itjn $u einem Sdjreiner, ber Sd)teinet ju einem Sporer, bet Sporer ju einem Sattler, ber Sattler $u einem Drgelmadjer, ber ju einem Stubenten, ber ju einem 23ud}= binbet, ber $u einem ©rudetgefellen , ber $u einem ©ucbljanblet; bet 93ud$änbler enblid? gu einem Sebfücfyner : bort finbe er fle, mie et’S nur $aben moUte, jum ^reffen fc^ön. 9tlS nun ber Stulbljeifj aud? hier nadj ifteljen fragte, ba antmortete iljm bet fiebfüdjner: „@r Ijabe biefjntal feine; menn er aber eine fleine 3«* ©ebutb fwben molle, fo merbe et ifjm einen feinen fthlj »on Sebfut^en anmeffen, anfdjneiben unb baden ; ben fönnte er, menn er feinem Söeibe nidjt gefiele, felber effen, alle üWorgen einen ÜKunb »oH." ®er Jjjetr Sdjulbljei§ bebanfte ftdj aufS £ödjfte, erflarte aber, bafj er nun fo lange nad? einem fthlj fierumgelaufen fep unb feine 3e»t nteljr habe, §u märten: er mfiffe fyeirn, feinem 9lmte mieber objuliegen , benn er fep Schutt; fjeif ju Sdftlba. 2>et Sebfüdjnet, ber etmaS gutmütiger mar, als bie Qlnbern, badjte, ber J&err Stulbfyeifj fei? genug $um 9larten gehalten, unb mieS lf?n befümegen redft, ju einem Äürfd?' net, mo er nun ftJelje aller Oattung fanb, mie er nur begehrte. Unb fjiet faufte er enbfid? einen »rüstigen ftJelj, beffen fit eine Digitized by Google ©ie S cpilPbiirget. 339 Scpulbbeifjin auch in ber «Stabt nicht t^ätte fcpamen Dürfen . 2U8 er peimfam, empfing bie Stau ben 'fJelj mit Steuben, befleibete jicfc mit ipm auf ber Stelle, breite flc^ nach allen Seiten, unb lief; flc^> fagen wie et ipr fiepe. ©er Scpulbpeif? aber verlangte, jept foUte fie für feinen ©ienft ipm auch Jtücplein bacfen; er wollte eine SCBurft, bie er au8 bet Stabt mitgebradjt, ba$u geben unb eine (Waafj SBein begabten. ©a begann feine Srau, wie vor 3«frn, grobe, biefe Schnitten $u bacfen ; er aber fiiefj bie erften, bie au8 ber Sßfanne famen, »oll UnmutpS $urücf „2Be- ffir t>afl ©u miip angefepen," fagte et, „meinft ©u nicht gar, icp fep ein Schweinehirt ? SÖeifjeft ©u nicht, bafi ich ber J&err Scpulbpeif} allhier $u Scpilba bin ?" ©a muffte bie Stau ihm Sträublein bacfen, bie jeprten fie mit einanbet auf, unt tranfen einen guten Scplucf 2Bein8 baju. ©ie folgenbe ganje lange Wacpt lag bie neue &rau Scpulb= peiffin in tieffinnigen ©ebanfen, auf welche SEßeife fie boch ben neuen $el§ anlegen unb in bemfelben ihrem (Wann unb feinem 2lmte ju ©pten »or ben Scbilbbürgetn prangen möcpte. ©efb wegen flanb fie früh auf unb weil e8 eben Sonntag war , fieng fie mit allem (Eifer an , fiep ju pupen , um fiep »on allen Wacp= barn befepauen ju taffen. 3t» biefe ©ebanfen war fie fo »erirrt, Daff fie fogav ba$ bauten in ber (ßrebigt Überporte. 3pt «Öerr, ber Stpulbpeiff , fianb »or ipr unb muffte ipr ben Spiegel palten, unb wopl punbertmal fragte fie ipn, ob fie auch 000 wm unb »on ber Seite reept wie eine Stau Scpulbpeiffin auöfepe; unb alö er bieff bejapt, ging fie enblicp auö bem «§aufe ber Jtircpe §u. 2ßar fie nun aber $u lang »or bem Spiegel geftanben, ober patte ber (Weffner $u früpe geläutet: — fiepe, al$ fie mit iprem neuen $et§ $ur Jtircpe hinein raufepte, war eben bie iPrebigt au«, fo baff 3ebermattn aufjianb. ©ie gute Stau aber legte biefeS ganj anber« auö : fie berebete fiep fetbfi, weil ipr (Wann Scpulb; 22 * , .1 Digitized by Google 340 ©ie ©cfjilbbürger. beib unb fle Srau ©djulbbeibin fep f jubeui weit fle einen nagel- neuen $el$ anbabe, fo fielen bie Nachbarn ihr unb intern Jtleibe ju ®b«n auf. ©ie fpradj belegen fo flttig unb tugenblidj, als fle eS in ber furzen 3eit gelernt haben fonnte, tnbem fle flcb gar gnübig na eben fo arm unb setlumpt jur Jlircbe ^ineingegangen bin, toie 3^r; barum fo fefjet ®u«b bod? mieber!" SBalb barauf fam audf ber «§err ©cbutbbeib, meldjet bis auf biefen Slugenbtiif an feinem Sarettc geflriegelt batte, in bie Jtirdje "bineingetreten ; als er aber bie aubern ©cbilbbürger alle bie Jlircbe oerlaffen fab, unb nur feine ftrau, bie ©d?ulb^ beibin, nod) in (Srmartung ber ißrebigt in ihrem ©tuble fl§en, nahm er fle an bem 9lrm unb führte fle beim- (Snblid? mar ber Jlaifet auf bem ffiege natb ©cbüba. 55aS mubten bie ©cbilbbürger unb berietben fldf auf’s eifrigfie, mie fle ibn mürblg empfangen fottten. 9lm ©nbe befdjloffen fle, bem Jlaifer juoor}ufommen unb baS erfle 2öort an ibn ju rieten. 55ebmegen fottte ber ©dfulbbeib ibn juerfl anreben unb mit ben SCBorten: ,,©epb unS mittfommen!" empfangen. S5ann mubte ber Jlaifer notbmenbig antmorten: „Unb S5u auilcaium für ewige 3«ten gesichert §u werben, fo baf Siemanb fl« ^infort barin binbetn ober bar; über anfecbten bürfte. Diefe Sitte gewahrte ihnen ber Äaifer willig unb unter vielem Sachen, unb eb würbe ihnen ein form; lieber gfreibeitöbrief für ihre Sarrbeit , mit beb Äaiferb Unter; ftbrift unb Siegel aubgefiellt unb eingebänbigt, Unb |o jog ber Äaifer »on bannen, naebbem er ben ©^ilbbürgern eine gute Siabljeit , fleh i“ lefcen / blnterlaffen. Diefen war eb iefct erft, naebbem bet Äaifer fort War unb fie im fiebern Seflfc ihrer Starrheit betaffen hatte, recht wohl in ihrer «§aut. Sie fyrengten mit ihren ©tecfenfcferben in bab nädjfle Dorf, wo ihnen b ab faiferlicbe ÜJiahl angeriebtet war. 3Ub fie fatt unb trunfeti waren , fam fie bab Setlangen an , auf Digitized by Google 344 Sie Sch übbütg>r. eine grüne, fdjöne 2lue binauögufpagieren , wie anbere 3unfer, tjier fld? S« erlufligen unb ber Serbauung gu pflegen ; bocb oer; gafjen fle einige gute glafchen SBeineS nicht , unb fuhren fort, im grünen ®rafe gelagert, bis in ben 2lbenb hinein gu gechen. 9lun batten fie über alle Siinfleiber »on einerlei ftarbe an, unb im 3«b*n bie Seine bureheinanbet gefcbränft. 2Bie e8 nun an bem mar, bafj fle beimgeben follten: fle^e ba maT eine grofje ülotlj : Ärmer fonnte mehr feine &üfje ober Seine erfennen, »eil fle alle gleich gefärbt mären; fafjen ba, gutfte einer ben 2tnbem an, unb fürstete 3eber, ein 2lnberer möchte ibm feine güfie ite^ men, ober er einem Slnbern feine Seine: maren belegen in grofjer 9lngfl. SBäbrenb fle einanber fo angafften, ritt oon unges fSbt ein Srrember »orüber; ben riefen fle unb flagten ibm ihren 3ammer, mit ber flehentlichen Sitte, menn er ein SRittel mufjte, einem jeben mieber gu feinen eigenen Seinen gu »erbelfen, möchte er eö um beö Fimmels mitten anmenben, fle moUten fleh gemifj mit guter Segablung banfbar ermeifen. Ser Sftembe fprach, baö fönne mobl fepn, flieg ab, unb nadjbem er fleh »om nächflen Saum einen guten Srügel gehauen, fuhr er unter bie Säuern unb fing an , bie Uladjften , bie Sefteit auf bie Seine gu fchlagen ; unb melden eS traf, bet fprang fchneU auf unb mit ben (Streichen hatte ein 3eber auch feine Süfie mieber, benn ber ®efelle batte fle ihm gefunben. 3ule$t blieb (Siner gang allein flfcen, ber fpraü?: „hiebet «§err, foU ich meine Seine nicht auch hohen ? äßotlt 3br baS ®elb nicht auch an ntit »erbienen ? Ober flnb »ielleicht biefe Seine mein?" Ser grembe fprach: „SaS mollen mir gleich feben!" unb gog ihm einen (Streich barüber, bafj eö flammte. So fprang auch biefer 8efcte auf, unb 9llle maren froh, bafj fle ihre Seine mieber hatten. Sie fchenften bem Dteiter ein gutes Xrinfgelb unb nahmen fleh »or, ein anbermat fürflchtiger mit ihren Süfjen gu fepn. Digitized by Google Die ©chilbbür ger. 345 'ÄBmählig hirf? eS bei ben ©chilbbürgern : bie (Gewohnheit tfl eine jweite Dtatur. @ie trieben ihre fftarrheit nicht mehr auS purer SBeiSheit, fonbem au« rechter, erblicher, angeborener $borbeit. @ie fonnten nichts mehr tbun, was nicht närrifh g e; wefen wäre; 9tUeS , was fle bauten, gefchweige erfl, waS (le an; fiengen, war lauter $h°r$*it unb Blarretheibung. ©o waren gmei unter ihnen, bie batten einmal gehört, bafj bie Seute gu Briten burcb £aufRatl? ju geniefen tjätte. ©arein willigte ber ©djulbljeifi mit greuben. @o fcplangen fle benn ber Äut? ein flarfeö ©eil um ben J£>al8, warfen baffelbe über bie flauer unb fiengen auf ber anbern ©eite an ju jielfen. 9113 nun aber ber ©trief jugieng, würbe, wie »orau3jufef?ett, bie Jful) erwürgt, unb rerfte bie 3unge au3 bem ©d)lunbe. 9113 ein langer ©cfjilbbürger biep ge= waljr würbe, rief er ganj erfreut: „3‘«^«t, gieret , nur noch ein wenig!" Unb ber ©d?ulbl?ei§ felbfl fcfyrie: „3ief;et, fie f)«t ba3 @ra3 fdjon geroden ! ©efyt, wie fle bie 3u>»(K barnad? au3flrecft! @ie ift nur ju tölfnfd? unb ungefdjicft, bafj fle flcfc niefjt felbfl tjinaufbelfen fann! (Sä fällte fle Sitter Ijinaufflofjen." 9lber e8 war »ergebenS; bie ©t^ilbbürger fonnten bie J?ul) nidjt hinauf; bringen, unb liepen fle bafyer wieber fyerab. Unb jefct würben fle erfl inne, bafj bie Äul? fc^on lange tobt war. ©en ©djilbbürgerinnen gieng e8 nidjt anberd, alt) ben ©djilbbürgem. Sie gebärbeten fldj fo närtifcf; , al8 wenn fle eä »on jeljer gewefen wären. (Sine SBittwe, bie nur eine einjige •§enne Ijatte, welche tfyr alle ©age ein (Sp legte, batte einfl fo niete (Sper gefammelt, bafj fle hoffen burfte, brei ©rofdjen bafür ju löfen. Sie nafjtn befjwegen iljr Jlörbc^en unb jog bamit ju IDlarfte. Unterwegä , ba fle feine ©efübrten batte, fielen Ujr aU lerlei ©ebanfen ein: unb fo backte fle unter 9lnberetn an ben Ärarn, ben fle ju SWarfte trug; ben ganjen SÖeg über rebete fle mit flcb fetbfi, unb machte fld; fotgenbe fÄeebnung: „©iebe," fagte fle ju flcb, „®u löfeft auf bem SWarfte brei ©rofdjen. 5Öa3 Digitized by Google Bit 3d?übbürger. 347 roillfl Du Damit tbun ? Du roillfl Damit jtoei (Bruthennen faufen, Die j»ei, fammt Denen, Die Du fyaft, (egen Dir in fo unD fo oiel Dagen fo unD fo »iet @t?er. (Senn Du Diefe oerfaufeft, fannfi Du nod) Drei Rennen faufen; Dann fyafl Du fed>S Rennen. Diefe legen Dir in einem (Wonat fo unD fo oiel ®öer; Die oerfaufft Du unD legfi baS ®elb jufammen. Die alten Rennen, reelle nicht mehr legen , oerfauffi Du aud? ; Die jungen fahren fort , Dir 6oer ju (egen, unD brüten Dir 3unge auS; Diefe fannfi Du $um D^eil jieben, unb Deine J&übnerjucbt Daburd? mehren, junt D^eil Selb Daraus löfen; enblid? aud? rupfen, roie man Die ©änfe ruvft. (MuS Dem jufammengelegten ©elbe fauffi Du Dir Darnad? etliche ®änfe, Die tragen Dir auch Wutjen mit ®t?ern, mit 3ungen, mit Gebern. @o fommfl Du in ad?t Dagen fo weit , bafj Du eine Siege faufen fannfi: Die giebt Dir (Wild? unD junge 3irfl«n (Huf Diefe (Seife (?afi Du junge unD alte £ü(?ner, junge unD alte ®anfe, ®oer, gebern, (Wild), (Solle. Sielleicbt läftt fid? gar Die 3^9« aud) fdjeeren ; Du fannfi eS roenigfteaS »er; fud?en ! Darauf fauffi Du ein (Wutterfd)ioein ; Da bafi Du Wufeen über Wufcen, von jungen «Spanferfeln, oon mie moljl miflft Du Dir eS fetyn taffen , unb 9Ue; manb ein gutes Wörtdjen geben! 3ufafa!" So jubelte bie junge Wittme, marf bagu einen 2lrm in bie *§öbe unb tbat einen n gang nabe bei bem SGBaffer batten, befahlen fle einem ihrer ^Mitbürger , auf ben Saum gu fleigen, unb ihm ben «Schnabel »ollenbS in'8 SBaffer gu tunfen. 3nbem nun ber ÜJlann binauffieigt unb ben 2lft hinunter gwängt, fo britbt ben anbern Säuern ba8 Seil ; ber Saum fcbneöt wieber über fleh, unb ein harter 9tfl fd?lägt bem Säuern ben Äohf ab, bah er in’8 SBaffer fällt, ber Färber aber burgelt com Saume herab unb hat feinen .ftobf mehr. Sarftber erfchracfen bie Schilbbürget unb halten auf bet Stelle eine Umfrage: „Ob er benn auch einen Jlobf gehabt habe, at8 er auf ben Saum gediegen ftpV1 2lber ba trollte Jteiner et= wa8 wiffen. (Snblid^ fagte ber Schulbheij? : „®r fet} fo giemfieh überzeugt, bah berfelbe feinen gehabt habe. Senn er habe ihm btei ober rier ÜWal gerufen , aber nie eine Antwort »on ihm ge= hört. üJlithin muffe er feine Ohren gehabt haben , folglich auch feinen &obf. Sod} wiffe er e8 nicht fo gang eigentlich- Sarum fei} fein 9tatb , man follte 3emanb heim gu feinem SGBeibe fd}«fen unb fle fragen laffen: „Ob ihr Slann auch h«ute SDiorgen ben Jtohf gehabt hätte, al8 er aufgeflanben unb mit ihnen binau8gei gangen ftp/1 Sie grau ertoieberte: „Sie toiffe e8 nicht, nur fo oiel fei? fle fleh bewufjt, baf? fle ihn noch lebten Sonnabenb ge= fhiegelt; ba habe er ben Äobf noch gehabt. Seitbem habe fle nie fo recht 2td}tung auf ihn gegeben. Sort an ber SBanb," fagte fle, „hangt fein alter <§ut; trenn ber Äobf nicht barin fteeft, fo wirb er ihn ja wohl mit fleh genommen haben , ober hat er ihn anberSWohin gefegt, wa8 id} nicht wiffen fann." So fahen fle Digitized by Google Sie ©chilbbürger 351 unter t)en <§ut an bet SBanb ; aber ba war nidjtf . Unb tm gan- zen Frieden fonnte 9tiemanb fagen , wie ef bem ©djilbbürgeT mit feinem .Kopf ergangen fe». Stuf eine 3eit oerbreitete fleh im Sanbe bie ©age oon einem großen Kriege. Sie ©chilbbfirger würben für ihre J&ab’ unb ©üter beforgt, ef möchten ihnen biefetben oon ben geinben weg= geführt werben; befonbetf Ulngfl war ihnen für eine ©lode, bie auf bem 9tathh«ufe hieng. Sluf biefe, badjten fle , fönnte baf .Jtriegfootf ein befonberef 2luge haben unb Südjfen barauf gieren wollen, ©o würben fle benn nach langem 9tathtf(^(agm eine, biefetbe bie $u ©nbe bef Äriegef in ben ©ee $u oerfenfen, unb fle, wenn ber &einb abgewogen wüte, wieber herauf jujiehen unb aufjuhängen. @ie befliegen alfo ein ©djiff unb fuhren mit ber ©lode auf ben ©ee. 2llf fle aber bie ©lode hineinweTfen wollten , ba fiel ef ©inem unter ihnen ein : wie fle ben Ort benn auch Wieber finben fönnten, wo fle bie ©lode aufgeworfen h^t= ten? „Sa lafj Sir feine grauen <&aare batübet wadjfen," fagte ber ©chulbhtiS , unb fchnitt mit bem SJleffet einen Jterf in baf ©chiff, an bem Ort, wo fle bie ©lode in ben ©ee oerfenften; „hier, bei bem ©ilbbürgeY. fam er ju allem Unglücfe gen ©chilba in’8 (Dorf. 9(18 if?n hier einige Bürger gefeiert Ratten, ba§ er fo viele gfüfje habe, ba§ er * hinter uttb für fleh gehen fönne, unb ma8 ein e^riic^er Jlrebe bergleichen Sugenben mehr an fleh hat, gerieten fle in gropen ©chrecfen, benn fle hatten noch nie jutor einen Äteb8 gefehen ©ie fchlugen belegen ©türm, fanten alle über ba8 ungeheure Shier jufammen, unb jerquälten jlch mit üftachflitnen, rca8 e8 benn rnohl fevn möge. IRiemattb fonnte e8 rnijfen, bi8 julefct ber gelahrte ©chulbheifj fagte, e8 muffe rnohl ein ©chneiber fevn, biemeil er jrnei ©cheeren bei fleh habe. Um biefj hfrau8$ubringen, legten bie ©chilbbürger beit J?reb8 auf ein ©tücf nieberlättbifch Such, unb mo ber JtrebS hin unb her froch, ba fdjnitt ihm Sitter mit ber ©cheere hinten nach, benn fle bauten nicht anber8, benn ber-Jtrebö, a(8 ein red?tfcf»affener Weiflerfchneiber, entmerfe ba8 Wufler eineö neuen JtleibeS, melcheö fle bann fofort nachäffen mollten. @o jerfchnitten fle am 6nbe ba8 Such gan$, baff e8 ju *Jlicht8 mehr nü§e mar , unb merften enblich ben (Betrug. ®a trat Silier unter ihnen auf unb fagte, baff er einen erfahrenen ©ohn habe, ber fei? brei Sage lang auf ber SBanberfdjaft gerne; feit, unb auf $mei Weilen 2öeg8 rneit unb breit gereifet, habe viel gefehen unb erfahren ; er jmeifle nicht baran , biefer merbe bergleichen Shiere mehr gefehen haben unb roiffen, ma8 e8 fev. @o mürbe ber ©ohn in ben (Rath berufen, ©iefer befah ba8 Shier lang von hinten unb von vorn : er muffte gar nicht, mo er e8 an; fajfen follte, unb mo e8 ben Jlobf hätte; benn meil ber ÄrebS hinter fich froch, fo meinte er, ber Jtopf märe, mo ber ©chmanj ifl. (Snblich fhrach er: „9?un, habe ich boeh nieine Sage viel 2Bunber8 hin unb her gefehen, fo etmaS ifl mir aber noch nicht vorgefontmen! Söentt ich aber fagen foll, ma8 e8 für ein Shier fep, fo fpreche ich nach meiner 9lnflcht: menn e8 nicht eine Saube ifl, ober ein Storch, fo ifl e8 gemiff ein *&irfch, benn er fcheint Di Die ©$Ubbürger. S53 ein ©eweih gu Ratten. aber unter liefen breien muff eS eines fepn. u 3e§t wufften bie ©chilbbürger fo »iel wie guoor, unb als ihn einer anfaffen wollte, erwifdjte ihn ber JtrebS mit bet©cheere bermaffen, baff biefet um «öiilfe gu rufen unb gu freien anffeng: „ein Sföörber iff'S, ein SKörbet! " *JllS bie anbern ©chilbbürger bieff fahen, Ratten fie baran genug, festen ffd? eilig auf ber Stätte felbff, wo ber Sauer gebiffen worben, gu ©erichte unb liefen folgenbeS llrtheil über ben JtrebS ergeben: „©internal Dlientanb wiffe, waS eS für ein ©efdjövf ftp, aber ff§anB breit, gefunBen, unb weil et fit geraBe eine neue ÄleiBung rnaten lief, fo Befahl er Bem ©tneiber, Bie= fe8 Stet unter ba8 Butter in!8 SBantS ju »entaBen unb geraBe sot ba8 >§et$ $u fe|en, Bamit er Befio fiterer wäre unB aut einen tüttigert Suff auSBalten fönnte; Benn fton früBer ft tut ein fofteS ©lürf wiBerfaBren , Baff , al8 er ein BalbeS <§ufeifen gefunBen unB BaffetBe unter Ben ©ürtet gefletft, er Bamit einen @tuf> aufgefangen, Wetter tut fonft ba8 geben gefoftet Bütte. ®er ©tneiber »erfarat, e8 iBm nat SBitten ju rnaten; fe|te tätelnB Btnju , er wolle Ben retten ftletf mit Bem Sanjetfiüife fton treffen. 2Bie Bie ÄfeiBung fertig war, lief Ber @c^ilbfeörger getroji unter Ben 9lnBerit BinauS, gute Seute ju erjagen; aBer eBe er f!f8 oerfaB , waren Bie Säuern über il;n Bergefalten unB jagten tn. 3n Ber Stngft wollte er über einen 3aun fefcen, Blieb aber mit Ben «§ofen , Welte Bitten einen 3ug Ratten , an einem 3aunfiecfen Bangen. Da fiat einer Ber Sattem nat tm mit Ber «§ellebarBe, fo Baf? er »ollenBö über Ben 3aun Beiter flog. @o tag er Brüben lange in SoBeÖangfi unB feiner Sieinung nat ftwer »erwunbet. 9118 aber Bie greinBe oorttber gejogen waren unB et nichts oon einer SBttnBe ftjftrte, »erwunBerte er Digitized by Google Sie ®d)ilbbürget, 355 fltB feBt unb Bebaute flcB feine <§ofen , ob nicBt wentgflen3 biefe butd) unb butcB gefiofen feiert. 3)a befanb ftcfj'e, baß bet arutn lief ber SBanbetSmann bie Jfafce laufen; unb biefe erlegte »or ben 9fugen be8 2BirtB8 nicBt wenig ber SKaufe. 9118 ber ©emeinbe bief burtB ben SBirtB angefünbigt würbe, fragten bie ©iilbbürgev ben 2Wann: ob iBm bet 9)2au3Bunb feit Ware; fle toollten iBm benfelben gut BejaBten. Sr antwortete: ber £unb fety iBm jwar nicBt feil; weil fle aber feiner fo gar Bebürftig waren, wollte er iBnen benfelben angebeiBen laffen, unb ba8 um einen billigen ffkeie. Unb fo forberte er Bunbert ©ulben bafür. 3)ie Säuern waren froB, baf er nicBt meBr »erlangt Batte, unb würben mit iBm be3 J?aufe3 eine in ber 9lrt, baf fle 356 Sie ©chilbbürger, ihm bie «§alfte ber (Summe baar barlegen foHteit, ba« übrige ©elb feilte et nadj Serfluß eine« halben 3ah*e« abholen. Set Äauf warb eingefu|tt flc^ nad) ihrer ©ttoohnhtit mit btr ©afje ben Jlobf; bit Schilbbürgtr aber meinten, btr 5D?auS$unb ^tbt bit «§anb auf unb fctyhjßre , bafj tr Soldje8 ni^t ungtradft taffen motte, ©a nahm ©iner tintn langen Spiefi , um bamit nach btr Jlafce gu jtedjen. Sit aber ergriff btn Spief? unb fttng an, an bem= felben ^trabgulauftn. ©atübet tntfefcten fleh bit JBürget unb bit gange ©emeinbe, litftn baoon unb liefen baö geuer brennen. JDitfeS toergct;rtt ba8 gongt 5Dorf fciS auf tin eingigeö £au8; bit Jlafce aber fam gletdjtoohl batton. ©it Sdjilbbürger maren mit SBeib unb Jlinb in tintn 2Balb geflohen. ©amalS otrbrannte aud) ihr breiecfigteS Stat^auS unb ihre ©anglei, fo bafi »on ihren ©efdjichten nichts Orbtnt= licheö mehr gu finbtn ift unb ihre 5.^atm nur öom ©erut^tt auf= betoahrt toerben. ©it armtn ^Bürger martn in grofjet 9toth ; «§abt unb ®ut mären ba^inj bagu fürchteten fle btn ©ib unb bit 5Rad)t beS ÜJlauShunbeS. Sit fanbtn btfjmegen nichts SBtffere«, at8 anbtrt SCBohnungtn gu fuchen, mo fit öot btm Untrer fldjtr bleiben fSnnten. So »erliefen fit ihr 93attrlanb mit SBeib unb Jlinb, unb gogtn »on tinanbtr, btr ©int ba, btr 9lnbere bort JjinauS, liefen fldf an »teten Orten nitbtr unb bflangten ihre 3udjt iotit unb Breit fort. Unb feit biefer Beit gitbt eS Scbilb= bürg« in btr gangen Seit. Digitized by Google Digitized by Google - ' . „ A • * ft t ».A'Vl »%*«'•♦ ■ J * |He t>ter D*t)tnanshtniur. Digitized by Google Digitized by Google -391 ben alten ©efdjidjten finben totr BefdfrieBen, tote Jtaifer Jtarotuö mit großer geierü(Bfeit atö itönig son granfreidj ge: frönet toutbe; eö famen bagu bie someljmflen gürften ber gangen SBelt, fotoo^C geiflüdje atö toettüdjr, bie f>äf>fllit erfahren im Jtrieg unb anbem rittertidjen Saaten, atfo bafj faft feineö ©teilen nidjt Digitized by Google 362 ®ic »ict £ c^m on$f tnber. gefitnben würbe. Datum würbe er nicht allein »on feinen Unters tljanen gefürstet, fonbern auch ber Jtaifer unb bie «Herren »on ftranfteich fdjeueten ihn wegen feines (Srnfte8 unb feiner Stifters lidjfeit. Jtaifer Jtarl ber ©toße, bet nun Jißnig »on Sranfreidj war, faß mit feiner Jtrone in aller SJta jeflat unb «£>erriicJjfeit gu Difche, bie Jtönigin an feiner ©eite; an einem anbetn Difdje faßen »iele »ornehme dürften unb Herren fammt bent gangen 9lbel unb ber Stitterfchaft »on ftranfreich, unb gwifdjen gweien Herren alles mal eine fchöne Dame, 9llle8 ^errtid? unb fein angufehen. 9ludj waren bafelbft »iele junge (Ebelleute, welche aufwarten mußten, unb ein jeglicher befleißigte fleh, bamit an (Effen unb $rinfen nichts mangelte. Unter biefen befanb fleh auch an einem $ifch •jjeomon »on Dotbone mit feinen ftreunben unb Stiftern, beßs gleichen ^e»merin »on Sourbon unb «§ugo »on Sourbon, weis eher cjpepmonS ©chwefterfohn unb ein außerorbentlich frönet 3üngling war; er hatte ein golbgelbeS <£aar, unb war gar wohl berebt unb in allerlei fremben Sprachen erfahren. >&ugo nun fianb »on feinem Sifch auf, gieng gu bem Jtönig unb fptach mit freunblichen Sßorten unb mit gebüljrenber (Ehrerbietung: „2ltlers gnabigfier >§err unb Jtönig, eS ijl ohne 3toeifel (Euer SJtajeftat wohl bewußt, baß allhier meine lieben Settern, J&epnton »on Dorbone unb 4?e»merin »on Sourbon, crfchienen flnb, welche alle beibe (Euter SJtajeflät ritterlich unb getreulich gebient haben gegen bie Reiben, haben beinahe gang ^ifpanien begwungen unb »iel ©efahren ihres Sebenö auSgejlanben, welches fle (Eurer ÜJiaje= ftat gerne gethan, unb wofür fle noch feine Selobung empfangen haben. Deßwegen begehren fle, e8 wolle fle (Eure ÜJZajeflat boch einer ©nabe würbigen, ober auf 8 2Senigfte mit ihren eigenen ©ütern belef;neu, bamit fle ihre@tanbc8würbe bejlo beffer wahren mögen." 91(8 Jtönig Jtarl biefe Stebe be8 3üngling8 angehört, fprach et mit gornigent ©emüthe gu £ugo »on Sourbon: „Deine ®ie uicr £ e^monSF »über. 363 grotberung ifl bergebenS; fl« batten foldje« oftmals bon mir bei gehrt, aber ich habe ihnen nichts geben motten, nie ich ihnen auch nichts geben tritt, fie mögen anfangen, maS fie motten." QU8 ber Jlönig auSgerebet hatte, fbrach «&ugo bon Sourbon gar ernflhaft gu bent Jlönig: „©niibigfler <£>ert Jlönig, fo (Sure Slajefiat meine Settern für ihre treue Dienfle unbelohnt läffet, mitb folcheS (Surer ÜMajeflät eine geringe (Sh« unb ©unfl bei anbern Herren unb dürften gu SBege bringen!" 2tlS Jlönig Jlart foldje Ötebe bernahm, marb et im 3 om ergrimmet, ergriff fein ©chmert unb fchlug ben <§ugo fo , baf? er jur (Srbe fiel unb fiarb alSbalb; unb ber ©aal marb mit Slut erfüllet, morüber ein grofj ©efchrei unter ben (Sbeln unb Herren entffanb, bah alle Difche über ben Raufen gemorfen mürben, mit 2lHem, maS barauf mar. Unb barauS entfpann jich eine grofje Sehbe. Denn als >§ugo von Sourbon bon Jlönig Jlatl fo j&mmet= lieh entleibt morben, fo beranberte fich alle greub’ in grofje Draurigfeit, fonberlich bei ©raf Jjjehmon unb J&eqmerin, mela nahm er mit {ich adjthunbert Stifter, bie allerbejien unb auSerlefenflen Scanner: bie halten fo viel ©ut auf, alä fle fortbringen lonnten, benn fle mußten mohl, baß fte «König «Karls ÜKadjt nicht miberflreben fonnten. 2113 <§evmon mit ben ©einigen au8 bem Sanbe mar, nahm ber «König alle ihre ©üter unb gab fte rcern er mollte. ©olcheä verbroh «§e«mon8 SSolf fehr, bah fte alä vertriebene Seute fleh muhten in ben SBälbern aufhalten ; fle fielen befjmegen be3 Stachtö herauf, raubten, ftünberten unb verbrannten 2llle8, maö fle auherhalh verfchloffener 2)tauern fanben, unb verfchonten nichts, bie Jllöfler fo menig alä anbere «Käufer, fälligen SDtönche unb Stonnen bt8 gen $ari8 ju Zote, «fpehnton hatte einen ißetter bei ftch, genannt « SJtalegvä, einen jioljeit Stifter, mohl erfahren al8 ©^marjfünji' ler, ber groben ©diaben t^at. 2ßa3 fle von ©olb unb ©ilber erbeuteten, bamit liehen fle ihre Ißferbe befchlagen ; unb ber «Krieg mährte flehen 3ahre. SMefe langmierige gehbe mar ben granjofen verbriefflichi benn menn «^etymon eö befahl, muhten fle ju gelbe unb ftreüen. ©ie mürben baher einig unb giengett $u Stathe, bah fl* bei b«nt «König anhatten motlten, bamit er grieben mit «&etjmon unb fek nem 23olfe machte. 2113 fle foldjeö befdjlojfen hotten, giengen fle Digitized by Google 366 2>ie'»tet $et>mon6¥ inbet« jum Jtönig Jtarl, größten ihn mit Ijöc^fler (S^recBietung unb fytadjen: ,,©ro§mäcbtigjter Jtönig! ©uer 2Rajefiüt mijfen ohne 3meifel mobl, n?ie lange ber Jtrieg gemü^et, mir bitten, ©uer aJtajeftät »volle bocb griebeit mit *&e«mon mad)en, benn ba8 ganje 2anb mirb »on ihm verheert unb ju ©runbe gerichtet.'1 2US Jtönig Jtarl folc^e Oiebe «on feinen fianbeöberren «ernom; men, mar er ganj unmillig; jebod? bebaute er jldj, liejü ftd) ba8 Sitten ju J&erjen geben unb bemitligte ihnen ihre Sßünfcbe. £>ie ©taube beö Jlönigrcicbö befdjlojfen fofort mit bent Jtönige, baf? er an *§e»»m°» unb feine greunbe einen gütigen SSrief febreiben füllte, beä 3nbaltä: ,,bafj .er ibm bie llebeltbat, bie et bisher an ihm unb feinen greunben bemiefen, «erjeiben mollte," meldjeS auch jur ©tunbe gefebab; benn e3 marb ein ©efanbter an «^etymon abgefertiget, meldjet $u Hiierlamont lag, mit beni Sorfdjlag, Jtarl »volle feinen fetter J&ugo neunmal mit ©olb auömügcn; bamit begehrte er Stieben mit ihm. 2113 Jpetymon ben 3nbalt beö 93riefe8 eingefeben, bünfte ihn folcbeö fröttifd? unb feltfam ju fetyn, unb er fatad) ju bem©efanbten mit jomigem ©emütb : ,,©aget©urent Jtönig , ich begehre burebauö feinen Stieben mit ihm eiitjugeben, fonberit mill ben Jtrieg mit il;m führen, fo lang mir möglich »ft betnt ich fann *&ugo’S, meines Setterö, £ob nicht alfo leidjt »er= gejfen ! " 2Bie bie ©efanbten biefe 2lntmort von <£ehnion erhalten, famen fte mieber ju Jtönig Jtarl unb melbeten ihm ©olcbeö; tvorauf er fte alöbalb mieber mit einem anbern ©djteiben $u «§et)mon abfertigte, mit bem ©rbieten, menn «f?ebmon mit ihm einen griebet» eingeben mürbe, fo mollte er ihm feine ©djmefter 2t»»a jur ©einabün geben mit allen ben ©titern , bie er ihm unb feinen greunben genommen hätte, unb folcheö loS unb frei, al$ ein ©rbgut, ohne einiges Sehen, benn allein «on ©ott. 2>a nun J?e»)mon beS Jtönigö Meinung ^örte, biefi er bie Digitized by Google ©ie ttiet fiepmontt ittbcr. S67 ©efanbten abtreten : er tooBe fid> mit feinen greunben betätig fragen unb timen gute 3lntmott geben. (Sr tief barauf alSbalb feine ©ermanbte rufen, nämlich ©epmeton öon ©ourbon, 3BU; heim t>on Orleans unb alte anbere ©atonen unb (Sbetleute feine« SanbeS, oerfünbigte ihnen, ma8 ihm König Karl »orgefdjtagen hatte, unb begehrte, baf jle ihm hierin ratzen foBten, »aS ihnen gut bünfte unb bent Sanbe nfi$li§au|>, fonbertt gog nach feiner ©emohnheit mieber in Jvrieg gegen bie Reiben, unb mußte nicht, baß feine ©entahlin guter Hoffnung mar; benn fte hatte baS SWiemanb offenbaret, als nur ©iner Sungfrau. 2ßie nun bie 3eit ber ©eburt heran fant, rieth ihr biefe, fie foUte ftd? in ein 3ungfrauenftoffer begeben, unb fleh barin heimlich halten, bis fte beS JtinbeS erlöst märe, aud) »orgeben, fte märe eine Pilgerfahrt fchulbig, bie mollte fte »errichten. 2US fte nun im Jtloffer mar, fant bie ©tunbe ber ©eburt herbei, unb ©ott gab if;r einen jungen ©ohn; beit ließ fie ffattlich taufen, unb er marb Uiittfart genannt, ©eine Pttthen maren ber Pifcbof üurf.un unb ©raf SBilhelm : biefe be; ffellten bem Jtinb ^cimlid? eine ©äugmutter, unb gaben ihm Schreiben mit, baß eS ehrlicher ©(fern eheliches Jtinb fet?, unb »on hohem ©taube. 916er man hielt eö geheim, fo baß Pientanb nichts erfahren fonnte, mem es gugel’örte; benn bie PJutter fitrch= tete ftch fehr »or bem «fbesittton ihrem Jjperrtt ; er mar ein ffrettger Plann, unb fonnte baS Jfinb leicht nach feinem @ib, ben et gttoor gethan hatte, als »ott .König ÄarlS ©efdjledjte, tobten (affen. Pfittlermcile fol;rte 4?e»mon mieber nach 4?auS unb hatte lange gegen bie «fpeibeit geffritten mit feinem eigenen ©elb. 9luf benfelbett Üag, als «fpetpmon mieber gu >£>aufe fant, mar grau 9l\;a auch heim gefommen, unb hatte fiih in ber .Kirche (nad) altem «fperfommeti) bem prieffer gegeigt; unb mieber lebten fte in Siebe jufammen. Unb 2hja marb aberntal mit einem jungen ©ohne fchmanger, unb hielt eS aud; gar heimlich mie gttoor, unb geitaß beS ÄinbeS mieber int JUoffer, baß eS Diiemanb erfuhr. 6(tin>ab, Q)tf$i toenn eS aber Such rathfam biinfet, baß ich ‘hn Wieber l;iehft berufen taffe, fo Witt ich nach ihm frfriefen !/J darauf antwortete Surpin : „©näbigfter <£>err Jtönig, ich famrnt biefen Herren allen fehen für gut an, baß 3h* fotchc Krönung noch »iergig Sage wollt auSffellen unb mittler SBeile nach kennten fdjicfen, baß er at(f)ie erfdjeinen möge; bafür miiffet 3h^ i^m gut ©eleite gufagen, auf ©t. S)iom?fli 2eid)nam, unb wenn er auS furcht nicht Wollte fommen, fo ftellet ihm gu ©eißeln ober 23ürgen bie ein unb jwanjig beflen Herren GureS JtönigreidjS." SJiefen tHatl; fanb ber Jtönig gut, unb fragte ben 33ifd’of, wen er am beften gu J&njmon fehiefen möd)te, baß er ihm foldjeS auS^ richtete. JDa hjie§ ber 33ifcf?of ben ©raf Dtolanb, SBil^elm »on Orleans, 33ertrant unb 23ernharb »or ben Jtönig fommen. S)ie fragte ber Jtönig, ob fle n ad) ipierlamont reifen wollten, bem i&e»nton anjujeigen, baß er gen 4?of fäme nach 23ariS, unb feinen <5ohn Jüubwig gunt Jtönig ^etfe frönen. (Sie bebadjten fich unb Willigten barein; gum 3anb. ©o ritten fte hinweg nach IJJierlamont, unb fäumten fich auf bem 2öeg nicht lange. 21 IS fle nun nahe gu ber 93urg famen, flanb grau 2tya »on ungefähr an einem Senfter, bliefte hinaus inS Selb, unb fal) bie Digitized by Google Sie vier £et)mon«f ittber. 373 toter Witter ba naben, unb getra^rte Baib , teer fle mären. (Sie bad)te bei fletren, bie ba geritten fommett, unb gieb meinem ffietter ©rafen (Rolanb bie befle; fage $u ihm, bie hat (Sud) grau 2ls?a, (Sure Sßafe, überfc^icft. 21(3 nun biefe toier (Ritter »or J&e^ rnott famen, battf ff bamalS bei breifjunbert (Ritter an feinem «£of unb ungefähr btmbert unb breiig 5Rann gufjoolf. 3DBo^C= gemajfnet fielen ihm nun bie ©rafen §u gufj unb bewiefen ihm ©bre: ba fprad) ©raf (Rolanb mit freunblidjen (Sorten: „®n5; bigfler >£etr he^mon, mir fontmen als ©efattbte »on .König Karl bem ©rofien »on 5ranf reich, ber begehrt freunblid), eö wollen (Suer ©naben nach (ßariS fommett , unb feinen (Sohn Subwig $um Könige »on gtanfteid) Reffen frönen. (Sr will aKjeit willig fehlt, Such biefen ®ienfi ju »ergelten, benn er ^>at bie Krönung wobt gegen »ierjig !£age um (Suretwillen aufgefchoben." J&ehtnon, als er biefe (Sotfcbaft empfangen, »eranberte bie f$fatbe, unb warb jornig; febwieg fliü unb fprad) fein 2Bort. Söie er nun feine Qlntwort non fitf> gab, rebeten fle ihn junt anbernmat an , er möge fleh erflären , ob er Subwig wollte geifert frönen ober nicht? (Sr antwortete abermal nichts. $a fahen bie »iet ©efanbten eittanber traurig an. grau 2lt?a mürbe auch febr bettübt, nahm einen fllbernen (Becher »oll UBeineS unb fprad): „Sieber (ßetter (Rolanb, nehmet biefen unb tbut einen $runf, id) mill je|t (Suet ©cbenf fepn." ®a nahm (Rolanb ben 33ed)er unb tranf, gab ihn bavnach ben anDern breien, bafj fle auch trinfen füllten. Qllfo bief fle Stau 2lpa millfontmen fehn. (Darnach fpradj fle gu ihrem ©emahl ^etymon: „©näbiget «&err , ich bitte (Sud) freunblimon$f ittber. ©obalb ^ernton biefeS non feiner «fjauSfrau ^örte, fällig er fle in’S Slngeflcbt, baf fle barnieber fiel, Dief faben bie «Metren mit jornigem ©etnütb an, unb Ralfen bet grau auf. 3113 fle nun Wieber §u flc^> felbfi fam, wifraort geben." .fjebntonS warb etwas getinber, unb er fytacb ju feiner 4?au8frau: „^erjliebpe J&auSfrau, trenn id) ja Slntwort geben foll , fo mag idj wohl fagen, baf idj ber unfeligjle 2Jlann bin auf (Stben unb 3b* baS unfetigfie SBeib, fo jemals geboren ift." Da fragte fle: „SBarum faget 3b* baS, lieber £err?" — „Datum," fagte er, „baf unS ©ott nidjt fo tro^l gewollt bat, baf er unS in jmanjig Sagten, bie mir bei einanber gewefen flnb, fieibeöer; ben gegeben batte, bie unfer £anb unb unfre ©üter uacb unferem Dobe beflfcen, bamit biefelben nicht in unferer geinbe 4?anbe fomrnen; nun weif i£et?mon: ,;giebe «Hausfrau, bbfe gezwungene (Sibe fann man wobl laffen; batte Digitized by Google ®te t>ier §e^mon«f tnber. 375 idj ilinbet, fo mollte i§errn 3!ifeiner .$anb »ott ben «Reiben unb Surfen geminnen, tote id) auch b°he getban; aber 35u mufjt mit mit nad) «§ofe reiten. 11 35arnacb nahm er ben Söritfart, unb tljat, mie er mit ben anbern gmei getban hatte. 3um »ierten lieb et aud) IReinolb »ot fid) fommen ; ber mar gar ftolg unb bo^mütbig, unb batte feine ©Voten fdjon umgefdjnallt: bem bieng er aud) baS§ebmon gu feinem u feilt nitbt unterfajfen, auf bie Sürfen gu greifen!" 3e|t brachte man toter feböne mobloergiertefRojfe; baS hefte gab er bem 9teinolb, bafj er barauf nad) <§ofe reiten foUte, benn er mar ein ®uteS flarfer , unb einen gufj b&b{t als bie Stnbern. ISIS Steinolb baS RJferb anfab, bäuchte eS ibm fdjmad), er fdjtug eS mit ber gaujt »ot ben Äobf unb fprad) : „ baS fßferb ift toiel gu gering, mich gu tragen! " grau 2fya, feine üJiutter, bie baS mit anfab, »erhmnberte flcb beffen unb fagte: „2luf biefe SBeife mirft ®u mobl alle Ipferbe tobt fragen, bie man für bidj brachte! " ^Darnach holte man ihm ein anbereS aus ber (Stabt, baS bßb*t unb ftarfer mar als baS »orige, baS fdjlug er aud? »or ben Jfobf, bafj eS nieber fiel. 3um brüten brachte man ihm noch ein anbereS, baS mar noch fiärfer unb hoher als bie »origen; ba frrang er barauf, bafj ihm Senben unb {Rüden gu (Stücfen brachen unb eS halb batnad) jtarb. > 9llS «fjebmon, fein QSater, biefeS fab, erfreute er fleh beffen, bafj fein ©ob« eine folcbe Äraft unb ©tärfe batte, unb fprad): „(Sohn tfteinofb, fe^ nid)t traurig, fonbern moblgemutb, ich Digitized by Google Die »ier $et)moit$f ittbc*. 379 Wei§ nod) ein 3ßferb, beifit Separt, ^at ißferbgftärfe »on gebtt, unb ijl oerwabtt in einem flarfen Dburrn; eg barfJRtentanb bagu geben wegen feines 3®m8, bag Jjat ein Äamrelfübrer gewonnen; eS ifi fo gefdjwinb im Saufen , wie ein Sfeil »om Sogen , fdjwarg Wie ein Dtabe, tyat 2lugen wie ein Seoparb, feine SRabnen.“ 9llg [Reinolb feinen Sater bag Sfetb fo fef?r greifen börte, fpradj er la§anb , in ber 2l6f!djt , bag Dtojj barnit gu gtringeu; aber ©etyart fafjte ihn beim£al8 unb tnarf ihn ron fleh in bieÄrtybe > ba wehrte fid? ©einolb auf g ©löglidjfte, nahm ©eqart bei bern £alg, unb hielt fid) männlich baran, fdjlug mit feinem ©enget gewaltig barauf, unb mehrte flrf? fo tapfer, ba§ et ihm baö ©ebif? in bag ©tauf braute; et gaumte bag ©of», fprang in alter @il barauf unb ritt aug bem Statt ; ba floh ein Jebet unb fürstete fleh ror bem grofjen 5Ref ©etjart. 2Ü0 9teinotb unb ©etyart auf ben ©tan famen, gab et ihm bie Sporen unb lief} ihm ben Jaunt ft^tef en , benn er fafj fo fejt, als Wenn et barauf gewachfen ober gemauert gewefen Ware, unb fprengte ihn übet gween weite ©raben , beten jeglicher über »iergig 8rufj breit mar. ©o begwang er bag ötofj, big eg gang mübe Worben; ba ritt et eS wteber in ben Statt, flieg ab, pufcte unb wifdjte eS. &18 et e8 nun wohl gereinigt batte, fprach er: „©iejj 9tofj wollte ich jefcunb um fein ©etb noch ©ut terfaufett ! 41 ©enn er gwang e8, bafj e8 oor ibm flanb unb gitterte ; e8 neigte unb beugte fid; gegen ibn, wann er aufjthen wollte, unb er batte eg betmafjen ge* gäb*nt, baf? ein Jtinb barauf jtfjen tonnte, ©a eg nun atfo abge= tldjtet war, lieg er gar föjllicbeS ©egeug bagu machen, Sattel unb 3®um, unb 2tQe0, mag hieb« gehört. Unb nun machte er fldj fertig , mit feinem ©ater nach be8 Jtönigg «£ofe gu reiten. So reifete ©raf ^e^mon mit feinen toier Söhnen in ootlet Otüjtung, atg trenn fie gum Streite trollten, nach ©arig, in ©es gteitung be8 ©rafen ötolanb , ©rafen ©Jithelm , ©rafen ©ern? harb unb ©rafen ©ertram, ein Jeglicher aufs &Herfcbönjte ge= giert. 2l(g fle nun nahe bei ©arig waren, unb Jtönig Jfarl rer= nahm, bah ®raf m0ti$finbcr. 38t follte fld? enttoaffhen, unb bie IRttfiung ton fleh legen, toetc^ed aud) ©raf «&etmon auf beö Jtönigg SBegehren thnt. ©arauf machte ftch Jtönig Jlart fammt allem 93otf auf, btn ©rafen «fettnion mit ben ©einigen freuttblich ju empfangen unb einju; holen, unb $og ihm feierlich entgegen. 9ÜÖ Subtrig, ber junge Jtönig, fold?eä gehört, fpradj er ju feinem Später: ,,©r Später, trollt 3hr bem entgegen geben unb ih» empfangen, ber Sur« SRajejläi unb ben ©urigen fo tobfeinb ift, unb biefelbe »erfolget Ijat, tro er fonnte unb mochte?" ©a fprad? Jtönig Jtavl : „Ü)lein ©oljn, id? tritt, mau fott ben 3<>nf unb ©treit ruhen taffen unb fortan guten gtieben halten , eö hat lang genug getrauet : barum mache ©id? fertig, ©u mußt mit mir jiehen unb ©eine JBetterit geifert freunblich empfangen." 3u folgern ©nbe lieft jtönig Jtarl feine ganje 9iitterfd?aft auS: riiften; baju alle grauen unb Jungfrauen, fo fdjon, alö ihm möglich- Vllö fte nun jufammen trafen, entpfteitg Jtönig Jtarl ben «ferm on fammt beit ©einigen ganj liebreich, unb in aller «fcrrlidtteit, trie fich’ö gejiemte; bettn baö trar baö ©rftemal in breifug Jahren, baft er ben <§e»mon getraffnet gefehen. 916er Subtrig, ber junge Jtönig, nahm ftrf? •fenmon’ö ttidn an, foitbertt fchtoieg gattj ftitt. 31(6 ©raf tttolanb folcheö gefeiten, trat er ;u ihm, unb begehrte »ou ihm, er feilte ben «femuon fammt feinett rier ©ölnten auch frennblid) begrüben. Subtvig jeberfj anttrortete ihm: „er habe mit betn Sermon unb feinen rier ©öhnett nidjt6 ju febaffeu. “ Witter unb grauen, trclcfjc ben ttldnotb fammt feinem 9tofj 23epavt gefehen, »ertrunberten fid> unb |prad;en ©ineö nach bem Slnbern : „ Jft bieiej ber DUtter Oteinolb, beö JjenmonS ©oh»? ©r ift funrahr ber treffliihjle unb fchöufte gürjt ron gcutjffranfs reich!" ©aö hörte ber junge jtönig Subtrig *, er jürute heftig über biefe ütebe, bettn er lief jid? bunten, eö trare Jteiner fc^oncc Digitized by Google 382 $ie #iet ^etjmonälin&er. an Seife unfe ©Hebern , .Keiner treffiidjer in ritterlichen Staaten, unb «Keiner fo feerebt, ai8 er. $e8megen antmortete er auf jene fRebe: „2Bo ba* man mobi gehört, baß he^mon .Kinber mit $rau 2ßja gehabt b«t? ©8 ntüffen feine <5öbne nidft fetyn, fon= bern er muß fle für feine Äinber angenommen unb baju erlauft haben! 3m ott inbet. 383 befagl bet Jtönig Siubmig, baff man ben toier «gjegmonfcjfinbera fein (Sffen unb Slrinfen »orfegen fotlte, Piel meniger igren Stoffen. 2>a gab man SBaffer, bie <§änbe ju mafegen, erfflieg bem S3apff, barnarg ben ipattiartgen, fobann bem Jlömg unb ber .Königin, unb fofort allen (Sbeln unb Stittern , bie ba §ugegen maren , unb man fegte einen jeglidjen nadj feinem ©tanb ju £ifdje; aber ber »ier •§egmon^Jtinbev mar nidjt gebaut. Unb warb alfo oor; trefflieg £afel gegolten. ÜUS Sleinolb fag, baff man ignen nidjtS geben mollte, gebaute er, er rnüffte ju effen gaben, eö märe bem .König lieb ober leib; beffmegen ergub er ffeg, ffieff bie Jlü(gen= tgür mit einem Srufftritt auf, baff ffe in siel ©türfe fprang, unb tief jur Jtiiege ginein, nagm bafelbff etli(ge ©cgiiffeln mit (Sffen, unb trug ffe feinen SSrubern $u. ®a ber Jtocg folegeö fag, mollt er bem SReinolb bie ©(giiffeln niigt »erabfolgen laffen, unb fpraeg : „I Öaff bie ©egüffeln ffegen, 25u tofer 23ogel, ober icg muff etmaö anberö oornegmen!" darüber ergrimmte Oteinolb, feglug ben .Kodj mit ber gauff, baff er gut (Srbe fiel, unb gieng mit ben ©peifen fort gu feinen S3ritbern. SBie folegeö »ot ben J^önig tarn, baff ber Jfod) tobt gefegta= gen mare, ba fragte ber, mer e8 getgan gatte? ©ie fpra; egen: „Oteinolb, beö «gegmonS ©ogn, gat eö getgan, meil igm bet £o(g niegt mollte gu effen geben." 3)a fpraeg ber .König: /Jgnt iff reegt gefegegen, menn er meinem SBetter folegeö meigerte, ba bo(g fo maneget grembling gier gefpeifet mirb !" SSon ©tunb an befam (Reinolb atleä, maö fein <§erg begegrte, morüber .König Submig gar geftig ergürnt mar. 3tun farn ber SWatfcgall gu Steinotb, unb fpratg: „3unger £err, 3gr gabt bem .Kocg groff Unrecgt getgan, baff 3gr ign tobt gefcglagen; menn er mir sermanbt märe, ieg mollte feinen £ob an (Sueg räcgen!" $a antmortete Steinolb: „3gr fegb ni(gt fügn genug, folcbeö gu räegen." £>a marb ber ÜJfarfcgall gornig unb feglug s Digitized by Google 384 £üc Die« £0tjmott«Fini>cr. ' > nad> Stteinotb, et ater rerfefete beit Streif, unb fölug ben üRat* fc^aU jur ©tben, unb fliefi t^n mit bent guf?, baf? er meit in beit (Saat rollte, unb eä Äönig £arl fab- Da fagte Jtßnig 8ubmig ju feinem Sater: „©näbigfter ^>ett Sätet! trenn 3bc folgen SWutbmillen an ©utent <§ofe ungeflraft lafjt, fo rnirb eä (Suter SWajeflät f^lec^te ©bten bringen!" Salb Ijernad? tief? Äarl gebieten, obgleich ber SWats fcbaH an bent ©treibe geflotben mar, baf? Siemattb fo rermegen fepn follte, flie eä ihnen ergangen märe, unb tuet folcbeä get^an batte: begehrten jugleich, et folle über fotefje ©emalt @e= rieht halten, unb ben Seinolb grafen. Da fc^alt fle ber Jtönig, bafi fle alte über ©inen Slann fiagten, unb fpracb: „2Bie, (affet 3bt ©ueb alle rertreiben ron einem ©injigen ? Darüber fann iib feine ©träfe erfennen, benn er bat eine ritterliche Dbat ge= tban!" 2ltä Seinolb fammt feinen Stübern ftcb angejogen, Digitized by Google ®ic fcicr JpettmonSf inbet. 385 giengen fle nadj beö König3 4?of ; ba begegnete ihnen ber Zottig mit ben 58ifd?ßfctt unb £erjogen. 2)iefe wollten nach be« jungen Königs Subwig SBohnung gehen, ba giengen auch bie <§e»mon8 ; Kinbet mit. 2U3 fle nun »or SubwigS 3imnter famen, fprach König Karl: „Sohn, flehe auf, benn beut ifi bet £ag, ba ®u ju hohen @hren fontmen wirfl; ich Will 2)ir htute meine Krone ton Sranfrefch , famrnt allen jugehörigen Sanbern, übergeben, unb SDidj jum Könige frönen!“ .König Subteig banfte feinem fflater, famrnt allen «Herren, fo jugegen waren, ^öc^ltc^ unb mit (Ehrerbietung , bot ihnen allen bie «öanbe, unb empfieng fle gar freunblid). ®ann befahl ber .König Kart , «fjepmon follte feinen eiet ©öhnen fagen : wa3 fle für Remter an feinem «§ofe »erfehen wollten, bie trollte et ihnen geben; machte alfo ben (Reinolb §um ^auöhofmeifler, Slbelhatt Warb ©chultheifj, Otittfart mufjte bem Jtönig aufwarten, unb SBritfart ben Sifdjöfen. 2113 nun ber .König Subwig ganj; lieh $u ber .Krönung fertig war, führte man ihn $ut Kirche, ba giengen iHbcthart unb SBritfart s^r ihm btt unb neben ihm Steinotb, hinter ihm folgte Dtittfart unb <§epmon ber S3a= ter. ®iefe ©ebrübet trugen einen 3!htonhimmel über bem neuen -§errfcher, bafj eS auf ihn ni Welches gar btrrtieptnon aber mit feinen Söhnen begab fleh bahin, wo er am bt; jlen 23tajj fanb. ©o warb .König Subwig in bie .Kirche geführt »ot ©t. 9Jias rienö 2lltar : ba fang ber Sifdjof £urpin ba8 2lmt bet 9Kejfe, unb ber Patriarch öon 3>etufalem biente ihnt baju, unb 2llle8 gefdjah mit gro§em Xtiumph unb grohtoefen. 2113 e3 nun baju fam, bah man jum Dpfet gehen follte, ba opferte König Subwig u. 2tc Stuft. I.'. 25 Digitized by Google 386 ©ie wie* § etjm ottSf i n ber. einen gobbenen SBrgantiner, barnacb fam fReinobb, unb opferte beren grnei. 2118 fotdjeö ber junge Jtönig fab, meinte er, fein Dpfer mare gu ring gegen IReinobbS , unb opferte aud) nocb gmet ©obbflücfe. 2lb8 nun ber Sleinolb merfte, baf Jtönig Submig nodj mehr geopfert habe ab8 er , opferte er noct)monSfittbcr. 387 unb ben ©beln. 2tlS fte nun $unt Sattafie famen, maren bie fein «Ke bereit, unb fottte |!art mattete im ©aal gar hßflich auf, ttßritfart biente jmeien dürften unb anbern ©rafen, Steinolb tfjat auch, maS ihm Befohlen mar: fuq, ein jeglicher h>at forgfaltig für fein 9tmt. 2llS bie SWahljeit vollbracht unb 2ltteS übetflüfjtg fatt mar, ba freng man an $u tanjen unb $u bringen mit fchßnen grauen, unb mar grofie greube bafelbjt mit ÜJIujtf unb ©aitenfaielen; ein jeglicher jeigte feine Jtunjt auf baS 2ltter$ietlichfte. ©ann legte fleh Jtßnig Jtarl $ur 0tuhe, unb Jtßnig Submig (iefi ßffent= lieh mit fütompeten auSrufen, mer baS Sehen »on ihm empfangen motte, ber fotte ihm folgen, unb alfo gieng er in einen fronen Saumgarten, barin ein SufthauS aufgerichtet mar, lieh bafethft atte ©bie »ot ftd? fommen, einen jeben nach feinem ©tanb unb ^erfommen, unb theilte Sehen unb grofie ©efdjenfe auS, je nad); bem ein jeglicher mürbig mar. Stur .fjenmonS Jtinbern, benen mottte er nichts gehen. 21(3 biefe inne mürben, bafj bie Sehen atte auSgetheilt maren unb ihnen nichts $u ®hftf morben, liefen fle hin unb fragten eS ihrem 93ater. ©er eilte mit jornigem ®e; mütl;e ju Jtonig Jtarl mit biefen SBorten: „2tttergnabigfier «§err Jtßnig ! eS h*t ©uet Stajeftat ©ohn, .König Submig, Sehen, fammt allen ©efchenfen , unter bie ©betteute, bie am Ißniglichen -jpofe flnb, auSgetheilt, ausgenommen meine Jtinber; biefelbe hat er nicht begabt, obmoht fle ©uch unb 3hm aHe^eit unb mehr @e= hotfam geleijtet, als atte anbere, unb ich mßfjte nicht, bafi fle fl«h je ungebührlich gegen ©eine ttJtajeftät »erhalten hatten." Röntg Rarl, als er folcheS »on «^etymon »ernommen, fprach 25 * / Digitized by Google 388 ®ie üieir ^njmonSf inbet. $u igm: „Saffet (Sure Äinber, meine SSettern, ju mit fommen, idj miH fie burdjauä nic^t »etmotfen baten, idf mill fie mit flatt= licken unb betrlitben geben fielebnen, mie menige fetten an meü nem <£ofe!" ®raf <§egmon, bief?böwnb, lief eitenbö bin, tieffeU nen Jtinbern, unb braute fie not ben' Äönig Jtart. 9118 fie nun »or ign famen, fielen fie auf ibte Jtniee unb grfifjten ibn mit ge= büb^nbe* (Sbtfutcbt. ©a b‘t§ fie bet Jtünig auffleben, bot ihnen bie <§anb unb fbratg: „©iemeit idj »ernebme, bafj mein ©ogn Submig, jegiget Äönig »on gtanfreitb, @u§of galten unb leben. ©u aber, JÄeinolb, itb mufj ©einet autb eittgebenf fegn, i ©ie 99tüber fielen auf ihre Änie, unb banften bem Jfönige höflich; ein jeber empfieng feine Sehen mit greuben; batnatg giengen fie in ben S3aumgarten, $u ben anbern fetten, bie bei .König Submig maren. 9118 biefer »ernabm, bafj «gepmonS Äin; ber alfo beehrt motben, marb er jornig unb mißgönnte ihnen ba$. ©a gieng 4?e»mon mit feinen Äinbern §u .König Submig unb fprad): „©nabtget .gert .König, i(b fage Suter 2J?ajefiat göctjmon$finber. 389 baf mein 33aier J?onig Jtarl Sure Jbinber ffattlidj Begabt fat; aber irij Bin bamit nitf t gufrieben , benn eS ifl mof l ber falbe ©feil meines JReicfS; baS mill iiH8 an einem ©teinmurfe frobiren; icf »et= meffe midf, baf icf ber ffarfffe unb ebelfie Bin im gangen Jtönigreidf." ©a fcfmiegen alte «Werten unb Sbelleute {title, unb antmor= teten ifm nichts, darauf rebete er bie SBorte nocf einmal. 9tun mürbe >§ettmon gornig, fonnte bie SOermeffenfeit SubmigS nidjt länger bulben unb ftmuf: „J&err Jtonig ! ferjb 3fr fo flarf unb focf geboren, fo banfet ©ott barum: baS fann ficf mit ber ©fat offenbaren, maS barf Suer tKajeftat ftcf bef »iet rühmen? 3e»mon : ,,©u alter ©rieöfart! ©ott ffrafe ©icf, icf fage ©ir fürmafr, menn icf nicf t bie ©emalt ©otteS freute, idf motlte ©tcf fo guricften, bafj ©u eS nicft teidjt »ergeffen mürbejt ! 2af ©eine Jtinber f erfommen, unb if re ÜJiacft an biefem ©tein »erfucfen!" ©a matf Jbönig Submig feinen SKantel »on flcf , nafm ben ©iein, unb marf tfn brei= fig ftuf SffiegS meit, im 2lnge{tcft »ieter Sbetleute; barnacf mar? fen bie Sbetleute einer nacf bern anbern, unb gmar bie 23ornefm= ffen unb ©tärfffen »on grranfreicf ; aber tS mar feiner fo mastig im SBerfen , als Jtonig fiubmig , ber Befielt ben IßreiS über bie anbern Sille. SllS er nun faf, baf er »or anbern Sbelleuten SOleiffer mar, ffracf er gu J&efmon mit ffotgen 3Borten: „2Ba$ faget 3fr nun, Älter ? 2Öo iff Suer ©ofn Dteinotb? SBatum äf Digitized by Google 390 25ie » iet ^cumonöf inbcr. fommt er nicht, unb wirft gegen mich, unb Berechtigt ßualte ich Sure SWajeftat nicht, bafj fle eine hanb an mid) fegen bürfte; unb ob foltfyeS gefebebe, würbe eS ßud> nicht wohl befoutmen!" ©a antwortete ihm Jtönig fiubwig unb fpradj: „D SHlter ! laufe nun hin , unb rufe ©einen @o^n SteU nolb, bafj er gegen mid? werfe!" (Solche ©djimbfrebe »erbrofj ben «heömon fo febt, bafj ihm bie 2lugen überliefen} gleichwohl gieng et bin, unb rief feinem @obn, ber im ©arten war, fammt feinen Srübern, wo fle fld) luftig machten mit ©bringen, unb anberet Jturjweil mehr, mit febönen grauen unb Sungfrauen. QUS nun Steinolb feinen S3a= ter alfo jornig fab, unb ihm bie ©btänen über bie SCBangen lie= fen, »erlief er feine ©efetlfdjaft, wieWotyl ungern , farn ju feinem SSater unb fbrach: „Bltterliebjter 33ater! was ift ßud) wiberfab= ren , bafj 3b* fo bitterlich Weinet unb fo traurig fetyb ? 3dj willS rachen, unb foUt’ eS mich mein Beben foflen!" ©rafhebmon antwortete feinem ©obn mit jornlgeni ©emütb, was .König Bub; wig ju ihm gefbrod?en , unb bafj er ihn einen alten ©rieSbart gefdjolten. „Siun aber, mein ©obn! wirft ©u beS Königs Ueber= mutb nicht rachen, fo mufj ich iterben; id) bitte ©icb, nimm ben (Stein unb wirf mit ibnt in bie SBette, bamit et fiebt, bafj an= bere auch etwas gelernt buben, unb als SWönnet befteben fonnen, bamit icb nicht als Bügnet etfdjeine!" Steinolb fbrach: „93ater ! eS gejiemt fld) nicht, bafj id? folcheS tbue, benn fiubwig ift nun ein; malunfer .König; feine Sieben entfbringen nur aus feinet 3ugenb, barum fetyb jufrieben, icb Witt gar feine ©emeinfdjaft mit ibm bal= ten." 2lls hebmon biefe SSorte »on Steinolb hörte, warb er jor= Digitized by Google ©ie »ier Jpettmonöftnber. 391 nig unb f^rad? : „mein ©oljn! trenn Su midj in biefer ©djanbe fielen laffeft, unb witffi nidjt gegen Jtönig fiubwig, fo mujj idj flerben." 3)a fprac^ 9teinotb: „3a, 23ater, id; will i^n Übermut: ben mit SBetfen, trenn et gleidj bet Teufel träte!" ©tanb atfo= halb auf, unb gieng mit feinem Später in ben ©arten, tro Jtönig Subtrig mit feinet ©efeßfdjaft war; feine ©ruber famntt anbetn dbelleuten folgten il)m nadj, baju riet fdjöne grauen, bie wollten baö SBevfen mit bem ©tein aud? fe^en. 2ltö jte nun an ben Ort famen, tro Jtönig gubwig ben ©tein getroffen, na^m SJteinotb benfelben auf unb tratf ißn um einen gufwegS weitet, alö Jtönig Subwig. ©arüber erzürnte bet Jtönig heftig , weit iljn rotljin feiner §atte überwinben fönnen. dt fyief fldj ben ©tein bringen, warf feinen üDfantel ron flcfy, fefcte bie Jtrone rom <§au$>t, na^nt ben ©tein unb warf ifn nodj weiter, als tfteinolb getljan Ijatte. 2Bic Oteinolb fal), baf bet Jtönig tfu uberwunben, na^ni er ben ©tein, xtnb warf benfelben nodj riet weiter, als Jtönig Subwig, alfo, baf er öermeinte, ber Jtönig follte i§n nidjt Weiter werfen fönnen; wie audj gefd)al). ®a nafynt ber Jtönig ben ©tein, unb warf ifyn nodj einmal mit foldjer Jtraft, baf iljm baö ©tut ju SDlunb unb 9lafen auölief; aber Steinotb blieb Ueberwinber im SCBerfen, unb 3ebermann gab itym baö 2ob unb mufte erfennen, baf er gewonnen §atte. 2Ü3 <§ei?mon biefeö faty, baf fein ©ofyn ben ©reiä erbal= ten, fprang er ror gteuben auf unb banfte ©ott für foldje 2ßol?ltljat. Jtönig Subwig mufjte nun Ijöten, baf 9teinolb ron allen db; ten unb grauen atfo geitriefen würbe; ba warb er fe§r §ornig unb fpradj jurn ©olf : dö ijt bodj ein SBünberbing, bafj 3§t biefett fo lobet um feineö 2Berfen8 falber; wer weif, ob eö <§etymon8 ©ofn ijt; »ielleid)t ifl er baju erfauft, unb ift etwa ein 29auenu > Digitized by Google 392 ©ic »iet ^djmonSftnbet* fnedp; bereit flitbet man ttod? mehr, bie fo ftarf flnb , mie ber ©epe ton (Jlbetj barum ip er befio menigev lobenSmürbig." ©a fpracb <§epmon ju JReinotb: „9hm mobtan, mein Sohn ! meil ©u ©id) fo rittertid) gegen .König gubmig gehalten, barum ip©it je§t mein 9top ©epart jum (Sigentbunt gefdjenfet: mid) nimmt grop SSunber, bap ©u ©eine SKadp bi8 ^ier^er ^afl fönnen »erhalten ; 'pattefi ©u gemottt, ©u patteft ben (Stein nod} meiter geworfen!" JReinotb peng an $u lad)en, banfte fei; nem ©ater für baö ©efdjenf, unb mar mopt jufrieben. 2tl8 nun .König Submig biefe SÖorte fyorte, gieng er ton bannen unb fd)ämte pdj. ©a begegnete U)m ©uitton, §err .König! bap tRcinotb (Sud) übermunben; aber id) meip Otatb, bamit (Suer ©iajePiit bei (Spren bleibe, unb ein jegtid)er (Sud) tobe. 3b* foITt mieber in ben ©arten geben unb «§epmon in bie 2lrme nehmen, bap e3 ÜJebermann pebt , unb fptedjen (jebod) au8 einem fallen -fjerjen:) .§epmon! 3br ntoget ©ott im b>o^en *§imntel banfen, bap er Sud? fotzen fd)önen unb parfen Sopn gegeben bat, bet atter (Sbetleute ÜReiPer, fomobt in ber Sd)önbeit, atd in ber Starte unb ©efd)minbigfeitHp, mie ber, mefd)er öffentlich übet mich geffegt bat. ©atnad) fotlet 3b* 8U Stbetbart, feinem anbem Sopne fagen , bap er mit (Sud) in bie .Kammer gebe unb fpiele ba8 Sd)ad)fpiet; unb fo er feb beS meigert, fo faget ju ihm, er habe Pd) oermeffen, er fönne ba$ Spiet befer als 3b*- 2B*nn er ba$ nicht gepeben mW, fo faget ju ibm, bap mir brei e8 gehört haben ; bann motten mir ihn übermeifen , unb mettn eö nötpig fepn mirb, ihrer noch mehr $u un$ nehmen, bie folcbeä auch Digitized by Google ©ie »iet nmott^Finbcr, 393 flogen fottett. 2Benn er aisbann mit (Sud) gu fpielen eintoiKigt, fo fagt gu tf)m unb befraftigt ba8 mit einem (Sibe: »er fünf ©piele nad) einanber gemimte, ber foll be8 5tnbern «§auf>t ge= »innen unb fotdjeS mit feinem ©elb ober ®ut bejahen, ©obalb 3br nun bie ©biele alle ge»onnen habt, follt 3h* bem 2lbelfyart ben Jfopf ^erunterfc^tagen ; fotcber ©eftalt fann (Sure ÜJtajeftät be8 fReinotb Uebermuth an feinem ® ruber SCbeC^art rädjen." 9118 Jtönig Sub»ig biefen fRatf) »on SKafariuS angehört, gefiel e8 ihm auch »ol)t , benn er lief? fleh bünfen , e8 fety deiner im gangen Jtönigreicbe, ber über iljn »are im ©djacbfaiel; befj: halb lief er ben Stbelfyart gu fid) fontmen; 9tbeH)art aber, als ©djenf, »ermeinte, ber JfSnig »ollte trinfen, lief hin gum Heller, holte ein golbene8 Jtrinfgefcbirr »oll SGBeinö unb brachte e8 bem Jtönig fiub»ig. 9tber biefer fd)üttelte ben J?of)f unb fprad) mit gontigent ©emüth: „3dj begehre nid)t gu trinfen." S)a fragte Slbet^art ben Jtönig, »a8 if>m »are, ob ihm irgenb 3emanb 8eib8 gethan hätte; ba8 »ollte er an bentfelbigen rächen. £>a fdjtug ber JJönig atöbatb nad) bem Slbel^art, bafj itjm ba8 ©efdjitt mit bem 2Bein au8 ber <§anb fiel unb fbrad): „3$ habe »er meint, idj hätte 93lut8»er»anbte gu ftreunben an meU nem >f?of, bie mid) »ertheibigen feilten ; fo t)ab’ id) meine gröfjten gfeinbe bei mir! (S8 »ar nicht genug, baf mich fReinolb mit bem ©tein»urf über»unben fiat, fonbern ®u, 9tbell)art, f>aft 5)irfi »ermeffen , 2>u »olleji mein üJleijtet fe»n im ©chachfpiel. ©otcheS fielet mir nid)t an gu leiben, benn 3h* fudjet mid) gu erniebrigen!" 9118 ber Jfönig auSgerebet ^atte, ant»ortete ihm 9lbelhart unb farad): „anb, »ertheibigen!" Digitized by Google 394 Sie » t er Ä^etjmonöf iuber. 25a fbradh ber Jtßnig teieberum : „25a8 25ir nicht, 25u muf t mit mir fbieten, ich teil! eS nicht alfo berufen taffen! " 25a nahm SDlafariuS ben 2lbelhart bei ber >§anb unb ffe giengen mit btnt Jtönig in ein 3immer, barin mar ©uillon, ber £err »on JRobeS, mit fect^S ober jleben Herren, bie fbrac&en 2ltle, baf fleh ber Qtbet^art »ermeffen hätte, er fönnte bejfet Schachbrett Rieten als ber Äönig. 2118 2lbeH)art biefeS angehoret, fbrach er gan§ fanftmüt^ig: „SBenn eS beim nicht anbetS fetyn fann, fo muf ich eS gefd^e^en taffen." 2)a braute man jut ©tunb’ ein fdjöneS ©Zielbrett. .Honig Subteig fbrach ju (Kbelhart: „3$ teilt mit 2>ir fielen, unb teer fünf ©f>iete hinter einanber geteinnt, ber foll bem Stnbern baS £aupt abfcljlagen." 55arauf fbrach 2tbelhart: „©näbigfler ^ert Jtönig, ich fbiele nicht um fo ein großes Jtleinob; auch teare eS eine @d)anbe, baf (Sure 2Hajejiat ibr <§aubt gegen baS meine fefcen foflte: aber um ©tabte unb Schlöffet teilt ich mit (Su arauf fbrach Slbel^art : „SOBo^t in ©otteS Olamen, teenn eS nicht anberS fe^n fann, fo mufi ich jufrieben fe^n." 25a gebachte ©uillon bei ftdj felbft: „25ief teirb gut teerben: bet ©baf teirb angenehm; teare ber Jtönig tobt, fo teollt’ 3a fpracB bet Jtönig: „Stein, SlbelBart! iu mein ©ott unb .§ert! imo n $f inber. ©ir SttteS fagen!" unb nun ergS^tte er ihm ben gatijen ©erlauf ber @adje. ©a fprach IReinolb $u bem Qtbef^art : „(Sin fofdj gewonnenes theureS ©fanb will ich nicht bahnten taffen, infon= bereit eine® JlönigS Raufst!" Steinolb unb 2lbelhart giengen nun $u ihrem ©ater unb ftag= ten ihm, wie eS Stbelhart mit Jlönig Subwig ergangen war. ©iefi erfdjrecfte ben ©ater fet;r unb er warb traurig, ©a Befahl er, man fotte fleh rüften unb ju ben ©ehren greifen, audj bic ffjferbe fammt bem Olofi ©eijart heimlich auS ber t haBen, eS fofle, was eS wolle, " jog befhalB mit feinem ©ruber Stbethart bie ©affen an, nahm ein Btof? ©iel gewonnen hoff-" ©a Jlönig Jlart ben Seichnam feines ©otjmeS »or feinen 9tugen fah, Warb er ergrimmt unb ft)raier £cijmon$ f inber. 397 S3ater eilte, meldjer braußen auf beut gelb mit breibunbert 9Rann moßl gerüflet tag. 3113 Dteinolb bei feinem Sätet anfam, fagte er: „Sater! iaffet un8 fließen unb gebt mit 39et>art, benn idj §abe bem Jtönig Submig fein <§aui>t abgefdjlagen unb e8 meinem Srubet IHbelbart gegeben. .Honig Jtarl ijt je|t unfer geinb." 35a fpracb ^e^mon: „35a8 mitl id? burdjauS nia Seinolb ba8 »on feinem Sätet ^6rte, matb et gar fröhlich unb moblgemutb unb fptang auf fein 9loß Seüart, auf meines er ftat3banb, fo baß er »on fei= nem Sßferbe fiel. SeinotbS Srüber aber ritten unter ben größten Raufen unb tbaten großen ©ebaben mit gelten, baß 2Bunber ba»on gu fcfyreiben märe; barnadj fam «§rt?mon, ihr Sater, bet entfette fle mit feinem Sotf, fonft märe e8 ißnen übel gegangen; ba befahl .Honig .Hart feinen Seuten, baß fle ben ^e^mon mit ben ©einigen umringen unb 3llte8 nieberbauen follten, ma3 fle be= {amen. 3118 «&ei;mon ba8 merfte, fytad) er gu feinem ©efoige: „O ißt «Werten unb greunbe, e3 ift b<« fein anbereS ÜRittel; mir muffen un8 menten, fo lang mir fßnnen." J&eqntonS Solf mehrte flcß barauf fo lange, bi3 fle fafl 3ttte erfragen unb itjre Sf«be unter ißnen erflogen maren; aber Oleinolb unb feine Srüber traten ihr SefleS, unb gulefct blieben ber Stüber Sßfabe aud) tobt. S)ocb Seinolb tbat mit feinem 9loß gar großen ©traben. 3118 er fab, baß feine Srüber ihrer Digitized by Google 398 ©ie tuet $et>moti8f tuber. Sßfetbe lebig waren , bief er fle hinter ihn auf Den 93e^art fatim gen, unb alfo rannten fle baoon. 5118 Jtönig Äatl bief fab, bafj Steinotb unb feine 93rüber atfo mit bem 9tof Se^art baoon famen, unb ifyr fflater fe^mon fid? noer Jtönig aber fragte Kolanb: „©tellejt ®u 5>ia fdj»ur <§e»mon unb grau 2tpa einen ©ib bei ©t. ©ionpfli >f?aupt im Seifeön vieler •fjerrn »on Slbet, bafj fle bem König ihre Kinber liefern »ollten, nad) feinem ©efallen mit ihnen ju banbeln, fofern e8 ihnen möglid) »die. Keinotb unb feine Srüber famen injmifc^en in aller Sil ju bem ©cblofj Kifvtomont; ba erjagten fle, »a8 fld) begeben batte, »ie fle ihren Kater $u gufj »ertaffen unb tapfer gegen feine geinbe gekritten; über »eldjeS 5ttte ganj traurig »aren. S)armn fam ^epntonß Kruberäto^ter, »eld^e eine fc^öne Jungfrau »ar, Digitized by Google 400 ©ie #i et $ ct)m on$f in ber. bi« fragt« ben Oteinotb, trag «r ®ute8 ju *€>ofe vernommen batte? ©a antwortete ©einolb: „3iH Such reichlich Befolben !" üteinolb, bieß hörenb, marb froh, flab Bf nt «Jvönig feinen ©djafc gu Bemahren unb ritt mit feinen 33rübern auf bad Safiell, auf meinem fte alle Öiothburft fanbett. ©ajfelbige mar fiarf unb fdjon ; unb fte Blie= Ben Bei bem Jtönig ©aforet mehrere 3«h*f in «Sifbanien unb bien; ten ihm getreulich ln Brei .Kriegen, bie er führte. 2Ud fte nun »iel ritterliche ©Baten »or bem Jtönige getban hatten, fieng ber Mangel Bei ihnen an, unb fie mürben »on bem gangen SSolf menig geachtet. ©a Begehrte SÄeinolb hont Jtönig, er feilte ihm fein Shit mieber geben, er müßte ftch rüjten mit feinen 23riibern. darauf fagte ©aforet ja, er mollte ed thun; aber ed folgte nidjtd barauf. 21 Id Dleinolb fah, baß nidjtd erfolgte, marb er fehr gornig unb fprach gu feinen Srübern: „3ch gelobe ©ott, fo und ber .König unfer ©ut nicht mieber gie6t, fo will ich *Bm thun, mie id) Jtönig Submig getljan habe." ©arauf fagte Ülbelhart: „33rübet, menn ihr Siefen Jtönig fdjlaget, fo müßten mir nicht, mo mir Bleiben follten. " ©a fprad) Sieinolb mieber: „2Baä ift’d, baß mit länger Bleiben; hatten mit oiel ©olbed, ed mürbe hie gu JtuV'fer merben; man giebt und ja nichtd guni Sohne!" rief einen ©iener, genannt SSenbel, unb Befahl ihm, er follte gunt Jtönig gehen unb ißn fragen, ob er ihnen Unterhalt unb Jtleiber ©rfjiu.il>, @larfd?all auf 93e: fehl feine« J&errn getl?an." Dleinolb fragte: „SBarum b«t er ©Id? gefd?lagen?" ©a fprad? ber Jtnabe ferner: „2Beil id? bem Äönig fagte, WaS 3b* mir befohlen Ijabt! ©er Äönig antwor= tete: 3bt wäret greniblinge unb fjättet (Suren SSater ermorbet, er gebenfe (Sud? nid?t eine« J&eller« Söertl? wieber gu geben!" 9(18 9teino(b biefj hörte, warb er gornig, rief feinen 99riibern Dlittfart unb äöritfart unb fprad?: „3d? befehle (Sud), baf) 3(?r nun ba8 fRofi 93epart au8 ber Stabt führet unb (Sud? Ijeimlid? waffnet, unb ©u 9lbelf?art, follfl mit mir geben; wir wollen un8 aud? waffnen unb uufer ©ewebr mit un8 neunten, unb unfern £ar: nifd? unter ben HJJantel anlcgcn, bann gum Jlönig gefeit unb il?n Digitized by Google 1 ©ie t>iet ^cijmottSf inbcr. 403 »fbft fragen: ob er uns baS mieber geben mtH, ma$ n?ir ihm ufjuheben gegeben haben. ©o er baS »ermeigert, fo »erfhredje h ©ir, bafi ich fein «§aupt nehme für unfern ©cfyafc, unb baS tit über Sanb führe!" 2lbelhart fptach: „baS ift ein bo$ ißfanb, äj nähme moljl etmaS 93effere8!" ©a entgegnete SReinolb: „©$ 1 nicht »iel merth; aber ich fühle boof; mittlerrneile Stittfart unb SBritfart baS 9tof ©epart nb fleh felbfl auch riifteten. 21(8 fle «§ofe fanten, fafj ber tönig mit allen feinen ©beln über ber $afel. SSot ben Herren ngefontnten, fielen ©eibe auf ihre Jfnie unb fegneten ihnen bie llahljeit mit einem freunbli^en ©ruf. ©er Jtonig fah fle an, ber er rebete nicht mit ihnen. SOBie Oleinolt* ba$ merfte, fprach on ©urer üDlajeftat nicht einen einjigen Sporn an unfere Süfe befommen haben, gefchmeige unfere ©e= ^hnung; bitte berohalben, 3hr trollet Qflitleibeti mit unS haben nb helfen, baf mir Unterhalt befommen; eS ift un$ nicht mog= ;ch, tanger fo ju leben!" 2lber ber Jtönig fcf>tug fein 9lngeficht ieber unb mollte fle nicht anfehen. 9118 nun 9teino(b merfte, baf er .König fich an nichts feieren mollte, liefen il;m bie 2tugen ber; er feufjete heftig unb fpradj abermal: „J&ert JJonig, fo fr unS feinen Unterhalt reichen moltct, fo gebet uitS junt menig: en unfern ©djaf} mieber, ben mir ©uch aufjubemahren gegeben abeit, unb lajfet uns unfern 2öeg hinjiehen! 3nbem follt 3hr jijfen, <§err, bafj ich noch nicht jufrieben bin, bafj man mir teilten .Knecht alfo jämmerlich gefchtagen; unb ber baS gethan *at, benfelben mirb eS noch gereuen!" 3efct fagte bet .König mit ornigem ÜJtuth unb fchmur bei SWahomet: ,,©S ift genug; unb 26 * / Digitized by Google 404 Die nie« $et>mi>n£¥ inbcr. flänbet 3b* mit biefen äßorten alUjlet biö in alte ßwigfeit; idj gebe ßudj nietet eines Pfennigs wertb, benn 3b* fe^b gremblinge att^ie!" Da fiel ein SDIarfgraf bem Jlönig in bit IRebe unb fpracb : „SBarum fotl man ßueb etwa« geben ? ßö ifl noch nicht lang, bafj Du Deine« QSetterö «Sohn, welcher ßuer £err unb Jtßnig wat, tobtgefcblagen ; barum fo gebet fyin; ich gebe ßudj niebtö!" Uleinolb aber warb jornig unb fagte: „3$ n>itt eö gleichwohl wiebet haben, eö fofte, waö eö wolle;" $og feine SBebr unb fpradj: „9tun fallet 3b* mit beut Seibe jaulen!" Da bat ber Jtönig um ©nabe unb tief: „3$ miU ßuei^et 3br mid) unb meine SSrübet ftremblinge; ich Will baffetbe nun rächen, ober eö mufj mir an meiner ÜMadjt unb SGBef;r mangeln!" Dann holte er au« unb hieb ben» Äonig ben •Jtopf ab, gab ben feinem üBrubet Qlbelbart unb fpradj: „Sinbe benfelben an unfet IJJferb, benn wir muffen leibet ihn für unfern /®u mujjt unö beute auö ber Ototl) helfen!" Die SEBorte oerfiunb Separt, tbat nicht anberö, alö ob eö unfinnig märt, fdjlug unb jetrij) Sllleö, waö eö erreichen fonnte, unb brachte oiel SJolf um. Digitized by Google 405 ®ic »tcr ^ct>mon«finbcr. Darnach fam noch ein b«bnifdjer {Ritter mit Pietern SBotf unb >offte {Reinotb j« erfcbtagen. dr marb auch auf feinen eer mieberum unb folgte bent Reinotb nad). Stbelbart fpradj : „3nigS)Po; ber ijt bem Röntge ©aforet tobfeinb, benn er er; fdjlug 3)oo’8 93ater unb aud; feiner 33rüber $meen, unb oerbeerte ibut fein ganjeö Sanb!" — „3a," fpraep {Reinotb, „e8 ift bem fo; (affet unä bapin geben; mit merben bafetbft gar miltfommen feptt unb Unterbalt befommen; unb mipt 3pr, tbun? SBir motten bent Jtönig ©aforetö hjaupt überreichen, baö mirb ibm gar angenehm fepn!" $effen mürben bie törüber batb einig unb ritten mit ihrem {Rop 33eöart nach $atragona. 2t(S fte nun nabe au beö Jbönigö daflell maren, erfuhren fie, bafj {1)üo mit feinem ganjen £ofgeftube über ber $afet mar. 3>a fpraep SBtitfart: „Sieben 33riiber! nun ftnb mir auper ©efapr unferS Seib8, ©ott fep Sob unb 3)anf! 3pr miffet, bap mir nicht Digitized by Google 406 ©te #i#t #eijmon$f tnber. gtf^Iflfen haben, flnb auch gar mübe; laffetund ein wenig nieber ftfcen unb ruhen!" „SEBohlan," fi>t ad) 9lbelhart, „laffet un8 bief thun!" @o legten fle ihren ^arnifd? unter ihre ^au^ter, unb ^liefen, bis ber Jlönig 2)»o feine ÜÄahlgeit geenbigt hatte. 9118 bie »ier JRitter nun au8geft mit fammt ber Jlrone, flecften e8 auf SteinolbS ©peer, unb ritten alfo na«h bem föniglidjen £of. 3>et Jlönig flanb in eigener aßetfon auf ber Sinnt/ nnb fah fle heteinfommen; er fagte gu benen, bie bei ihm waren: „Stehet auf, meine gfreunbe, ba fommeit »ier »ornehnte Sßerfonen auf dinem 9lo§; wa8 mögen bie un8 ®ute8 bringen wollen ? d8 ifi ba8 größte Stoß, ba8 itb in meinem gaw= gen geben gefehen Ijabe!" 9lt8balb eilte et mit feinem gangen 9lbet hinunter, um gu »ernennten, wo fle herfämen, unb was iht 9lnliegen ober ©erhaben wäre. 91(8 Sieinolb fammt feinen ©rübern ben Jlönig fahen , fliegen fle »on ihrem Stoß Setjart, fielen ibnt gu guß, unb bewiefen ihm große (S^rfure^t; fle reiften ihm ba8 «f?auf>t ©aforetS bar, unb fpradjen gu bem Jlönig: „©nabigjier «fperr unb Jlönig, bieß ijl ba6 *§auf)t dure8 abgefagten, größten geinbeö ©aforet, ba8 wollen Wir duer SJtai jeflät al8 ein geringes ©efdjenf oere^rt haben; wo wir dudj in irgenb etwas bienen fönnen, wollen wir jebergeit bagu bereit unb Willig fetjn!" 35er Jlönig 3)»o nahm baS «§aubt mit 5)anf an, hieß fle willfommen, unb »erfprach ihnen guten Unterhalt» er befahl in aller dile ein FöjllitheS SDtahl guguritn on«f inber. „©näbigfter <$err Äönig , id) tyabe oor biefer 3«t ivo^t petnottt: men, bafj 3ene bem Jtßnige Pon ftranfrei<$ grofjen ©rufe unb Ueßermutlf getljan Baben, unb il)m feinen ©oijn Subtaig erfdjl«; gtn. ©amit nun Sure 9J?ajefint nic^t in be3 Jtßnig« Pon 5ranf= reicf) Ungnabe fomme, fo rattje iarb er gornig unb fpradj : „SBermatebept fep biefer JRatl) : fo Suer ÜRa= jejlät ba« ttyut, unb überliefert fie betn Jtönig oon granfreid), fo toirb man Sud; über taufenb 3a^r einen 23errattjer freiten. S3 toare nicfyt trei8lidj geljanbelt, benn fte ^aBen mannen Reiben erlegt, unb Sud; in bem gangen <§eibentanbe Beruijmt gemalt." ©arauf fprad; ber Jlßnig gu einem Sbelmann genannt Sfraer, unb fragte if;n, ma3 er bagu fage: „©nabiger #err unb Äßnig," anttoortete biefer, „e3 toüreSurer Sljre gumiber, baf?3B* bie Pier Flitter fülltet nadj granfreid; fd?icfett, bafj fie um’8 SeBen fämen. SBenn 3B* be8 JtonigS Ungnabe furztet, laffet fte in ein anber Sanb gieren, tpo fie ftdj »or iljm nidjt fürc^ten.^ ©ent Jtßnige gefiel biefer ©ebanfe am Beflen ; er ^atte ein grofj 9Jiitleib mit Öleinolb unb feinen 23rübertt, bafj er fte Per= taffen muffe, toegen ber treuen ©tenße, bie fie iljm geleitet Ratten ; aber auf JBegetyren moUte er biefent JRatB nadjfommen. ©arauf fprad; 4?err <§ugo gum Äßnig: „S8 ifl nid?t rat^fam, bafj man 9lnbell3 unb beS *&etgog8 Pon Slipemont 33orf<$lag Befolge; benn fie flnb Beibe Pon einem ©efdjledjte, ba8 feinem tooljl xatff. ©ietoeil nun Sure SJIajefiät ben 9teinolb famntt feinen Srftbern fo ungern Perliert, unb fte Sud; aKejeit gar getreu unb Ijolb ge: ioefen flnb, fo trätet 3B* un8 aud; einen großen ©efatten, unb e3 Iräre bem Sanbe nü&lid;, h>enn 3Br bem IReinolb Sure ©od;ter Stariffa gur ©ematjlin gäbet, fyernadj bie ©teinflippen in ben ©runb riffet, unb liefet tyrn barauf ein anfeBntidjeS unb fefled Digitized by Google 409 ©ie toter $et)nton6? inbev» @d;lop aufbauen; unb menn e$ ©ott gefiele, bafj fr junge ©rben mit 3bt befame, fo mürbe er feine ©adje gegen Jlönig Jlarl moljl fetbft »erantmorten, benn er iji »on einem fo gemaftigen *§erfom= men, bafj er beffen ©emait nic^t fürchten barf; barum mag ©ure üWajeflat in guter Olufye leben." ©obalb Jlönig 9)oo biejen IRatl) ange^ört, mar er motjl gufrieben unb gebaute: „mödjte e8 nur fo meit gerätsen, bafj Öleinolb unb feine 99rüber bei mir blieben, fo motlte id? feinen Jlönig nocfy gürften für(^= ten ;** barauf liefj er alle oiet gu fid? forbern. 9118 fte nun »ot il)n famen, fielen fte auf bie Jlnie nieber, unb erzeigten bem Jlönig alle gebüljrenbe ©l)re. Oteinolb fragte 3)»o ma$ fein SSegebren märe, ©arauf antmortete itym biefet: „9lli^ier b<*&« id) ein ©Treiben oont Jlönig Jlarl au8 granfreid), beffen 3nbalt ift, bap id) Sud; unb ©ure 93rüber i^nt ausliefern folle, bamit er nad) ©efallen über ©ucfy oerfügen fönne; aber baö mill id; burcbauS nid;t tbun ; id) mitt fein 9Ser= rätber feon. ©o 3b* mollt natf; $olen ober nach Salabrien ober anberö mobin in ber SDBelt gieren, fo mill id; ©udj mit einem frönen ©efdjenfe begaben, unb »erfpredje auch, ©ud) nimmer in ber ÜJlotl) gu laffen." St>a antmortete i^nt Dteinolb unb fprad): M9tUergnabigftet £err unb Jlönig, gegen bie ©emait Jlönigö Jlarl fönnen mir allein nicht befielen; aber ©ure ÜHajeflat ^at bort nod) eine ffarfe unb f)o^e ©teinflifjpe, bie mollet mir fd;enfen, fo miU id) barauf eine grofje gefhing bauen, bafj id; beä Jtönigö Jlarl ©emait nid;t fürsten barf." Jlönig 3)«o antmortete: „JJteinolb, menn ia fagte fReinolb : „91$ nein, gnabiger >§err unb Jiönig, ba8 begehre i$ nid;t gu tbun, »iefs me^r mill id; angeloben, menn jemanb Gud; mürbe mit Jtrieg angreifen, fo mill id; ©u$ »ert^eibigen, alö menn 3^r unfet Digitized by Gor 418 iDie »iet #etnnon$f tnber. ©ater wäret." ©atauf fagte ber J?önlg: „ich n>iU mich Gebens fen unb beraten, unb ©ir eine gute Qlntwort geben." Sogleich ließ 2)»o feinen Olath gufammen forbern, unb trug ihnen Steinolbö ©egehren »ot ; barauf foKten fie fldj entfcljließen unb 9lntwort geben, ©a fagte <$ert Sfraet guerft feine ÜHeinung, unb fprach: „3$ert .König, baß 3h* ihm bie ©ochter famnit ber ©teinflibhe gebet, unb laffet ihn barauf bauen, Wa8 er begehret, ba$ wirb @uet 3Kajeflät große Sßre bringen, unb man wirb (Such allenthalben beßo mehr fürchten." Qlnbell Tibet fagte: „2Ba$ iß ba8? wollt 3h* benn .König .Karl beleibigen ? wenn er foldjeS »ernähme, fo fiele er mit ©ewalt in8 2anb unb nähme unfern .König, Sfteinotb unb feine ©rüber gefangen, unb ließe fie alle h*nf«t> unb »erheerte baS gange £anb! ba$ wäre immer eine ©djanbe." ©iefe ©Sorte »erbroßen ben J&errn 9lnbernett, er fdjlug ben 8lnbeH in baö ©eßdjt, baß er tobt gut (Srbe fiel, unb fagte, „ba haß ©u ben 2ohn für ©einen guten SRath" 9118 ber .König baö fah, fßtach er: „gaffet ba8 bleiben, meine lieben Herren; benn ich Will SReinotb meine Sottet geben unb bie ©teinflibbe ; bafür foU et fammt feinen Srfibetn gu feber Beit mir begehen, wo ich fie »onnöthen haben werbe, al$ wenn ich 3h* 93ater wäre." ©a ließ ber .König ben Oteinotb oor fleh Jommen, unb fagte: „iÄeis nolb, mein lieber @oljn, ich Weiß, ©u biß »on größtem Stamm, fo ©u unb ©eine ©rüber mir wollen getreu fetyn, fo will ich ®i* meine liebße ©od)ter gut ©emahlin geben, bagu bie ©teinflibb« unb ben halben ©heil weinet ©üter, unb magß ©u barauf eia ©aßeil bauen laffen, fo ßatf unb fefi ©u immer willß, bamit ©u flehet fetyeß »or bem König KotI in granfteid) , et fann ©i* barauf fein geib thun, unb lüg’ er hunbert 3nhre baoor." ©afür banfte ßteinolb bem König S)»o feht hößidj, unb ließ fieß al$baü> nach chrißlichem ©ebraudj einfegnen, bie «hochgeit aber warb auf Digitized by Google ©ie »iex #«15 mon«f inber. 411 eine anbete 3eit gehalten. 21(8 nun ba« .jpochieitmabl »orüber unb alle Kurgweil »ollbracht trat, lieg Keinolb 3in»merleute( ©teinme feen unb anbete üJJeiger gufammen berufen , unb lieg ba ein fchöne« unb fefled ©agell bauen, »on lauterm üJJarmorgein, gar hoch unb mit »iet Sföauern umfangen; ba« nannte et 9)?on= talban. darnach lieg et allenthalben auörufen, tuet bafelbg hin »rollte fommen $u wohnen, ben trolle et befehlen unb befdjir= men, unb jeglichen frei taffen »on allen SBefchmerniffen. 2118 bieg ©erlieft unter ba« 93otf fam, fammelten fich an fünfjehn hunbert SXann, tretche ba gu wohnen begehrten, hierauf »erlangte er »om König S)»o, er follte auch einmal bahin tommen unb ihn befuchen. 211« ber König nun gu ihm fam, befah er ba« (SafleH unb fprach: „@ohn, 2)u hag allhier ein fchön unb mächtig @tücf SBerf« gemacht, ©ott gebe $ir ©lücf unb £eil bamit, trie ijl fein Karne?" ®a antwortete Keinolb, „weil e« auf einer weigen SJiarmorflijWe geht, fo habe idj e« 2J?ontalban ober SBeigeitgein genannt." <5o fliehen ge »on einanber. Kun gefdjah «3, bag König Katl, mit feinem Kefen Ko= lanb unb anbem Kittern , gdj rügete unb wollte nach ®t. 3acob in ©allicien reifen; unb al« ge in König 8)»o’d 2anb tarnen, fah Karl ba« fdjöne unb gewaltige ©agett an, unb merfte, bag e« fag uniiberwinblich war. «Sie fuhren eben über« SBaget in ba« Sanb, ba« König g)»o bem Keinolb mit feiner Tochter gegeben hatte. Da fragte er, Wer ba« ©djlog erbaut hatte, unb Wegen e« fety. Kolanb gieng gu einem 2lcfer8mann unb fprach benfelbeit an, wem ba« ©agell gugehöre. S)a fagte bet üJlann: „Sin ©raf hat e« bauen lagen, um geh gu wehren gegen feine geinbe." Kun fragte Kolanb , wie et heige. „Keinolb," ant; wortete jener, „et hat auch brei herrliche ffirüber, unb ble ®tabt ift /■ Digitized by Google 412 ©ie #ier #e»)tnDtt$f inber. fein." 9118 IRolanb biefen Sefcbeib tingenommen, eilte tr triebet jum Äönig unb fagte \f)m, wie et ternomnten, bajj Öteinolb e$ gebaut hätte. darüber warb ber Jtönig gornig unb gebot 0to; lanb, et fottte bittgeben unb öteinolb fagtn, bafj et ihm ba8 SafteU, bie (Stabt unb auch feine Stöbet audliefern folle; bann Werbe et ihnen alle ihre SWiffet^at rergetben; trenn et fid? beffen treigerte, fo treibe e8 ihm übet geben. „®ann tritt idj, fpradj er, mit meiner ganzen Stacht fomnten, baö ganb rerbetben, unb ityn fammt feinen Stübern aufbenfen taffen." SRotanb rnerfte ftd? beö JtönigS üMnung, ritt nach SWom tatban, grüßte ttleiitolb fammt feinen Srübern unb feinem gangen Jf?au8gefinbe fteunblicb, unb fytanton4Hnbetr» 413 »erberbte ed mit Srennen unb ©engen, »ertöt aber »iel Soll, fo baß et gulefct mieber abgieben mußte. 3efct Ratten bie Stüber mieber gtieben. Sa gefchab ed auf eine 3«t, baß Dteinolb feine Srübet gu firaart: „3hr «Herren, meidet, unb fominet mir nid?t gu nah, ober ich »»el;re mich, fo gut ich fann," unb fd?lug bermafien mit feinen Srübern auf fle gu, baff 2ttte3 tobt bavnieber fiel, »oaS fle nur erreich«» Digitized by Google Sie t> ier ij)e«mon4f inber. 417 fonnten. $iefer «Streit mährte mobl jmei £age lang, fo bajj «§e»mon nicht« augricbtete. 211« e« nun an ben britten iag iim , marb iReinolb mieber mobl auf unb ermatte oon feinem (Schlaf. 5)a fanb er feine 23rüber gegen ihren 23ater fireiten, al« ob fle unfinnig mären. 3efct nahm IReinolb fein (Scbmert, fab, bajj feine 33rüber mübe maren, bi*Ü fit hinter >bn fpringen unb fpradj : „ 91un foll mich ©ott flrafen, mo ich 3emanb »erfcbonen mill, unb menn e« gleich mein 93ater fetfcft märe!" fptang mit ben SCBorten in ba« 33olf hinein, ba e« am bitfflen jianb, unb fa« märe un« »ot ©ott unb ber 2Belt eine (Staube ; * mir bürften aud) unfere 2lugen an feine« grürjlen <£of mehr em; por btben; barum bitte ich 5>icb, lafi eö bleiben, fonfl erlangen mir unfet Sebenlang feinen gfrieben mit jtönig Äarl, unb mit fönnen e« »or ©ott nimmermehr »erantmorien." Sieinolb aber fpracb: „33rubet, ich fage Ü)ir für gemifj, ich miU ihm feine Jtinber lehren fangen ! " nahm ben S3ater unb banb ihn auf fein $ferb, oerfcb affte fleh einen Jtnappen unb befahl ihm, er folle ba« 9tojj mit bern ©efangenen jum Äönig Jtarl führen. 3)et Sunge fer Änabe fam öor beg Äönigg 5Paltafl : aber ba trar bag ^bor noch rerfc^ioffen ; ba Köpfte er an, big eg ber S£h°thüter hbrte; ber fam unb fragte, »on mannen er mit bem ©efangenen farne. ®er JEnabe fprach : „ @g ift ©raf $ewmon. " 9ttg ber Xborbüter bag horte , fpraag haben meine JEinber getfsan ; eröffne bag $h°r unb laff midf burd)reiten ju bem Könige, auf baff ich ihm fann f tagen, wie eg mir ergan= gen ift ! 11 2ltg er nun jttm Jtönig fam, würbe er fcon bem ©ferbe abgebuttben, unb «§anb unb Smfje if)m aufgelöst, £>a fragte ihn JEatl: „^e^mon, wer hat (Such baggethan?" «fpehmon aber antwortete: „ ©nabigfier *§erv unb Äönig, bag haben mir meine Äinber gethan, benn atg itacb : „ *üd) ^ört , liebe üföutter , je$t fleht e8 iibel, benn Jlonig Jtarl bat un3 belagert, unb rnofern mit unter feine ^anb fonunen, fo muffen mir alle flerben! 9Baö 9tatl)8 miffet 3h* un8 ? " S)a fytach grau 9lba gu IReinolb : „ 3i«b* $>eine SilgtimSi fleiber toieber an, fo mitt i dj 2>icb gern gum £bor hinaus lajfen ; alfo ntagfl ®u baoon fommen ! " • fReinolb folgte feiner ttRutter, naf)m Urlaub »on feinen Stübern, unb machte fleh toieber auf, nad) 9Rontalban gu gieren, mo er ba8 fRojj Sebart getaffen batte. 2lber ba toarb eine gtofje Slraurigfeit gmifchen ber DRutter unb ben riet Söhnen. fReinotb mar ooll SeibS , bafj er feine 2Rutter unb feine Stüber alfo Oers taffen muffte, begleichen bie SRutter unb feine Stüber toieberum, unb (Sinet bat ©ott für ben Slnbern. 3Bie nun IReinolb au3 bem Safiell unb au8 ber aufe belagert fe»b! 3$ meif feinen beffern JRatb, al3 bafj 3b* @ucb bemüthiget unb gehet mittig unb barfüfjig gu bem Jf önig , fallet ihm gu gufj , unb bittet ihn um Schonung (SureS 2eben8; i$ glaube, et mitb duch auf gürbitte (Suter Set= manbten gu ©naben annehmen!" 2>ie brei Stüber folgten ber 2Rutter (Ratt), unb giengeti gu Jföttig Jtarl mittig unb batfufj, fielen ihm gu gufj , unb baten ihn , er folle ihnen ihre SUffethat, fofle miber ihn gethan hatten, um ©otte3 SBiffen »ergeben; fle moltten ihm 1$* Seb'en lang mit 2eib unb @üt bienen." $>a fragte 27 * Digitized 420 ©ie »Ute ^efemonSf iu-bet. Der Äönig nacB SKtinolb, mo fle ben gelaffen hätten. (Sie ants horteten iBm, fit müßten ni<$t, mo er müre. ©a befaßt er, man fotte i^nen £5nbe unb güfie binben unb fle gefangen legen, er motte fle fo lang beBalten, Bis et ben fReinolb babei ^ätte, alSs bann feilten fle flerben. 9118 grau 9tya bief Börte, fiel fle in CBnmadjt »ot bent .König nieber, unb begehrte, er folle if>re ©öBne toS geben. .König Äart aber fpracB : „ Sßenn icB fÄeinotb babei Babe, mttt id? fle ju SßariS an ben BöcBflen ©algen B«nfen taffen." Unb fo jog er nau für Sotfdjaft ? “ „ dfye baf id) meinen Auftrag rottBringe, " fytadj er, „Bitte idj, dure SKaje; fiat motten mit fldjer ©eieit gufagen, bamit id) unge^inbert mag / Digitized by Google 422 ©ie t>icr $et>mott«f ittbet. »on einem Ort §u bem anbern geBen, unb reifen oBne ©efatjr meineä SeBenS. ©oßte man bem ©oten Seib tBun , fo mürbe manche ©otfctyaft unauSgeric^tet B leiten. " 2118 ber König biefe SBorte »on bem ©lener Börte, forad) et: „ (SS ift maBr, itB fage ©ir fielet ©eleit gu, bafj ©ir fein Selb mibetfaBten fofl. " hierauf Braute ber ©lener feine ©otfcBaft »or unb forad): „ ©nabigfier <§err ! ©8 laflt Sure ©tajeftät mit Bödjfier ©emutB grüfjen ber aßertraurigfte ÜKann auf Srben, unb ber Befte Dtitter, ben bie ©onne Befdjetnt. " ®a fragte ber .König, mer ba8 märe. ®a fagte ber Söote : „Suter ©tajeßät ©d)mefterfoBn, Sßeinolb, Bittet Sud? bemütfyg um ©nabe für U)n unb feint brel ©rüber; maS fle Sud; ©tijjfaßigeS get^an Baten, moflen fie mieber erftat= ten. Srfitid) mill Oieinolb Suern ©oBn fiubmig neunmal mit ©olb Bejahten; bann mill et eine Kirche gu SBren ©iaria’8 ber SMutter ®otte8 Bauen taffen, unb ein ©itb »on ©olb mad)en, ba8 fo grofj at8 Submig gemefen, unb bie ©riefter mit Unterhalt Begaben, bie alle ©age in ber Kitd)e ba8 Qlmt ber ^eiligen ©teffe »errieten unb bie Xagjeiten fingen laffen foßen; in aßen Klö= ftern unb Kirnen mill er SJtejfe fingen taffen für bie ©eefe 2ub= migS; fein Otofj ©ettart mill et Sud) aud) »ereBren, unb fo 3B* »Bn nid)t butben motlt tn feinem Königreirach: „©Jährlich, biefe ©otf^aft ifi mir nicht anjiänbig; ich hätte siet tieber etwas Otn; bereS gehöret. 9lbet 3>u bift ftug, bajj ®u erfl fldjer ©eleit be= gehret ^»afl , unb baS *on mir fetbjt, benn wenn 3ch foldjeS nicht »erbrochen hätte, fo müfjteji 3>u jefct gleid? jterben." 35a frdgte ber Jtönig gum 35rittenmal ben ©oten, ob er nichts mehr ihm anjujeigen hatte. 35er antwortete : „©ein! et läffet aber bie jwölf ©enojfen oon grranf reich grüßen , unb em= hjiehft bem ©ifdjof £utfrin, er Wolle feine ©riiber tn feinen ©djufc nehmen, unb bittet neben bem auch gietnlich feine 93er; wanbten unb greunbe, bajj Jteiner Siath noch bagu geben Wollte, bafj man feine ©ruber hinrichte. Unb, gnabiger^err unb Äönig! wenn jle mit ©ewatt Eingerichtet werben, fo Witt er feine gange 2ßacht baran jtreefen, unb fle erretten, unb wenn er fdjon Wiffen füllte, bajj er fein Sieben babei öertieren würbe." 9118 Äönig Jtarl biefeS auch öon bem ©oten gehört hatte, fagte er: „(Sntbeut mir mein ©etter ©einolb baS, fo will id? fehen, wer fo jtolg fenn Wirb, ber fid) feiner anjunehmen wagte: benfetbeu Will ich in brei Sagen hänfen taffen. " 2Bie ber Wiener biefe SBorte »om Jtönig hörte, Warb er traurig unb nahm feinen ®tab, gieng ju Otofanb, fragte ben, ob er mit Dteinolb »erwanbt wäre ober nicht. 35a antwortete ©olanb bem 35iener: „3a, ich »Mt um feines 3)ing8 willen ihn oetläugnen, benn er ifi mein ©etter! " 35a fagte ber 3ungling : „ 3)a8 ifi recht , unb wenn %i)v ben jun^ gen «gelben toertaugnet hättet, feiltet 3hr »on meiner £anb y Digitized by Google 424 ©ie »iet £ et) m ottSf itt b et. geftorBen fetyn. “ ©ejjgleicBen fragte er aumon«f«nber. 425 ornig, »ermeinte, ber «König hatte ihn henfen taffen, unb bet berget nachte ihn fo raube, bafj ihn bet ©effen nicht ermeljren fonnte; ba ritt et gen Sorbel in benSBatb, lieg ton feinem Sferb ab unb banb tö an eine ©taube; bann egte et fia8 ®raö, fchüttelte jtd) fo tange, bis e8 loö matb, unb gieng ein menig jum 3Balb hinaus, ju maiben. Hebet baö lauten an fünfunbjmanjig fflauerofnechte, mollten auch Fütterung haben für ihr Sieh , unb fallen baö jRofj maiben gehen; bie fagten unteveinanber : „flehe, iff baö nicht ba8 grofje SRofi Se^att, auf meinem Oteinolb geritten, ber unfern «König Siubmig erfragen hat? Saffet un$ baä auffangen, unb unferem «König «Kart bringen, ber mitb un$ unfere 9Jtühe mohl belohnen; benn ich toeifj, bafj mit ihm einen angenehmen JDienff thun, unb mo mit ba$ »ollbringen , fo metben mit alle reich genug. " $>ar: auf machten fle atSbalb ein Stefc ton SBeiben ober anbern 3*»eU gen, umringten baö 9lofj bamit, unb brachten e$ bem «König nach ffJariö. 2)a gab’8 jut ©tunbe ein fold)’ (Skfchtei in bet ©tabt, bat baö fflofj Sehart gefangen märe, bafj Sebetmann julief unb mollte e8 fehen. 3« felbiget 3«it mar bet «König auf feinem @chtof, unb 9tolanb bei ihm; bie fahen jum genffet h«tau8 unb etblicften feht toiet Soll«, unb »ermeinten, fle hätten fleh gefehlt gen; bejjmegen gieng Karl mit feinem 33etter ‘Jtolanb h«= unter, jugleich famen bie Sauernfnecfjte, brachten ba8 fftofj Sehart, unb »erehrten e8 bem König. ®et nahm eö freunblich an unb befahl, man foöte ben Unechten @ffen unb Printen geben, unb baju ein ©efhenl, babutch fle ihtSebenlang gtücflich mürben; benn er friste ba$ Otojj fo ho bafj e$ mit feinem ®olb $u be; jahleit toare. ®atnach nahm et ba$ 9tofj unb fünfte (8 feinem Setter Dtolanb; bafüt banfte biefet gar höflich / gebachte febod) 426 !Dlci>icr $ehmottöfinbee. 6ei flcf): „gewollte, baß eS mein Setter, ©raf Oieinolb, wieber hätte, unb baß bie Siebe alte gegangen waren, bie eS ihm ge= flogen haben; auch will ich bagu ratzen, baß eS gegeben folle!" SBie bie Jlnechte gegeffen Ratten , tie# fle bet Jlönig triebet gu f Ich fontmen unb fragte fle, tr» fle baS Sferb befoinmen batten. Sa antworteten fle bem Jlönig: „©näbigfter J?err, mit haben eS bet Sorbet in bem SBalbe gefunben, ba gieng eS im ©raS wai; ben." Sa fragte Jlarl: „Ob fle ben Oteinotb nid^t gefeben hätten?" fle fpraiec §ebmon«finber. 427 tönig fagte : ,,©a« tbut, Kolanb, benn »on ihnen erlangt 3b* Ue (§br’ unb Xugenb; Wa« äöunber«, baf man ihnen etwa« §u befaßen tbut!" Stolanb gieng al«batb in ben ©aal, wo bie frauen bei etnanber waren, unb fagte mit gebübrenber dfyt: rbietung, er wolle am nacbften ©onntag ba« 9tof reiten, fle oUten ba an bem Ort etfdjeinen. 5EBie injwif&en tReinolb Wieber erwarte, fab er nadj feinem KofSSetoart; als et ba« nicht gewahr würbe, fotang er auf, ; eberbete fimon«f ittber. tttt gu febn unb gieng an einem ©tocf. ©erfetbige fam gu fReinolb, grüßte ihn unb bot ihm einen guten ©ag. öteinotb banfte it)m unb fttracb : „3«b ^a6e feinen guten ©ag gehabt, bie= treil icfj lebe ober geboren bin!" ®a fagte üDialegttö: „>&ett Steinolb, 3b* müfjt nicht »ergtreifeln , ®ott »titb alle ©inge gunt Sejiett feeren: benn trenn ein SDienfcb in böcfyftei 9iotb ift, fo ijt ©ott am nacbften unb hilft ihm auö bern ©ienb." Üteinotb fagte: „ftreunb, ich gtaube nicf^t , bafj mir Semanb auö meinem ©tenb Reffen fann, beim eö ijt oiel gu grofj; ich bfll>e erftlid) meine Srüber »ertoren , bie bat Jtönig .Kart ron granfreicb ge= fangen unb null fte hänfen taffen. ©ann »ermeinte itb biefeiben mit meinem Oloj? 33e«art gu erretten; tväbrenb ich nun ein trenig gefdjlafen habe, ift mir baö auch gejtobten trorben. 9tun treifji üb feinen ©roft mehr/ bin bef ^at6 in einem fo gtojjen ©tenb, bajj mir fein SDienfcb barauö Reifen fann!" ÜJtalegtyö farad): „3unget *&err, fetyb nicht traurig, fonbertt fajfet baö <§etg unb bittet ©ott um ©nabe, er trirb fl&err, ich bin ein armer ü)iann; fo 3b* mir ettraö gu geben hobt, fo tritt ia8 geben? 3n bet iRothmufj man beten!" 2Rategp8 aber fpradj : <§etr, jefct faget 3h* rcc^t, gebt mir noch etmaS, fo miß ich ©ott itten , bajj et ©ure J8rüPer aus Pem ©efängnij? unb (Sud) ron eurem Seit) erretten fott." SKIS IReinolP Pa8 hört*/ gab *t ih«* •inen Ulaehtrocf unP fpradj : „Siehe, Pilgrim, Pa fönnet 3b* lang aron jehren; Pen ge6e id) ©ud) um ©otte8 unP feinet lieben Rutter mitten, Pah ©ott meine SriiPer behüten molle ror beut ^mählichen «§enfer8toP, unP Paß mir aud) fein SeiP miPerfahre nP id) Per ©emalt J?önig Jtarlö mög’ entfliehen!" Sluf Piefe SOBorte nahm 5D?ategp8 Pen £Radjtroef , fchlug ihn ufamnten unb flcdte ihn in einen Sacf ; Pa bat er Pen JReinotP tod) einmal unP fprad): „*f?err, habt 3hr noch etma8 ju geben, ih bitte um ©otteS miHen, fo gebt e8 mir, id) mitl e8 in meinem Siebet miePer erflatten." 9118 SReinolP biefj hörte, marb er fehr ornig unb fpradj : „2)u Unflath , fpottefi 2)u meiner? hob’ ich Dir nicht genug gegeben?" jog fein Sehmert au8 unb fchlug nach / Digilized by Google 430 ©ie »ict £ci)mon«f iubcr. ihm, SKaiegh« aber entforang bem Schlag unb ^iclt ihn ab mit fei= ncm Stab ; fyrach : „Schlagt 31jr mid) mehr, fo mitb eö (Sud; rtuttt : ich »erbe mid) mehren!" — „SSoUteft ©u ©ich mehren?" fyradj Seinolb; „id) fagc ©ir, fürwahr, menn ©einer fo »iel alö Saume im SBalb mären, fo foUteft ©u mir nicfjt entgegen! " ©a ftettg S?alegi?ö an : „Seinolb ! ich fageSucfj für gemifi, 3hr mijfet menig, maö id? fann, unb menn 3br mich mehr fdjlaget, fo merbet 3h* SButtber fehen !" ©ariiber mürbe Oleinolb feijv gornig unb fdjlug mieber nad) bem Sialegnö; aber ber verfemte ben Streif aber= malö, brauste feineÄunft unb »ermanbelte fld; in einen 3üngling »Ott jmangig 3ahrfn- ©ariiber »ermunberte fld> Seinolb über bie SDla&en unb erfchracf heftig. @r gebaute bei fldj felbft: „2Ba8 milt baö merben, mie mirb mir baö ©lücf jefct fo mibermärtig! beim ein Unglüd fommt mir über baö anbere, meine Stüber fmb gefangen, mein Sofj ifl bahin — Äönig Start mifl mich ^an= gen; je(jt fommt ber Jeufel gar unb miß mich gu necfen anfan= gen ! " 3nbein gog er fein Schmert , fällig mieber nach beni Slaleg^ö unb »ermeinte if>n tobt gu fdjlagen; Slalegnö aber ent= mich bem Streif unb tief mit heller Stimme: „Setter Seinolb! maö thut 3hr? fennet3h* mich nicht?" Seinolb fyrach: „Sein, mev fe»b 3h* beim?" ©a fagte Slalegnö: „3crbe mein 9tojj »erloren unb fann ihnen nicht mehr beiftehen!" Sialegnö erroieberte: „höret, Setter Oteinolb, maö ich thun mitt; icf; tritt mit meiner Jtunft ©ud) baö Soft berbeibrin= gen. 3nbeffen müffet 3h* thun, maö ich Such Seinolb, mie er baö 'hörte, marb er erfreut unb fprad): Digitized by Google 2>ie »icr $ct>mou$finber. 431 , Setter, maS 3b* gebieten »erbet, baS mitl if?err, (br febet mobl, baf ich «in armer, frattfer SWann bin: foll ich enn in meinen ©ftnben fierben, fo mu§ ich <««9 »ertoren feun ! 'Iber ich b°ffe/ 3b* »erbet mir baS nicht abfcbtagen!" 5)ann ieng er an: ,,«§err, ich m«f @«un." ©er ©ilgrirn, biefj oon ben (Können bötenb, mürbe gornig unb gebaute Bei jidj fetbp: „©u ^atteP gute 2ufi unb f^tügejl biefe »ier (Sdjmarge tobt!" bann fprai^ er mit falfdjem «bergen $u ihnen: „O ihr Herren, ich Bitte euch um ©ottel mitten, fattet mit mir auf bie Jlnie unb Bittet für midj, bafji meine Seifte mir felig feb, bafj idj oottfommene Steu’ unb ?eib über meine Be; gangenen ©ünben habe, unb panbbaft in meiner Sufje Btei6e, bamit ihr ber guten Sßerfe, bie idj getban unb no§ülfe, bafj mir Pe aulgiel;en, ihre J?leibet auf bie ©ferbe Binben unb biefe in’8 bloßer führen!" Steinolb marb gornig, bafj bie SKöndje ©djroab, u. ©. 2tt Stuft. I. 28 Digitized by Google 434 ®ie riet $cfmott$? inbet. tobt traten, unb fagte: „93etter, icf miß ba$ nicft tfun, mettn 3fr mollt, fo tfut e8 felbet!" 2)a 5D?ategt>ä faf , bafi JReinotb ifrn nicft Reffen trollte, $og et bie Söncfe au8, banb if;re Kleiber jufammen, macfte flc fejl auf bie Sßferbe unb lief bie Äötfer im Sege liegen; bann gieng et ttacf bem Jtlojter, ba8 rot $ari8 lag, unb ftagte nacf bem 3tbt. ®et ißförtnet melbete ifn. 8118 SalegfS §u bem $bt fant, neigte er ffcf unb fagte : „Sütbiger 4?err! ©raf JReinotb lüft (Sucf freunblicf gtüfjen unb fcficft ©ucf biefe $ferbe unb Äleiber, et begehrt, 3fr möchtet für ifn unb feine 83rübet bitten, bafj fle bei Jfönig Äatl ju ©naben möcftett fornmen!" ®et 8lbt fragte: „Sie fommt 3fr ju ben HJferben unb JUeibern?" Sa= legf8 fytacf : „Sürbiget >§ert, fReinolb fat riet ©eijlticfe et= fcf lagen im Salb 83otbole, unb jtrang un8, baf mit bie £Roffe f iefer bringen follten ! " @o tvie Salegf8 feine Oiebe rollenbet fatte, fagte Oteinolb gar feimlicf ju ifm: „93etter, 3ft fabt fte erfcflagen!" 9Jiateg«8 ftiefj ben Oieinolb an, ber merfte gar halb, bafj er ba8 tf dte um feines 89efien trillen. 2Det 9(bt aber fragte ben Sauberer: „grreunb, Dteinotb alle rier erfcf lagen, ba8 trirb ©ott an ifm mof l rcicfen; icf mill ba8 ©efcfenf ron ifm nicft annef men , benn er tft im ganjen .tfbnigreicf in bie 8lcf t getf an, bergefialt, bafj man ifm fein (Sffen unb $rittfen geben fotl, riet treniger etmaS rerfattfen; unb mir merben ifn aucf in uttferet Jtircfe in bie 2lcft erflären!" £a fragte 5Jfalegf8 ben Stbt: „Senn 3fr benn bctS ©efcfetif ni(ft annefnten möget, fo mollen mir mieber $u fReinolb giefett unb ifm folcfeS anjeigen. Senn er e8 erfafrt, fo meifj i(f gemifj, bafj er fomntt unb brennt duet Jtlofler auf ben ©rutib ab!" 2ffö ber Stbt ba8 ron Salegqä forte, entfefte er fl cf unb fpracf : „ftteunb, icf fabe micf anberS bebacft; icf mitl ba8 ©eff enf befallen, unb mir mollen UteinotbS Digitized by Google ©ie »ter Rettin onöftnbcr. 435 unb auch feiner Srüber eingebenf fe»n in unferm ©ebet, auf bap ®ott ihnen alten »olle ©nabe »erleiden , bap fle öon ihrem ferneren ©efangnifj erlöfet »erben, unb einen guten grieben mit .König .Karl fchliepeit. 2Bir Bitten jugleich, 3h* wollet unS Bei lÄeinotb fein BöfcS machen !" SSaleghS antwortete: „9lun »ohlan, »ürbiger *§err, auf (Sure »orgebrachten Sßorte »olleit »tr alleä hie* lajfen, »aS wir hergebracht haben!" 2llfo fc^icbeit fReinolb unb 3J?aleg»S »on beni 9lbt, unb Beibe jogen nach SariS. Sonntag ÜKorgenS, als ber ©otteebienjl »errichtet war, gieng ein jeber ju Difdj; inbern fam 9leittolb unb SDtaleghS nad) SariS »or bie Srücfe, unb fahen ba eine Scheuer flehen, in bet »iel Stroh war; ba»on nahm 9Jialegt?S einen gtopen 2lrtn »oll, trug eS auf bie 93tücfe, unb fagte: „Oteinolb, ach lieber ©efell! wie fommfl Du auf biefj Stroh? 3d? »eip, bap Dir baö Stehen fdjwer anfommt, benn Du Bifl »eit gegangen, fo gut als ich!" 3Wittler»eil fam ein üJtann baher auS ber Kirche, ben bef§o= fen barüBer, id) tritt baS 9top mit meiner Jtunft (Sud; »ieber jur ©teile Bringen, unb »erbe (Sud? aud; jweimat trieber barauf heBen, aber 3ht »erbet atiemat »ieber auf bet anbetn ©eite hinaB falten; bodj baS brittemat, wenn fte (Sud; »ieber barauf Reifen, fo BteiBet feft barauf pfcen!" 3ttS aJZalegtyS ben ffteinolb fo unterrichtet hatte, »ie er Pd; Verhalten foffte, tarnen bie «Herren non <§of mit einer gropen ÜDtenge non 2lbet unb Unabet, grop unb ftein, fammt nieten grauen; barnad; bie tRitter , einer nadj bem anbern, gar herrlidj gegiert auf ihren ffSferben , auch panben ba niete ehrbare Seute, unb Befahen bie Dtitterphaft. ©a fagte einer $u bem anbern: „faget mir bod;, »eichet ip ber fcfiönpe unb trefffidjpe unter ben Stittern, bie je|t habt fehen über bie SBrücfe reiten, oberber noch barüBer reiten wirb?" — ,,©aS ip Ototanb, ber ben ger= ragu erfchtagen hat!" ©a fagte eine ber grauen: „ffiein, ber fdjönPe ip dinier!" — „9td; nein," fagte eine britte, „eS tp bet <§er$og non 33at;er(anb." ©iefe Söorte horte eine anbere, bie neben panb unb nicht non ber ®efefffd;aft »at, bie fprad;: „3dj fage (Sud; in ber SBahrheit, ich freip noch einen anbern, wenn ber hier »are! ©er übertrifft bie anbern affe an Schönheit unb ritterlichen ©haten!" ©a fragten bie anbern ©amen, »et baS Digitized by Google Sie riet £ehmonSfinber. 437 v wäre? Sarauf antwortete bie Same: „9t§etr trat, fiettte ftcb aud? gar freunbticb gegen ihn. Sa fragte ber «König ben 2Ralegtj8: „greunb, trober fontmt (Such bie fdjöne ©puffet, ba8 möchte id) triffen!" Sa antwortete 3Ras tegtjS: „©nabiger £err! fürwahr, man ftnbet überatt ®utc8 genug. SÖenn ich gewußt^ batte, baß ich^meine ©cbüjfet unter biefem Solfe fotlte regieren , id) würbe jte nicht rorgefe&t haben; ich baffe/ in ©uer äjiafejlat Sanbe wirb ber Sinne befchüfcet, wie ber Seiche mit feinem gtojjen ®ut." Ser König fragte abermat, wie er ju ber ©chüjfet fame, benn er wolle e8 wijfen. Sa ant= wortete atfobatb SfalegtjS: „©nabiger *§ett! ba8 ©etb, welches Digitized by Google 438 ©ie tuet £e«moit$finbcr. ic^> barum gegeben fmbe, bag ifl »or eilf fahren in Jtirc^en unb JtCöflcrn »oti mir jufamnten gebettelt worben; bann ^ab’ i , ber U)m helfen fömtte, bentt allein, wann er an beit Ort fame, Wo man baS 9tojj 58e»art reiten foUte, baj? er baffelbige auch reiten möd?te; baS fodt ihm Reifen »on adern feinem (Stenb." 35a fagte ber .König: „greunb, ba wäret 3br jur regten Stunbe ßie^er ge; fommen, benn 58et?art wirb Ijier geritten werben: aber id? fage (Sud? nod? einmal, gebt mir ein Süjtytein auS ber Sdjüjfel, fo Will id? (Suern ©efeden baS fftofj ©eöart reiten laffeit." dJialegöS, biefeSBorte borenb, fj>rad?: „£err .König, eS fotl gegeben. (Sure SÖtajeftät weif wobt, bajj ©brijluS ju 23etble; bern geboren ifl, in armer ©efiatt, unb in fd?led?te Beinwanb gebunben warb; foldjeS tt?at feine 35emutb, benn ©ott wodte haben, bajj ber SJtenfd? aden <§od?mutb unb ade Fracht meiben, unb bemütbig fet?n fode." 35er .König antwortete: „jjreunb, baS Digilized by Google 440 ©ie # iet £etjmon8f iitber. iftmaBr;" l)a fagte SDJategij« mieberutn jurn .König: „©nabigffer .fcerr! taffct aud? bit .Kne^te, bic ba hinten fielen, einen Söffet »oll nehmen, ba8 mill idf (Sud; ju gefallen t^un. ®er .König fagte: „Ißilgrim, id; Bin8 jufrieben," unb Befahl gleich, baß bie Jtne^te »or iBm nehmen foUten ; ba8 traten fle audj , fle tarnen alle $u aWalegi)8 mit gefalteten >§anben unb Begehrten, baß er iBnen fotd;e8 reifte, aber fle mußten nidjt, ma3 fle traten. ®ar= nact) tarn bet Jtönig felBfl in großer 9tnbadjt, unb embfteng ein ©üitytein in ber Meinung, baß ifjm feine ©ünben babutd; foHen »ergeben fetyn. 9113 bieß gegeben mar, ließ ber .König ba8 fRoß Setyart »or Spariö ^inauS an ben Ort Bringen, mo man eS Bereiten follte, unb ba tarnen aud? bie tilget mit großer ^RüB’ unb 9trBeit Bin. SBaljrenb fle nun auf bem SBege maren, fagte ber .König ju fRolanb : „SieBer 93etter , id; Bitte, 3B* trollet biefen tränten ?ßil= grim auf (Euer IRoß flfcen laffen, baß er ba3 reite, fo mirb er burdj ©otteS 4?ülfe gefunb merbenj 3$* »erbient ®otte3 SoBn batan!" tRolanb fprad;: „3«/ gnabiger «§err .König, ba3 mill id; gerne tBun," na^m $ur ©tunbe ben fßilger in feinen 9lrm unb BoB iBn auf ba8 9loß, aber er fiel »on ber anbern ©eite mieber aB; ba8 mar tRolanb »on >§er$en leib, er tjalf iBm mieber barauf; aBet er fiel an bet anbern ©eite mieber aB. 9118 2Ralegi;8 bieß faB, fagte er: „9td; >§err! 3B* tBut große ©ünbe, baß 3B* ben atmen SD?ann fo B«t fallen taffet, unb mit ifjnt .Kutjmeil treibet, ba8 tRoß iff B°d;, fällt er nod? einmal baroit, fo ijt er tobt!" ISIS ber .König Börte, baß er fo oft »on bem fflferb gefallen fe^, farad? er $u fRotanb : „3dj Bitte (Sud;, Setter {Rofatib, gattet ben ffHlgtim bo6rte, baff fein ®efelt mieber * reben fonnte, banfte er ©ott, unb fragte il?n, ob er auch feben unb hören fonnte ? „3*," fagte er, „iicr § e^m on$f tu ber. baf? idj wüf?te, ob meine Serwanbten mir in guter ober böfet 9lbftt et ^etjmonäfiitfcer. 92ach biefem nahm Oteinolb Urlaub tiott ben «Herren, Befaßt fle bem lieben ®ott, fteHte feine Stüber in ®otte8 unb ihre ®e= matt; „meinen QSetter 3Jlategh8," fptacfc er, „befehle id? ÜJlaria, be8 «§erm SWufter, bemt id? barf hi« nicht langer bleiben!" alfo fc^ieb er oon ihnen, unb ritt nach SDtontalban. 2118 bie «Herren üon Dteinolb gerieben maren, ritten fle toteber jum Jtönige unb befcbloffen auf bem 2öeg, ma8 fle biefem für einen Sefcbeib bringen moUten , mie e8 ihnen ergangen mate. 2118 fle nun §um Könige !amen, mar biefer mohl jufrieben, ba et fle fah unb fragte, ob fie ba8 Stof 23e^art mitbrädjten? „Sein, gnabtger <£etr unb Äönig?" Snbem fah er ben ©chilbfnedjt, bet tobt auf einem Sferbe bähet gebraut mürbe, unb fragte : „2Set ifi ber, ben 3hr lobt batfer bringet? 3fi8 bet franfe Sßilgrim, bet auf bem iRof; Se^att geritten ift?" 9tolanb fagte: „9iein, $ert Jtönig, e8 ifi 8rolco’8 ©ohn »on SRorlin." 35a fragte ber Äönig: „SEßer hat ihn getöbtet?" JRolanb fpradj: „hert Äönig, ba8 habe ir S u<$ gegen mich aufmerfen?" „9lein," fogte ber ©ifcbof, „aber mir motten nicht »ermittigen , bafj fle fotten gegangen mers ben." Der Jtönig entgegnete: „id) mitl flebodj bongen baffen, unb gern feben, mer mirö mehren mirb." Der ©ifdjof fpracb mieber: „3cb glaube nicht, baff eS bie «Herren «erben jutajfen, benn fle flnb ihnen filier alte »ermanbt." Da rief ber Jtönig ben grotco »on ©ariä gu fleh, unb fagte: „2Ba$ ratzet 3b*, fott id? meine ©etter gongen ober fott id) fle leben taffen?" ftotco fagte gu bem Jtönig: „®rofjmäd)tigfler Jtönig, ba ijt Sure SDtajeftat felbfi ftug unb »erftänbig genug bagu; «enn aber ©ifcbof Sur^in fid) Surer ÜJlajeflat miberfef}t, unb 3b* fle nid)t bongen lajjt, fo «irb man fagen: ber Jtönig bot e8 nid)t tfjun bürfeit." Da ber Jtönig biefeä bürte, ergrimmte er nod) mehr, fcb«ur noch einmal bei feiner Jtrone, unb fagte: „9tun fotten fie fterben, eö fofte auch mag eä motte," aber ber @cb«ur mar ibm b«*natb toon bergen teib. Der Sifdjof, biefe ©Borte beä Jtönigä b^renb, «arb gornig unb fpradj : „9hm mobtan , gnabiger £err unb Jtönig, eä ifl unfet SGÖitte unb ©teinung fämmtticb, bafj 3b* fottt ben brei ©ebtübern, unfern ©ettern, ba$ £eben taffen; e8 feb Suer SWafeflät lieb ober teib!" Der Jtönig »erfe|te bem 3ifdjof: „mie, mottet 3b* @ud) gegen mich auflebnen?" unb fcbtug nach bem ©ifcbof. Der ©ifd)of, biefj erfebenb, nahm ben Jtönig bei bem «§al8, unb batte ibn fafl ermürgt, aber bie anbern fielen Digitized by Google 446 ©ie »iet JpetjntottSf Inbet» bagmifd?en unb brauten fle miebev non einänbet. ©er Äönig matb gar joraig unb fagte: „9iun mitt id? feben, toer biejenigen flnb, bie mid? abfefcen, unb auf (Eurer ©eite leben unb fterben molten!“ 2US bet 33ifd?of ba8 Ijörte, frtang et auf bie (Seite unb tief: „O 3br Herren unb $reunbe, bie mid? mit ©reue mei? neu, unb nid?t non mir »eichen motten, flehet mir in meinet 9ioti? bei, benn in bet 3«it beröiotb fennet man einen gteunb!" 9tt8 bet ®ifd?of biefe 9Borte gerebet, trat $u ibm non bent Jtönig ©raf 2ti?merid? , 2trnolb8 blf id? bft&* (Such nergebenS fo lang an meinem *§of begatten , bube (Sud? umfonjl alten an? bern Herren norgejogen, unb mein 33ertrauen auf (Sud? gefegt ; 3bt taffet mid? in ber tRotb jieefen j ba8 hätte id? (Such nid?t ju? getraut!“ ©a fagte ©raf tRotanb : „©nabigfier <§err! id? ad?te biefj nid?t; (Sure ÜWajeftät fottte ftd? fd?amen nor ber ganjen SBett, bafj 3bt biefe brei Herren binriebten mottet, bie boeb non tönig(id?ent ©ebtüt unb (Sure Sßermanbten flnb." ®a rief bet Äönig ben gofeo non 3ßari8 unb fagte: „Sotco, ma8 faget 3b* Digitized by Google ©ie » iet #ct)mon$f ittber. 447 hietju, fott ich meine ©ettern loö geben ober nicht?" — „(Eure SÖlajeftät ifi flug unb »erfianbig genug," fyrach biefer: „feljet 3h* nicht, baf? (Sure beficn greunbe fich gegen ©uclj waffnen, unb bem Söifdjof jufaffen? 3m ftaH 3hr bie brei Herren loögebt, fo wirb man fagen, 3hr ^afct fle nic^t richten bürfen nach bem 2BiHen (Eurer 9täthe, unb habt f!e alfo muffen laufen (affen!" — ,,©a8 ifi Wahr," fagte ber Äönig. 5S(ö Ogier biefi SBort »on fyolco härte, Warb er jotnig, fiprang h«root unb fdjlug benfe(6en in’ö ©eflcht , bafj er öot beö Äönigö Srüfje fiel, a£$ ob et tobt wäre, unb fprad): ,,©i ©u falfchet 0tatf;geber unb böfer ©qtann, willfi ©u baö 33tut biefer brei «Herren, unb flehefi, baf toit’ö nicht begehren ? ©u follfi beö ©ageö (Snbe nicht erleben!" ©amt gieng er ju ben brei (Brühern, lofete i^nen ihre 4?anbe, entblößte ihnen ihr ©eftdjt unb wollte fle nicht a(fo langer gebnnben fehen. ©a fragte ber (Bifdjof: „äßet will nun biefe brei Herren hängen ? 3cfj , ob er für bießmat auch gebrochen mirb!" ©er .König fagte: „-fjab’ ich &a« gettjan, fo iß’« mir leib, ba meifi ich nichts ba»on." ©er 39ifd;of fagte: „3ch miß e« Such mohl fagen; benft 3h* nicht mehr baran, baß 3h* im jornigen SWuth bei Suret föniglid)en .Krone fchmuret, 3h* moßet 2tmali« »on Otinbe hangen laßen, meit er Sure ©o^ter entführt hat; unb nun iß er Suer aßertiebßer @ol)n , 3h* tyabt ihm Sure ©odjter jum ©emabt gegeben, unb baju noch 2anb unb heute!" 9tl« ber .König bieß horte, fagte er $u bem Sifdjof : ,,.&err ®U fchof, ich »erbiete Sud) bei meiner .Krone, laffet bie SCBorte fet;n, unb ßreitet nicht tanger gegen meine Sßerfon, benn ich f*h* mol)t, 3h* geminnet mir hanb unb heute ab!" ©a fagte Dtotanb: Digilized by Google 55ic »tcr £eijmon$f inber. 449 „«fjerr &öntgr iinge würben für biefmal beigelegt. 9113 bief? ftd? alfo gugetragen hatte, lam ©laleg^S wieber gen ©ariS, um beS IReinolbS ©rüber auch gu erretten, beim fte meinten alte @tunb’, fle müßten flerben. Gsr gieng bejjljalb nach bem ©allajl in baS ©efüngnifj , unb er: wieS bafelbfl feine Jtunfi, bafj bie gfallbrütfe nieberfiel, unb baS £hor ftd? öffnete; alfo begab er ftd) gu ben ©cfangenen, unb braudjte feine Jtunft abermals, bafj bie (Schlöffet beS $hurm8 gerfyrangen, bie X^ür entgwei gieng, unb er gu ihnen hinein fant. 35a nahm er Slbelhart, Olittfart unb SBritfart bei ber <§anb unb fchüttelte ihnen ihre (Schlöffet ab, mit melden fle gefdjloffen waren: aber bie ©rüber wufjten nicht, bafj eS ©laleghS, ihr ©et: ter, war, fonbern fie meinten, bafj eS beS JtönigS 2>iener Ware, unb wollte fie heimlich umbringen. (Sie Waren bejjwegen fehr traurig unb fiengen an bitterlich gu weinen. „5lörte biefj jam: meriidje ©rämen, erbarmte fidf ihrer unb fagte : „Siebe «Herren, fetyb gufrieben unb erfdjretfet nid^t, eS hat feine ©oth, idf bin 3J?ageth3, (Suer ©etter, id) Will ©ua8 ©utB gefällt!" wußte aber felbjt nicht, waS et gerebet Batte. 9110 SDlategpS folche Sorte ron bem .Könige geBört, war er WoBl jufrieben, faB ftcß um nach beS Königs Krone, unb naBrn fle fammt Karls (Schwert mit f!(B, ließ biefen gufeBen, unb braute bie brei «Herren fammt ber Krone nach Sontalban. Sie ölet; notb feine Stüber faB , fprang er rot Srreuben auf, unb banfte feinem Setter B«*jtict)moit$F inbet. 451 maren berauö ; ba marb er fe^r gotnig unb gieng mieber nad? feinem ®emadj. Untermegß Farn itjm iftolanb «ntgegen unb größte ben Jtßnig. „*§err unb Jtönig !" faradj er, „gu guter ©tunbe fetyb 3fyr affo früt; aufgeftanben!" 3)a fagte ber Jtonig gu Volanb: „Steuer Vetter IRotanb, geltet mit mir, id) muf @ud? mein Unglüd Fiagen, baS mir biefe 9iad?t miberfatyten. Vergangene Vacbt, alö id? im (Schlaf mar, Farn ber Vetrüger SOialegnä gu mir, fo mir redjt ifl, unb fagte mit, er fjätte OleinotbS Vrüber auS bem ©efangnif genommen , unb Bat rnidj um Urlaub, baf er fte nadj üJlontalban führen rnßdjte, barnit fle midj nidjt fürchten füllten; id> meinte, er fiünbe sor mir, unb idj gab iljm Urlaub, fle ßinmeggufüfyrcn , falj audj, baf er meine Fßniglidfye Ärone fammt' bem ©djmerte gu flcb naljm; idj fürste, id; merbe eS nimmer beFomuten!" Stotanb antmor; tete bem dortig unb fagte: „4?err Jtönig , fabt 3br 9J?alegb8 Urlaub gegeben unb nehmet eß ifim nun für Uebel: maß ifl baß?" ®er dortig aber fpracfj: „gtolanb, treibet 3§r (luem ©cf erg mit mir? baß mufj mid; »etbriefen!" @o giengen fle mit einanber in be8 JFönigS Kammer; Jtarl mar fefyr übel gufrieben megen feiner ©efangenen, feiner geraubten Ärone unb feineö ent; führten ©djmerteß. 2Beil nun ber Jlönig nidjt mufjte, mie er mieber gu feiner Jtrone Fornmen füllte, fo lief er eine neue öiel fdjönere unb Fofi; barere madjen; audj Ijätte er gern mieber ein 9tof gehabt, baß bem 9tof Ve^art an ®röfe, ©tärFe unb ©efdjminbigFeit gleich mare. ©aljet mürbe Ujm oon bem Slitter 3)unatj gerätsen, er foUe feine Jlrone at§ ein Jtleinob auSfefcen unb in feinem gangen Sanbe auäfdjreiben , melier Sufi unb Veliebett trage, mit fei; nem Vfttb um bie .Krone gu rennen, ber fülle jtdj nadj Sßarid 29 * Digitized by Google 452 ©ie »ier ^ctjmottSf inbet. «etfügen; ba motte betÄönig bie auSfefcen, unb »selber bet erflc mit feinem Sßfetb an bem3ifle märe unb bie Äroite erregte, bem motte er fle oiermat mit tothem @olb abfaufen, fammt bem tttofj, mit meinem er fle erlangte. ©iefertttath gefiel bemJtönig mohl; er gebaute, auf biefem SEBege bürfte er baS befte Sfetb befommen, baS im ganzen Jtßnig; reich märe, unb mit meinem tttolanb ber ©emalt, bie ttteinolb üben mochte, miberflehen unb ihn fern »on granf reich galten fönnte. (Sr fetjte baljer bie Jbrone, bie er erft ^atte machen laffen, als Jtteinob auö, baneben befahl er, eS folle fichein 3eber mit ben beften Spferben oerfehen, bie er befommen fönnte. «Soldes erfuhr Dteinolb öon einem guten gteunbe, ben er in fjtanfreich hflttG bet ^am *n aller (Sile gu ihm nad) Slontaf; ban unb fagte: „<$err ttteinotb, id) tljue Such gu miffen, bafj ber Jtönig feine Jtrone gum Äleinob gmifchen 3J?ontalban unb ber ©eine aufgefefjet, bagu alle Dritter berufen, mit ben ebeljien SfBfer- ben gu^ßariS gu erfdjeinen unb i1)r SefieS gu tljun mitOiennen, um bie dfrone gu geminnen, in ber Hoffnung, bafj er auf biefem SBege baS befte Sferb befäme, um Such bamit gu begmingen unb fern »om Sanbe gu galten." Uteinolb ermieberte : „greunb , fdjmeige baoon flitl ; menn eS meinem Setter StaleghS rathfam gu fepn bünfet, fo miU ich nach Spor iS reiten unb baS jtteinob geminnen; benn ich meifj, et ftnbet fein ttlofj, baS meinem gleich ift im Saufen unb «Springen." ©iemeit er mit biefem rebete, fant SJtalegpS baju, unb CReinolb erga^lte i^nt, maS er gehört. S)a fptadj SDlalegpS: „2Bo meint bet Äönig ein fold) ttlofj gu ftnben, baS bem Separt gleich fomrnt mit Saufen unb (Springen? ®aS ifl ihm nicht möglich; berl;a(ben rat^e ich Such, Setter ttteinolb, bafj 3hr bahin gieret unb nehmet Sure Srüber fammt Surem Solf mit Such, bamit 3hr befto bejfer »ermaßt fepb, unb fehet, bafj 3h* bie Jtrone baoon bringet: id; felber mill auch mitreiten." Digitized by Google ©ie »iet onSHnbcr. 453 ©a lief Dtctnotb ba8 0tof SSetyart fatteln, rüfete ftd? in aller (Eile unt) fle gogen au8. 2118 fle gen Orleans famen, fragte 9Jlategb3 nadj ber Befien J&erBerge: fle fliegen son iBren $fetben unb giengen hinein. 2118 e8 nun 3*it t»ar, gu effen, teuften fle iljre «fjanbe, festen fidj gu ©ifdj unb Befahlen, baf man ben $fer= ben i^ve ©eBüljr aud? ge6en follte, faf en alfo unb mären fröfjlid), benn e8 mar aHba fein 50langel. 2118 bie 5Dlal)tgett ein (Snbe ^ntte, gieng ein Segtic^er lufl= manbetn, mie e8 i^m mol?l gefiel; aBet SDlategnS unb ßleinotb Begaben fld? in einen ©arten, batin allerlei Jtrüuter unb 93lumen flanben ; ba fudjte ÜJiateg^S etlidje baoon, bie i^m nötljig maren, unb fiief fle gufantmen in einem üHörfer; ben «Saft na^m er unb Befitidj 9ieinolb8 gangen Äörper bamit. ©aburdj seränberte Oteinolb bie garbe unb fal) toiet jünger au8, al8 er mar, alfo baf man Ujn nidjt erfennen fonnte. 2118 2lbel§art, be8 9leinotb8 23ruber, bief fal), ladjte er unb fagte gu ben anbern Srfibem : „@ef>et fflrüber ! ma8 Bat unfer 23etter get^an butd) feine 3auBerfunft ! " ©arauf gieng üllalegtyS in ben @taU unb oeränberte bem 5Rof 23ebart aud? feine &atbe; e8 mar öor^in fdjmarg, barnadj mürbe e8 fo meif mie ©djnee, baf man e8 nietet erfennen fonnte. 2öie biefeS bie 23rüber fa^en, muften fle ladjen unb fagten mieber gu einanber : „ 2Benn id) nicBt müf te, baf e8 SBetyart mare, fo fonnte idj e8 jefct nic^t erfennen, fo feBr tfl e8 nun entfielet 3 unb id) meif gemif , baf flliemanb unter ber (Sonne ijl, ber e3 erfennen fann." 2118 bief gefdjefjen, fteng 2Jfaleg^8 an: „Jlun laffet un8 fort gen 9ßati8 reiten, benn ÜJliemanb fennet jefct fReinolb, nod) ba8 Dtof 23etyart, mie genau man e8 Befielt!" JÄeinolb, ber tapfere «§etb, lief fein Ißferb fatteln, unb rüflete ftd; fammt feinen SSrübetn, unb fein 23etter QWalcg^S bef gleidjen, boet)mon8f iitber. bie SSorte , bie Bleinotb unb SWateg# mit ben SBrüberri gewecl); fett Ratten, tjörte ein SSerrättjer, berfetbe tief eitenbä nad? $att3, metbete 2t tteö bem .Röntg unb fagte, wie baf tReinotb jttfy gerüftet Ijatte unb motte nadj Sßariö reiten, um bie Rrone gu gewinnen; benn er t)abe eö »ott ifm fyören fagen. 2tlö ber .Röntg biefeö »er; nafnt, entfiel it)m ber 9J?uttj unb er fyracf : „fjreunb, waä fagt 3fyr? idj weif, baf Dieinotb nidjt fyiefer fontmett barf, unb wenn er bie Stabt tpariö bamit gewinnen fönnte!" Sa antwortete ber JBerrätber: „<&err, idj fage (Sud), fürwahr, eö gefdjietjt, benn id? t?abe ifn fammt feinen tBrübern unb üDlategsjö gu DrteanS ge= feljen." 2118 ber Röntg ba8 förte, warb er gornig, riefffotco öon ÜJtortiu unb fagte gu iftn: „3$ wilt Sir breifigtaufenb SJZamt geben, barüber foltt Su Obrifier fetyn, unb mit iljnen nach Drteanö gieren , baf Su meinen 23etter JÄeinolb befommejt unb bringft ityn gefangen $iefer. 3Benn er fid; gegen Sidj gur ÄSefr fieltt, fo $aue tfn fammt feinen 23rübetn unb 2Jtalegb8 in ©tiide, unb bringe mir ifre «§äuf>ter, baför will td) Sir fdjwer ®olb geben." Srotco wittigte ein, gog hinweg mit feinem SSotf , befehle atte tBajfe unb ©trafen unb fyratfy: „0lun ijt Steinolb fammt feinen tBrübern mein ©efangener, ©ott wollte e8 benn anberS; id) Witt nun fteifig 9t^tung geben, baf er mir nidjt entforame." r Unterbeffen fam tReinotb auf »ier Sföeiten 2Beg8 nal)e bei 5Bari8, auf ein fd)ön getb, ba fanb er einen guten Brunnen. Sa »erliefen Oteinotb unb üKalegbö ba8 23olf, ba8 fie bei fld) Ratten, unb befaßten e8 bem 2lbetfart, baf er barüber gebieten fotte, at8 ifr Oberfier ; fo ritten fie gen CpariS unb f»rad?en gu 2(betf>art: „2Benn man un8 mit ©ewatt überfatten würbe, fo Wollen Wir eine Srombete btafen, atöbann fomnte Su un8 mit bem 23olf ohne langen 93ergug gu mon«f ittber. Darnach nahm ©unat) ÜJtaleghS fßferb Bei bem 3aum unb fragte ihn auch, wo bet junge <§e(b geboren wäre? SDtaleghS antwortete auf franjöfifd) unb fagte: „3n ^Bretagne; er ift eines ©rafen ©ohn, aber fein JUanb unb 5?eut’ Bat ft »erfetjt." 5Da fragte Ounasj: „SBie? wie ift er an baS QJferb gefommen? baS ift ein fchöit, groh unb gefchwiitbeS fRofj, beSgleicben Bob’ id? niemals gefeBen. @S ift faft bcm Jttofj SBenart gleich, unb wenn eS Don paaren Ware, wie jenes ift, fo fagte ich, eS Wäre ffleqart felbft, beim eS Bat eben feinen ©ang unb ©eftalt, nur nicht bie <§aare!" — ,,©a8 ift fein Söunber," fagte fUtateghS: „bah eS grof? ift, eS hat niemals nichts anberS gefreffen, als Jforn unD 93rob, unb baS allein barunt, weil ber Jtönig hat Derfiinbigeu taffen, er wollte feine Ärone jum Jtleinob auSfefceit auf baS befte *Bferb, welches am gefdjwinbeflen unb am mäd;tigften wäre im furnieren unb fJtennen ; baffelbe wollte er faufen, ber üJieinung, baf? man ben fKeinolb bejwingen unb auS bem Jfanbe halten follte; berhalben hat bevSüngling fein *Bferb allein uiit^orn unb 93rob füttern taffen, bettn er hofft bie Jerone 511 gewinnen unb ben fßreiS baDon ju tragen.'' $a fprach ©unaty ju ÜJtaleghS: „«fjabt 3Br nichts Don SJteinolb Dernommen?" fDtafegpS erwieberte: „3dj glaube, er ift noch bahinten, unb trachtet felir nach beSJtönigSUns glücf." SDaitn nahm er Urlaub Don bem Dritter ®una» unb ritt Uteinolb nach- Ounap aber ritt ju ftolco Don fDtorlin unb fagte $u il;m : „9)?ich bünft, baf? wir DergebenS auf Dteinotb warten, benn ich Weih, bah et nicht nad; $atiS fommt, unb Wenn er fdjon bie ©tobt ©enliS, Orleans unb SlmienS baniit Derbienen fönnte!" {folco antwortete bem Otitter ©unaty unb fprach : „ffürwahr, «fpetr, baS bünft mich auch; unb wenn eS ber Dritter 9teinolb erfährt, bah wir fein aUBier warten, fo wirb er lachen, feinen ©pott mit unS Baben unb fagen: 3efct fehe ich, bah man mich fehr fürchtet, ba Digitized by Google 457 ©te »ier JOetjntonäHttbet, fie mit folget ©ewatt auf mid? Warten!" 2JJit biefen 2Öorten febrten fie wiebet nad) *Pari$ ju bem Jtönig. 2tt3 golco oor beit Jtönig fam, fragte ihn biefer, oB er fReinolb Befommen batte. (St antwortete feinem £errn: „9tein, .§ert Jtönig." (Der 9ütter©unab aber fagtejuJtarl: „©näbigfter £ett Jtönig, e3 Ware gar unwei8licb getban, wenn wir ben flofgen JRitter gteinolb bafetBfi foflten erwarten ; benn er Wirb fldj wobt Beffet Beftnnen, benn baff er gen fßatiö fommt; unb ich weih, wenn et f (Sud; an feiner (Statt b*nfen taffen!" ©arauf erwieberte ©unab : „©tiabiger «fjert, nic^t atfo, ich Witt (Suter 2Jtajeftät einen anbern Olatb geben ; 3br fottet atte ©ba« ber (Stabt guftetten taffen, unb an jeglicheS ©bot ungefähr brei ober riet gewatete SD? amt fielten unb atte bie ftemben Otitter unb Herren braufjen Taffen; unb wenn nun Oleinotb mit einigen Sßferben fame unb gern herein fetyn Wollte, fo fönnte man ihn atfoBatb ergreifen unb (Eurer SDiajeflat gefangen auötiefern!" ©er Jtönig biett ben Olatb für annehmlich unb Befahl ihn in’8 SSerf §u fefcen; er tief bie Stabt SPariS Bewachen, auf bafj er ben Olitter fReinolb möchte Befommen. Oleinotb unb SDlategqä famen. 2tBer Otiemanb war ba, bet ihnen aufmadbte. 2lt$ 3Ra= teg^ö bie§ fab, flecfte er fein <£>aubt burcb ein Sorfnb, »eranberte ben Oteinotb noch mehr; unb SOehart »evftanb bie SBorte auch, bie ber IBerrathet rebete; er fdjtug mit feinen ftüfien hinten auS unb traf jenen »or bie JBrufi, bah er gurücfftet unb ftarb. «hierauf fagte ORategtyS gu ben «Herren, bie babei mären: „DaS tßferb hat ben Jtnedjt tobtgefchtagen." Die Herren aber fprachen: „DaS tPferb hat recht gethan, marum hat er gelogen? SBie foltte baS tBehart fcpn fonnen ; benn Söe^art ift fohtfchmarg, unb- bief? 0to§ ift meiff, mic bet ©chnee; auch fennen mir Oteinotb moht> ber hat eine ©eftatt »on gmeiunbgmanjig Sohren, tiefer Süngting f^einet nicht über fünfzehn Bahre att gu fehn!" 2ttS biefe Otebe ein Grnbe genommen, that man baS %t)ox auf unb tief bie {Reiter alte hinein gieren. 9tt8 jte nun barin maren , fragte ORalegbS nadj ber heften Verberge; bie geigte man ihm, ba fliegen fle oon ihren Sßfetben, metche in ben Stall geführt mürben, unb bie {Ritter giengen gura ORorgeneffen. SBie nun bie 3*it hwannahte, _baft man um bie Ärone reiten foltte, gieng ORaleghS mit Oteinotb ht ben Stall, unb ORaleghS machte burch feine Säuberet, bah OOehart gang mager unb unanfehnlich mar. Oteinotb unb ORateghS fältelten batauf ihre tpferbe, ritten Digitized by Google £He »ier ^je^monSf inbcr. 459 toieber ju bet Stabt b»nau8, auf einen grünen $(a|, unb ettoat= teten bafeifefl ben Äönig. 2118 nun bie SDlahljeit »orbei mar, ritt biefet mit feinem Slbet hinaus, unb e8 folgten ihm alle Witter, bie um ba8 Jtleinob toerbett trollten. Sie famen an ben Ort, mo bie JErone aufgebängt mar; ba begab fiep Dteinolb unb SJtalegpS mit ihren ^ferben unter bie anbern Ulitter unb Herren; als bie Uteinotb fabelt, trieben fie ihren Spott mit ihm unb fagten unter eiitanber: „2)iefer mirb ba8 Äleinob gewinnen unb ba8 Utofj mirb ihm bet .König ablaufen !“ unb bergleicben Spottreben mehr, ©arauf fpracp Oteinolb mit ganj bemütbigen Sorten : „Schertet nicht ju febr, greunbe! mer metf, maS ©ott mir jun; gen gelben auf biefen £ag noch für ©lud befcbeeren rnirb? (Sr möchte mir oielleicbt fo fiel ©nabe erjeigeti, baf ich bie .Krone mit meinem unanfebnlicben 9tof gemanne!" 3>ie§ hörte ein 33iirger, loelcbet babei fianb, ladjte befferr unb fagte: „greunb, 3bt lebet bie 3Baf;rf;eit, aber ich rathe ©ucp, bah 3br lieber ^urücf in bie Stabt reitet unb entlehnet einen ©fei, unb brauchet ben ftatt biefeS 93ferb8; ober eine .Kup, bie fann fein toeit fcpreU ten, fo fommet 3br halb ju ber .Krone!" Unb alfo marb ber gute Dteinolb mit feinem $icrb »erfpottet 3nbe§ befahl ber .König, man foKe ba3 Utennen anfangen, unb ein 3egli o> '•+ • Digilized by Google 460 ® it »ier JpetjmonSf inbet. mufjte, ja fo gefdjminb, at8 märe e8 ein $feit geloefen, bet oon einem Sogen gefdjoffen motben. 3tt8 bie «Herren, bie babei maren, biefj anfaBen, fagten fle miebet gu einanber: „SBit Ratten unfern ©djimBfunb ©Bott an biefem 3üngting, aber mid) bünft, et fönnte bie SCBa^t^eit gefagt Baben ! " 3nbem marb bet Jlönig Se^art audj gemaüt, tief bem fRo= lanb, unb fragte: „Setter! fefyet baö {Rofj an, auf bent bet 3«ng= Ung fl&t; ba8 tauft fo gefdjminb, unb ijt fo grofj unb flarf, bafj e8 bem Setjart faft gteid) ifl ; trenn e8 ft^tcarj unb nidjt meifj märe, fo mürbe inton$ f inber. 461 Kaufleute bütfen feine Kronen tragen; e8 ift bejfer, baff mein JRofj bie tragt! mid) bünft nämlich, 3h* wollet ein JRoftaufcher Werben!" «hierüber würbe ber König betrübt unb fagte : „Sp, lieber JBetter; lajfet mir bie Krone wieber gufommen, ich will ( Sud) gurn JRentmeifiet mad)en über alle meine ©ütet. 9lbethart fall üKarfcball, JRUtfart fall ©peifemeifter unb SBritfart fotl mein ©chultheifl fehn!" JReinolb aber fprach gunt König: „c&ett König! ©ott n>ei§, wenn mir Sud) bienten, fottten mir für unfer SEBohl übel geforgt haben; t)«*t, al8 3hr bie Krone audfefctet, meintet 3h* ein Sßfetb ju finben, ba8 S8ei?art gleich ober übet baffrlbe märe, ba8 ift aber Weit gefehlt. S8 ifl in ber SCBett fein bejfere8; id) bin »eit herum gezogen, bof?ett König, fommet übet bie ©eine; wir wollen Such bie Krone geben !" 2>er König aber Würbe gornig, Digitized by Google 462 ®ic Diet Jj>ehm on$f inbcr. unb fyrach gu beit (Rittern , bie Bei ihm maren, »ornehmlid? gu JRolanb unb Dlioier: „3ch Bitte Sud), 3hr Herren! folget mir nach, unb trauet 9)iategö8 nicht megen feiner 3auherfunft!" ©a fagte biefer: „3e8 fah unb hörte, fprang er hinter fleh, i°9 fein ©djmert au8 unb fleflte jlch gur Söeljr. Dlwier aber fchtug nach 3RaIegt>8 , bajj ihm fein ©chmert au8 ber J&anb fiel, ©a nun 3Rafegt>8 fah, bafj er mehrloS mar, mürbe er gornig, unb fagte gu Olioier: „3ch miU mich gefangen gehen." ©iefer nahm ihn gefangen, unb führte ihn nach $ari8. 2Bie ber Jtönig ben Dlioier fah, enipftcng er ihn freunblidj unb fragte: „2Bie? Olioier, Bringet 3hr mir ÜRategtjö gefan= gen?" Sr antmortete: „3a, «öerr Jtönig! Sure ÜWajeffät mag Digitized by Google Die »ier ^etjittonöfiitbet. 463 nun mit ihm hanbeln , »nie 3hr beliebt." ©a fterig ber Äönig an : „Sffialeghä, ®u falfdjer ©ieb, meijjt ®u mofjl, bafj ©u mir tefct; malö, alö Sttttfart hier gefangen mar, faft meinen ©aumen ab; gebiffen hafi?" ©a antmortete ihm SWaieg^S, unb fagte: „<§err Äönig i ba$ mirb baß lefetemal fetyn, baf? id> (Sud) fdjaben merbe." ©er ^önig aber ft>rae^ : • „®u follfi ^eute nod) fangen." State; gijä ermieberte: „-fperr Jtßnig! id) bitte, laffet mich leben bi9 morgen." — „Stein," fagte ber Jtönig, „bu mochteft mir enfc= taufen." Stategh« rebete mieber: „<§err Jtonig ! idf mitt (Such bafur Särgen jtelten." ©er Äönig fprach : „2Ber mill benn ©ein Särge fetyn?" Stateg^S fagte: „3ch »erfelje mich bejfen gu Oti; fiier." ©a fragte Äarl ben Olioier : „SGBoUet 3hr Särge firtjn für Siategqä , baf? er mir gmifcben heut unb morgen nidjt ent; tauft?" Otioier farach: „3a, >i?ert Äonig." ©a fagte Äatl gu SDtateg^S : „(Sr fattn nicht attein Särge fetyn; t6 muffen ihrer noch mehr fe^n ! " Unb nun fragte StategqS ben Stolanb : „ ob er audj Särge mottte fetyn ? " Ototanb fprach: „©nabiget 4?err Jtönig! (Sure ÜJtajejlat barf nicht forgen, Otisier unb ich motten ung »erburgen, bafj er nicht entmeicben folt." Unterbeffen mürbe e8 (SffenSgeit, ba tiejj ber Jtönig gur ©afet btafen, unb je gmei unb gmei »on ben Herren unb ©enoffen festen fleh gufammen ; aber ber Jtßnig fajj attein; unb fte afjen unb maren frö^Uc^. 9U« Sialegpä biefi fab, fagte er gum JSönig: „©näbiger «^err Äönig, alte Sure Herren finb gefeffen, aber tdj bin »er: gejfen morben; ich benfe, ich f©mn»e unb fefce mich gu (Eurer Stajejiat. " 2U3 ber J?önig biefe §err .König ! mir ift e8 aud) red)t, erlaffet mid) unb Olioier ber Sürg= fdjaft, weil 2Jtaleg^8 in ben Werfer geworfen liegen mup." ©et .König antwortete: „3br fetten, id) entlaffe (Sud) ber 93ürgfc^aft : et wirb mir nid)t entlaufen; id) befehle (Sud) ©ott, id) will mich gu Sette legen.“ 2118 SDtaleg^8 biefi Störte , fagte er: „3mon«f inbet. 465 ®efangnijfe$ fid> öffnete; bie Werten, melcbe 2Badje fetten, fanfen in ©cblaf, fo baff er ffe alle aufeinanbet legte, unb ihnen ihre SCBebren nahm; bann gieng er in be$ Jtönigö ©djtaffammer, fcbleppte ©ilbergef11= ✓ »iet8 ©cbroett auch genommen?" „3a," antmortete SWalegtyä, „batte iicr ^>et}mon3finber. 467 »eldje foldje8 al8balb be»ißigten. £)gier fagte : „ ©Zöchten »it ibre ©nabe bei bem Jtönig erlangen, idj »oflte fein ©ut baran fpaten." @8 »arb aber »erabrebet, ber fflifert Jlonig, ben (Schaben will ich wieber gut machen, unb für meine 93?ijfetbat begebte id? (Strafe ju teiben unb mich nad) Vermögen ju bejfern. Unb fo eS ©uer SWajejtät gefällig ijt, fo Wollen mit un$ ergeben mit Selb unb ©ut." Stuf folcbeS bief ber Jlonig fle abtreten, er Wolle ftd) mit feinen Herren unb Steunben beratben. SDiejj Waren ©rijfon, STUoret unb Sortier, benn bie anbern ©es noffen waren ju SKontatban gebtieben. Sortier fagte ju bem Jlonig: „©itäbiger >j?ett! jfteinotb ifi nun allbier erfcbienett, unb gebentt ©uter 9Jiajejlät nicht, bajj er Subwig, unfern jungen Jlonig, erfdjlagen b<*t? unb ben feiltet 3br ju ©naben anneb* men?" SttS Dgier baö hörte, fürstete er fid), Sortier würbe etwaö mebt gegen Oteinolb fagen, tief eitenb baju unb fpradj: „ (Schweiget jiitt , Sortier, taffet mich rebenj 3^r foCttet BtUig auf fein Sßartament fommen! " S)a fagte ber SJifdjof £urj»n: „®a8 ifl wahr, Dgier, fte Digitized by Google 3>ic t»iet $ettmon6f ittfeet. 471 ratzen bem Könige, bafi er allzeit ju flreiten :fat, alfo ba£ £anb unb Untertfanen öerborben merben. 3cf aber, e&err Äönig, ratfe, ©ure üftafefiat molle Oicinotb mit feinen ffirübern ju ©naben aufnefmen, unb fidj mit ifneit fcerßfnen ; bann mögen fte gegen bie Reiben jiefen, unb unö baö Sanb Reifen geminnen: benn fte ftnb bie befien Äriegöf eiben, bie itf im ganzen (Reidje meifi." Da fpracfy ber Jtönig: „9?ein, icf mill baö nieft tfun; folt idj midf mit bem berfßfnen, ber mir meinen ®ofn unb fo siel 9lnbcre, Otitter unb Solf, erfragen bat?“ 2118 baö ^ar; lament fat? , bap fte nichts erhalten fonnten, [Rieben fte sott ein - anher, unb ber Jtönig fefmur, er melle Dteinolb fenfen taffen. ®a tagte Öleinolb: „ «§etr Jvönig ! meil itf beim fefe, bap icf öon ©udj feine ©nabe erlangen fann, fo miffet, baf? id> mit meinen Stübern mein 2leu£erfte8 tfjun merbe; unb menn mir ©ure^er; fon befommen fönnen, ob eö über furj ober lang feo, fo mollen mir ©ud) baä Jgsmpt abfdjlagen ! Darum möget 3fr ©uef oor; fef eit ! “ 2118 ber «König baö forte, baf Dteinolb noef fo mutf ig mar, fpraef er: „ Sfui, Du lofet ?cdet, millt Du Didf mit ®e- malt gegen ntief auflefnen, unb bebrofeft mief ?“ Steinolb aber ermieberte: „3a, «§err Jtönig! baö milt idi tfun; marum mollet 3fr ©ud) mit unä nieft oerföfnen?“ 2llfo fefieben fle im Un; frieben »oit eiitanber. Sleinolb ritt fieranf naefc SDtontalban, unb riifiete fl cf jum Streit. Jtönig Jtarl lief auef 2llle$ ferbei bringen, ma3 jum Sturm beö ©aflellö nötf ig mar. ©tliefemal aber’fiel 9leinolb auö mit feinem Seif, unb tfat gtofeit Sffaben. Die Herren giengen auf einanber mit foldjer .Kraft, bafj ifnen bie Sfieere jerfpran= gen r bie fJJfetbe niebetfielen unb färben. SDtalegp« ritt auf ben .König unb fatte ifn fetnafe erfef lagen; aber er marb befreit y Digitized by Google 472 ©U oiet $epmon$t in bet. non iRolanb, Olinter unb Ogiet. IRolanb t^at einen Streich auf SföalegtyS , bafj ber non feinem ©ferbe ^erab unb in Ohnmacht fiel. 2lugenblicf8 fptang Sflolanb non feinem SRofj, banb bem SJialegijd *§anbe unb 8ü§e, unb führte ihn in beS Jtönig8£ag*r. $e8 2Jlorgen8 fiiejt et auf Otittfart, bafj fie alle ©eibe non ben ©ferben fielen; Stittfart mar jebodj getrojl, et fab, mie er am beflen mieber auf fein £Ijiet fame, unb mehrte fldf tapfer. Sa; lomon non Bretagne ritt auf ben 2lbelbart, ber mehrte fleh mann; lid), bafj ihnen beibeit ihre S^eere getfyrangen, unb fcfctug ben Salomon auch non feinem ©ferb mit ber SEßeljre. forcier erfab biefeS halb, fdjmang ftd; auf ein 9tofj unb ritt auf Sßritfart. ©er mehrte fich aber tapfer unb burchflacb ben forcier. ©arüber jürnte bet .König unb rief ©f onop ju fich , unb bie -Herren ritten alle in ber Orbnuttg hinter bem .König. ®iefe8 fab ©einolb unb gebaute: „2Ba8 fott ba8 merben?" Snbem ritt ber .König mieber auf SBritfart; ber aber, e8 merfenb, gteng auf ihn mit folget Starfe lo8 , bafj er nom ©ferbe fiel. JReinolb fant auch in ben «Streit, rief fein ©olf an unb fagte: Herren non ©lontalban, nun mehret (Sud) ritterlich, benn fürmabr, mir merben ben .König erfdjlagen unb obfiegen!" .Karl hörte bie0 unb rief: „©einolb, ich hofft, $u mitfl gelogen haben;" fa§ alSbatb mieber gu ©ferb unb gieng auf ©einolb lo8. ©er aber fab fleh toohl oot unb non bannen. 3nbem famett bie ©e; noffen unb festen mit ©emalt unter SieinolbS ©olf, fo bafj fle in furjer 3fit an bie breihunbert ©lann erfeblugen. 2118 ©einolb ba8 fab, rief er all’ fein ©olf gufammen unb fagte: „tyv «Herren non ©lontalban, folget mir unb tafjt un8 fliehen, benn ber JJönig ifl un8 ju mächtig ! " 0lun §og 3ieinolb8 ©olf mieber in ba8 (SafteH , unb ihr ®e; Bieter ritt hinter ihnen unb befcbüfcte fle; aber ©lalegp8 blieb ge; fangen. 2118 Steinolb auf bie ©urg fam, fah er feinen greunb Digitized by Google ®ie ö ier j)ct?moitSf titber. 473 nidjt j er fragte nach ihm; ba »atb ihm gefagt, »ie er gegen ben Jtönig gefodjten, unb alte beibe ton ben ^ferben gefallen »ären : aber bie ©enoffen hätten bem Jtömg wieber auf fein 9tof? gefyok fen, tÄol&nb hingegen ben SDlaleghS gefangen. ©a »atb Üteinolb traurig , feufjte gen 4?immel unb fyradj: „D allmächtiger ©ott, follte i&etr König, ich bitte, 3h* »ollet ©u§err König! JReinoib bat entboten, »ir foffen nad) Slontalban fommeit, er »iff ba8 (Sajieff aufgeben." Der König ermatte auS bem mott«f iitber. i 475 anbetö ; er ifl Guet ©efangener.“ SReinolb jianb auf unb fanb eö fo, mie iijm 9Raleg»8 gefagt J)atte. 3nmittelft gieng bet 3«uberer gu IReinolbö Srübetn, unb geigte iljnen aud? an, maö mit bem Jtönig gugetragen Ijatte. Salb barauf ermatte biefet, blitfte um flc^ unb fal) SJteinoib fammt feinen Stübern »ot jldj fielen, ©a mürbe er fei)t traurig unb fagte: „®iefj f}at STOafegnö mit itb übel ablaufen. " Qlbelfjart aber fytadj : „Setter, i<$ fag« Gudj fürmatjr, er muf Trieben mit unö madjen, ober er fommt nidjt meljt nadj grranfteidj." / Digitized by Google 476 Die »iet $ei>mon$f inbct. 21 iS nun SWaleghS fab, baf ber Jtönig fo ^artnädig war, foracb er: „3&anb me1)r gegen bie Jtrone »on granfreich auf beben! u Unb nun gieng ec atfobalb fort, Würbe (Sremit unb Hieb wohl siet 3at>re alfo. Unterbeffen fteng ber .König lieber an: „Steinolb, laffet mid? in mein Säger geben, ich Will ©ucb gute 9lntwort geben! " Oteinolb fagte: „ DaS ijt unS lieb, fjerr Äo= nig, gebet bin, wenn’S (Such gefallt. SBir haben ©uieb »on 9leinolb unb feinen SBrubern unb fam in fein Säger. 9113 bie Herren ben Äönig Wieber faben, waren fte frob, unb embftengen ibn fteunblUb, benn fie waren ber Meinung, SUlatC' g^S hätte ihn umgebradjt. Der .König aber ergablte ihnen, Wie it;n SDtalegbS bem JHeinotb gu aftontalban ausgeliefert, wie ihn (Rittfart batb erfcbtagen hätte, Wenn ihn JReinolb nicht befehlt unb ihm baS ©eleite gegeben. 2ltSbalb Uef, er ben <&erjog »on Satjerlanb gu fltb forbern, unb befahl ihm, er fofle nach ÜRons tatban reiten unb 9teinotb fagen , baf er fame unb gebe fl§errn, fdjtug bie 2Mbtjleine gu ©tüden, unb fam bis gu Steinolb. 2118 2lbetbart bieh fab, tief er gu ©etyart unb Uefcfoöte e$; ber Jtoitig unb bie anbern Herren rertrunberten ficb über be$ Stoffes Starte, unb begehrten »on JReinolb gum brittenmal feinen ©ob. ©a fagte 3tbetbart: „©erfludjt mufft ©u fetytt, ©ruber, fo ©u baS Stoff trieber ron ©it giebfi." Steinolb aber fytacb : „Sru* ber, febtreig fiitt, fotl id? um beS Stoffes mitten beS JtonigS 3otn triebet erregen V ©a fagte 2lbelbart: „2t cb, Söetjart , trie trirb ©ir jefct für ©eine treue ©ienfie gelohnt, bie ©u meinem ©ru; bei unb unS alten ergeiget baft!" Steinolb aber gabbentÄonig ba$ 0to§ triber feiner ©rüber SBitten , unb fagte: „>§ert .König, fo baS Stoff nun abermals berauSfommt, fange icb eS nicht trieber: benn eS tbut meinem bergen gu trebe!" ©a lieh her .König ibm an ben £at8 gtrei SJtüblfteine binben, unb an jeben ftuff gtrei, unb lief eS trieber in baS SBaffer trerfen , unb »erbot bem Steinolb, bah e* ni(bt nach bem Stoff umfeben fottte, fonft fönnte eS nid)t gu ©runbe geben. 2lbet bennoeb fam baS ©bier trieber über baS Digitized by Google ©ie »iet #e9n*i>n$finfecr. 463 SSaffer, unb freite ben Kobf Berau8, unb fab nadj feinem Ferrit, al8 »are e8 ein 3Jlenfrt aufgeben »ollte? Sd; Begehrte, er follte mich unb meine Stüber gu ©naben annebmen. Unterbejfen fam meine Sfutter mit noch brei Königinnen unb etlichen <§erftn, bie fielen bem König gu gufi unb Begehrten, baff er unS gu ©naben an= nehmen feilte: fte Brauten e8 auch fo »eit, baf itb ihm meinen Se^art geben mubte; unb er lieb ibn SÖaffer »etfen unb 31 * Digitized by Google 484 ®ie »tcr ^c^ittonöf ittbcr. ertrdnfen." ©ie grau fagte: „ba8 ift mir leib, baf 3hr ba8 gute 0tof habt serlaffen müfftn ; jeboc^ ijt mir be8 JtönigS «§ulb noch »iel Heber, benrt mir fönnen feiner 9Jiadjt boch nicht langer miberjtehen." 21(8 biefe Otebe ein ©nbe hatte, lief tÄeinolb feine Jtinber gu fleh forbern, unb fchtug feinen älteften Sohn 2lhmerich guut Witter; er machte ihn auch gunt «gerrn übet ba8 gange Sanb, unb gab ihm ba8 ©ajtell SWontalban; ben anbern fdjenfte er fo toiel Stabte unb Schlöffet, baf fie fid) barauf erhalten fonnten, lief feiner grau auch genug, füfte fle aHe, befahl fte bem lieben ©ott, unb gog in ber Stacht heimlich ^intoeg mit betrübtem bergen. 2118 nun Oieinolb hinmeg mar, liefen fte ifn allenthalben fud)en, fanben ihn aber nirgenbS. ©a maren fte fehr befümmert, unb riefen ©ott fleifig an, baf er ihn bemahren mollte. 2Bie nun Steinolb auf ber Steife mar, fam er in eine Sßilbnif, ba be; gegnete ihm ein ©inflebler, ber hatte in fünfgehn fahren feinen SDtenfcheu gefehen. ©enfelben grüfte er} ber (Eremit banfte ihm unb fragte, mie er ^ir^er gefommen, met er märe, unb ma8 er begehre. Steinolb antmortete ihm, unb fagte: „<§err, ich hin jefct ber traurigfte ÜJienfch, ber jemals unter ber Sonne gemefen ijt, benn ich hin in gmangig fahren nicht fröhlich gemefen, biemeit ich ben Submig, be8 Äonig8 Sohn au8 granfreicfj, erfchlagen habe; nun mollte ich meine Sünben gerne beichten, unb ähtfe bafüt thun, benn fie reuen mich oon «fpergen." ©er ©rennt fpracfj gu ihm: „greunb, ich höre mohh 3»h* fetyb in grobe Saftet gefallen, unb habt miber bie ©ebote ©otte8 gehanbeit} ba8 ift nicht gut. Stun mohlan, meil (Such ©ure Sünben leib finb, unb ©uch »on «bergen reuen, fo follt 3hr auf ©ure Änie fallen, unb ©ott ben 2lllmächtigen bitten, baf er'8 ©uch molle »ergeben, benn feine Digilized by Googli ® ic »icr #ehmon$finber. 485 39armherjigfeit erfhreift f!d^ »ieC toeiter als gute ©ünben." 2Bie JReinotb alfo getrdfiet warb , war er etwas beffer gufrieben , unb 'fbrad?: „<§err, id? will bei (Sud? bleiben , unb was 3fyt mir ge; bietet, mill id? gerne t^un." 35a fagte ber (Sremit: „SBurjel unb .(trauter folt(Sure©beife fe??n, ot?ne >f?emb unb ©d?ul? müßt 3hr gehen, unb alfo Olrmutl? unb (Slenb leiben!" IReinolb erteieberte: „3a, 4?err, baS tritt id? atteS gern t^un; unb teenn eS nod? mel?t Ware!" unb blieb alfo brei ganzer 3«hre bei bent (Srentiten in ber SBüfte, lernte mand?eS fdjöne ®ebet oon il?m, t^at wahre 23uße, unb fajieite feinen Seib mit gajien, $roji unb Jtalte ber* maßen, baß er franf bation würbe. 2ßie fld? ttteinolb alfo übet befanb , ftagte etS bent (Sterni; ten, unb fagte: ,,«§err, id? bin fe1?r ftiwad?, meine Jtleiber wer= ben ju Summen; id? leibe große .Ratte; id? fürste, id? werbe eS nid?t langer auSl?atten fönnen." 3)er (Sremit tröjiete ihn, unb fyradf: „IBruber, fetyb jufrieben unb oertrauet auf ©ott, ber wirb (Sud? nicht »etlaffen." 35a ttleinolb anberS feinen S.rofi befant, feufjete er §u ®ott, unb fprad?: „ittd?, ®ott wm Fimmel, fleh herab, unb fety mir gnabig in meiner ©träfe, ich mu£ °or Jtälte unb «junger je|o jlerben;" ber (Sremit fd^icfte aud? fein ®ebet ju ®ott , »eil er ein großes 3J?itleiben mit ttteinolb hatte. 3n= bem horte er eine Stimme öom Fimmel, bie fprad?, baß er feinem ttJtitgefetten fagen fottte, er muffe ohne 93erjug in baS ^eilige Sanb jiehen unb teiber bie Reiben ftreiten. 35er (Sinfiebler, als er bieß horte, warb froh, rief Sleinolb unb ftwad? : „grreunb, eS ifi mir »on ©ott burth einen (Sngel be= fohlen, baß i(h Such fagen foll, 3hr muffet ohne ffierjug in baS heilige Sanb nach Serufalem jiehen, unb unfern 3Jlitd?riften helfen, baß flc baS Sanb unter ben c^rifitic^?en ®lauben bringen. 3>a fagte ttteinolb : „9ld?, baß iet)mon$?infcer. ju retten, audj feine 2Betjr ober 2Baffen in meine >§anb ju netj= men; unb menn id; ben Sib brechen mürbe, fo möcfjte midj ®ott barum fhafen." ©a fprad; bet (Sremit : „Sieber grreunb, fepb ®ott gefyorfam, unb tljut, maS mit ber (Snget befohlen fyat, jietjet in feinem 9iamen!“ — „©o begebr’ icf?," antmortete Üieinolb, „freunblid? oon (Sudj, *£err, 3tjr mottet ©ott für mi<§ bitten, baft (Sr midj befdjüfce!" ©arauf fc^ieb er mit meinenben 2lugen »on i$m, unb begab fiep auf ben 2Beg: er fam nach ®rafc, mo ©t. ®eorg begraben tiegt, bafetbji fanb er ©ctyiffe, ba fuljr et mit bis nad) ©ctaoonien, unb fam fort bis an ben «§afen »or ©ripoli in ©prien. 3u ©tipoli angetangt, btieb er bafetbfi adjt ©age, unb tutjete auS ; mittlermeile fam 3a hätte er eine ©timrne rom Fimmel, bie ihm befahl, bafl er ohne Sergug nach 2lfer8 btngeben fottte, unb bafelbff ber ©griffen Unfällen mehren Reifen : ba trerbe et feinen Setter ‘Jteinolb finben, ber ®ott getreulich biene unb bem (Sbtiffentbum mit ©etralt beiffebe. 2118 2Jlategty8 ba8 hörte, erfreute er fleh beffen unb eilte beflo mehr, bis er nach 2lfer8 fam. ÜJlittlergeit trat ber Qreinb in ber ©bviffenbeit eingefallen, unb batte fein Saget bafelbff auf= geffblagen. 2118 33lalegb8 nun bi8 gen 2lfer8 gefommen trar, fanb et Digitized by Google 488 ©ie #ie* £et>nton$f inbet«, / . • feinen Setter bafelbp, Weiter ihn gang freunblich emppeng; Pe grüpten einanber unb bewiefen fld) gegenfeitig grope (S^re. 2118 PteinolbB aWitgefellen ba8 fapen, fragten pe, wa8 ba8 für einer Wate. Steinolb antwortete: „3ch fage (Such, Ware ©ott unb bie= fer Slann nicht gewefen, id) Ware fcfjon tange tobt; beim er hat mi mit grofer greiertidjfeit gegeben mürbe. Sann nalj m er Urlaub, unb gieng gu ©djlffe. * Sie Sßatriard^en fammt ben anbern £erm begleiteten iljn bi8 an ba8 ©djiff, unb reidjten ü)m grofe ©efcbenfe unb Älei: nobien; aber Dleinolb tooHte fle nitfjt anneljmen, fonbern fagte: „er Ijatte tterfyrocben, bie Sage feine« SebenS in 9trmutlj gu bleiben, begehrte atfo me$t ni$t, al8 iljm nöt^ig märe, nach Digitized by Google 492 £>ie t> i er £eBmon«fiitber. SRarfeiHe gu fomnten.'1 Oatnafe fu^r et in (SJotteS 9tamenfcom Sanbe, unb mar »Utgig 31ag unb ‘Jtafet auf beut 2Baffet, eBe er nafe 3KarfeiHf fant. 3U8 er nun bafelBfi mar, ^örte er, baf? ber .König gu 5ßari8 einen Streit Befontmen Batte, gmifdjen ©uiOon unb be8 9teinolb8 SoBn Styuieridj, unb folfeeS au8 ber Urfafee, meit SJteinoIb mit bem .Könige »erföBnet, unb ba8 9to£ SBetyart ertranft märe. SBeit nämticB OteinoCb geffemoren, et molle fein Sag fein JRofi mehr Bejteigen, unb fein äBe^r nofe SBaffen an feinem Seife tragen, unb Beimtife Ijinmeg gegogen mar, Betrübte ficfj ber .König bamalS fefer baritBer, ließ befjmegen 9teinotb8 älteren SoBn 3tBmeria8 »erbrofj bie Stätlje fe^r, meil er nofe jung unb nifet über fecfeSgefen Sa^re alt mar; fonberlidfe öetbrofi e8 bie, rnelcBe ftufeöfcBmänger maren, unb bem .König Submig gerätsen Batten, bafi er mit bem 3lbet= Bart um feinen .Kopf Rieten foHte, au8 melcBen Spielen fo grof (Slenb unb Sammet entftanben mar. $>arum berfufeten fie bem .König ben StpmericB »erBafjt gu machen , malten einen lügen= Baften 2lnf^lag, unb fagten gu .Karl, Ql^ntericB Balte gefcBmoten, er motlte ben Schimpf unb bie ©emalt, melcBe man feinem SSater fammt beffen Stübern angetBan Batte, ingleicBen aufe ben £ob beS 9toffe8 Separt norn linbern. 0teinolb, ber fromme unb htiftgt 9Jtann, fiel auf Eingebung be$ ©eifbeS auf feine Jtnie , rief ©ott getreulich an unb bat ihn mit großer 2tnbahu$, ber mar ein fluger unb »erjianbiger 2)lann, führte ein eingejogeneS, reine$ geben, unb gab Slnbern gute$ Sremhel. ©iefer SBifcfjof regierte burd) feine 2Bei$hfit alle ©achen, bie ba$ gange ftranfenreich angiengen, unb fieng an, bie ®t. $eter$firtn ott«finbet. fünf 2lnbere. SCBenn bie 2lnbern gurn (Sffen giengen, fo trug et nod? fo »Ul «Steine unb Jtalf gu , bajj fle fehler einen ganzen £ag genug Ratten. (Sr fd^le^te ihnen (Steine herbei, bafj ihrer fünf an einem genug gu tragen gehabt. SBenn 2lnbete gu Sette giengen, fo blieb er auf ben «Steinen liegen; er afj be8 £age3 nur ein ®er= fienbrob unb tranf 2Baffer, begehrte aud) für ben 5tag nur einen 2Beifbfennig gurn Sohne. SDer SSerfmeifter fragte ihn, wie et Ijeifie unb wo er gu <§aufe wäre; ba3 wollte er ihnen nit^t fagen, blieb alfo »erfcfjtoiegen unb tljat allein feine 2lrbeit. 3)a nannten jle ihn (St. 3ßeter3 SCBerfmann , weil et fo gar fleißig in feinem ffiortyaben war. 2118 bie 2Jlei|ter ben gleif biefeS heiligen SUJanneS faben, warfen fle ben anbetn Änecbten ihre Trägheit »or unb fagten, fle nabmen »iel mehr Sohn, al8 biefer fromme 2)iann, unb tbäten nidjt ben »ierten $bei( feiner Arbeit! Um foteber Urfadje Witten würben bie anbern «§anbwerl3leute ibm feinb, mosten ibn ni^t länger butben, unb utad)ten einen heimlichen 2tnfd)lag, ibn gu töbten. IHun wußten jle, bajj ber heilige SReinolb eine ©ewobnbeit batte, bie Äirdjen gu Sötn gu befugen, unb fdjicfte ba fein ®ebet gu ®ott in allen Jtird^en , unb gab 2llntofen au8. (Sie würben baber einig, baf? fle an bem Ort, Wo jefct St. 9teinolb8 Jta^elle ober Jttofier ftebt, auf ibn warten Wollten unb ibn umbringen; wie auiefe8 Würbe bem heiligen 2)?ann geojfenbart burd) ein ®efl(bt. (Sr aber eilte tejto mehr gu ber beflellten 9J?arter , al3 wenn er gu einet «§ocbgeit hätte geben fotten, befahl fiviflo feinem lieben Sohn, unb gab fidj ben 2Körbern in ihre «§anbe, auf baf? er ein üJiärttyrer würbe unb feine Seele in ®otte8 öteicb fänte. 2113 bie SDiörber ihn fabelt, getfdjlugen fle i^m fein •fpaupt, baf? ibm ba8 4?im ba»on flof?. ©atnadj fteeften fte 9leinolb3 Seicbnant in einen Sacf, füllten Digitized by Google Sie » ier §ei)m»n#f inbet 497 benfelben »ollenbö mit Steinen an unb trarfen ihn in ben {Rljetn, in ber Hoffnung, ber Sacf foUte unter bem SBaffet bleiben, bajj eS »erfdjteiegen bliebe. 916er ©ott lief eö nid}t $u, fonbern gab ©nabe, ba§ ber Sacf njieber über fldfe fam unb blieb auf bem Ufer liegen, obgleich ber 3Rbein fo ftarf gieng. Sa »arb bie (Seele be$ heiligen 9Martt?rer8 ©einolb mit großem gobgefang »on ben (Sngetn »or ©otteS £h*on geführet. Um biefe 3*it tt»arb bie Stabt Sorttnunb auch jum c^rifl^ licken ©tauben befebrt, unb bie Siirger fd?icften ©oten nach (Söln ju bem (Srjbifchof unb begehrten bemütljig, er teolle ihnen ettoaS »on ben £eiligthümern mittheilen , bie fleh in biefer front; men Stabt befanbett. Ser Sifchof aber rief bie ganje (Eletifet? §u; fammen unb berieth fleh mit ihnen, toa$ er benen »on Sortmunb für einen heiligen geben folite, ber ihnen am nüfclichflen teare. Sa fle alfo 9tath h^l^nf jeigte ©ott ihnen an, bajj ber h«Hge Dieinolb ihnen am bequemflen fety. SBie nun fein Selb mit bem Äaften auf bem SBagen fianb, fieng biefer an ju laufen bis nach Sortmunb , ohne ©ferbe, ohne menfehlich* «$ülfe# unb blieb an bem Ort flehen, t»o bie Jtirche »on St. öteinolb hingebauet fleht, t»ie noch heut iu Sag allba §u fehen ifl. 9tlS ber ©ifcfcof farnmt feinen ©eifltichen biefefl fah, folgten fle bem h«ligcn ©tarnte ju (Ihren mit einer ©rojefflon unb unter gobgefangen nach unb begleiteten ben Jtaften t»ohl brei ©teilen 2Bege3. 2Ufo ifl bet heilige fReinolb ein ©efchüfcer ber Stabt Sott; munb, unb man hat öffentlich gefeheit, toie et bort auf ber Stabt; maueT geflanben unb ben getnb, ber ben Ort belagert hatte, abgetrieben; unb betgleichen SBunbertoerfe hat ©ott mehr burch ihn getoirfet, ttie in ben gegenben ju tefen ifl. € (fernab. 8